Burg-Gymnasium Wettin. 1993 machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dieser Schule -
damals noch als Schüler der fünften Klasse. Mein Traumberuf war seinerzeit Lehrer: „Na,
weil man da immer Ferien hat!“, erinnere ich mich gesagt zu haben. Ansonsten hatte ich noch
keine wirklichen Vorstellungen bezogen auf meine Zukunft. Dass ich elf Jahre später als
Lehramtstudent für Geographie und Deutsch wieder diese Burg erklimme, hätte ich mir zu
jener Zeit nicht vorstellen können. Es war mein zweiwöchiges Orientierungspraktikum
welches mich zurück in die mittelalterlichen Gemäuer der Schule bringen sollte. Die Wahl der
Praktikumsschule lag bei mir. Es ist nicht abzustreiten, dass meine Entscheidung durch die
Kenntnis der Schule beziehungsweise der Lehrer beeinflusst wurde. Allerdings waren es
gerade die unterschiedlichen Betrachtungsweisen die mich interessierten. Da ich das
Gymnasium aus der Schülerperspektive schon kannte, machte es mich umso neugieriger es
aus der Perspektive eines angehenden Lehrers zu betrachten. Im Folgenden werde ich nicht
nur meine Praktikumsschule vorstellen, sondern auch darlegen inwiefern mir ein
Perspektivwechsel gelungen ist und welche Erfahrungen ich an meiner alten „Wirkungsstätte“
sammeln konnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Vorstellung der Schule
3. Studienwahlmotiv
4. Lehrerideal/ Schülerideal/ Entwurf schulischer Gemeinschaft und gelungener Bildung
5. Machbarkeitsglaube/Technologiedefizit
6. Fazit
Verzeichnis der verwendeten Literatur
Anhang: Protokolle
1. Einleitung
Burg-Gymnasium Wettin. 1993 machte ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit dieser Schule - damals noch als Schüler der fünften Klasse. Mein Traumberuf war seinerzeit Lehrer: „Na, weil man da immer Ferien hat!“, erinnere ich mich gesagt zu haben. Ansonsten hatte ich noch keine wirklichen Vorstellungen bezogen auf meine Zukunft. Dass ich elf Jahre später als Lehramtstudent für Geographie und Deutsch wieder diese Burg erklimme, hätte ich mir zu jener Zeit nicht vorstellen können. Es war mein zweiwöchiges Orientierungspraktikum welches mich zurück in die mittelalterlichen Gemäuer der Schule bringen sollte. Die Wahl der Praktikumsschule lag bei mir. Es ist nicht abzustreiten, dass meine Entscheidung durch die Kenntnis der Schule beziehungsweise der Lehrer beeinflusst wurde. Allerdings waren es gerade die unterschiedlichen Betrachtungsweisen die mich interessierten. Da ich das Gymnasium aus der Schülerperspektive schon kannte, machte es mich umso neugieriger es aus der Perspektive eines angehenden Lehrers zu betrachten. Im Folgenden werde ich nicht nur meine Praktikumsschule vorstellen, sondern auch darlegen inwiefern mir ein Perspektivwechsel gelungen ist und welche Erfahrungen ich an meiner alten „Wirkungsstätte“ sammeln konnte.
2. Vorstellung der Schule
„Auf einem jäh vorspringenden, spitzen Felsenbrocken erhebt sich majestätisch über der Stadt Wettin die Stammburg der Wettiner.“ (Paul, Hans-Dieter. Geschichte. 09. Apr. 2004. http://www.burg-gymnasiumwettin.de)
Rikdag, Markgraf von Merseburg, Zeitz und Meißen, Graf Dedi aus Hause Budzici, dessen Enkel Thiemo als erster Graf von Wettin, Thiemos Sohn - Konrad der Große, Kurfürst August der Starke, Könige von Sachsen, wettinische Grafen von Brehna, Grafen von Mansfeld, Administrator Joachim Friedrich von Magdeburg, Prinz Louis-Ferdinand von Preußen – jene Namen sind es, auf welche die Schüler seit 1991 zurückblicken können, wenn sie die Geschichte ihrer eigenen Schule erforschen. Mit stolzer Brust können die Schüler des Burg-Gymnasiums Wettin folglich den zwischen Saaletal und Burgmauer liegenden Aufgang zur Burg beschreiten. Am Ende dieses Aufgangs trennen sich erstmals die Wege der Schüler, denn die Burg gliedert sich in mehrere Abschnitte bzw. Gebäude auf. Im Großen und Ganzen sind dies die Unter-, Ober- und Mittelburg.
Findet die nächste Unterrichtsstunde in der Unterburg statt, so folgt man dem Rande der Burgmauer, von wo man einen weiten Blick auf das Saaletal und die umliegenden Orte und Landschaften hat. Passiert der Schüler nun das große hölzerne Eingangstor, gelangt er auf den Hof der Unterburg, welcher von den Gemäuern der Burg eingekreist ist.
