Die Künstlerin Tracey Emin befasst sich mit sich selbst. In Interviews, in ihrer Kunst - alles scheint um sie zu kreisen. Dabei wirkt, was sie von sich gibt, wenn nicht ordinär, dann doch sehr unmittelbar. Die Qualität ihrer Arbeiten werden häufig als „direkt“ und ungeschliffen umschrieben - zum Beispiel die der Arbeit „My Bed“, die aus einem ungemachten Bett besteht, das von Tampons, Kondomen, Kippen und leeren Alkoholflaschen und allerlei anderen Utensilien, die von dem desolaten Zustand der Besitzerin erzählen, umgeben ist. In ihrem Werk sowie in der Öffentlichkeit exponiert Emin ohne Rücksicht auf eigene Schamgrenzen intime Details und psychische Leiden.
Ihrer Medienpräsenz, die sich über die Kunstfachpresse hinaus bis hin zu Zeitungen und Lifestyle-Magazinen erstreckt, hat sie zu einer der bekanntesten britischen Künstlerinnen gemacht. Eine breite Medienöffentlichkeit erfährt vom Weglaufen ihrer Katze, sieht sie im Spitzen-BH und als Model für Vievienne Westwood, liest über ihre Abtreibungen und Alkoholexzesse.
In ihren Installationen, Näharbeiten, Videos, Drucken und Zeichnungen rekonstruiert sie ihre Lebensgeschichte, gibt scheinbar alles von sich preis und macht sich so zur Zielscheibe der Kritik: Emin greife mit bohemienhafter Attitüde stereotype Rollenmuster auf, übe eine Praxis der Markt- und Machtstrategie aus, ermangele Reflexionsfähigkeit und Intellektualität und ihre ständige Selbstthematisierung sei Ausdruck ihres Egozentrismus.
Es gibt Kritiker, die sich dafür aussprechen, Emin nicht auf die Figur eines „Celebrities“ zu reduzieren. Sie sehen die Qualität ihrer künstlerischen Arbeit - so der Tenor der Kritik - in der Unmittelbarkeit und Direktheit, in der sie sich mit den Betrachtern verbinde (Leighton/Groom 2008: 7). Gerade in der Thematisierung von Alltäglichem seien die Reflexionen über Emins eigene Person heraus von Belang.
Inhaltsverzeichnis
- Anmerkungen zur Terminologie
- 1. Einleitung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Zielsetzung
- 1.3 Methodische Herangehensweise
- 2. Das Künstlersubjekt zwischen Celebrity-Kultur und Postmoderne
- 2.1 Das Subjekt und die „Selbsttechnologien“
- 2.2 Das Diktum vom Tod des Autors
- 2.3 Der Diskurs um das Künstlersubjekt
- 2.3.1 Der „Celebrity-Artist“
- 2.3.2 Das weibliche Künstlersubjekt
- 2.4 Die Bedeutung des Neuen im Kunstsystem
- 3. Konstruktion des Selbst in der künstlerischen Arbeit Tracey Emins
- 3.1 Bildtheoretische Analyse der Arbeit „Everyone I have ever slept with 1963-1995“
- 3.2 Kontextualisierung: britische Kunst in den 1990er Jahren
- 3.3 Biografie als Gegenstand der künstlerischen Arbeit
- 3.3.1 Biografischer Hintergrund
- 3.3.2 Künstlerische Arbeit zwischen Biografie, Rollenmustern und Vorbildern
- 3.4 Medien als Raum der Inszenierung und Selbstbefragung
- 3.4.1 Mediale Inszenierung der Biografie
- 3.4.2 Öffentliche Inszenierung als integraler Bestandteil der künstlerischen Arbeit
- 3.5 Emin und Andy Warhol als Celebrities - ein Vergleich
- 4. Tracey Emin als Objekt der Medien
- 4.1 Die Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit
- 4.2 Inhaltliche Dimension der Berichterstattung
- 4.2.1 Exemplarische Rezeptionsanalyse von „Everyone I have ever slept with 1963-1995“
- 4.2.2 Emin als Objekt der Kunstkritik und Lifestyle-Presse
- 4.3 Emin als Celebrity?
- 5. Fazit und Ausblick: Kunst als Selbstbefragung?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die künstlerische und mediale Konstruktion des Selbst bei der britischen Künstlerin Tracey Emin. Ziel ist es, die Beziehung zwischen Emins persönlicher Biografie, ihren künstlerischen Arbeiten und ihrer medialen Repräsentation zu analysieren. Dabei wird der Einfluss von Celebrity-Kultur und postmodernem Denken auf die Selbstinszenierung der Künstlerin beleuchtet.
- Die Selbstinszenierung von Tracey Emin im Kontext von Celebrity-Kultur
- Die Rolle der Biografie in Emins künstlerischem Schaffen
- Die mediale Konstruktion und Rezeption von Emins Selbstbild
- Die kritische Auseinandersetzung mit der Kunst Emins und ihrer medialen Präsenz
- Vergleichende Betrachtung von Emin und anderen "Celebrity Artists"
Zusammenfassung der Kapitel
Anmerkungen zur Terminologie: Dieser Abschnitt klärt die verwendeten Begriffe wie "Kunst" (hier im Sinne der bildenden Künste) und "Künstlersubjekt", um Missverständnisse zu vermeiden und den theoretischen Rahmen der Arbeit abzugrenzen. Die weibliche Form des Begriffs "Künstler" wird als implizit mitgemeint erklärt.
