Sprachpurismus ist nicht, wie allzu oft behauptet wird, ein modernes Phänomen, das erst im Zuge der allgemein wachsenden Angst vor einem dramatischen Identitätsverlust entstanden und ausschließlich auf die rasend schnelle Globalisierung unserer heutigen Welt zurückzuführen sei. Er ist vielmehr der Begriff einer revolutionären Bewegung und Institutionalisierung von Dichtern sowie Gelehrten der europäischen Aufklärung, welche im ersten Abschnitt der Arbeit dargestellt werden soll. Dabei soll vor allem auf die frühen Sprachpuristen Philipp von Zesen und Joachim Heinrich Campe eingegangen werden, welche durch ihr Wirken unseren heutigen Sprachgebrauch maßgeblich beeinflusst haben. Hierbei sollen vor allem die Reinigung des Wortschatzes von Fremdwörtern sowie die Imagination einer Sprachreinheit im klassisch-ideologischen Sinne unter die Lupe genommen werden.
Des Weiteren gilt zu klären, welche Rolle erste Sprachgesellschaften wie die Fruchtbringende Gesellschaft oder Teutschgesinnte Gesellschaft in der Frühphase der Aufklärung für die Sprachkultivierung gespielt haben, um abschließend den Bogen zur heutigen Situation der Sprachpflege sowie des Sprachwandels zu schlagen.
Die Arbeit beschäftigt sich vor allem mit den folgenden Fragen: Welche Rolle spielt der Sprachpurismus in der heutigen Gesellschaft? Ist etwa die Reinheit der Sprache für ihre Anwender überhaupt noch ein Thema, oder gilt diese Vorstellung angesichts der jüngsten Anglizismen-Welle inzwischen als antiquiert und vollkommen überholt? Dabei soll unter anderem der Versuch unternommen werden, die zeitgenössische Tätigkeit des Vereins Deutsche Sprache e.V. in diesem Zusammenhang zu diskutieren und ihr ideelles Selbstverständnis kritisch zu beleuchten, welches primär durch die Angst vor einem künftigen Sprachverfall oder – um es mit der Polemik der Sprachpfleger auszudrücken – herannahenden Denglisch geprägt zu sein scheint.
Abschließend werden die daraus gewonnenen Ergebnisse dem anfangs geschilderten historischen Sprachpurismus der Frühaufklärung gegenübergestellt und dabei die Erkenntnisse möglichst vorsichtig zu einem zuvörderst der Übersicht dienenden Fazit zusammengeführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Opitzens Aufruf zur Bewahrung der Muttersprache
- Sprachliche Reinheit als Ideal
- Campes Sprachkonzeption
- Sprachpuristische Versuche Philipps von Zesen
- Entwicklung der puristischen Sprachgesellschaften
- Sprachpflege heute
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Geschichte des Sprachpurismus im deutschsprachigen Raum und untersucht die Entstehung und Entwicklung dieser Bewegung von ihren Anfängen im 17. Jahrhundert bis hin zur heutigen Zeit. Sie analysiert die Beweggründe und Ziele der Sprachpuristen, die Bemühungen um die Reinheit der deutschen Sprache sowie die Rolle von Sprachgesellschaften in diesem Prozess. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie der Sprachpurismus in der heutigen Zeit relevant ist.
- Die Entstehung des Sprachpurismus im Kontext der frühen Neuzeit
- Die Rolle von Martin Opitz und Joachim Heinrich Campe in der Entwicklung des Sprachpurismus
- Die Bedeutung von Sprachgesellschaften für die Sprachkultivierung
- Der Sprachpurismus in der heutigen Zeit und seine Relevanz
- Die Kritik an Sprachverfall und Anglizismen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Sprachpurismus ein und stellt die historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dar. Sie beleuchtet die Motivationen der Sprachpuristen und die Relevanz des Themas für die heutige Zeit.
- Opitzens Aufruf zur Bewahrung der Muttersprache: Dieses Kapitel analysiert Martin Opitz' Werk "Aristarchus oder über die Verachtung der deutschen Sprache" und beleuchtet seine Rolle in der frühen Phase des Sprachpurismus. Opitz' Argumente für die Reinhaltung der deutschen Sprache und seine Kritik an fremdsprachlichen Einflüssen werden detailliert betrachtet.
- Sprachliche Reinheit als Ideal: Dieses Kapitel untersucht die Vorstellung von sprachlicher Reinheit im 17. Jahrhundert und beleuchtet die Bedeutung von sprachlichen Normen und Regeln. Die Arbeit von Martin Opitz und seine "Buch von der Deutschen Poeterey" werden in diesem Zusammenhang analysiert.
- Campes Sprachkonzeption: Dieses Kapitel befasst sich mit der Sprachtheorie von Joachim Heinrich Campe und analysiert seine Konzeption von Sprachreinheit und -pflege. Die Arbeit beleuchtet Campes Kritik an sprachlichen Missbräuchen und seine Beiträge zur Entwicklung des Sprachpurismus.
- Sprachpuristische Versuche Philipps von Zesen: Dieses Kapitel widmet sich den sprachpuristischen Bestrebungen des Schriftstellers Philipp von Zesen. Es untersucht seine literarischen Werke und sein Engagement für die Reform der deutschen Sprache.
- Entwicklung der puristischen Sprachgesellschaften: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Bedeutung von Sprachgesellschaften wie der "Fruchtbringenden Gesellschaft" und der "Teutschgesinnte Gesellschaft". Die Arbeit analysiert die Rolle dieser Gesellschaften in der Sprachkultivierung und ihre Auswirkungen auf die deutsche Sprache.
Schlüsselwörter
Sprachpurismus, Sprachpflege, Sprachgeschichte, Sprachgesellschaften, Reinheit der Sprache, deutsche Sprache, Fremdwörter, Anglizismen, Sprachverfall, Frühneuhochdeutsch, Martin Opitz, Joachim Heinrich Campe, Philipp von Zesen, "Aristarchus oder über die Verachtung der deutschen Sprache", "Buch von der Deutschen Poeterey", "Fruchtbringende Gesellschaft", "Teutschgesinnte Gesellschaft", Verein Deutsche Sprache e.V.
- Quote paper
- Ugur Koc (Author), 2015, Die Sprachgesellschaften der Aufklärung und der Verein Deutsche Sprache. Sprachpurismus gestern und heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308091