Die Integration in den Weltmarkt gilt als Chance zu einem verstärkten Wirtschaftswachstum. Dieser Grundsatz dominiert die internationale Wirtschaftspolitik in der Gegenwart. Das globale Wirtschaftsgeschehen wird durch zwei große Trends bestimmt: die Globalisierung und die Häufung der internationalen Finanzkrisen. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs hat die globale Interdependenz in Form internationaler Handels- und Kapitalströme und des Standortwettbewerbs auf signifikante Weise zugenommen.
Der internationale Finanzmarkt ist aufgrund der Volatilität der Kapitalströme und aufgrund eines fehlenden institutionellen Rahmens durch diverse Risiken gekennzeichnet. Davon sind insbesondere Entwicklungsländer betroffen, die durch unterentwickelte Finanzsysteme geprägt sind. Die Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte wird einerseits als Entwicklungschance und andererseits als wichtigste Ursache der zunehmenden Finanzkrisen gesehen. Inwieweit die Vorteile des freien Kapitalverkehrs tatsächlich genutzt und die mit diesem verbundenen Gefahren eingegrenzt werden können, hängt von der inländischen Wirtschaftspolitik und dem Ausbau der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ab.
Können auch Entwicklungsländer in einer globalisierten Welt einen nachhaltigen Entwicklungs- prozess verfolgen? Die vorliegende Arbeit hat das Ziel, Auswirkungen der Weltmarktintegration auf das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländer zu untersuchen. Dazu sollen die Zusammenhänge zunächst auf der Grundlage der neoliberalen Wirtschaftstheorie erörtert und an- schließend an einer Fallstudie überprüft werden. Gegenstand der Untersuchung ist die wirtschaftliche Entwicklung Argentiniens zwischen 1989 und 2001. Die Entwicklungen in Argentinien sollen mit Hilfe der liberalen Wirtschaftspolitik erklärt und zugleich soll die neoliberale Entwicklungsagenda auf Brauchbarkeit überprüft werden.
Argentinien ist mit seinen radikalen Wirtschaftsreformen zu Beginn der 1990er Jahre zum Inbegriff einer Politik der Marktöffnung und Weltmarktintegration geworden. Für die Fallstudie stellt Argentinien ein besonders gutes Untersuchungsobjekt dar, weil seine Weltmarktintegration ein in seiner Intensität wohl einmaliges wirtschaftspolitisches Experiment bietet. Argentinien folgte mit seiner liberalen Politik den Empfehlungen des IWF und der Weltbank und galt infolge des einsetzenden Wirtschaftsbooms als Musterschüler des Währungsfonds.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Die Liberalisierung des Kapitalverkehrs, Wirtschaftswachstum und Instabilität
- Internationale Kapitalströme in den 1990er Jahren
- Liberale Finanzmärkte und wirtschaftliche Entwicklung
- Gesamtwirtschaftliche Effekte der Kapitalkonvertibilität
- Auswirkungen auf die Effizienz der Finanzmärkte
- Risiken deregulierter Finanzmärkte
- Makroökonomische Risiken
- Leistungsbilanz und Verschuldung
- Der Anstieg der Realzinsen
- Die Wachstumsstrategie des IWF: der Washington Consensus
- Die Herausbildung des Washington Consensus
- Die Definition des Washington Consensus nach Williamson
- Die theoretischen Fundamente
- Theorie der optimalen Allokation von Ressourcen
- Wachstum durch Kapitalakkumulation: das Two-Gap-Model
- Kritische Betrachtung der Washingtoner Wirtschaftspolitik
- Konkurrenzschwäche im internationalen Währungssystem
- Annahme perfekter Marktwirtschaft
- Vorschnelle Liberalisierung und Missallokation
- Die Annahme von Leistungsbilanzdefiziten
- Der Post-Washington Consensus
- Good Governance
- Pro-Poor Wachstum
- Theorie des Post-Washington Consensus
- Privatisierung im Rahmen des Post-Washington Consensus
- Marktversagen bei liberalen Märkten
- Konzeptionelle Schwächen des Post-Washington Consensus
- Schwachstellen der Privatisierungstheorie
- Theoretische Mängel der Industriepolitik
- Die Deregulierung der Finanzmärkte in Argentinien ab den 1990er Jahren
- Die wirtschaftliche Ausgangslage in Argentinien (1989-1991)
- Neoliberale Wirtschaftsreformen: der Plan-Cavallo
- Liberalisierung der Außenwirtschaft
- Privatisierung staatlicher Betriebe
- Deregulierung des Kapital- und Finanzmarktes
- Währungsreform
- Monetär-technische Reform
- Monetär-institutionelle Reformmaßnahmen
- Ziele der wirtschaftsliberalen Strukturanpassung
- Kapitalbewegungen und ihre Auswirkungen auf den Finanzmarkt
- Interne Faktoren und Kapitalbewegungen
- Kapitaleinfuhren und die Auswirkungen auf den Finanzmarkt
- Kapitalströme, Stabilität und Wachstum
- Makroökonomische Stabilität und Kapitalbewegungen
- Wachstum, ausländische Ersparnisse und Investitionen
- Die Entwicklung des Bankensektors unter der Liberalisierung
- Makroökonomische Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung Argentiniens
- Der Weg zur Prosperität: 1991-94
- Rezession und Aufschwung: 1995-98
- Die Mexiko-Krise 1995
- Konsolidierung 1996
- Rezession und Krise: 1998-2001
- Der Eingriff des IWF
- Zukünftige Anforderungen an die Wirtschaftspolitik
- Die Reformierung des globalen Finanzmarktes
- Strategien zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
- Politiken zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes
- Standortpolitik
- Alternativer Ansatz makroökonomischer Stabilität
- Nomineller Wechselkurs und ein Lohnanker als Kernbestandteile einer soliden Geldpolitik
- Einkommen als Wachstumsantrieb
- Strategien zum Abbau der Verschuldung
Bilanz
Anhang
- Quote paper
- Diplom-Volkswirtin Rukiye Hamza (Author), 2003, Die Integration der Entwicklungsländer in den Weltmarkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309738