Generell waren die Gesellschaften der die Arktis vom äußersten Fernen Osten Russlands bis nach Grönland bewohnenden Eskimo in nur sehr geringem Ausmaß fest strukturiert; Organisationsformen, die über die der Lokalgruppe hinaus gingen, bildeten eine seltene Ausnahme. Die Bevölkerungsdichte in diesem Raum war, entsprechend der großen Schwierigkeit des Nahrungserwerbs in diesem Areal, die selbst bei den in hohem Maße dem Umfeld angepassten wirtschaftlichen Methoden der Eskimo bestand, sehr gering. Ferner musste ein großer Teil der zur Verfügung stehenden Zeit und Energie auf die zum unmittelbaren Überleben notwendigen Tätigkeiten, insbesondere die oft aufwändige Jagd, verwendet werden. Aus diesen Fakten sowie der Tatsache, dass sich die Eskimo in Grönland sowie im kanadischen Bereich –ganz im Gegensatz zu zahlreichen Indianerstämmen- der Kolonisierung und der Übernahme der Kontrolle über ihr Territorium durch die entsprechenden Staaten kaum mit militärischen Mitteln erwehrten, erschien die Schlussfolgerung nahliegend, dass Eskimo im allgemeinen wenig dazu neigten, Konflikte gewaltsam auszutragen.
Diese These ließ sich jedoch nicht generalisieren: Bei Auseinandersetzungen zwischen Eskimo war das Instrument der Fehde bekannt, die zu einem bewaffneten Aufeinandertreffen zweier Streitparteien mit oft blutigem Ergebnis führen konnte. Nach außen war das Verhältnis
zahlreicher Eskimogemeinden von Labrador bis Alaska zu den benachbarten Indianerstämmen durch gegenseitige starke Abneigung, die sich häufig in Überfällen, die durch zahlreiche Grausamkeiten gekennzeichnet waren, Bahn brach. Ein historisch weiter zurückliegendes Beispiel kriegerischer Zwischenfälle stellte das Verhältnis der Eskimo zu den vom Hohen bis zum Späten Mittelalter in Grönland ansässigen Normannen dar.
Im Rahmen dieser Proseminararbeit sollen zum einen anhand von Einzelbeispielen der Ablauf gewaltsamer Auseinandersetzungen, an denen Eskimo beteiligt waren, aufgezeigt, zum anderen versucht werden, die Bedeutung derartiger Vorkommnisse organisierter Gewalt für deren Gesellschaft aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Materielle Kultur: Waffen
- 3. Gewaltsame Aktionen unter Eskimo: Blutrache
- 4. Gewaltsame Aktionen nach außen
- 4.1 Die Auseinandersetzungen mit den Normannen
- 4.2 Die Auseinandersetzungen mit den Indianern
- 6. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit untersucht gewaltsame Auseinandersetzungen, an denen Eskimo beteiligt waren. Ziel ist es, anhand von Einzelbeispielen den Ablauf solcher Konflikte aufzuzeigen und die Bedeutung organisierter Gewalt für die eskimoische Gesellschaft zu beleuchten. Die Arbeit betrachtet sowohl interne Konflikte (Blutrache) als auch externe Konflikte mit Normannen und Indianern.
- Gewaltsame Konflikte unter Eskimos (Blutrache)
- Eskimoische Waffentechnologie und Kriegsausrüstung
- Konflikte mit Normannen im mittelalterlichen Grönland
- Konflikte mit benachbarten Indianerstämmen
- Die Rolle von Gewalt in der eskimoischen Gesellschaftsstruktur
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass Eskimo im Allgemeinen wenig zu gewaltsamen Konflikten neigten, obwohl diese Annahme nicht uneingeschränkt gilt. Sie führt die geringe Bevölkerungsdichte und die Herausforderungen des Nahrungserwerbs als Gründe für ein eher friedliches Zusammenleben an. Gleichzeitig wird auf die bekannte Praxis der Blutrache bei internen Konflikten und auf die feindseligen Beziehungen zu benachbarten Indianerstämmen und Normannen hingewiesen. Die Arbeit kündigt an, gewaltsame Auseinandersetzungen anhand von Beispielen zu analysieren und deren Bedeutung für die eskimoische Gesellschaft zu untersuchen.
