Indem die Schülerinnen und Schüler rezeptionsgeschichtliche Texte sowie Notenmaterial zur 9. Sinfonie Ludwig van Beethovens auswerten, erörtern sie Bedeutungen und Funktionen der Verwendung dieser Musik in Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“. Sie erweitern damit ihre musikalische Reflexionskompetenz.
Für die Stunde wurde eine Szene – etwa im ersten Drittel – des Films „A Clockwork Orange“ von Stanley Kubrick gewählt, die den Protagonisten Alex allein zuhause zeigt, wie er sich zur Musik von Beethovens Scherzo aus der 9. Sinfonie in Sex- und Gewaltfantasien hineinsteigert. Am Ende der Stunde wird diese filmisch dargestellte Form der „Musikrezeption“ mit einer Szene gegen Ende des Films kontrastiert, in der Alex – infolge seiner Gewalt-Aversionstherapie – durch die Musik gefoltert wird und sich schließlich aus dem Fenster stürzt. Dieser Unterrichtsgegenstand kann gleichermaßen als fachdidaktisch relevant wie als motivierend für die SuS angenommen werden.
Er ist relevant, weil er
- exemplarisch Möglichkeiten intertextueller Bezüge von Filmmusik (bewirkt durch Zitat bzw. Parodie) aufzeigt,
- die in dem Film artikulierte Gesellschaftskritik (an Gehirnwäsche, an Gewalt durch Jugendliche wie durch den Staat) auf hintergründige und substanzielle Weise scharf macht und so Funktionen von Filmmusik aufzeigt, die über bloße „filminterne“ und punktuelle Paraphrasierung, Kontrapunktierung und Polarisierung hinausgeht,
- keine ganz eindeutige Interpretation erlaubt, sondern gerade die Ambivalenz des Zusammenhangs Gewalt–Musik aufscheinen lässt.
Er ist motivierend,
- weil die Verwendung von Beethovens Musik im Zusammenhang mit Gewalt zunächst „schockiert“ und gleichzeitig eine kognitive Dissonanz erzeugt. Sie gibt der Wahrnehmung und dem Verstand ein Rätsel auf, das gelöst werden will.
Die Zitation bzw. Parodie von Beethovens Musik stellt intertextuelle Bezüge zu deren Rezeptionsgeschichte her. Für die Erarbeitungsphase werden daher rezeptionsästhetische sowie informierende Texte aus einem Zeitbereich von 1828 (kurz nach der Veröffentlichung der 9. Sinfonie) bis heute herangezogen. Die Auswahl dieser Texte verdankt sich einer Sachanalyse, die zunächst drei verschiedene Deutungsansätze exemplarisch in den Blick nimmt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge
- 1. Lernausgangslage
- 2. Leitgedanken und Intention der Unterrichtsreihe
- 3. Überblick über die Reihe (Synopse)
- Begründung der wesentlichen Planungsentscheidungen der Unterrichtsstunde (Didaktisch-methodischer Kommentar)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Unterrichtsstunde zielt darauf ab, die Schülerinnen und Schüler die Bedeutungen und Funktionen von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ erforschen zu lassen. Sie sollen ihre musikalische Reflexionskompetenz erweitern, indem sie rezeptionsgeschichtliche Texte sowie Notenmaterial zur 9. Sinfonie auswerten und diskutieren.
- Rezeption und Interpretation von Filmmusik
- Analyse des Zusammenhangs zwischen Musik und Bild
- Die Funktion von Filmmusik im Kontext der Gesellschaftskritik
- Bedeutung der Ambivalenz in der Verwendung von Musik in Filmen
- Entwicklung von Hypothesen und deren Überprüfung anhand von zusätzlichen Materialien
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Darstellung der längerfristigen Unterrichtszusammenhänge
- 1. Lernausgangslage: Die Unterrichtsstunde findet in einem Q2-Grundkurs Musik statt. Die Schülerinnen und Schüler sind interessiert, leistungsstark und diskussionsfreudig, obwohl kein Schüler Musik als Abiturfach gewählt hat. Die Stunde baut auf diagnostizierten Kompetenzen auf, wie zum Beispiel der Fähigkeit, die Wirkung von Filmmusik zu beschreiben und zu begründen.
- 2. Leitgedanken und Intention der Unterrichtsreihe: Die Unterrichtsreihe behandelt den Bereich „Filmmusik“. Die SuS sollen in die Lage versetzt werden, die Wirkungen von Filmmusik zu beschreiben, Gründe für diese Wirkungen zu analysieren und die Intention von Regie und Filmmusikkomponisten zu erkennen, zu reflektieren und zu beurteilen.
- 3. Überblick über die Reihe (Synopse): Die Unterrichtsreihe beinhaltet verschiedene Stunden, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen, wie zum Beispiel Grundfunktionen von Filmmusik und Rezeptionskompetenz. Die anstehende UB-Stunde dient als Abschluss der Reihe.
- Begründung der wesentlichen Planungsentscheidungen der Unterrichtsstunde (Didaktisch-methodischer Kommentar): Die Stunde analysiert eine Szene aus dem Film „A Clockwork Orange“, in der der Protagonist Alex sich zur Musik von Beethovens Scherzo aus der 9. Sinfonie in Sex- und Gewaltfantasien hineinsteigert. Der Unterrichtsgegenstand ist fachdidaktisch relevant und motivierend, da er exemplarisch Möglichkeiten intertextueller Bezüge von Filmmusik aufzeigt, die in dem Film artikulierte Gesellschaftskritik auf hintergründige Weise scharf macht und Funktionen von Filmmusik aufzeigt, die über bloße „filminterne“ und punktuelle Paraphrasierung hinausgehen. Die Zitation von Beethovens Musik stellt intertextuelle Bezüge zu deren Rezeptionsgeschichte her und bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, rezeptionsästhetische sowie informierende Texte aus einem Zeitbereich von 1828 bis heute zu analysieren und zu interpretieren.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Unterrichtsstunde sind: Filmmusik, Ludwig van Beethoven, 9. Sinfonie, „A Clockwork Orange“, Stanley Kubrick, Rezeptionskompetenz, Intertextualität, Gesellschaftskritik, Ambivalenz, Gewalt, Musik und Gewalt, Rezeptionsgeschichte.
- Quote paper
- Dr. Malte Sachsse (Author), 2015, Bedeutungen und Funktionen von Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in Stanley Kubricks „A Clockwork Orange“ (Musik, Grundkurs), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308519