Dem Werk Kleists liegen zunächst drei Gemälde zu Grunde: „La cruche cassée“ ein Ölgemälde von Jean Baptiste Greuze, „Le Juge, ou la Cruche cassée“ von Jean Philibert Debucourt (1787) und eine Umwandlung von Debucourts Werk in einen kolorierten Stich durch Jean Jacques Le Veau, die unter dem Titel: „Le Juge, ou la Cruche cassée - peint par Philibert Debucourt, Peintre du Roi - gravé par J. J. le Veau“ bekannt wurde. Die beiden zuletzt entstandenen Werke zeigen eine Gerichtsverhandlung in einem ländlichen Gerichtssaal, in der es offensichtlich um einen zerbrochenen Krug geht.
Dies war die Grundlage eines Dichterwettstreites zwischen Ludwig Wieland, Heinrich Zschokke, Heinrich von Kleist und später auch Heinrich Geßner. Jeder von ihnen versprach, eine andere Art der Literatur um das Gemälde herum zu schreiben. Heinrich von Kleist entschied sich für ein Lustspiel, was er auch umsetzte. Im Werk selbst gibt er in der Vorrede einen Hinweis darauf, dass dieses Bild der Anstoß zu seinem Lustspiel war: „Ich nahm die Veranlassung dazu aus einem Kupferstich, den ich vor mehreren Jahren in der Schweiz sah.“
Ludwig Wieland entschied sich für eine Satire, löste sein Versprechen jedoch nicht ein. Heinrich Zschokke legte 1825 eine Erzählung mit dem Titel „Der zerbrochene Krug“ vor. Auch Heinrich Geßner setze sein Versprechen in die Tat um: Er versah ein in einer Art von Hexametern verfasstes Werk von Karl Wilhelm Ramler, das wiederum auf dem Werk „Der zerbrochene Krug“ von Salomon Geßner beruht, mit einigen Änderungen und trug so seinen Teil zu dem Dichterwettstreit bei. „Kleist′s >zerbrochner Krug<“, so berichtet Zschokke, „hat den Preis davongetragen.“ Doch der Erfolg den das Werk bei den befreundeten Dichtern hatte, wurde zunächst vom Theaterpublikum nicht mitgetragen. Die Uraufführung des durch Goethe inszenierten Stückes am 2. März 1808 in Weimar war ein Misserfolg. Dies wurde vor allem dem letzten Akt zugeschrieben, der sich in den Augen der Zuschauer zu lange hinzog: „und besonders im letzten Akte so entsetzlich viel und alles so breit erzählt, dass dem sonst sehr geduldigen Publikum der Geduldfaden endlich ganz riß, und gegen den Schluß ein solcher Lärm sich erhob, dass keiner imstande war, von den ellenlangen Reden auch nur eine Silbe zu verstehn.“ Kleist selbst suchte den Grund für das Scheitern der Weimarer Aufführung in der Inszenierung Goethes...
Inhaltsverzeichnis
- Entstehungs- und Stoffgeschichte
- Das Sündenfall-Motiv im Zerbrochnen Krug
- Die sprechenden Namen
- Inhaltliche Parallelen zwischen dem Zerbrochnen Krug und dem biblischen Sündenfall
- Sophokles' König Ödipus und Kleists Zerbrochner Krug
- Parallele n
- Abweichungen
- Die Erzeugung von Komik im Zerbrochnen Krug
- Der Gegensatz zwischen Juristen- und Laiensprache
- Das Spiel mit der Sprache
- Doppeldeutigkeit
- Wortspiele
- Justizkritik im Zerbrochnen Krug
- Der historische Hintergrund
- Worin besteht die Justizkritik?
- Der Dorfrichter Adam
- Der Schreiber Licht
- Der Gerichtsrat Walter
- Die zentralen Dingsymbole im Zerbrochnen Krug
- Der Krug
- Die Perücke
- Kleists Zerbrochner Krug - ein Lustspiel ?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“ ist ein Lustspiel, das sich mit den Themen der Justiz, der Moral und der menschlichen Natur beschäftigt. Die Geschichte handelt von einem Dorfrichter, der in einen Skandal verwickelt wird und versucht, seinen Ruf zu retten. Das Stück spielt mit Klischees und Konventionen und präsentiert die Schwächen der menschlichen Natur und die Unzulänglichkeiten der Justiz.
- Das Motiv des Sündenfalls als Grundlage der Handlung
- Die kritische Auseinandersetzung mit der Justiz und ihren Institutionen
- Das Spiel mit der Sprache und die ironische Darstellung menschlicher Schwächen
- Die Bedeutung der Dingsymbole im Stück
- Die Frage, ob „Der zerbrochene Krug“ ein echtes Lustspiel ist
Zusammenfassung der Kapitel
- Entstehungs- und Stoffgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung von Kleists „Der zerbrochene Krug“ und seine Inspiration durch ein Gemälde von Jean Jacques Le Veau. Es schildert den Dichterwettstreit, an dem Kleist teilnahm, und den Misserfolg der Uraufführung in Weimar.
- Das Sündenfall-Motiv in Kleists Zerbrochnen Krug: Das Kapitel erörtert das Sündenfallmotiv als Grundlage der Handlung und die Verbindung der Figurennamen Adam, Eve und Licht zu den biblischen Figuren und Begriffen. Es zeigt, wie Kleist dieses Motiv nutzt, um den Leser von Anfang an misstrauisch gegenüber den Figuren zu machen.
- Sophokles' König Ödipus und Kleists Zerbrochner Krug: Dieses Kapitel zieht Parallelen zwischen „Der zerbrochene Krug“ und Sophokles’ „König Ödipus“ und vergleicht die beiden Werke in Bezug auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
- Die Erzeugung von Komik im Zerbrochnen Krug: In diesem Kapitel wird untersucht, wie Kleist Komik in seinem Stück erzeugt. Es analysiert den Gegensatz zwischen Juristen- und Laiensprache, das Spiel mit der Sprache und die Verwendung von Doppeldeutigkeit und Wortspielen.
- Justizkritik im Zerbrochnen Krug: Dieses Kapitel analysiert Kleists kritische Auseinandersetzung mit der Justiz und den Institutionen. Es untersucht die Figuren des Dorfrichters Adam, des Schreibers Licht und des Gerichtsrats Walter und ihre Rollen in der Korruption und Unredlichkeit des Justizwesens.
- Die zentralen Dingsymbole im Zerbrochnen Krug: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Bedeutung der Dingsymbole im Stück, insbesondere des Kruges und der Perücke. Es analysiert die Bedeutung der Symbole für die Handlung und die Figuren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter für „Der zerbrochene Krug“ sind: Sündenfallmotiv, Justizkritik, Komik, Dingsymbole, Sprache, Lustspiel. Kleists Werk thematisiert die Korruption der Justiz, die menschliche Natur und die Bedeutung von Symbolen. Es zeichnet sich durch eine satirische Sprache, die ironische Darstellung von menschlichen Schwächen und die Verwendung von humoristischen Elementen aus.
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- Marie Burgard (Author), 2004, Heinrich von Kleist "Der zerbrochne Krug". Entstehungs- und Stoffgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30966