Erwachsene, die gewalttätig gegen ihre Kinder, (Ehe-)Partner oder Eltern handeln, waren oft als Kinder oder Jugendliche gewalttätig gegen andere Familienmitglieder (meistens gegen die Mutter oder jüngere Geschwister).
Untersuchungen beweisen, dass kindliche Gewalt der häufigste Vorbote von Gewalt im Erwachsenenalter ist. Es gibt eine "Karriere" von Gewalttätigkeit und die Ausbrüche gegen die eigenen Kinder oder den (Ehe-)Partner sind meistens ein ziemlich später Punkt in dieser Karriere. Gewalt in der Familie ist die am meist verbreitete Form von Gewalt. 85% aller Gewalttaten, die aktenkundig sind, werden innerhalb der Familie verübt.
Diese Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit der Gewalt von Eltern gegenüber ihren Kindern und die unterschiedlichen Ausprägungsformen von Eltern-Kind-Gewalt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Arten von Gewalt gegen Kinder
2.1. physische Gewalt
2.2. psychische Gewalt
2.3. Vernachlässigung
2.4. emotionale Ausbeutung
3. Studien
4. Ursachen für Kindesmissbrauch
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Kinder
Sind so kleine Hände
winzige Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen
die zerbrechen dann.
Sind so kleine Füße
mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten
könn sie sonst nicht gehn.
Sind so kleine Ohren
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen
werden davon taub.
Sind so schöne Münder
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten
kommt sonst nichts mehr raus.
Sind so klare Augen
die noch alles sehn.
Darf man nie verbinden
könn sie nichts verstehn.
Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
gehen kaputt dabei.
Ist son kleines Rückgrad
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen
weil es sonst zerbricht.
Bettina Wegner
1. EINLEITUNG
Gewalt in der Familie ist die am meist verbreitete Form von Gewalt. „85% aller Gewalttaten, die aktenkundig sind, werden innerhalb der Familie verübt“[1], dabei wird zwischen folgenden Gewaltformen unterschieden:
- Partnergewalt (Gewalt zwischen den (Ehe-)Partnern)
- Geschwistergewalt (Gewalt zwischen den Geschwistern)
- Kind - Eltern - Gewalt
- Eltern - Kind - Gewalt
Erwachsene, die gewalttätig gegen ihre Kinder, (Ehe-)Partner oder Eltern handeln, waren oft als Kinder oder Jugendliche gewalttätig gegen andere Familienmitglieder (meistens gegen die Mutter oder jüngere Geschwister).Untersuchungen beweisen, dass kindliche Gewalt der beste Vorbote der erwachsenen Gewalt ist. Es gibt also eine „Karriere“ von Gewalttätigkeit und die Ausbrüche gegen die eigenen Kinder oder den (Ehe-)Partner sind meistens ein ziemlich später Punkt in dieser Karriere. Das gleiche gilt auch für Personen die in ihrer Kindheit selbst Opfer von Gewalt waren, egal ob physischer oder sexueller Art.[2]
Ich beschäftige mich in dieser Arbeit ausschließlich mit der Gewalt von Eltern gegenüber ihren Kindern und werde auf die unterschiedlichen Ausprägungsformen von Eltern - Kind - Gewalt eingehen.
Kindesmisshandlung lässt sich in vier Bereiche schädigenden Verhaltens gliedern.
- physische Gewalt
- psychische Gewalt
- Vernachlässigung und emotionale Ausbeutung
- sexueller Missbrauch[3]
Der am stärksten erforschte Bereich ist hierbei jedoch die physische und die sexuelle Gewalt[4], wobei die sexuelle Gewalt vor allem in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand der Forschung und von Untersuchungen war. Während sich körperliche Misshandlungen schnell feststellen lassen, ist die seelische Misshandlung bei Kindern nicht leicht zu ersehen, da man keine körperlich sichtbaren Spuren findet.
In dieser Arbeit werde ich mich zunächst mit den ersten drei Bereichen von Kindesmisshandlung beschäftigen (physische- und psychische Gewalt, Vernachlässigung
und emotionale Ausbeutung) und dann im weiteren Verlauf eine Studie zu Gewalt im Erziehungskonzept anführen, die aus Forschungsprojekten des Deutschen Jugendinstitutes e.V. hervorgegangen ist. Zum Schluss werde ich auf die möglichen Ursachen für Kindesmisshandlung eingehen, die Risikofaktoren und die so genannten „Problemfamilien/kinder“. Abschließend folgt ein kurzes Fazit.
