Mit einem Bus in ein Armenviertel zu fahren, um dort zu sehen wie die Bevölkerung in Armut lebt? Für viele Menschen ist dies unvorstellbar. Tatsächlich ist dies jedoch keine Vorstellung einer absurden Idee, sondern Tatsache. Der Township Tourismus in Südafrika hat in den letzten Jahren stetig zugenommen.
Mit dem Ende der Apartheid in Südafrika Mitte der 90er Jahre veränderte sich zugleich das Reiseverhalten der Touristen weltweit und die Nachfrage nach neuen Formen des Tourismus stieg. Touristen suchen seitdem vermehrt nach individuellen Erfahrungen und einzigartigen Erlebnissen. Laut Lubbe ist es besonders für Südafrikas Tourismusindustrie unvermeidlich auf diese Nachfrage einzugehen und den Tourismus mit Südafrikas vielseitiger Kultur zu verknüpfen.
Inzwischen ist auch den Behörden des Landes bewusst geworden, dass Südafrika reich an verschiedenen Kulturen ist und diese die Hauptattraktion für internationale Touristen darstellt. Neben den wild lebenden Tieren und der natürlichen Schönheit des Landes präsentiert sich Südafrika gerne als „Rainbow Nation“ – die Welt in einem Land. Genau aus diesen Gründen entdecken immer mehr Touristen ihr Interesse für Südafrika und so bereisten im Jahr 2010 rund 8 Mio. Touristen das Land.
Im Jahr 2013 stieg die Zahl der Ankünfte auf 9,6 Millionen. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Neben dem Krüger Nationalpark, zählt Kapstadt zu den Hauptgründen für eine Reise nach Südafrika. Die Hauptattraktionen der Stadt sind u.a. der Tafelberg und Robben Island. Seit mehreren Jahren gewinnen auch Township Touren an zunehmender Beliebtheit.
Inhaltsverzeichnis
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
1 EINLEITUNG
1.1 PROBLEMSTELLUNG
1.2 FRAGESTELLUNG
1.3 ZIELSETZUNG
1.4 AUFBAU DER ARBEIT
2 HINTERGRUNDINFORMATIONEN ÜBER SÜDAFRIKA
2.1 DEFINITION UND ENTWICKLUNG DES TOWNSHIP TOURISMUS
2.2 GESCHICHTE SÜDAFRIKAS
2.3 ENTSTEHUNG DER TOWNSHIPS
2.4 TOURISMUS IN SÜDAFRIKA
2.5 INFORMATIONEN ÜBER TOWNSHIP-TOUREN IN KAPSTADT
3 NEUE TOURISMUSFORMEN
3.1 PRO-POOR TOURISM
3.2 COMMUNITY-BASED TOURISM
3.3 RESPONSIBLE TOURISM
4 HÜRDEN UND POTENZIALE DES TOWNSHIP TOURISMUS AUS DER PERSPEKTIVE DER
4.1 TOURISTEN
4.2 EINWOHNER
4.3 REISEVERANSTALTER
4.3.1 METHODISCHE VORGEHENSWEISE
4.3.2 AUSWAHL DER INTERVIEWPARTNER
4.3.3 AUFBAU DES LEITFADENS UND DURCHFÜHRUNG DER INTERVIEWS
4.3.4 VORSTELLUNG DER EXPERTEN
4.3.5 AUSWERTUNG DER INTERVIEWS
4.4 REGIERUNG
4.4.1 WHITE PAPER
4.4.2 TOURISM DEVELOPMENT FRAMEWORK
4.4.3 TOURISM BEE-CHARTER
5 BEST PRACTICE BEISPIELE
5.1 MZOLI’S
5.2 TCD-TOURISM COMMUNITY DEVELOPMENT TRUST
6 LÖSUNGSANSÄTZE & HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
7 AUSBLICK & FAZIT
LITERATUR & QUELLENVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Entstehung des Slum Tourismus im globalen Süden 1991 bis 2010
Abbildung 2: internationale Ankünfte in Südafrika 1966 bis 2007
Abbildung 3: zentrale Sehenswürdigkeiten der Townships in Kapstadt
Abbildung 4: Vier-Phasen-Modell
Abbildung 5: Empfindungen der Touristen nach einer Township Tour
Abbildung 6: Ansichten der Touristen über ein Township vor und nach der Tour
Abbildung 7: Hostels in Langa.28 Abbildung 8: Das Mzoli’s
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Mit einem Bus in ein Armenviertel zu fahren, um dort zu sehen wie die Bevölkerung in Armut lebt? Für viele Menschen ist dies unvorstellbar. Tatsächlich ist dies jedoch keine Vorstellung einer absurden Idee, sondern Tatsache. Der Township Tourismus in Südafrika hat in den letzten Jahren steigenden Zuwachs vernommen. Mit dem Ende der Apartheid in Südafrika Mitte der 90er Jahre veränderte sich zugleich das Reiseverhalten der Touristen weltweit und die Nachfrage nach neuen Formen des Tourismus stieg (vgl. Richard, 2008, S. 535). Touristen suchen seitdem vermehrt nach individuellen Erfahrungen und einzigartigen Erlebnissen. Laut Lubbe ist es besonders für Südafrikas Tourismusindustrie unvermeidlich auf diese Nachfrage einzugehen und den Tourismus mit Südafrikas vielseitiger Kultur zu verknüpfen (vgl. Lubbe, 2005, S. 87). Inzwischen ist auch den Behörden des Landes bewusst geworden, dass Südafrika reich an verschiedenen Kulturen ist und diese die Hauptattraktion für internationale Touristen darstellt (vgl. Richard, 2008, S.209). Neben den wild lebenden Tieren und der natürlichen Schönheit des Landes präsentiert sich Südafrika gerne als „Rainbow Nation“ - die Welt in einem Land. Genau aus diesen Gründen entdecken immer mehr Touristen ihr Interesse für Südafrika und so bereisten im Jahr 2010 rund 8 Mio. Touristen das Land. Im Jahr 2013 stieg die Zahl der Ankünfte auf 9,6 Millionen (vgl. Annual Tourism Performance Report, 2013). Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Neben dem Krüger Nationalpark, zählt Kapstadt zu den Hauptgründen für eine Reise nach Südafrika. Die Hauptattraktionen der Stadt sind u.a. der Tafelberg und Robben Island. Seit mehreren Jahren gewinnen auch Township Touren an zunehmender Beliebtheit.
