Politische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Diskurse über gesellschaftliche Tendenzen und Entwicklungen der Gegenwart werden seit einigen Jahren vermehrt von den Begriffen „Risiko“ und „Unsicherheit“ sowie „Resilienz“ und „Vulnerabilität“ begleitet. Während die Begriffe Unsicherheit und Risiko inzwischen in den Alltagsgebrauch eingegangen sind, sind Letztgenannte bisher weniger bekannt und verbreitet. Dennoch haben sich Resilienz und Vulnerabilität in den letzten Jahrzehnten zu wichtigen Konzepten der Analyse und Bewältigung verschiedener Störeinflüsse der Gesellschaft und des menschlichen Lebens entwickelt. Dabei ist, grob umrissen, unter dem Phänomen der Resilienz eine „widerständige, strukturstabilisierende, regenerative Reaktion auf Gefährdungen oder Schädigungen“ zu verstehen. Der Begriff der Vulnerabilität kann dagegen beispielsweise als Komplement von Resilienz und als „Verletzlichkeit von Menschen und Gegenständen angesichts von Gefährdungen“ beschrieben werden.
Sucht man nach historischen Hinweisen für die Herkunft und Entstehung der Begriffe Resilienz und Vulnerabilität, stößt man womöglich auf das eingangs angeführte Zitat des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche aus dem späten 19. Jahrhundert, findet aber auch Hinweise in anderen Kulturen – und kann in der Weltgeschichte noch weiter zurückgehen. Eine buddhistische Weisheit besagt: „Sei wie der Bambus, beuge und biege dich anmutig, wie der Wind es will und du wirst niemals brechen“. Diese alte fernöstliche Erkenntnis lässt sich jedoch nicht nur zu buddhistischem Glauben, fernen Ländern oder längst vergangenen Zeiten in Verbindung setzen – Risiken, Gefahren und Katastrophen gehören zu allen Gesellschaften, zu jeder Epoche der Weltgeschichte.
Über Jahrtausende hinweg bestanden für die Menschheit vor allem Gefahren natürlichen Ursprungs: Seuchen, Epidemien, Überschwemmungen, Erdbeben, Brände, Hungersnöte, etc. Zwar erkannte schon Aristoteles, dass der Mensch bei jeglichen Entscheidungen alternativen Möglichkeiten und damit verbundenen persönlichen Risiken gegenübersteht, doch erst mit Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert und insbesondere seit dem 19. Jahrhundert, stehen moderne Gesellschaften zusätzlich diversen, vor allem durch technischen Fortschritt bedingten, Ungewissheiten, Bedrohungen und Risiken gegenüber. Daraufhin hat sich nicht nur das Bewusstsein der
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Risiko und Unsicherheit: von der Antike zur Risikogesellschaft.
- Der Risikobegriff.
- Frank Hyneman Knight: Risk, Uncertainty and Profit.
- Niklas Luhmann: Soziologie des Risikos
- Ulrich Beck: Die Risikogesellschaft..
- Von Risiko zu Unsicherheit, Resilienz und Vulnerabilität..
- Einführung in die Resilienzforschung.
- Definitorische Herausforderungen des Resilienz- und Vulnerabilitätsbegriffs................
- Resilienz...........
- Vulnerabilität
- Forschungsstand und Entwicklungsperspektiven ......
- Resilienz und Vulnerabilität aus divergenten Perspektiven...........
- Resilienz und Vulnerabilität aus soziologischer Perspektive.
- Exkurs: „Hydraulic Fracturing“ („Fracking“)..
- Technische Basis und Stand der Forschung.
- Fracking: Konträre Standpunkte........
- Fracking, Risiko, Krise und Katastrophe?
- Vom Fracking zu Resilienz und Vulnerabilität
- Forschungslücken und Erkenntnisdefizite
- Fazit..
- Literaturverzeichnis..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den Begriffen Resilienz und Vulnerabilität und untersucht deren Bedeutung in der heutigen Gesellschaft. Sie untersucht, wie diese Konzepte im Kontext der Risikoforschung, insbesondere aus soziologischer Perspektive, relevant sind. Die Arbeit beleuchtet die historischen Wurzeln der Risikoforschung, analysiert unterschiedliche Konzepte von Risiko und Unsicherheit, und stellt die Relevanz dieser Theorien für die Resilienz- und Vulnerabilitätsforschung heraus.
- Entwicklung und Wandel der Begriffe "Risiko", "Unsicherheit", "Resilienz" und "Vulnerabilität" im Laufe der Zeit
- Bedeutung der Risikoforschung für die Analyse und Bewältigung von gesellschaftlichen Herausforderungen
- Definitorische Herausforderungen und unterschiedliche Perspektiven auf die Begriffe Resilienz und Vulnerabilität
- Der Einfluss sozialer Prozesse und Machtstrukturen auf die Entstehung und Bewältigung von Resilienz und Vulnerabilität
- Das Fallbeispiel "Fracking" als Beispiel für den Umgang mit technischen Risiken und die Relevanz von Resilienz-Konzepten
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung präsentiert die Bedeutung der Begriffe "Resilienz" und "Vulnerabilität" im Kontext der heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Sie führt den Leser in die Thematik ein und beleuchtet die historischen Wurzeln dieser Konzepte.
Das Kapitel "Theoretische Grundlagen" analysiert die Entwicklung der Risikoforschung und stellt die wichtigsten Theorien von Frank Hyneman Knight, Niklas Luhmann und Ulrich Beck vor. Die Arbeit verdeutlicht die Bedeutung dieser Theorien für das Verständnis von Risiko und Unsicherheit in modernen Gesellschaften.
Die "Einführung in die Resilienzforschung" beleuchtet die definitorischen Herausforderungen der Begriffe "Resilienz" und "Vulnerabilität" und stellt verschiedene konzeptionelle Ansätze vor. Sie gibt einen kurzen Überblick über den aktuellen Forschungsstand in verschiedenen Bereichen und wissenschaftlichen Disziplinen.
Der Exkurs "Hydraulic Fracturing" ("Fracking") analysiert die technischen Aspekte dieser Bohrmethode und zeigt deren Bedeutung für die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf. Er untersucht die Argumente von Befürwortern und Gegnern des "Fracking" und versucht, eine Verbindung zwischen dem Fallbeispiel, den Konzepten der Risikosoziologie und verschiedenen Konzepten der Resilienzforschung herzustellen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind Risiko, Unsicherheit, Resilienz, Vulnerabilität, Risikogesellschaft, Soziologie, Sozialwissenschaften, Fracking, Hydraulic Fracturing, Ökologie. Die Arbeit untersucht die Bedeutung dieser Konzepte für das Verständnis von gesellschaftlichen Herausforderungen und den Umgang mit Ungewissheiten und Gefahren.
- Quote paper
- Simon Busch (Author), 2014, Resilienz und Vulnerabilität. Grundlagen und Forschung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305655