Zu den Unterrichtsräumen der Oberburg geht der Schüler an einem neu errichteten Gebäude der Mittelburg entlang. Wenn er vom Aufgang zur Burg noch nicht außer Atem war, so ist er es wohl spätestens, wenn er den Weg zur Oberburg gemeistert hat, da dessen Gefälle nicht geringer ist. Auch der Hof der Oberburg ist von Gemäuern umkreist, wobei diese weniger anschaulich sind als die der unteren Burg.
„Hier in der Oberburg wohnen die Schülerinnen und Schüler, die am Burg-Gymnasium den inhaltlichen Schwerpunkt "Bildende Kunst" belegen. Sie kommen nicht nur aus allen Teilen Sachsen-Anhalts, sondern auch aus anderen Bundesländern. Im Wohnheim Burg Wettin können zurzeit 82 Schülerinnen oder Schüler in insgesamt 26 Wohnheimzimmern wohnen.
Mit der Einrichtung des Kunstzweiges im Jahr 1992 gab es allerdings das Wohnheim noch nicht in dieser Form. Im Bereich der Oberburg befand sich früher eine Schäferschule und auf der Unterburg eine Agrar-Ingenieurschule mit Wohnunterkünften. Mit der Rekonstruktion des Haupthauses auf der Oberburg 1994 konnten im Dachgeschoss weitere Wohnheimzimmer eingerichtet werden, so dass das Wohnheim auf der Oberburg konzentriert werden konnte.“ (Das Wohnheim "Burg Wettin". 09. Apr. 2004 http://www.burg-gymnasiumwettin.de)
Die so genannte Mittelburg ist weit verteilt, weil sie sich auch noch mal in mehrere Komplexe aufteilt – dazu gehören die Baracken, die Oberbaracken und ein neu errichtetes Gebäude, das hauptsächlich für die Kunstschüler gedacht ist: „Kunstschüler haben seit Anfang des Jahres 2002 die Möglichkeit, in drei neu entstandenen Kunsträumen in der Mittelburg zu arbeiten. Ihre Kunstwerke können dann in einem großen Ausstellungsgalerie Besuchern zugänglich gemacht werden.“ ( Schule – Schulräume. 09. Apr. 2004 http://www.burg-gymnasiumwettin.de/)
Wie soeben erkannt, ist das Gymnasium nicht mit anderen zu vergleichen und das ist nicht nur seinem ungewöhnlichen Äußeren zuzuschreiben. Von den 825 Schülen besuchen 82 Kunstschüler aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen diese Schule, das heißt die Schule hat einen eigenen Kunstzweig. Jener soll die kreativen Fähigkeiten der Schüler fördern, die zuvor einen Eignungstest bestehen mussten, um das einzige Kunstgymnasium Sachsen-Anhalts besuchen zu dürfen.
Das Gymnasium ist auch im Internet zu finden. Unter anderem ist es auf der Homepage möglich sich einen Einblick in die Schulräume zu verschaffen. Zu sehen sind Aufenthaltsräume, ein neu entstandener moderner Chemieraum, ein Physikraum mit fachgerechter Atmosphäre, neu entstandene Kunsträume und ein Rittersaal, der ebenfalls die Funktion eines Unterrichtsraumes erfüllt: „Der Rittersaal gehört mit zu den schönsten und größten Räumen in der gesamten Burg. Eine Ritterrüstung im hinteren Teil des Raumes lässt an die Vergangenheit der Burg erinnern.“ ( Burg – Rundgang. 09. Apr. 2004 http://www.burg-gymnasiumwettin.de/)
Die Homepage zeigt die Burg auch von außen – Unter-, Ober- und Mittelburg und alles natürlich von seiner schönsten Seite. Eine angenehmere Atmosphäre für eine Schule ist nicht vorstellbar. Sollte man denken!
Im Kontrast dazu stehen nun folgende Aussagen von verschiedenen Lehrern:
„Als ich diesen Raum zum ersten Mal betreten habe, dachte ich mich tritt ein Pferd. Sowas würde ich nicht mal als Abstellkammer benutzen.“, „Was ich von den Unterrichtsbedingungen in diesem Gebäude halte? Gar nichts! Alles wegreißen! Die Decken sind so tief, da kann man nicht mal `ne Karte aufhängen. Katastrophal!“, „Atmosphäre schön und gut, aber wenn ich meinen Unterricht nicht richtig führen kann, weil man klar und deutlich die Stimmen vom Nebenraum hören kann und weil ich nicht mal `ne Karte von Afrika aufhängen kann, dann ist hier von fachgerechter Atmosphäre keine Rede mehr. Am besten ist, wenn das Gebäude abgerissen wird.“
Diese Divergenz macht stutzig und es stellt sich die Frage, was wohl mehr ins Gewicht fällt. Die allgemeine Atmosphäre der Burg, die fast vergessen lässt, dass es sich um ein Gymnasium handelt oder aber die teils baufälligen Gebäude, die nach Ansicht einiger Lehrer den Unterricht negativ beeinflussen. Nach den Aussagen verschiedener Lehrer wird klar, dass jene Lehrer, die seit längerer Zeit an der Schule unterrichten, die „Dreckecken“ und jegliche andere Dinge, die einem jeden Neuling gleich ins Auge fallen würden, mittlerweile übersehen und mit der Arbeitsstätte sehr zufrieden sind. Dass einige Gebäude restauriert werden müssen, ist ihnen klar, jedoch nicht so störend wie für jene Lehrer, die die Schule erst seit kürzerer Zeit besuchen.
