Im Zentrum von öffentlichen Diskussionen werden Überlegungen zu Vaterschaft überwiegend im Zusammenhang mit Trennung oder Scheidung von Eltern thematisiert. Dabei geht es im Allgemeinen um Fragen der elterlichen Sorge im Kontext der Kindschaftsreformen oder der Kindschaftsrechte bezogen auf fundamentale Rechte und Pflichten der Elternteile.
Im letzten Jahrzehnt ist in der Fachöffentlichkeit parallel dazu eine Zunahme an einer grundlegenden Auseinandersetzung mit den Vorstellungen und den Phänomen von Vaterschaft festzustellen. Dabei wird vermehrt die Rolle von Vätern in soziologischen und auch psychologischen Betrachtungen untersucht. Schwerpunkte bilden beispielsweise die Bedeutung der Vater-Kind-Beziehung für die Sozialisation und die Erziehung sowie eine Identifizierung dessen worin Vaterschaft besteht oder was sie auszeichnet. Meistens erfolgen derartige Untersuchungen im Zusammenhang mit den gewachsenen und veränderten Anforderungen, die heute an Familien, Frauen, Männer und Kinder gestellt werden. Besonders deutlich wird die Stellung eines Vaters, wenn er getrennt von seinen Kindern lebt.
In der vorliegenden Arbeit wird die soziale Realität für Väter und Kinder untersucht, wenn Väter getrennt von ihren Kindern leben. Besonders beleuchtet werden soll der spezielle Teilbereich von Lebenslagen, wenn Vater und Kind(er) durch die Inhaftierung des Vaters zwangsgetrennt sind. Daraus ergibt sich die Frage, wie unter solchen außergewöhnlichen Lebensbedingungen Vaterschaft ausgeübt werden kann und welche Chancen oder Möglichkeiten für die Väter in Haft bestehen ihre Vaterschaft zu erleben beziehungsweise zu gestalten. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht das Interesse an der Perspektive der Männer bezogen auf deren emotionale und persönliche Einstellung zur Vaterschaft. Durch die thematische Begrenzung auf die Vaterschaft werden Aspekte ihrer Lebenswelt als Inhaftierte, ihrer subjektiven Sicht und in den wesentlichen Bezügen zu den betroffenen Kindern und Partnerinnen/ Ehefrauen/ Müttern herausgearbeitet. Das bedeutet, dass die übrigen Personen in unmittelbaren Zusammenhängen entsprechend ihrer Rolle als Interaktionspartner mit einbezogen werden. Wenn auch der Schwerpunkt auf der Lebenswelt der Väter liegt, können diese als Beziehungspartner nicht völlig ausgeblendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I. Einleitung
- II. Theoretische Grundlagen
- 1. Stand der Forschung
- 1.1 Vaterschaft in der Forschung
- 1.2 Forschungen zu Vaterschaft bei Inhaftierung
- 1.3 Das Verhältnis Familie, Vaterschaft und Inhaftierung
- 2. Vater-Kind-Beziehung bei räumlicher Trennung
- 2.1 Statistischen Angaben zu abwesenden Vätern
- 2.2 Statistische Angaben zu Vätern im Strafvollzug
- 2.3 Getrennt lebende Väter
- 2.4 Trennung durch Inhaftierung
- 2.4.1 Vollzugsziele
- 2.4.2 Resozialisierungsziele
- 2.4.3 Kontaktmöglichkeiten und Ausüben von Vaterschaft
- 2.4.4 Die Rolle der Mutter der Kinder und anderer Angehörige
- 2.4.5 Bewältigung
- 3. Unterbringung von Kindern in einer Haftanstalt
- 4. Soziale Bedürfnisse
- 5. Sozialisation der Kinder
- 6. Folgen von Trennungen oder Vaterverlust
- 7. Vaterverlust durch Inhaftierung
- 8. Familienbilder von Kindern
- 9. Kindschaftsrechte
- 10. Neue Aufgaben und Anforderungen durch eine Trennung vom Partner
- 11. Vaterschaft und Familienorientierung im sächsischen Strafvollzug
- 11.1 Familienbesuchstage
- 11.2 Familienbesuchstage in der JVA Zeithain und weitere Vorhaben für Familien
- 11.3 Vätergruppe in der JVA Zeithain
- 11.4 Familienorientierte Wohngruppe der JVA Dresden
- 12. Reflexion
