Kulturmanager – Sonnenkönig –Diplomat, wären wohl die modernen medialen Termini mit denen man deskriptiv die Person Ptolemaios II. Philadelphos skizzieren würde. Zumindest oberflächlich, denn diese dienen lediglich zur kategorischen Unterteilung einer komplexen Persönlichkeit, welche es verstand seine ihm verfügbaren Instrumentarien zu seinen Gunsten zu nutzen. So schrieb Macchiavelli knapp 1800 Jahre später in seinem Kapitel „Von neuen Herrschaften, die durch eigene Waffen und Tapferkeit erworben werden“ im Kontext der Renaissance: „Denn der Neuordner hat alle die zu Feinden, die sich in der alten Ordnung wohlbefinden, und laue Mitstreiter in denen, welche bei der Neuordnung zu gewinnen hoffen.“
Wäre man sich der Zeitspanne der Entstehung des Werkes „Der Fürst“ nicht gewahr, so würde man der Annahme verfallen, es wäre im Kontext der hellenistischen Königreiche verfasst worden. Denn ähnlich wie im Altertum, schienen sich Speergewonnene Reiche, auch Jahrhunderte später, mit der gleichen Problematik eines ungeordneten Herrscherwechsels konfrontiert zu sehen. Sowohl Stabilität des Reiches als auch der Fortbestand der Dynastie können durch mangelnde Legitimation und Anbindung an die Person des Königs bzw. dessen Nachfolger gefährdet werden. So war der König in den hellenistischen Königreichen nicht „allein Haupt bzw. Mitte des Staates, sondern geradezu dessen Konstitutens“ .
Um die Gefahr der Instabilität durch innere und äußere Kräfte zu reduzieren, sahen insbesondere die Ptolemäer in der „designierten Thronfolge“ bei Ptolemaios I. Soter und in der Endogamen Ehe bei Ptolemaios II. Philadelphos, die Möglichkeit von der auf rein Charisma basierenden Herrschaft auf eine dynastische Kontinuität zu lenken und damit das „Gentil- bzw. Erbcharisma“ auf einen Zweig zu verengen. Dies zu erreichen bediente sich insbesondere Ptolemaios II. diverser Instrumentarien, welche nicht nur seine eigene Legitimation als Epigone, sondern die Legitimation seiner Dynastie festigen sollte und um damit die „Erinnerungen“ an das Speergewonnene Reich zu negieren.
Diese Instrumentarien und deren Wirkungen sowie der Charakter Ptolemaios II. Philadelphos sind Gegenstand dieses Essay, welches unter dem Aspekt herrschaftssoziologischer Thesen den Übergang einer charismatischen Herrschaft zu einer Herrschaft mit traditionellen und bürokratischen Elementen untersuchen wird.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Kulturmanager – Sonnenkönig -Diplomat
- Die Legitimation der Herrschaft
- Ptolemaios Philadelphos – Eine Biografie
- Die Regierungszeit
- Erste Schritte
- Die Zeit der Diadochen
- Der Kampf um die Vorherrschaft
- Der Krieg gegen Antigonos
- Außenpolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Essay befasst sich mit der Legitimation der Herrschaft Ptolemaios II. Philadelphos und untersucht, wie er die charismatische Herrschaft seines Vaters, Ptolemaios I. Soter, zu einer Herrschaft mit traditionellen und bürokratischen Elementen umwandelte. Dabei wird die Bedeutung von dynastischer Kontinuität, der strategischen Nutzung von Instrumentarien und der Rolle von Kultur und Wirtschaft im Aufbau eines stabilen Reiches beleuchtet.
- Die Herausforderungen der Legitimation einer neuen Dynastie
- Die Bedeutung von Dynastischer Kontinuität und Erbcharisma
- Die Rolle von Kultur und Wirtschaft im Aufbau eines stabilen Reiches
- Die Anwendung von Instrumentarien zur Stärkung der Herrschaft
- Der Wandel von charismatischer zu traditioneller und bürokratischer Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Der Essay beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung der Legitimation und die Herausforderungen, denen Ptolemaios II. Philadelphos bei der Übernahme der Herrschaft begegnete, beleuchtet.
- Anschließend wird die Biografie Ptolemaios II. vorgestellt, wobei sein kulturelles und wissenschaftliches Interesse, sowie seine Rolle bei der Förderung der Wirtschaft und der Verwaltung Ägyptens hervorgehoben werden.
- Im weiteren Verlauf des Essays wird die Regierungszeit Ptolemaios II. näher beleuchtet. Dabei werden seine frühen Schritte zur Konsolidierung der Macht, der Kampf gegen seine Halbbrüder und andere Gegner, sowie die Herausforderungen der Diadochen-Zeit beschrieben.
- Ein besonderes Augenmerk wird auf den Krieg gegen Antigonos Gonatas gelegt, der als ein Schlüsselereignis für die Festigung der Macht Ptolemaios II. gilt.
- Schließlich werden die außenpolitischen Aktivitäten Ptolemaios II. betrachtet, die sich nicht nur auf den Balkan und Kleinasien, sondern auch auf andere Regionen erstreckten, wie Italien, Karthago und Indien.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Schlüsselwörter des Essays sind: Ptolemaios II. Philadelphos, Legitimation, Herrschaft, Dynastie, Charisma, Erbcharisma, Kultur, Wirtschaft, Verwaltung, Diadochen, Antigonos Gonatas, Außenpolitik.
- Quote paper
- R. Jan Kalus-Kersten (Author), 2013, Die Herrschaft des Ptolemaios II. Philadelphos. Zur Legitimation eines Machtwechsels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/309151