Die Pädagogik und Erziehungswissenschaft, hier synonym verwendet, nutzen von Nachbardisziplinen wie Philosophie, Psychologie, Soziologie und Neurowissenschaften Erkenntnisse, um ihre eigenen, auf ihren Kernbereich bezogenen Theorien und Praktiken effektiv zu gestalten. Sie sind somit in ständiger Auseinandersetzung mit anderen Wissenschaften.
Insbesondere erhalten auch soziologische Theorien einen besonderen Stellenwert innerhalb der Pädagogik. Seit Anfang des zwanzigstenJahrhunderts wird vorrangig eine gegenseitige Dependenz der beiden Disziplinen hervorgehobe. Geiger (1930) definiert in Durkheims Begrifflichkeit Erziehung als „gesellschaftlichen Tatbestand“, indem er bemerkt „Gesellschaft ist ohne Erziehung nicht denkbar, wie andererseits Erziehung nur in der sozialen Sphäre möglich ist“ .
Einerseits kommt der Pädagogik innerhalb der Soziologie eine wesentliche Funktion für die Umsetzung gesellschaftlicher Normen, Werte und im weiteren Sinne für den gesellschaftlichen Fortschritt zu. Andererseits können spätestens seit den Studien in den 1960er Jahren bezüglich der Ungleichheiten im Bildungssystem Sozialisationstheorien innerhalb der Pädagogik nicht unberücksichtigt bleiben.
Ziel dieser Arbeit ist eine Annäherung an die soziologische Dimension der Sinneswahrnehmung zur Erweiterung der Perspektive zu einem Dissertationsthema, welches die Bedeutung der Sinnesverarbeitung im Lernprozess fokussiert. Ausgangslage der Autorin ist einerseits eine biologische und wahrnehmungspsychologische Sichtweise der Sinneswahrnehmung, insbesondere der auf Jean Ayres begründeten Theorie der Sinnesverarbeitung (Ayres, 1972, 1979, 1985) sowie dem auf „Occupational Science“ begründetem Verständnis über die Bedeutung des Körpers in menschlichen Betätigungsfeldern in Verbindung mit Gesundheit und Krankheit (vgl. Zemke, & Clark 1996; Wilcock, 2005)
Es werden zwei Beiträge aus der Sinnessoziologie in wesentlichen Grundzügen rezipiert und im Bezugsrahmen ausgewählter pädagogischer Themen bewertet. Als Erstes wurde ein Einführungsartikel von Helmut Staubmann für einen primären Zugang zu den Grundbegriffen der Ästhetik sowie für eine Annäherung an den Stellenwert der Sinne in der Soziologie genutzt. Der Beitrag von Georg Simmel verhalf darauf folgend die soziologische Funktion der einzelnen Sinnessysteme und deren Zusammenspiel zugänglich zu machen
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Einleitung
- II. Die Soziologie im Reich der Sinne. Vom Sinn zur Sinnlichkeit sozialer Handlung (Staubmann, 2008)
- III. Exkurs über die Soziologie der Sinne (Simmel, 1908)
- IV. Bewertung der sinnessoziologischen Aussagen in pädagogischen Diskursen.
- IV.1. Die pädagogische Beziehung
- IV.2. Lernumgebungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Ziel dieser Arbeit ist eine Annäherung an die soziologische Dimension der Sinneswahrnehmung zur Erweiterung der Perspektive zu einem Dissertationsthema, welches die Bedeutung der Sinnesverarbeitung im Lernprozess fokussiert. Der Fokus liegt auf der Rezeption von zwei Beiträgen aus der Sinnessoziologie – Staubmann (2008) und Simmel (1908) – und deren Bewertung im Kontext ausgewählter pädagogischer Themen.
- Die Bedeutung der Sinnesverarbeitung im Lernprozess
- Soziologische Dimensionen der Sinneswahrnehmung
- Die Rolle von Körper und Geist in Bildungsprozessen
- Die Bedeutung der Sinne in der pädagogischen Beziehung und Gestaltung von Lernumgebungen
- Bewertung von sinnessoziologischen Ansätzen in pädagogischen Diskursen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- I. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die enge Verbindung zwischen Pädagogik und Soziologie, wobei besonders die Bedeutung soziologischer Theorien für die Gestaltung pädagogischer Praktiken hervorgehoben wird. Es wird zudem die Notwendigkeit einer mikrosoziologischen Betrachtung der pädagogischen Praxis als Feld sozialen Handelns betont, mit besonderem Fokus auf den Körper und seine Rolle in Bildungsprozessen. Die Einleitung führt den Gedanken ein, dass die Sinneswahrnehmung eine zentrale Rolle im Lernprozess spielt und diese in der pädagogischen Forschung bisher unzureichend berücksichtigt wurde.
- II. Die Soziologie im Reich der Sinne. Vom Sinn zur Sinnlichkeit sozialer Handlung (Staubmann, 2008): Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit Staubmanns (2008) Einleitung in die Soziologie der Sinne. Staubmann beleuchtet den Stellenwert der Sinne innerhalb der Soziologie und untersucht, wie die Sinne an der Gestaltung sozialer Handlung beteiligt sind.
- III. Exkurs über die Soziologie der Sinne (Simmel, 1908): Dieser Abschnitt befasst sich mit Simmels (1908) Werk, in dem er die soziologische Funktion der einzelnen Sinnessysteme und deren Zusammenspiel analysiert.
- IV. Bewertung der sinnessoziologischen Aussagen in pädagogischen Diskursen: In diesem Kapitel werden die sinnessoziologischen Erkenntnisse aus den Werken von Staubmann und Simmel auf ihre Relevanz für pädagogische Themen wie die pädagogische Beziehung und die Gestaltung von Lernumgebungen hin untersucht.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe der Arbeit sind Sinneswahrnehmung, Soziologie, Pädagogik, Lernen, Körper, Bildung, pädagogische Beziehung, Lernumgebungen, Sinnessysteme, Staubmann, Simmel. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen soziologischen Theorien und pädagogischer Praxis, insbesondere mit der Rolle der Sinneswahrnehmung im Lernprozess.
- Quote paper
- Elisabeth Hartig (Author), 2014, Die soziologische Dimension der Sinneswahrnehmung. Eine Perspektive für die Pädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308432