- 1. Stand der Forschung
- III. Rechtliche Grundlagen zu Vaterschaft und Familienorientierung im Strafvollzug
- 1. Rechtliche Bezüge zu internationalen Richtlinien im Strafvollzug
- 2. Rechte der Kinder
- 3. Grundrechte der Inhaftierten und der Angehörigen
- 4. Reflexion
- IV. Empirische Untersuchung
- 1. Fragestellung
- 1.1 Planung und Durchführung der Befragung
- 1.2 Vorbereitungsphase der Untersuchung
- 1.3 Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsplan
- 1.4 Methodik der Untersuchung
- 1.5 Schritte der Durchführung
- 1.5.1 Entwicklung des Interviewleitfadens
- 1.5.2 Durchführung der Befragungen
- 1.5.3 Auswertung der Befragungen
- 2. Darstellungen der Ergebnisse
- 2.1 Merkmale der Stichprobe
- 2.2 Kontaktmöglichkeiten der Väter im Strafvollzug
- 2.2.1 Normalbesuche
- 2.2.2 Familienbesuche
- 2.2.3 Briefkontakte
- 2.2.4 Telefonkontakte
- 2.3 Einstellungen zur Vaterschaft und zu den Kindern
- 2.4 Das Verhalten der Kinder
- 2.4.1 Das Verhalten der Kinder bei Zeitpunkt des Haftantritts
- 2.4.2 Das Verhalten der Kinder während der Haftzeit
- 2.5 Umgang mit eigenen Gefühlen in der Haft
- 2.6 Die Rolle der Mutter der Kinder, Partnerin
- 2.6.1 Einschätzung der Qualität der Partnerschaft
- 2.6.2 Veränderungen bei den Frauen und den Kindern durch die Haft
- 2.7 Die Rolle der weiteren Familie
- 2.8 Die Rolle des eigenen Verhaltens
- 2.9 Die Rolle der Kunsttherapien
- 2.10 Veränderungen während der Haft
- 2.11 Bedürfnisse der Väter
- 2.11.1 Wünsche für die Haftzeit
- 2.11.2 Vorstellung für die Zeit nach der Haft
- 3. Bewertung der Ergebnisse
- 3.1 Diskussion und Reflexion der Ergebnisse
- 3.2 Reflexion und Anregungen für Forschung und Praxis
- 1. Fragestellung
- V. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Lebensrealität von Vätern im Strafvollzug und beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich für sie im Kontext der Vaterschaft stellen. Sie möchte die subjektiven Erfahrungen und Perspektiven der Männer im Fokus ihrer emotionalen und persönlichen Einstellung zur Vaterschaft beleuchten.
- Die Rolle des Vaters in der Familie und die Auswirkungen der Inhaftierung auf die Vater-Kind-Beziehung
- Die Herausforderungen der Vaterschaftsausübung im Strafvollzug und die Bedeutung von Kontaktmöglichkeiten
- Die emotionalen Auswirkungen der Inhaftierung auf Väter und ihre Bedürfnisse in Bezug auf die Familie
- Die Rolle von Familienorientierung und Unterstützungsprogrammen im Strafvollzug für Väter und ihre Familien
- Die Bedeutung von Forschung und Praxis im Bereich der Vaterschaft im Strafvollzug
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Vaterschaft im Strafvollzug ein und stellt die Relevanz der Thematik dar. Das zweite Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen, indem es Forschungsergebnisse zu Vaterschaft und Inhaftierung sowie die Vater-Kind-Beziehung bei räumlicher Trennung beleuchtet. Die rechtlichen Grundlagen zur Vaterschaft und Familienorientierung im Strafvollzug werden im dritten Kapitel behandelt. Das vierte Kapitel präsentiert die empirische Untersuchung, die die Erfahrungen von Vätern im Strafvollzug erforscht. Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschung und Praxis.
Schlüsselwörter
Vaterschaft, Strafvollzug, Inhaftierung, Vater-Kind-Beziehung, Familienorientierung, Resozialisierung, emotionale Auswirkungen, Bedürfnisse, Kontaktmöglichkeiten, Forschung, Praxis
- Quote paper
- Petra Anna Maria Hermes (Author), 2011, Dimensionen von Vaterschaft. Vater sein im Strafvollzug, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304684
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