Die Arbeit beschäftigt sich mit einem nicht unumstrittenen Thema der Geschlechterpolitik — mit Frauenquoten. Gegenstand sind eine kritische Analyse des österreichischen und des europäischen Rechtsrahmens, die Gegenüberstellung des Für und Wider einer Quotenpolitik im Allgemeinen und aus dem speziellen Blickwinkel der Universitäten, und schließlich die Evaluierung der Wirkung der universitären Quotenpolitik anhand statistischer Daten. Die Forschungsarbeit umspannt somit die drei Bereiche politische Diskussion, rechtliche Umsetzung und Wirkungsanalyse.
Frauenquoten sind Bestandteil einer politischen Strategie im Rahmen der Frauenpolitik, die darauf abzielt, die Unterrepräsentanz von Frauen insb. in höheren (beruflichen und politischen) Funktionen zu beseitigen. Die Diskussion um die Gerechtigkeit und Sinnhaftigkeit gesetzlicher Frauenquoten, die Mitte der 1990er im Anschluss an die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes im Fall Kalanke (C-450/93) einen Höhepunkt erreichte, hat an gesellschaftspolitischer Brisanz nicht verloren. Ganz im Gegenteil, der letzte Bericht der (österreichischen) Bundesregierung betreffend den Abbau von Benachteiligungen von Frauen für den Zeitraum 2007-2009 sowie der aktuelle Bericht der Europäischen Kommission zur Gleichstellung von Frauen und Männern ließen die Diskussion erneut aufflammen.
Im Rahmen dieser Arbeit werden die europarechtlichen und österreichischen rechtlichen Rahmenbedingungen betreffend Frauenquoten erarbeitet und kritisch analysiert. Ein Fokus liegt hierbei auf den Quotenregelungen für Universitäten im Geltungsbereich des Universitätsgesetzes 2002). Der Diskussion des Für und Wider der Quotenpolitik sowohl aus rechtlicher als auch aus praktischer Perspektive ausreichend Raum gelassen. Versteckten negativen Rückwirkungen von Frauenquoten auf Frauen selbst soll besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Anhand der verfügbaren statistischen Daten betreffend Frauenquoten an österreichischen Universitäten wird anschließend die Wirkung dieser Form der Frauenpolitik auf die Zusammensetzung der Kollegialorgane und des wissenschaftlichen Personals an Österreichs Universitäten analysiert. Europäisches und internationales statistisches Datenmaterial rundet die Arbeit ab und zeichnet die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse in Wissenschaft und Forschung nach.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- I.1. Was sind Geschlechterquote? Was sind Frauenquoten?
- I.1.1. Arten von Quotenregelungen
- I.1.2. Geschlechterquotenregelungen in Österreich
- I.1.3. Warum Quotenregelungen für Österreichs Universitäten?
- II. DER RECHTSRAHMEN
- II.1. Der europäische Rechtsrahmen
- II.2. Verfassungsrechtliche Grundlagen: Der Gleichheitsgrundsatz
- II.3. Quotenregelungen an Österreichs öffentlich-rechtlichen Universitäten
- III. GESCHLECHTERVERHÄLTNISSE AN UNIVERSITÄTEN IN ZAHLEN
- III.1. Geschlechterverhältnisse im internationalen Vergleich
- III.2. Geschlechterverhältnisse im europäischen Vergleich
- III.3. Geschlechterverhältnisse an den öffentlich-rechtlichen Universitäten Österreichs
- III.4. Geschlechterverhältnisse an der Universität Wien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studie analysiert die europarechtlichen Rahmenbedingungen von Quotenregelungen und untersucht kritisch die österreichische Rechtslage bezüglich Quotenregelungen an öffentlich-rechtlichen Universitäten. Sie prüft die Anwendbarkeit und Durchsetzbarkeit relevanter Bestimmungen des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes und des Universitätsgesetzes 2002 und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge. Die Studie zeichnet anhand statistischer Daten die Entwicklung und den Stand der Geschlechterlage in Wissenschaft und Forschung nach.
- Europarechtliche Rahmenbedingungen von Quotenregelungen
- Österreichische Rechtslage zu Quoten an Universitäten
- Analyse des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes und des Universitätsgesetzes 2002
- Konkrete Verbesserungsvorschläge zur Geschlechterpolitik an Universitäten
- Entwicklung und Stand der Geschlechterlage in Wissenschaft und Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Dieses einführende Kapitel definiert den Begriff der Geschlechter- und Frauenquoten und differenziert verschiedene Arten von Quotenregelungen (starre/flexible, Ergebnis-/Entscheidungsquoten, leistungsabhängige Quoten). Es beleuchtet die Situation in Österreich und begründet die Notwendigkeit von Quotenregelungen an österreichischen Universitäten, die durch ein starkes Ungleichgewicht der Geschlechter gekennzeichnet sind. Die Einleitung schafft den Kontext und die Motivation für die detaillierte Untersuchung der Rechtslage und der Geschlechterverhältnisse in den folgenden Kapiteln.
