Wie kann die kindliche Entwicklung im Elementarbereich anhand der Montessori-Pädagogik gefördert werden? Um der Antwort darauf näherzukommen, werden zunächst die Grundannahmen des Konzeptes mit Blick auf den Gewinn für die kindliche Entwicklung erläutert, denn darauf bauen die weiteren Schwerpunkte dieses pädagogischen Ansatzes auf. Es folgen die einzelnen Perioden der kindlichen Entwicklung, da die Kenntnis darüber für die Förderung der geistigen Entwicklung unumgänglich ist (vgl. Knauf u.a., 2007, S.30). In Kapitel vier wird die praktische Arbeitsweise nach Montessori im Elementarbereich näher erläutert. Abschließend folgt ein Einblick in die aktuelle Kritik an der Montessori-Pädagogik, um eine umfassende Betrachtung dieses Konzeptes zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Grundannahmen Maria Montessoris
2.1 Die kosmische Erziehung
2.2 Die sensiblen Phasen
3. Die Entwicklung des Kindes nach Maria Montessori
3.1 Erste Entwicklungsperiode
3.2 Zweite Entwicklungsperiode
3.3 Dritte Entwicklungsperiode
4. Die praktische Umsetzung im Elementarbereich
4.1 Die vorbereitete Umgebung
4.2 Die Freiarbeit
4.3 Die Entwicklungsmaterialien
4.3.1 Die Übungen des praktischen Lebens
4.3.2 Die Sinnesmaterialien
5. Kritik an der Montessori-Pädagogik
6. Resümee
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Maria Montessori, eine italienische Ärztin, war eine zentrale Vertreterin der Reformpädagogik des 19. Jahrhunderts, die unter anderem mit gravierenden Veränderungen der Erziehung von Kleinkindern einhergeht. Sie hat erstmalig eine ganzheitliche Pädagogik „vom Kinde aus“ entwickelt (vgl. Eichelberger, 2008, S.7). Hierbei steht das Kind mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt der Erziehung und nicht die Wertvorstellung der Erwachsenen (vgl. Ludwig, Fischer& Fischer, 2001, S.164). Montessoris Pädagogik ist auch heute noch weit verbreitet und in vielen Einrichtungen der Elementarpädagogik etabliert (vgl. Bamler, Schönberger& Wustmann, 2010, S.64). Daher gibt das Erziehungskonzept von Maria Montessori bis heute Impulse für die pädagogische Fachwelt (vgl. Knauf, Düx & Schlüter, 2007, S.28) und ist eines der bekanntesten pädagogischen Konzepte der heutigen Zeit. Etwa 600 Kindertageseinrichtungen und 400 Schulen arbeiten deutschlandweit nach dieser Pädagogik (vgl. Montessori Dachverband Deutschland e.V., 2005, http://www.montessori-deutschland.de/einrich-tungen.html). Demzufolge stellt sich mir folgende Frage, der ich in dieser Arbeit nachgehen möchte: „Wie kann die kindliche Entwicklung im Elementarbereich anhand der Montessori-Pädagogik gefördert werden?“. Um der Antwort darauf näherzukommen, werden zunächst die Grundannahmen des Konzeptes mit Blick auf den Gewinn für die kindliche Entwicklung erläutert, denn darauf bauen die weiteren Schwerpunkte dieses pädagogischen Ansatzes auf. Es folgen die einzelnen Perioden der kindlichen Entwicklung, da die Kenntnis darüber für die Förderung der geistigen Entwicklung unumgänglich ist (vgl. Knauf u.a., 2007, S.30). In Kapitel vier wird die praktische Arbeitsweise nach Montessori im Elementarbereich näher erläutert. Abschließend folgt ein Einblick in die aktuelle Kritik an der Montessori-Pädagogik, um eine umfassende Betrachtung dieses Konzeptes zu ermöglichen.