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Selbstbefragung in Emins Kunst dar. Sie führt in die Thematik ein und beschreibt Emins direkte und ungeschliffene künstlerische Praxis, die oft intime Details ihres Lebens offenlegt. Die Einleitung hebt den Kontrast zwischen der Kritik an Emins Egozentrismus und der Wertschätzung ihrer unmittelbaren Verbindung zum Publikum hervor. Schließlich werden die methodischen Ansätze skizziert.
2. Das Künstlersubjekt zwischen Celebrity-Kultur und Postmoderne: Dieses Kapitel erörtert theoretische Konzepte, die für das Verständnis von Emins Selbstinszenierung relevant sind. Es beleuchtet das Künstlersubjekt im Kontext der Postmoderne und der Celebrity-Kultur, analysiert das "Diktum vom Tod des Autors" und untersucht die Rolle des weiblichen Künstlersubjekts im Kunstsystem. Der Abschnitt beschreibt, wie sich das Neue im Kunstsystem etabliert und welche Bedeutung es hat.
3. Konstruktion des Selbst in der künstlerischen Arbeit Tracey Emins: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse von Emins Werk, insbesondere ihrer Arbeit "Everyone I have ever slept with 1963-1995". Es betrachtet die bildtheoretischen Aspekte der Arbeit und setzt sie in den Kontext der britischen Kunst der 1990er Jahre. Die Analyse untersucht den Einfluss von Biografie, Rollenmustern und Vorbildern auf Emins künstlerische Praxis und die Rolle der Medien in ihrer Selbstinszenierung. Schließlich wird ein Vergleich zwischen Emin und Andy Warhol gezogen, unter Betrachtung ihrer Status als Celebrities.
4. Tracey Emin als Objekt der Medien: Dieses Kapitel analysiert die mediale Rezeption von Tracey Emin. Es untersucht, wie die öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt und die inhaltliche Dimension der Berichterstattung über Emin gestaltet wird, inklusive einer exemplarischen Rezeptionsanalyse von "Everyone I have ever slept with 1963-1995". Die Rolle der Kunstkritik und Lifestyle-Presse wird beleuchtet, und schließlich wird die Frage diskutiert, inwieweit Emin als Celebrity betrachtet werden kann.
Schlüsselwörter
Tracey Emin, Selbstinszenierung, Celebrity-Kultur, Postmoderne, Kunst und Medien, Biografie, Britische Kunst, Rezeptionsanalyse, Weibliches Künstlersubjekt, Selbstbefragung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über Tracey Emin
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die künstlerische und mediale Selbstinszenierung der britischen Künstlerin Tracey Emin. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen Emins Biografie, ihren Kunstwerken und ihrer medialen Repräsentation im Kontext von Celebrity-Kultur und Postmoderne.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht die Selbstinszenierung Emins im Kontext der Celebrity-Kultur, die Rolle der Biografie in ihrem künstlerischen Schaffen, die mediale Konstruktion und Rezeption ihres Selbstbildes, die kritische Auseinandersetzung mit ihrer Kunst und medialen Präsenz sowie einen Vergleich mit anderen "Celebrity Artists".
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine methodische Herangehensweise, die sowohl theoretische Konzepte der Postmoderne und Celebrity-Kultur einbezieht als auch eine detaillierte Analyse von Emins Werk, insbesondere des Kunstwerks "Everyone I have ever slept with 1963-1995", beinhaltet. Eine Rezeptionsanalyse der medialen Berichterstattung über Emin ist ebenfalls Teil der Methodik.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu theoretischen Grundlagen (Künstlersubjekt, Postmoderne, Celebrity-Kultur), ein Kapitel zur Analyse von Emins Kunst und Selbstinszenierung, ein Kapitel zur medialen Rezeption Emins und abschließend ein Fazit und Ausblick. Zusätzlich enthält die Arbeit Anmerkungen zur Terminologie und eine Zusammenfassung der Kapitel.
Welche Schlüsselbegriffe werden verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Tracey Emin, Selbstinszenierung, Celebrity-Kultur, Postmoderne, Kunst und Medien, Biografie, Britische Kunst, Rezeptionsanalyse, Weibliches Künstlersubjekt, Selbstbefragung.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die komplexe Interaktion zwischen Emins persönlichem Leben, ihrer Kunst und ihrer medialen Darstellung zu verstehen und zu analysieren, wie diese Faktoren ihre Selbstinszenierung prägen.
Wie wird das Werk "Everyone I have ever slept with 1963-1995" behandelt?
Dieses Werk dient als Fallstudie, um Emins künstlerische Strategien und die mediale Reaktion darauf zu untersuchen. Die Arbeit analysiert sowohl die bildtheoretischen Aspekte des Werks als auch seine Rezeption in der Kunstkritik und den Medien.
Wird ein Vergleich mit anderen Künstlern gezogen?
Ja, es wird ein Vergleich zwischen Tracey Emin und Andy Warhol gezogen, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Selbstinszenierung als "Celebrity Artists" zu beleuchten.
Welche Bedeutung hat die Biografie für die Analyse?
Emins Biografie spielt eine zentrale Rolle, da ihre Kunst oft sehr persönliche und autobiografische Elemente enthält. Die Arbeit untersucht den Einfluss der Biografie auf Emins künstlerische Praxis und ihre mediale Repräsentation.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen im Zusammenhang mit Kunst, Selbstinszenierung und Medien.
- Citar trabajo
- Anonym (Autor), 2010, Kunst als Selbstbefragung. Künstlerische und mediale Konstruktion des Selbst bei Tracey Emin, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306993