Bei den Meinungen der Schüler ist Ähnliches zu verzeichnen: „Außer, dass die Toiletten unter aller Sau sind (außer der in der Unterburg), stört mich das sonst nicht weiter. Nach 7 Jahren an der Wettiner Burg, hat man sich dran gewöhnt.“
Nach einem Gespräch mit der Sekretärin wird bestätigt, was ohnehin schon vermutet wurde. Es fehlen die Gelder. Die Komplexität der Burg macht eine Restauration nicht einfacher. Ein neuer Chemieraum, neue Kunsträume, eine derzeitige Instandsetzung der Burgmauer sowie ein Schülercafé, welches momentan von Schülern errichtet wird, lassen darauf hoffen, dass eines Tages auch die baufälligen Gebäude und die sanitären Anlagen in einem besseren Licht erscheinen.
Zur Betreuung der Gymnasiasten stehen 66 Lehrer zur Verfügung, wovon 8 Lehrer von Sekundarschulen an das Gymnasium abgeordnet wurden. Auf Grund der Größe der Schule werden 3 Hausmeister und weitere 5 Angestellte benötigt um das viele Grün stets gut aussehen zu lassen und Reparatur- und ähnliche Arbeiten, die anfallen, zu verrichten.
Die Schüler haben nach Unterrichtsschluss die Möglichkeit an Arbeitsgemeinschaften teilzunehmen. So gibt es zum Beispiel fünf Sport-Arbeitsgemeinschaften - Unihockey, Leichtathletik, Fußball, Volleyball und Tischtennis. Die moderne und erst seit wenigen Jahren erbaute Sporthalle lässt diese und andere Möglichkeiten offen. So gibt es dort auch einen Fitnessraum, in dem sich die Schüler außerhalb des Unterrichts fit halten können. Ein Nachteil der Sportanlage ist, dass der Sportplatz nicht der Schule gehört und nachmittags nur selten genutzt werden darf.
Eine Schule im ländlichen Gebiet hat nach eigener Erfahrung den großen Vorteil, dass die Atmosphäre wesentlich entspannter ist als die einer städtischen Schule. Probleme mit Drogen und Gewalt sind hier nahezu unbekannt. Da das Schulgelände so groß ist, bewegen sich die Schüler nicht auf engstem Raum, was sich wiederum entspannend auswirkt.
Viele Lehrer bemängeln allerdings die Möglichkeit in Einrichtungen zu fahren. Hierzu wäre ein erheblicher Zeitaufwand nötig und zusätzlich müsste auch der Bus bezahlt werden. Fährt eine Klasse zum Beispiel in ein Theater oder Museum, fällt der folgende Unterricht aus. Das Problem hat eine städtische Schule nicht, da dort jederzeit genügend Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und somit nicht unnötig Unterricht entfällt.
Die Mehrzahl der Schüler kommt aus dem Saalkreis. Da dieser ein weitläufiges Gebiet umfasst, werden viele Busse benötigt. Der Nachteil des Schulbusverkehrs ist, dass er nur zu drei Zeiten angeboten wird, das heißt die Schüler haben morgens nur eine Möglichkeit den Bus als Transportmittel zur Schule zu nutzen und nachmittags wiederum nur zwei Zeiten zur Wahl, zu denen sie nach Hause fahren können. Entfällt Unterricht, müssen sie unter Umständen einige Stunden warten um nach Hause zu gelangen. Beginnt der Unterricht noch nicht zur ersten Stunde, sind sie trotzdem gezwungen schon zur ersten Stunde zu fahren. Die einzige Möglichkeit außerhalb der Busfahrzeiten zur Schule oder nach Hause zu gelangen, ist ein eigenes Auto (oder Motorrad etc.) oder eine Mitfahrgelegenheit. Diese Alternative steht allerdings nicht jedem und nicht ständig zur Verfügung.
Viele der Schüler sind auch auf eine Fähre angewiesen, um über die Saale an ihre Wirkungsstätte zu gelangen, daher werden die Schüler in jedem Schuljahr über gewisse Regeln und mögliche Gefahren auf der Fähre belehrt. Selten kommt es vor, dass die Fähre auf Grund von Hochwasser oder Reparaturen außer Betrieb ist. Dann müssen die Schüler einen großen Umweg und eine verkürzte erste Unterrichtsstunde in Kauf nehmen.
Wenn es also einen Kritikpunkt der Schule hervorzuheben gilt, ist es vor allem der der ungünstigen Lage.
Alles in allem muss trotzdem gesagt werden, dass das Burg-Gymnasium Wettin eine sehr angenehme Schule ist. Welcher Lehrer wünscht sich nicht eine Schule, an der Gewalt und Drogen kaum eine Rolle spielen. Welcher Lehrer ist nicht gern umgeben von Burggemäuern und viel Grün, welche den Schulalltag immens auflockern.
Die Handicaps verschwinden im Laufe der Zeit – zumindest aus den Köpfen.
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