2. Die Grundannahmen Maria Montessoris
2.1 Die kosmische Erziehung
Maria Montessori hatte eine eigene kosmische Vorstellung und eine damit verbundene Sicht auf die kindliche Entwicklung (vgl. Eichelberger, 2008, S.110). Diese kosmische Vorstellung bildet die Basis in der Montessori-Pädagogik. Maria Montessori glaubte an einen einheitlichen Schöpfungsplan von Gott und daran, dass alles Lebendige und nicht Lebendige im Prozess der Wechselwirkung steht und miteinander verbunden ist. Dieser Schöpfungsplan ist jedoch noch nicht vollendet und somit nimmt der Mensch Einfluss darauf. Die kosmische Aufgabe eines Jeden ist die Vollendung des Schöpfungsplans. Der Mensch ist als einziges Lebewesen mit genügend Intelligenz und freiem Willen ausgestattet, um das Lebendige zu erhalten, zu bewahren und zu erweitern. Er hat demzufolge die Verantwortung für den Erhalt der Welt (vgl. Becker-Textor, 2000, S.43f.). Alle Lebewesen führen eine kosmische Aufgabe aus, um die Natur in einem ausgeglichenen Zustand der Beständigkeit zu erhalten. Dies ist zum Beispiel bei den Insekten der Fall, die die Blumen bestäuben und somit für den Erhalt der Pflanzenwelt sorgen. Der Mensch nimmt innerhalb dieses Systems eine Sonderstellung ein, da er die Möglichkeit hat, Entscheidungen zu treffen und somit die Natur verändern kann. Dies kann sich auch negativ auswirken, wie man an den Umweltkatastrophen der heutigen Zeit beobachten kann. Durch die Fähigkeit des Menschen, in Zukunft und Vergangenheit zu denken, ist er das einzige Lebewesen, das Verantwortung für die Natur übernehmen kann und muss. Die kosmische Erziehung soll aus diesem Grund erreichen, dass der Mensch sich dieser Verantwortung bewusst ist und dementsprechend der Umwelt, sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber richtig handelt. Dabei ist jedoch von großer Bedeutung, dass der Mensch sich als Teil des Ganzen sieht und nicht als Herr der Schöpfung (vgl. Eichelberger, 2008, S.111). Die kosmische Erziehung hat die Aufgabe, Kindern eine Vorstellung des Zusammenspiels von Natur und Mensch zu vermitteln, eine individuelle Vorstellung vom Werden und Sein des Universums zu bilden und die eigene Imaginationskraft, also ein bildhaftes Denken, zu entwickeln. Dies ist nur dann möglich, wenn Kinder mit Liebe und Achtung als ein Teil der Schöpfung betrachtet werden. Nicht nur das Vermitteln reinen Wissens steht in diesem Konzept im Fokus, sondern die eigenständige Bildung einer individuellen Vorstellungskraft von sich selbst, der Umwelt und der Schöpfung. Dadurch besteht die Möglichkeit, mit Hilfe unserer Intelligenz und Kreativität einen konstruktiven Weg einzuschlagen, um mit unserer Welt sorgsam umzugehen (vgl. ebd., S.112f.). Da alles Teil des Universums und miteinander verbunden ist, hat das Montessori-Material der kosmischen Erziehung primär das Ziel, den Kindern eine Vorstellung vom Zusammenspiel von Natur und Mensch zu vermitteln. Mit konkretem Material werden dem Kind Basiswissen und eine Vorstellung vom Ganzen vermittelt. Die kosmische Erziehung hat Antworten auf kindlichen Fragen, die den Sinn, die Ursache und den Zusammenhang von Dingen betreffen. Entsprechende Materialien für die kosmische Erziehung sind u.a. der Erdglobus, Jahreskreis mit 12 Holzkugeln und die Barfußstation mit Naturmaterialien (vgl. Schäfer, 2005, S.126f.).
