Stellen Sie sich vor, Sie sollten jemanden akkurat beschreiben, welche Handgriffe Sie in welcher Reihenfolge zur Vorbereitung Ihres täglichen Frühstückes ausführen. Obwohl Sie diese Arbeit wahrscheinlich jeden Morgen durchführen, wird es Sie etwas Mühe kosten, jeden einzelnen Arbeitsschritt im Kopf rekonstruieren zu können – und das, obwohl Sie es jeden Morgen tun! Wenn Sie Ihren gesamten Tagesablauf betrachten, wird Ihnen vielleicht auffallen, dass automatisierte Handlungen einen Großteil Ihres täglichen Lebens durchgehen – im Alltag als auch in der Berufswelt.
Automatisierungsprozesse und Automatismen spielen aus wissenschaftlicher Sicht nicht nur für die Kognitionswissenschaften eine wesentliche Rolle, sondern sind auch aus fremdsprachenerwerbsspezifischer und fremdsprachendidaktischer Perspektive interessant. Die kognitionswissenschaftliche Perspektive beschäftigt sich beispielsweise mit dem Problem, wie allgemeine kognitive Prozesse speziell bei Gebrauch und Erwerb einer Fremdsprache realisiert werden, außerdem stellt sie die Frage, inwieweit Erkenntnisse über menschliche Kognition durch Erforschung fremdsprachenerwerbsspezifischer Gegenstände gewonnen werden können.
Die fremdsprachenerwerbsspezifischer Perspektive beschäftigt sich unter anderem damit, welche Faktoren in welchem Maß den optimalen L2-Lernerfolg begünstigen, wie Lernprozesse zeitlich verlaufen und welche sprachlichen Bereiche (Phonetik, Prosodie, Morphosyntax, Syntax, Lexik, pragmatische Kommunikationsstrategien) wie von Automatisierung und Automatisierungsprozessen beeinflusst werden. Außerdem stellt sie sich die Frage, inwieweit im sprachlichen Output nachgewiesen werden kann, ob es eine Erwerbschronologie gibt und welche Funktionen Automatisierungen und Automatismen generell bei L2-Erwerbsprozessen haben.
Diese Arbeit soll einen wissenschaftlichen Überblick über die neuere Forschung und den wissenschaftlichen Diskurs zum Thema ‚Automatisierung’ geben. Im ersten Teil wird ein Überblick zur Definition und Abgrenzung der Begriffe ‚Automatisierung’ und ‚Automatismen’ vorgestellt. Darauf folgt eine Darstellung der Merkmale von Automatisierungen inklusive ihrer Funktionen. Im zweiten Teil werden Theorien zu Automatisierungsprozessen vorgestellt, sowie weitere Studien und wissenschaftliche Diskurse zu diesem Thema angeführt.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- WISSENSCHAFTLICHER ÜBERBLICK ZUR DEFINITION UND ABGRENZUNG DER BEGRIFFE „AUTOMATISIERUNG' UND „AUTOMATISMEN'
- MERKMALE VON AUTOMATISIERUNGEN
- POWER-LAW OF PRACTISE
- SPEZIFIZITÄT
- SCHNELLIGKEIT DER AUSFÜHRUNG
- GERINGE VARIANZ
- MÜHELOSIGKEIT
- NUTZUNG WENIGER KOGNITIVER RESSOURCEN
- SCHWIERIGKEIT DER KONTROLLE
- UNTERSCHIEDLICHE GRADE DER AUTOMATISIERTHEIT VON AUTOMATISMEN
- FUNKTIONEN VON AUTOMATISIERUNGEN
- DER PROZESS DER AUTOMATISIERUNG
- ANDERSON'S ACT-R THEORIE
- LOGAN'S,INSTANCE THEORY'
- WEITER STUDIEN UND HYPOTHESEN ZUM PROZESS DER AUTOMATISIERUNG
- SCHLUSSBEMERKUNG/AUSBLICKE
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die neuere Forschung zum Thema „Automatisierung" und legt einen Schwerpunkt auf den wissenschaftlichen Diskurs über Automatismen und deren kognitive Prozesse. Ziel ist es, einen umfassenden Überblick über die Definition und Abgrenzung des Begriffs „Automatisierung" und „Automatismen" zu geben, die Merkmale von Automatisierungen sowie deren Funktionen zu beleuchten und verschiedene Theorien zu Automatisierungsprozessen zu präsentieren.
- Definition und Abgrenzung der Begriffe „Automatisierung" und „Automatismen"
- Merkmale von Automatisierungen, wie z. B. die Power-Law of Practice, Spezifität und die Nutzung weniger kognitiver Ressourcen.
- Funktionen von Automatisierungen im Zusammenhang mit Sprachproduktion und -verarbeitung.
- Theorien und Modelle zur Erklärung des Automatisierungsprozesses, wie Anderson's ACT-R Theorie und Logan's Instance Theory.
- Der Einfluss von Automatisierungsprozessen auf den Fremdsprachenerwerb.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Automatisierung, die den Leser mit dem Konzept vertraut macht und dessen Bedeutung für das tägliche Leben und die Kognitionswissenschaften hervorhebt.
Im zweiten Kapitel wird ein wissenschaftlicher Überblick über die Definition und Abgrenzung der Begriffe „Automatisierung" und „Automatismen" gegeben. Der Autor diskutiert verschiedene Definitionen und Abgrenzungen dieser Begriffe und stellt die Bedeutung von Automatisierungsprozessen im Kontext von Sprachproduktion und -verarbeitung heraus.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Merkmalen von Automatisierungen. Es werden verschiedene Merkmale, wie die Power-Law of Practice, Spezifität, Schnelligkeit der Ausführung, geringe Varianz, Mühelosigkeit und die Nutzung weniger kognitiver Ressourcen, ausführlich beleuchtet und deren Bedeutung für das Verständnis von Automatisierungsprozessen erläutert.
Im vierten Kapitel werden die Funktionen von Automatisierungen in Bezug auf Sprachproduktion und -verarbeitung behandelt. Der Autor zeigt auf, wie Automatisierungen die effiziente und effektive Verwendung der Sprache ermöglichen und welche Rolle sie für das sprachliche Lernen spielen.
Das fünfte Kapitel konzentriert sich auf den Prozess der Automatisierung. Es werden verschiedene Theorien, wie Anderson's ACT-R Theorie und Logan's Instance Theory, vorgestellt, die den Mechanismus und die Entwicklung von Automatisierungsprozessen erklären. Darüber hinaus werden weitere Studien und wissenschaftliche Diskurse zum Thema Automatisierungsprozess präsentiert.
Schlüsselwörter
Automatisierung, Automatismen, Kognition, Sprachproduktion, Sprachverarbeitung, Fremdsprachenerwerb, ACT-R Theorie, Instance Theory, Power-Law of Practice, Spezifität, Schnelligkeit, Mühelosigkeit.
- Quote paper
- Doreen Frank (Author), 2004, Automatisierung - Neue Befunde zur Charakteristik von Automatismen und deren zugrundeliegenden kognitiven Prozesse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30811