2. Materielle Kultur: Waffen: Dieses Kapitel beschreibt die traditionellen Offensiv- und Defensivwaffen der Eskimo. Es werden detailliert Pfeil und Bogen, Lanze, Speer, Harpune, Dolch und Bola sowie deren Herstellung und Verwendung erläutert. Die Qualität der eskimoischen Waffen wird anhand von Berichten europäischer Beobachter hervorgehoben. Das Kapitel behandelt auch traditionelle Rüstungen wie Lamellenpanzer und Schilde sowie den späteren Übergang zu Feuerwaffen und deren Auswirkungen auf die traditionelle Kriegsführung. Die Adaptionsfähigkeit der Eskimo bei der Reparatur von Feuerwaffen wird besonders erwähnt.
3. Gewaltsame Aktionen unter Eskimo: Blutrache: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Blutrache als Auslöser von Fehden unter Eskimos. Mord wird als der zentrale Auslöser dargestellt, während kleinere Vergehen eher im individuellen Bereich geklärt wurden. Die Blutrache umfasste die gesamten Familienverbände des Opfers und des Täters, sowohl väterlicher als auch mütterlicherseits. Als Motive für Mord werden persönliche Zwistigkeiten, Rivalitäten um Frauen, Neid und die Tötung von Hunden genannt. Die Fürsorgepflicht für die Angehörigen und die abschreckende Wirkung der Rache werden als zentrale Beweggründe für das Fehdewesen hervorgehoben. Die latente Drohung kollektiver Rache bei heimtückischen Morden wird als wichtiges Element der Eskalationsdynamik beschrieben.
Schlüsselwörter
Eskimo, Inuit, Arktis, Kriegsbräuche, Blutrache, Waffen, Materielle Kultur, Fehde, Normannen, Indianer, Gewalt, Gesellschaft, Jagd, Kolonisierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Gewaltsame Auseinandersetzungen bei Eskimos
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht gewaltsame Konflikte, an denen Eskimo beteiligt waren. Sie analysiert sowohl interne Konflikte (Blutrache) als auch externe Konflikte mit Normannen und Indianern, um die Rolle von organisierter Gewalt in der eskimoischen Gesellschaft zu beleuchten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die eskimoische Waffentechnologie, die Praxis der Blutrache, Konflikte mit Normannen im mittelalterlichen Grönland, Auseinandersetzungen mit benachbarten Indianerstämmen und die allgemeine Bedeutung von Gewalt in der eskimoischen Gesellschaftsstruktur.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, Kapiteln zu materieller Kultur (Waffen), gewaltsamen Aktionen unter Eskimos (Blutrache) und gewaltsamen Aktionen nach außen (gegen Normannen und Indianer) sowie einer Schlussbemerkung. Sie enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Rolle spielte die Blutrache?
Die Blutrache wird als zentraler Auslöser von Fehden unter Eskimos dargestellt. Mord war der Hauptgrund für Blutrache, während kleinere Vergehen eher individuell geklärt wurden. Die Blutrache umfasste ganze Familienverbände und diente der Abschreckung und der Fürsorgepflicht für die Angehörigen.
Welche Waffen verwendeten die Eskimo?
Die Arbeit beschreibt detailliert traditionelle Waffen wie Pfeil und Bogen, Lanze, Speer, Harpune, Dolch und Bola, sowie deren Herstellung und Verwendung. Sie erwähnt auch traditionelle Rüstungen und den späteren Übergang zu Feuerwaffen und deren Auswirkungen.
Wie waren die Beziehungen zu Normannen und Indianern?
Die Arbeit untersucht die gewaltsamen Auseinandersetzungen der Eskimo mit Normannen im mittelalterlichen Grönland und mit benachbarten Indianerstämmen. Die genauen Umstände und Hintergründe dieser Konflikte werden jedoch nicht im Detail beschrieben.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Einleitung stellt die These auf, dass Eskimo im Allgemeinen wenig zu gewaltsamen Konflikten neigten, obwohl Ausnahmen wie die Blutrache und die Konflikte mit Nachbarn existierten. Die Arbeit analysiert diese Ausnahmen und ihre Bedeutung für die eskimoische Gesellschaft. Eine detaillierte Schlussfolgerung wird im Text nicht explizit genannt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Eskimo, Inuit, Arktis, Kriegsbräuche, Blutrache, Waffen, Materielle Kultur, Fehde, Normannen, Indianer, Gewalt, Gesellschaft, Jagd, Kolonisierung.
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- Herwig Baum (Author), 2003, Die Kriegsbräuche der Eskimo, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31076