2.2 Die sensiblen Phasen
Die sensiblen Phasen sind die Perioden in der Entwicklung, in denen ein Kind besonders empfänglich für bestimmte Reize ist, um bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen. Diese Phasen treten in der Entwicklung eines jeden Kindes auf, sind jedoch zeitlich begrenzt. Nach Erlernen einer bestimmten Fähigkeit klingt diese Sensibilität wieder ab. Montessori teilt die sensiblen Phasen in Altersstufen ein (vgl. Becker-Textor, 2000, S.33f.). In der Phase von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr sind Kinder besonders sensibel für Umwelteinflüsse und Erfahrungen der Sinne (vgl. ebd., S.34). Eine weitere typische Sensibilität in diesem Alter ist die Bewegung, wodurch die psychische Entwicklung und die Intelligenz gelenkt werden. Die Ordnung in Form von einer inneren Ordnung und einem inneren Orientierungssinn entwickeln sich ebenfalls in diesem Alter. Die Entwicklung dieses Orientierungssinnes ist eine wichtige Voraussetzung für die Einverleibung der werdenden Persönlichkeit des Kindes. Auch die Sprache ist eine wichtige Sensibilität in diesem Alter. Das Kind nimmt sie durch den auditiven und visuellen Sinn auf, indem es den Sprechenden hört und beobachtet (vgl. Eichelberger, 2008, S.18f.). Von drei bis sechs Jahren lernt das Kind hauptsächlich am Modell und ist daher besonders für Einflüsse von einem Erwachsenen empfänglich (vgl. Becker-Textor, 2000, S.34). Zwei Sensibilitäten haben in diesem Alter eine besondere Dominanz. Zum einen ist dies die Entwicklung des eigenen Bewusstseins durch die eigene Aktivität innerhalb der Umwelt und zum anderen das Vervollständigen und Anreichern bisher erworbener Fähigkeiten (vgl. Eichelberger, 2008, S.19). In der Phase von dreieinhalb bis vier Jahren zeichnet das Kind überwiegend und entwickelt erste Schriftzeichen. Von viereinhalb bis fünfeinhalb Jahren beginnt das Kind mit der Frühstufe des Lesens (vgl. Becker-Textor, 2000, S.33f.). Der Unterschied dieser beiden zuletzt genannten Phasen ist nach Montessori erkennbar durch die Entwicklung des Kindes „vom unbewussten Schöpfer zum bewussten Arbeiter“ (Eichelberger, 2008, S.19).
3. Die Entwicklung des Kindes nach Maria Montessori
Die Kenntnis der geistigen Entwicklung hat eine größere Bedeutung als die der körperlichen Entwicklung, auch wenn beide eng miteinander verbunden sind. Ein Kind wächst nicht nur körperlich in die Höhe, sondern vor allem entwickelt es sich geistig in verschiedenen Entwicklungsperioden weiter. Diese einzelnen Perioden vergleicht Maria Montessori mit einer Reihe von neuen Geburten. Damit drückt sie aus, dass in manchen Lebensphasen einige Geistesarten sterben und neue geboren werden. Die erste Entwicklungsperiode reicht nach Maria Montessori von der Geburt bis zum 6. Lebensjahr und ist eine Zeit der Wandlungen. Die zweite Periode reicht vom 6. bis zum 12. Lebensjahr und ist eine Zeit des gleichmäßigen Wachstums. Die dritte Entwicklungsperiode, die vom 12. bis zum 18. Lebensjahr reicht, ist eine Zeit der Übergänge (vgl. Standing, 1959, S.108f.). Im Folgenden sollen diese Entwicklungsperioden nun näher erläutert werden.
3.1 Erste Entwicklungsperiode
Die erste Periode beginnt mit der Geburt und endet mit dem 6. Lebensjahr. Diese Periode dient hauptsächlich dem Aufbau der Individualität. Der „absorbierende Geist“ beherrscht diese Periode (vgl. Standing, 1959, S.109). Maria Montessori meint mit diesem Begriff die geistige Veränderung des Kindes und seine besondere Lernfähigkeit innerhalb dieser Lebensspanne, die sich unbewusst über verschiedene Umwelteindrücke vollziehen. Dieser Prozess ist überwiegend im Alter von null bis drei Jahren aktiv und wird danach durch die bewusste Aktivität des Kindes ersetzt (vgl. Montessori, 1972, S.23). Der absorbierende Geist ist der natürliche Tätigkeitsdrang im Kind, der es dazu motiviert, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen und so seine eigene geistige Entwicklung zu forcieren (vgl. Knauf u.a., 2007, S.34). Die erste Kindheitsperiode wird in zwei Unterperioden aufgeteilt. Von der Geburt bis zum 3. Lebensjahr vollzieht sich die erste Unterperiode und vom 3. bis zum 6. Lebensjahr die zweite Unterperiode. In der ersten Unterperiode bilden sich die wichtigsten Werkzeuge des Menschen. Diese bilden sich aus dem „Nichts“ heraus, weshalb dieser Vorgang als Schöpfungswunder bezeichnet wird. In den ersten Lebensmonaten nimmt ein Kind durch den noch unbewussten Geist seine ganze Umwelt in sich auf. Ein Beispiel dieses Phänomens ist das Erlernen der Muttersprache. Das Kind lebt in einer Umgebung, in der die Sprache gesprochen wird und nimmt diese ohne Mühe auf. Allein daraus entwickelt das Kind einen Wortschatz und erlernt die Sprache (vgl. Standing, 1959, S.109f.).+
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2013, Frühkindliche Entwicklungsförderung in der Montessori-Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306100
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