Die NATO ist derzeit zweifelsohne das stärkste und mächtigste Militärbündnis der Welt. Aus den Nöten des Kalten Krieges entstanden, hatte es in der bipolaren Welt primär die Aufgabe ein Gegengewicht zum Warschauer Pakt, das heißt vor allem zur Sowjetunion, zu bilden. Fünfzig Jahre lang war sie der Garant für die Sicherheit Europas und der gesamten westlichen Welt.
Die veränderte sicherheitspolitische Weltlage nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 und der Auflösung des Warschauer Paktes warf mehrere Fragen in Bezug auf die Notwendigkeit eines Weiterbestehens der NATO auf. Es gab Stimmen aus dem politischen und wissenschaftlichen Bereich, die das Ende des Atlantik-Bündnisses mangels Realgegner prophezeiten.
Entgegen allen Erwartungen hat die NATO den sicherheitspolitischen Wandel nicht nur überstanden, sondern vollzog darüber hinaus eine komplexe Transformation, in deren Folge das Bündnis sogar an Mitgliedern hinzugewann. Die neuen Mitglieder der NATO kamen aus den Reihen der ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten.
Diese Expansion der NATO nach Osten wurde von der ehemaligen Großmacht Russland nicht nur besorgt beobachtet, sondern letztendlich abgelehnt. Die anfängliche Annäherung des Westens an die,aus der Sowjetunion hervorgegangene Russische Föderation wurde durch neue Spannungen und Misstrauen abgelöst, die u.a. im Aussetzen des KSZE-Vertrages durch Russland ihren Gipfel erreichten. In Anbetracht dieser Tatsachen lässt sich folgende Behauptung aufstellen: „Die transformierte sicherheitspolitische Internationale Organisation – die NATO, trägt durch die eigene Erweiterung um die Mitgliedstaaten des ehemaligen Ostblocks zu einer neuen Konfrontation anstatt zur Sicherheit in Europa bei.“
Um diese These zu überprüfen ist die Beantwortung folgender Fragen notwendig: Warum hat sich die NATO am Ende des Ost-West-Konflikts nicht aufgelöst? Wie kann ihre Transforma-tion und Erweiterung erklärt werden? Sofern die Erweiterung der Sicherheit dienen sollte, warum wurde Russland nicht ebenfalls mit integriert?
Da der Realismus und der Neorealismus, die die Gründung und die Funktionalität sowie das Fortbestehen der NATO während des Kalten Krieges erklären konnten, in der neuen Situation jedoch an ihre Grenzen gestoßen sind, wird in dieser Arbeit die sozialkonstruktivistische Perspektive eingenommen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Abkürzungsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Analyse der NATO-Transformation
- I. (Sozial-) Konstruktivistische Grundannahmen
- 1. Akteure und ihr Handeln
- 2. Struktur und ihre Auswirkung
- 3. Kooperation
- 4. Der Sozialisationsprozess
- 5. Gemeinschaften, Systeme & Konflikte
- II. Der Sozialkonstruktivismus, Sicherheitspolitik & die NATO
- 1. Die Institutionalisierung der Staatengemeinschaft
- 2. Die NATO
- III. Die Osterweiterung im Zuge der NATO-Transformation
- 1. Der strukturelle Wandel der NATO
- 2. Der geographische Wandel der NATO
- IV. Verhaltensanalyse der einzelnen Akteure
- 1. Visegrad-Staaten
- 2. Baltikum und Südosteuropa
- 3. Russland
- 4. NATO
- C. Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Transformation der NATO aus sozialkonstruktivistischer Sicht. Sie analysiert insbesondere die NATO-Osterweiterung und die damit verbundenen Spannungen mit Russland. Die Arbeit untersucht, warum die NATO trotz des Endes des Kalten Krieges nicht aufgelöst wurde und wie ihre Transformation und Erweiterung erklärt werden kann. Außerdem wird die Frage gestellt, warum Russland nicht in die NATO integriert wurde, obwohl die Erweiterung der Sicherheit dienen sollte.
- Die sozialkonstruktivistische Perspektive auf die NATO-Transformation
- Die Rolle von Idealen und Normen in der Sicherheitspolitik
- Die NATO-Osterweiterung und ihre Folgen für die europäischen Sicherheitsarchitektur
- Die Spannungen zwischen Russland und der NATO
- Die Frage der Sicherheit und der Rolle der NATO in der neuen Weltordnung
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- A. Einleitung: Die Einleitung stellt die NATO als das stärkste Militärbündnis der Welt vor und erläutert den Wandel der sicherheitspolitischen Weltlage nach dem Ende des Kalten Krieges. Sie stellt die These auf, dass die NATO-Erweiterung um die Mitgliedstaaten des ehemaligen Ostblocks zu einer neuen Konfrontation anstatt zu Sicherheit in Europa beiträgt.
- B. Analyse der NATO-Transformation: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der sozialkonstruktivistischen Theorie und ihren Grundannahmen. Er erklärt die Rolle von Akteuren, Strukturen und Normen in der internationalen Politik. Im weiteren Verlauf wird die NATO-Transformation im Kontext des Sozialkonstruktivismus beleuchtet.
- I. (Sozial-) Konstruktivistische Grundannahmen: Dieser Unterabschnitt beleuchtet die zentralen Annahmen des Sozialkonstruktivismus, einschließlich der Bedeutung von ideellen Strukturen, gemeinsamen Werten und Normen sowie dem Sozialisationsprozess.
- II. Der Sozialkonstruktivismus, Sicherheitspolitik & die NATO: Dieser Unterabschnitt analysiert die Rolle des Sozialkonstruktivismus in der Sicherheitspolitik und untersucht die Institutionalisierung der Staatengemeinschaft und die NATO.
- III. Die Osterweiterung im Zuge der NATO-Transformation: Dieser Unterabschnitt befasst sich mit der NATO-Osterweiterung und ihren Auswirkungen auf den strukturellen und geographischen Wandel der NATO.
- IV. Verhaltensanalyse der einzelnen Akteure: Dieser Unterabschnitt untersucht das Verhalten verschiedener Akteure im Zusammenhang mit der NATO-Erweiterung, darunter Visegrad-Staaten, Baltikum, Südosteuropa, Russland und die NATO selbst.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit wichtigen Themen wie der NATO-Transformation, dem Sozialkonstruktivismus, der Sicherheitspolitik, der NATO-Osterweiterung, Russland, den Visegrad-Staaten, dem Baltikum und Südosteuropa. Sie untersucht die Rolle von Akteuren, Strukturen und Normen in der internationalen Politik sowie die Auswirkungen der NATO-Erweiterung auf die europäische Sicherheitsarchitektur.
- Quote paper
- Sergej Erler (Author), 2013, Die NATO im Wandel. Eine sozialkonstruktivistische Analyse der NATO-Osterweiterung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307792