II. Der Rechtsrahmen: Dieses Kapitel analysiert den europäischen und österreichischen Rechtsrahmen bezüglich Geschlechterquoten. Es untersucht die Rechtsgrundlagen der EU, flankierende Maßnahmen ("Soft Law") und relevante Urteile des EuGH (Kalanke, Marschall, Badeck, Abrahamsson). Der Fokus liegt auf der Frage, ob verbindliche Geschlechterquoten in der EU existieren und das norwegische Beispiel wird als Vergleich herangezogen. Weiters werden die verfassungsrechtlichen Grundlagen, insbesondere der Gleichheitsgrundsatz, sowie die relevanten Bestimmungen des Universitätsgesetzes 2002 und des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes im Detail untersucht, einschließlich der Rolle von Schiedskommissionen und des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen. Die Analyse beleuchtet die Defizite der bestehenden Rechtslage und deren begrenzte Durchsetzbarkeit.
III. Geschlechterverhältnisse an Universitäten in Zahlen: Dieses Kapitel präsentiert einen umfassenden Überblick über die Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft und Forschung auf internationaler, europäischer und österreichischer Ebene. Es vergleicht Daten zu Hochschulleitungen, wissenschaftlichem Personal, Studierendenzahlen und Karriereverläufen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der anhaltenden Ungleichgewichte und der "Leaky Pipeline"-Problematik, die den Karriereweg von Frauen in der Wissenschaft beschreibt. Die Daten der Universität Wien werden exemplarisch betrachtet um die Situation an einer konkreten Institution zu veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Geschlechterquoten, Frauenquoten, Gleichbehandlung, Universitätsgesetz 2002, Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, Europäischer Gerichtshof, Rechtsprechung, Wissenschaft, Forschung, Geschlechterverhältnisse, Universitäten, Österreich, Gleichstellungspolitik, Leaky Pipeline.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Rechtslage und Geschlechterverhältnisse an Österreichs Universitäten
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Diese Studie analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen von Quotenregelungen zur Geschlechtergleichstellung an österreichischen öffentlich-rechtlichen Universitäten. Sie untersucht sowohl den europäischen als auch den österreichischen Rechtsrahmen, bewertet die Anwendbarkeit relevanter Gesetze (Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, Universitätsgesetz 2002) und dokumentiert die bestehenden Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft und Forschung anhand statistischer Daten.
Welche Arten von Quotenregelungen werden behandelt?
Die Studie unterscheidet verschiedene Arten von Quotenregelungen, einschließlich starrer und flexibler Quoten, Ergebnis- und Entscheidungsquoten sowie leistungsabhängiger Quoten. Die Analyse beleuchtet die Vor- und Nachteile verschiedener Ansätze.
Welche Rechtsgrundlagen werden untersucht?
Die Studie untersucht den europäischen Rechtsrahmen, relevante Urteile des EuGH (Kalanke, Marschall, Badeck, Abrahamsson) und die österreichische Rechtslage, insbesondere das Bundes-Gleichbehandlungsgesetz und das Universitätsgesetz 2002. Die Rolle von Schiedskommissionen und des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen wird ebenfalls berücksichtigt.
Wie wird die österreichische Rechtslage bewertet?
Die Studie bewertet die österreichische Rechtslage kritisch und zeigt Defizite und beschränkte Durchsetzbarkeit der bestehenden Bestimmungen auf. Sie bietet konkrete Verbesserungsvorschläge zur Geschlechterpolitik an Universitäten.
Welche Daten werden zur Darstellung der Geschlechterverhältnisse verwendet?
Die Studie präsentiert statistische Daten zu Geschlechterverhältnissen in der Wissenschaft und Forschung auf internationaler, europäischer und österreichischer Ebene. Die Daten beziehen sich auf Hochschulleitungen, wissenschaftliches Personal, Studierendenzahlen und Karriereverläufe. Die "Leaky Pipeline"-Problematik wird dabei besonders beleuchtet.
Welche konkreten Verbesserungsvorschläge werden gemacht?
Die Studie enthält konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Geschlechtergleichstellung an Universitäten, basierend auf der Analyse des bestehenden Rechtsrahmens und der dargestellten Geschlechterverhältnisse. Diese Vorschläge zielen auf eine effektivere Durchsetzung der Gleichstellungsziele ab.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Studie?
Schlüsselwörter sind: Geschlechterquoten, Frauenquoten, Gleichbehandlung, Universitätsgesetz 2002, Bundes-Gleichbehandlungsgesetz, Europäischer Gerichtshof, Rechtsprechung, Wissenschaft, Forschung, Geschlechterverhältnisse, Universitäten, Österreich, Gleichstellungspolitik, Leaky Pipeline.
Welche Kapitel umfasst die Studie?
Die Studie umfasst drei Hauptkapitel: Einleitung (Definitionen, Situation in Österreich, Begründung der Notwendigkeit von Quoten), Rechtsrahmen (europäische und österreichische Rechtsgrundlagen), und Geschlechterverhältnisse an Universitäten in Zahlen (statistische Daten auf internationaler, europäischer und österreichischer Ebene).
Wo finde ich detailliertere Informationen zur Situation an der Universität Wien?
Die Studie enthält einen exemplarischen Abschnitt, der die Geschlechterverhältnisse an der Universität Wien im Detail darstellt und mit den Daten anderer Institutionen vergleicht.
Für wen ist diese Studie relevant?
Diese Studie ist relevant für Wissenschaftler*innen, Jurist*innen, Politiker*innen, Hochschulverwaltungen und alle, die sich mit Fragen der Geschlechtergleichstellung in der Wissenschaft und Forschung befassen.
- Quote paper
- Dorothee Baum (Author), 2012, Frauenquoten. Quotenregelungen und Bundes-Gleichbehandlungsgesetz in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308126