Zu Beginn des europäischen Integrationsprozesses wurde rege über die zukünftige Bedeutung der Nationalstaaten in einem sich formierenden Europa debattiert. Die Erfahrung der Vergangenheit lehrt, dass die Souveränität der Nationalstaaten auch in Zukunft einen hohen Stellenwert einnehmen wird und ein geeintes Europa nur als ein Verbund dieser Staaten umsetzbar ist. Die Aufrechterhaltung der nationalstaatlichen Eigenständigkeit verlangt im Integrationsprozess ein hohes Maß an Kompromissbereitschaft und die Abgabe nationaler Kompetenzen an europäische Institutionen. Aufgrund unterschiedlicher Regierungssysteme und politischer Traditionen sind derartige Zugeständnisse aber nicht im politischen Alltag eines jeden Mitgliedsstaates verankert, dementsprechend fällt es nicht allen Ländern leicht, sich mit dieser Wirklichkeit auf der europäischen Bühne zu arrangieren. Der vorliegenden Arbeit liegt das Erkenntnisinteresse zugrunde, herauszufinden, ob und wie sich der Einigungsprozess der Europäischen Integration auf die vertikale Staatsstruktur in den drei exemplarisch ausgewählten, wichtigen Mitgliedsstaaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien auswirkt. Es wird der Frage nachgegangen, ob sich beobachtbare Anpassungen des jeweiligen historisch gewachsenen politischen Systems an die geänderten Rahmenbedingungen feststellen lassen.
In einem ersten Schritt wird kurz auf die institutionellen Gegebenheiten der ausgewählten Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union eingegangen, um dann im Folgenden den Integrationsprozess näher zu beleuchten und hierbei insbesondere auf die Politikverflechtung und das Subsidiaritätsprinzip einzugehen. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden dann etwaige Kausalzusammenhänge zwischen der Europäischen Integration und den bestehenden Dezentralisierungsansätzen in Großbritannien und Frankreich sowie der Unitarisierungstendenz in Deutschland untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- In aller Kürze: Die institutionellen Rahmenbedingungen
- Politisches System Deutschlands
- Politisches System Frankreichs
- Politisches System Großbritanniens
- Politisches System der Europäischen Union (EU)
- Europäischer Integrationsprozess
- Rolle der ausgewählten Nationalstaaten
- Politikverflechtung in Europa
- Ausschuss der Regionen
- Europäisierung der ausgewählten Nationalstaaten?
- Dezentralisierungstendenzen
- Unitarisierungstendenzen
- Resümee und Ausblick
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Frage, wie sich der Europäische Integrationsprozess auf die vertikale Staatsstruktur der Mitgliedsstaaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien auswirkt. Die Arbeit untersucht, ob die jeweiligen politischen Systeme Anpassungen an die geänderten Rahmenbedingungen der Europäischen Union zeigen.
- Untersuchung der institutionellen Rahmenbedingungen der drei ausgewählten Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union.
- Analyse des europäischen Integrationsprozesses und seiner Auswirkungen auf die Politikverflechtung und das Subsidiaritätsprinzip.
- Beurteilung von Kausalzusammenhängen zwischen der Europäischen Integration und den Dezentralisierungsansätzen in Großbritannien und Frankreich sowie der Unitarisierungstendenz in Deutschland.
- Bewertung der Anpassungsfähigkeit der jeweiligen politischen Systeme an die europäischen Rahmenbedingungen.
- Entwicklung von Schlussfolgerungen und Ausblicken für die weitere Entwicklung des europäischen Integrationsprozesses.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert das Erkenntnisinteresse der Arbeit und stellt die Forschungsfrage nach den Auswirkungen des europäischen Integrationsprozesses auf die vertikale Staatsstruktur der ausgewählten Mitgliedsstaaten.
- In aller Kürze: Die institutionellen Rahmenbedingungen: Dieses Kapitel beschreibt die institutionellen Rahmenbedingungen der drei ausgewählten Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union. Es legt den Fokus auf die „Föderalismus-Unitarismus-Dimension“ nach Lijphart, um die Ausgangslage für die Analyse der Integrationsprozesse zu schaffen.
- Europäischer Integrationsprozess: Dieses Kapitel beleuchtet den europäischen Integrationsprozess und seine Rolle in der Politikverflechtung und im Subsidiaritätsprinzip. Es analysiert die Auswirkungen der Integration auf die Kompetenzverteilung zwischen den Mitgliedsstaaten und der Europäischen Union.
- Europäisierung der ausgewählten Nationalstaaten?: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen des europäischen Integrationsprozesses auf die vertikale Staatsstruktur der drei ausgewählten Mitgliedsstaaten. Es analysiert Dezentralisierungstendenzen in Großbritannien und Frankreich sowie die Unitarisierungstendenz in Deutschland.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Europäische Integration, vertikale Staatsstruktur, Mitgliedsstaaten, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Föderalismus, Unitarismus, Dezentralisierung, Politikverflechtung, Subsidiaritätsprinzip, Europäisierung.
- Quote paper
- Patrick Farrenschon (Author), 2004, Die Europäische Integration und ihre Auswirkungen auf die vertikale Staatsstruktur der Mitgliedsstaaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30642