Bei vielen Vereinen im deutschen Profifußball handelt es sich im Zuge der Kommerzialisierung und Professionalisierung mittlerweile um große Wirtschaftsunternehmen, die überwiegend in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft auftreten.
In Deutschland wurde der kommerziellen Entwicklung des Fußballs die Türen geöffnet, als der als ursprünglich hartnäckiger Kommerzialisierungsgegner geltende, im Jahre 1900 gegründete Deutsche Fußball-Bund das Vertragsspielertum offiziell einführte (Heimann, 1999). Über die ersten Trikotwerbungen in den 1970er Jahren und TV-Übertragungen durch Privatsender in den 1980er Jahren schritt die Entwicklung der zunehmenden Verflechtung von Sport und Wirtschaft stetig fort.
Mittag und Nieland (2007) erklären diese Entwicklung mit der enormen Aufmerksamkeit, die das Spiel mit dem runden Leder weckt. So entstand ein zunehmend eigenständiger und bedeutender Wirtschaftsfaktor. Das einstige Bild des Fußballvereins als sozial-integrative und nicht-gewinnorientierte Organisation ist damit kaum noch vereinbar (Weber, 2013). Es lässt sich bei Betrachtung der heutigen Situation folgende Frage ableiten: „Rollt der Fußball nur noch, damit der Rubel rollen kann?“ (Nein zu RB, 2014)
Das Thema der stets zunehmenden Kommerzialisierung im Profifußball erhielt nicht zuletzt im Jahr 2014 mit dem Aufstieg des Vereins RasenBallsport Leipzig e.V. (kurz: RB Leipzig) in die 2. Fußballbundesliga neuen Zündstoff. Innerhalb von fünf Jahren schaffte es der Verein, von der fünften bis in die zweite Fußballbundesliga aufzusteigen. Das ausgesprochene Ziel ist es, binnen der nächsten Jahre in der UEFA Champions League zu spielen, so wird der Geschäftsführer der Red Bull GmbH, Dietrich Mateschitz, vom Focus (2012) zitiert.
Das Ziel dieser Bachelorthesis ist, die Meinungen einer entscheidenden Zielgruppe, der Zuschauer, zu diesem Thema zu erfassen und auszuwerten. Laut Statista (2015) interessierten sich im Jahr 2014 ca. 24,43 Mio. Personen der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren ganz besonders für Fußball. Dieser Hintergrund bestärkt das Interesse an den Ergebnissen dieser Erhebung, welche vorrangig zwei Forschungsfragen verfolgt:
1. Wie ist die Haltung von Fußballinteressierten gegenüber dem Engagement finanzstarker Investoren im deutschen Profifußball?
2. Lassen sich bestimmte Einflussfaktoren, wie z.B. die Fanzugehörigkeit eines bestimmten Vereins, auf das Meinungsbild feststellen und analysieren?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemaufriss
- Die wirtschaftliche Entwicklung des Profifußballs
- Entwicklung in Europa
- Entwicklung in Deutschland
- Finanzregulierung im professionellen Fußball in Deutschland
- 50+1-Regel
- Sonderregelungen
- Umgehungskonstellationen und die Entstehung beherrschenden Einflusses
- Umgehungsmöglichkeiten in der Praxis
- Unterstützungs-Modell am Beispiel der TSG Hoffenheim 1899
- Umklammerungs-Modell am Beispiel von Hannover 96
- Der Fall RasenBallsport Leipzig e.V.
- Exkurs: Entwicklung des Sportengagements der Red Bull GmbH und die Entstehung des RB Leipzig
- Ummantelungs-Modell am Beispiel von RB Leipzig
- Mehrfachbeteiligungen
- Interessen eines Investors hinsichtlich einer Anlageentscheidung
- Methodische Vorgehensweise der Erhebung
- Inhaltliche Gestaltung der Befragung
- Auswahl der Grundgesamtheit
- Durchführung und Rücklauf der Datenerhebung
- Empirische Ergebnisse
- Ergebnisse für die Gesamtheit der Befragten
- Fragen zu Investoren
- Fragen zur 50+1-Regel
- Fragen zu Beispielen zu Mehrfachbeteiligungen und RB Leipzig
- Ergebnisse unter Berücksichtigung spezifischer Merkmale
- Abhängigkeiten der Fanzugehörigkeit eines bestimmten Vereins
- Abhängigkeiten der Fanausprägung
- Diskussion der Ergebnisse
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit den Eigentumsverhältnissen und dem beherrschenden Einfluss im deutschen Profifußball. Ziel ist es, die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation des Profifußballs im europäischen und deutschen Kontext zu analysieren und die Auswirkungen der 50+1-Regel auf die Eigentumsverhältnisse und den Einfluss von Investoren zu untersuchen. Dabei wird insbesondere der Fokus auf Umgehungsstrategien und die Entstehung beherrschenden Einflusses durch Investoren gelegt.
- Die wirtschaftliche Entwicklung des Profifußballs in Europa und Deutschland
- Die 50+1-Regel und ihre Bedeutung für die Eigentumsverhältnisse im deutschen Profifußball
- Umgehungsstrategien und die Entstehung beherrschenden Einflusses durch Investoren
- Beispiele für Mehrfachbeteiligungen und den Fall RB Leipzig
- Empirische Ergebnisse einer Befragung zu den Einstellungen gegenüber Investoren und der 50+1-Regel
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Eigentumsverhältnisse und des beherrschenden Einflusses im deutschen Profifußball ein und stellt die Forschungsfrage sowie die Relevanz des Themas dar. Das zweite Kapitel analysiert die wirtschaftliche Entwicklung des Profifußballs in Europa und Deutschland und beleuchtet die Bedeutung von Investoren und Sponsoren für die finanzielle Stabilität der Vereine. Im dritten Kapitel wird die 50+1-Regel und ihre Auswirkungen auf die Eigentumsverhältnisse im deutschen Profifußball untersucht. Dabei werden verschiedene Umgehungsstrategien und die Entstehung beherrschenden Einflusses durch Investoren beleuchtet. Es werden konkrete Beispiele wie die TSG Hoffenheim 1899, Hannover 96 und RB Leipzig vorgestellt und analysiert. Das vierte Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Erhebung, wobei die Gestaltung der Befragung, die Auswahl der Grundgesamtheit und die Durchführung der Datenerhebung erläutert werden. Das fünfte Kapitel präsentiert die empirischen Ergebnisse der Befragung, die Erkenntnisse über die Einstellungen gegenüber Investoren, der 50+1-Regel und Beispielen wie Mehrfachbeteiligungen und RB Leipzig liefern.
Schlüsselwörter
Profifußball, Eigentumsverhältnisse, beherrschender Einfluss, 50+1-Regel, Investoren, Mehrfachbeteiligungen, RB Leipzig, Sponsoring, finanzielle Entwicklung, Umgehungsstrategien, Befragung, empirische Ergebnisse
- Quote paper
- Heiko Lippok (Author), 2015, Eigentumsverhältnisse und beherrschender Einfluss im deutschen Profifußball, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308823