Deutschland und Afrika, das war und ist ein komplexes Verhältnis zwischen Attraktion, Abwehr und Aggression. Seit Deutschland im 19. Jahrhundert durch Expansion und Kolonialpolitik seinen "Platz an der Sonne" suchte, fand und wieder verlor, bleibt das Verhältnis zwischen den Deutschen und Afrika schwierig.
Afrika ist in der heutigen populären Wahrnehmung entweder Paradies für wilde Tiere oder die Hölle für Menschen: Armut, Hunger, Seuchen, Staatszerfall und Kriege sowie die damit verbundenen, bedrohlich erscheinenden Flüchtlingsströme und Tragödien im Mittelmeer. Das alles und sonst nichts ist Afrika für viele Europäer, für viele Deutsche.
Seit den 1990er Jahren gibt es immer wieder Einsätze der Bundeswehr in Afrika oder im Zusammenhang mit Afrika. So fand einer der ersten großen Auslandseinsätze 1993 bis 1995 in Somalia statt. Die moderne Bundeswehr erinnert aber auch an deutsche Soldaten, die in anderem Zusammenhang in Afrika waren: Kasernen der Bundeswehr sind nach den von der NS-Kriegspropaganda geschaffenen Heldenfiguren des Dritten Reiches Erwin Rommel (genannt: Der Wüstenfuchs) und dem Fliegerass Hans-Joachim Marseille (genannt: Der Stern von Afrika) benannt.
Was führt dazu, dass ein deutscher Jagdflieger als "Stern von Afrika" bezeichnet wird und was bedeutet das für unseren Blick auf Afrika, wenn wir heute an diesen Flieger erinnert werden? Die vorliegende Arbeit soll der Frage nachgehen, welche Afrikabilder sich bei der Erinnerung an den deutschen Jagdflieger Hans-Joachim Marseille identifizieren lassen und ob es in diesem Zusammenhang eine kolonialistisch geprägte Erinnerungskultur gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Historischer Abriss
- Deutschland und Afrika
- Deutsches Reich
- Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik
- Hans-Joachim Marseille
- Fliegerkarriere
- Nachwirkung
- Deutschland und Afrika
- Untersuchung und Auswertung der Darstellungen
- Hauptquellen
- Spielfilm „Der Stern von Afrika“, BRD/S, 1957
- Biografischer Bildband „Hans Joachim Marseille“, Walter Wübbe, 2001
- Sonstige Publikationen
- Trailer zum Spielfilm „Der Stern von Afrika“, 1957
- Roman „Der Stern von Afrika“, Karl Hans Koizar, 1980
- Artikel „Wer war Marseille wirklich?“ in Flugzeug Classic 13/2012
- Hauptquellen
- Exkurs: Bundeswehr und Afrika-Tradition
- Palme als Traditionssymbol
- Kasernennamen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die kolonialistische Prägung des Gedenkens an den Jagdflieger Hans-Joachim Marseille und die damit verbundenen Afrikabilder. Sie untersucht, wie Marseille als „Stern von Afrika“ dargestellt wird und welche Bedeutung dies für den deutschen Blick auf Afrika hat.
- Die koloniale Geschichte Deutschlands und die Folgen für die deutsch-afrikanischen Beziehungen
- Die Darstellung Marseilles als Held und seine Rolle in der deutschen Erinnerungskultur
- Die Rezeption des „Sterns von Afrika“ in verschiedenen Medien und Publikationen
- Die Übernahme von Symbolen des Afrikakorps durch die Bundeswehr
- Die Frage, ob und wie die Bundeswehr an NS-Idole wie Marseille und Rommel erinnert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet das komplexe Verhältnis zwischen Deutschland und Afrika, das von Attraktion, Abwehr und Aggression geprägt ist. Sie zeigt auf, dass der kolonialistische Blick auf Afrika im 20. Jahrhundert trotz des Endes des Kolonialismus weitgehend erhalten geblieben ist.
Der historische Abriss zeichnet die deutsche Kolonialgeschichte nach und erläutert die Folgen des deutschen Engagements in Afrika. Er zeigt, dass der deutsche Kolonialismus sowohl wirtschaftlich als auch politisch gescheitert ist und die deutsche Erinnerungskultur bis heute von kolonialen Prägungen geprägt ist.
Die Untersuchung und Auswertung der Darstellungen analysiert verschiedene Medien und Publikationen, die sich mit Hans-Joachim Marseille beschäftigen. Sie untersucht, welche Afrikabilder in diesen Darstellungen vermittelt werden und wie diese mit dem kolonialen Erbe Deutschlands verbunden sind.
Der Exkurs zur Traditionspflege der Bundeswehr beleuchtet die Übernahme von Symbolen des Afrikakorps durch die Bundeswehr und die Frage, ob und wie die Bundeswehr an NS-Idole wie Marseille und Rommel erinnert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Kolonialismus, Erinnerungskultur, Afrikabilder, deutsche Geschichte, Hans-Joachim Marseille, „Stern von Afrika“, Bundeswehr, Traditionspflege.
- Quote paper
- Alexander Würth (Author), 2015, Der Stern von Afrika? Die kolonialistische Prägung des Gedenkens an den deutschen Jagdflieger Hans-Joachim Marseille, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303634