2. ARTEN VON GEWALT GEGEN KINDER
2.1. physische Gewalt
Die physische Gewalt „bezeichnet alle Formen körperlicher Gewalt gegen Kinder, die als Folge körperliche Verletzungen nach sich ziehen (können). Die Misshandlung wird mit Absicht ausgeführt oder in Kauf genommen, obwohl ernsthafte körperliche Verletzungen oder seelische Wunden entstehen können.“[5]
Kinder werden bevorzugt ins Gesicht, auf den Kopf oder auf den Po geschlagen. Teilweise wird auch einfach nur wahllos über den ganzen Körper des Kindes hinweg geschlagen. Die Misshandlungen werden mit den Händen, Fäusten, aber auch mit Gegenständen wie z.B. Stöcken, Gürteln, Besen, Peitschen, Schaufeln und anderem ausgeführt. Kinder werden gegen Möbel geschleudert, mit heißem Wasser begossen, unter die eiskalte Dusche gestellt oder in eiskaltes Wasser getaucht, mit brennenden Zigaretten gequält, müssen hungern. Sie müssen die Nacht über im Haus auf- und ablaufen, stundenlang stehen, knien oder schwere Gegenstände halten. Die Phantasie der Eltern kennt hierbei keine Grenzen.[6] Die Verletzungen erfordern meist einer ärztlichen Versorgung.
In Schweden wurde am 01.Juli 1979 ein Gesetz erlassen, das den Eltern das Recht, ihre Kinder auch körperlich zu züchtigen, entzieht. „Damit wurde der ,Klaps im richtigen Moment’ ebenso untersagt wie die ,Ohrfeige’ oder die ,gesunde Tracht Prügel’.“[7]
2.2. psychische Gewalt
Psychische Gewalt hinterlässt zwar keine augenscheinlich sichtbaren „Narben“, wie es z.B. bei der physischen Gewalt der Fall sein kann, hat für das Kind aber ebenso „dramatische“ Folgen. Die psychische Gewalt wird meist beschrieben als Drohung, Liebesentzug, verletzende verbale Äußerungen und Redensarten, Abwendung und Ablehnung, Zwänge, emotionales Erpressen, besonders im Bereich der sexuellen Gewalt auch mit einem Schweigegebot verknüpft, u.s.w.
Besonders die Form der psychischen/emotionalen Gewalt ist eine schwierig zu definierende Art der Misshandlung. Auf Grund der Probleme bei ihrer Messbarkeit auch Gegenstand von
wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen.[8] Anstelle der körperlich sichtbaren Spuren, wie es bei physisch missbrauchten Kindern der Fall ist, wird bei seelisch missbrauchten Kindern oft eher ein Fehlverhalten beobachtet, wie z.B. besondere Angst oder ein trotziges Verhalten, welches sich wiederum aber auch auf verschiedene andere Ursachen zurückführen lassen kann, und somit das Umfeld des Kindes nicht zwangsläufig auf eine psychische Gewaltanwendung aufmerksam macht.
Oft werden die traumatischen Erlebnisse der Kindheit von den Betroffenen verdrängt und treten erst Jahre später, beispielsweise im Zusammenhang von Krisen im späteren Leben, dann scheinbar „ganz plötzlich“ an die Oberfläche und wirken in Form schwerer psychischer Beeinträchtigungen. Da der Kern der Probleme, die in der Kindheit erlebten Misshandlungen, bereits viele Jahre zurückliegt, führen die Betroffenen, wie auch Freunde/Verwandte, die aktuellen Probleme nicht auf die in der Kindheit erlittene Gewalt zurück.[9]
„Es bestehen fließende Übergänge zwischen ,normalen’, das heißt gesellschaftlich akzeptierten Erziehungspraktiken und den verschiedenen Maßnahmen, welche Eltern und Erzieher im Sinne der psychischen Misshandlung anwenden.“[10] So stellt sich die Frage, ob Bemerkungen wie „Aus dir wird nie was“, oder der Versuch, das Kind durch Drohungen, wie z.B. die Drohung durch den „schwarzen Mann“, zur Vernunft zu bringen, noch als „normale Erziehungspraktik“ einzustufen ist, oder bereits als psychische Misshandlung gilt.[11]
[...]
[1] www.lptw/vortraege2002/m_cierpka.html Download-Datum: 02.09.2004
[2] Vgl. ebd.
[3] Vgl. Haesler, W.T. (Hrsg.):Kindesmisshandlung. Grüsch 1985, S.14.
[4] Vgl. Lehner-Hartmann, Andrea: Wider das Schweigen und Vergessen. Gewalt in der Familie: Sozialwissenschaftliche Erkenntnisse und praktisch-theologische Reflexionen. Inssbruck-Wien 2002, S.115.
[5] www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Haeufige_Probleme/s_682.html
[6] Vgl. Lehner-Hartmann, Andrea: a.a.O., S.116.
[7] Haesler, W.T. (Hrsg.): a.a.O., S.15f.
[8] Vgl. Lehner-Hartmann, Andrea: a.a.O., S.115.
[9] Vgl. Rauchfleisch, Udo: Allgegenwart von Gewalt. Göttingen 1992, S.67ff.
[10] Rauchfleisch, Udo: a.a.O., S66f.
[11] Vgl. ebd., S.67.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Czok (Autor:in), 2004, Gewalt gegen Kinder in der Familie. Formen der Gewalt und ihre Ursachen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30464
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