Während meines Vorbereitungsdiensts habe ich im Rahmen der zweiten komplexen Lernsituation eine Unterrichtssequenz zur „Vertrauensfrage“ in „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist durchgeführt. Das Ziel der Stunde war es, das Vertrauensverständnis von Eve und Ruprecht und deren Vertrauensverhältnis zueinander zu erfassen und hierzu kritisch Stellung zu nehmen. Die Erarbeitung fand hierbei individuell in unterschiedlichen Lernarrangements statt, die auf das jeweilige Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet waren und deren Lernzugänge berücksichtigten. Unter anderem wählte ich als Methode das Bauen eines Standbildes aus, mit Hilfe dessen die Interpretationskompetenz der Lernenden gefördert und gleichzeitig das Handlungsinteresse der taktilen Pragmatiker berücksichtigt werden sollte. Während die Durchführung der Aufgabe ohne nennenswerte Probleme vonstattenging, kam es während des Auswertungsgesprächs zu Schwierigkeiten.
Die Auswertung begann mit der Präsentation der Standbilderbauerin, die den Beobachtern ihre Interpretation in Form des zuvor erarbeiteten Standbildes zeigte. Anschließend sollten die Beobachter ihre Wahrnehmungen zum Geschehen beschreiben und das Dargestellte im Hinblick auf das Vertrauensverständnis von Eve und Ruprecht und deren Vertrauensverhältnis untereinander deuten. Die Lernenden sollten hierdurch veranlasst werden, ihre eigene Interpretation zu reflektieren, entweder in Frage zu stellen, weiterzuentwickeln oder zu behaupten. Dies ist jedoch nicht gelungen. In der vorliegenden Arbeit möchte ich daher diese Unterrichtssituation reflektieren, um die Auswertung von Standbildern zukünftig kompetenzfördernd gestalten zu können. Hierzu werde ich - orientiert am Reflexionszyklus für die Nachtbereitung von Unterricht nach Korthagen - die Gründe für das Nichterreichen des Ziels analysieren und auf dieser Basis entsprechende Handlungs- und Planungsalternativen erarbeiten.
Dazu stelle ich in Kapitel 2 zunächst die theoretischen Grundlagen zur Standbildmethode vor. Hierbei gehe ich auf die Bedeutung der Methode für das handlungsorientierte Lernen ein und beschreibe die Durchführung und Auswertung. Darauf folgen eine Beschreibung der didaktisch-methodischen Planung sowie eine Darstellung der Durchführung des Auswertungsgesprächs zum Standbild (Kapitel 3). [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Standbild - Eine Methode im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht
- 3. Planung und Durchführung der Auswertung eines Standbildes zur „Vertrauensfrage“ im Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist
- 4. Reflexion der Auswertungsphase zum Standbild
- 5. Handlungs- und Planungsalternativen für die Auswertung von Standbildern
- 6. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit reflektiert eine Unterrichtssituation, in der die Auswertung eines Standbildes im Deutschunterricht Schwierigkeiten bereitete. Ziel ist es, die Gründe für das Nichterreichen des Lernziels zu analysieren und Handlungsalternativen für die zukünftige Gestaltung der Auswertung von Standbildern zu entwickeln. Die Arbeit stützt sich auf den Reflexionszyklus nach Korthagen.
- Reflexion der Standbildmethode im Literaturunterricht
- Analyse der Schwierigkeiten bei der Auswertung eines Standbildes
- Entwicklung von Handlungsalternativen für die Auswertung
- Handlungsorientierter Literaturunterricht
- Förderung der Interpretationskompetenz
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt eine Unterrichtsstunde zum Thema "Vertrauensfrage" in Kleists "Der zerbrochne Krug", in der die Standbildmethode eingesetzt wurde. Trotz erfolgreicher Umsetzung des Standbildes selbst, traten während der Auswertungsphase Schwierigkeiten auf. Die Arbeit zielt darauf ab, diese Schwierigkeiten zu analysieren und Verbesserungsvorschläge für zukünftige Unterrichtsplanungen zu entwickeln, basierend auf dem Reflexionszyklus nach Korthagen. Die Autorin/der Autor untersucht die Gründe für das Scheitern der Auswertung und plant, basierend darauf, Handlungs- und Planungsalternativen zu entwickeln.
2. Das Standbild – Eine Methode im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht: Dieses Kapitel erläutert die theoretischen Grundlagen der Standbildmethode im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht. Es wird die Bedeutung der Methode für die Förderung der Lesemotivation und die Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen (hier explizit die „taktilen Pragmatiker“) hervorgehoben. Der Fokus liegt auf der szenischen Interpretation literarischer Texte durch die Umsetzung von Vorstellungen in sinnlich konkrete Szenen. Verschiedene Arten von Standbildern werden vorgestellt, wobei das situationsbezogene Standbild im Mittelpunkt steht, da es in der beschriebenen Unterrichtseinheit verwendet wurde. Der Ablauf des Prozesses – von der Auswahl der Mitspieler bis zum „Einfrieren“ des Standbildes – wird detailliert beschrieben. Es wird auf die Rezeptionsästhetik Bezug genommen und die Wichtigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Text vor der Umsetzung betont.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Auswertung eines Standbildes im Deutschunterricht
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit analysiert eine Unterrichtssituation, in der die Auswertung eines Standbildes im Deutschunterricht im Zusammenhang mit Kleists "Der zerbrochne Krug" Schwierigkeiten bereitete. Ziel ist die Analyse der Gründe für das Nichterreichen des Lernziels und die Entwicklung von Handlungsalternativen für die zukünftige Gestaltung der Auswertung von Standbildern.
Welche Methode wird im Unterricht eingesetzt und reflektiert?
Die Arbeit reflektiert die Verwendung der Standbildmethode im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht. Dabei wird insbesondere ein situationsbezogenes Standbild zur „Vertrauensfrage“ in Kleists "Der zerbrochne Krug" untersucht.
Welche Schwierigkeiten traten bei der Auswertung des Standbildes auf?
Die Arbeit beschreibt detailliert die Schwierigkeiten, die während der Auswertungsphase des Standbildes auftraten, obwohl die Erstellung des Standbildes selbst erfolgreich war. Die genauen Schwierigkeiten werden im Haupttext der Arbeit erläutert.
Welches theoretische Modell wird zur Reflexion verwendet?
Die Reflexion der Unterrichtssituation basiert auf dem Reflexionszyklus nach Korthagen.
Welche Aspekte des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der Standbildmethode für die Förderung der Lesemotivation und die Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen, insbesondere der „taktilen Pragmatiker“. Es wird der Prozess der Standbilderstellung detailliert beschrieben, von der Textauswahl bis zum „Einfrieren“ der Szene. Die Rezeptionsästhetik und die Wichtigkeit einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Text vor der Umsetzung werden hervorgehoben.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Das Standbild als Methode, Planung und Durchführung der Auswertung, Reflexion der Auswertungsphase, Handlungs- und Planungsalternativen und Zusammenfassung/Ausblick.
Welche Ziele werden mit der Arbeit verfolgt?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Gründe für das Scheitern der Auswertung des Standbildes zu analysieren und Handlungs- und Planungsalternativen für zukünftige Unterrichtsplanungen zu entwickeln, um die Interpretationskompetenz der Schüler zu fördern.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Standbildmethode, handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht, Reflexionszyklus nach Korthagen, Interpretationskompetenz, "Der zerbrochene Krug", Heinrich von Kleist, taktile Pragmatiker, Rezeptionsästhetik.
- Arbeit zitieren
- Torben Schneider (Autor:in), 2015, Zum Umgang mit Standbildern im Literaturunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/305305