Immer mehr internationale Touristen haben Interesse am „authentischen“ Afrika und buchen eine Township Tour. Besonders die Geschichte Afrikas, aber auch die Begeisterung für die Kultur und den Lebensstil der Einheimischen, stößt bei den Urlaubern auf großes Interesse (vgl. Rolfes et al., 2009, S. 38). Trotz der hohen touristischen Nachfrage, profitiert nach wie vor überwiegend die weiße Bevölkerung von der Tourismusindustrie. Folglich vergrößert sich die Kluft zwischen Schwarz und Weiß1, Arm und Reich, wodurch die Kriminalität, die Gewaltbereitschaft und auch die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen (vgl. Margraf, 2006, S. 9). In keinem anderen Land Afrikas ist der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß so groß wie in Südafrika. Selbst der ehemalige Präsident Thabo Mbeki spricht von zwei Nationen „die eine weiß und wohlhabend, die anderen schwarz und arm.“ (Margraf, 2006. S. 41)
Touren in die Townships am Rande der Städte sollen das Bild der Touristen verändern und ihnen einen Einblick über das tatsächliche Leben der schwarzen Südafrikaner geben. So besuchen beispielsweise täglich über tausend Menschen das größte Township Südafrikas - Soweto (Abkürzung für South Western Townships) (vgl. Bennet et al., 2004, S.200).
Obwohl Kapstadt als eine fortschrittliche Stadt bekannt ist, herrscht in den Townships auch heute noch der Kampf ums Überleben. Etwa 95% der schwarzen Bevölkerung lebt trotz des Endes der Apartheid weiterhin unter der Armutsgrenze (vgl. Margraf, S. 46). Viele von ihnen in einfachen Wellblechhütten, den sogenannten „Shacks“ ohne fließend Wasser und Strom, ungeschützt vor der Kälte des südafrikanischen Winters.
1.2 Fragestellung
Aufgrund der Problemstellung soll die Forschungsfrage der Arbeit wie folgt lauten:
Wie können alle Stakeholder von Township Touren langfristig eingebunden werden?
Vom Titel ausgehend sollen verschiedene Überlegungen diskutiert werden. Zum einen, inwieweit die lokale Bevölkerung vom Tourismus sowohl positiv, als auch negativ beeinflusst wird. Zum anderen, wie im Tourismus gehandelt werden muss, um einen langfristigen Nutzen aller beteiligten Stakeholder zu erzielen. „Stakeholder sind externe oder interne Personengruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind.“ (Thommen, o.J.) In Bezug auf den Township Tourismus gelten als Stakeholder die Reiseveranstalter, die Touristen, die NGO’s, die privaten Akteure, die Regierung und die Einheimischen selbst.
1.3 Zielsetzung
Aufgabe dieser Arbeit ist es demnach, zunächst die Hürden und Potenziale des Township Tourismus aufzudecken, um daraus Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen zu entwickeln, welche die Stakeholder aller Township Touren verwenden können, um so einen langfristigen Nutzen zu erzielen. Durch die neuen Tourismusformen, wie beispielsweise Community-Based Tourism, Pro-Poor Tourism oder auch Responsible Tourism, werden Möglichkeiten geboten, die oftmals benachteiligten Bevölkerungsgruppen durch lokale Partizipation in Projekte einzubinden. Auf diese touristischen Erscheinungsformen soll in der Arbeit eingegangen werden, da die neue politische Entwicklung des Landes versucht an diese Formen anzuknüpfen, umso Projekte und Initiativen zu fördern. Zudem hat die Regierung neue Richtlinien entworfen, die den Tourismus unter Einbindung der lokalen Bevölkerung nachhaltig fördern sollen.
1.4 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel:
Die Arbeit beginnt mit den für die Thematik notwendigen Informationen und Definitionen. Nach der Einleitung folgt im zweiten Kapitel ein Einblick über das Land und die Geschichte Südafrikas, sowie eine Beschreibung des Township Tourismus. Darüber hinaus wird ein kurzer Überblick über die Entstehung und das Wachstum dieser neuen Tourismusart gegeben, sowie über die Metropole Kapstadt und den dort vorherrschenden Township Tourismus. Zudem werden die notwendigen Informationen zu Township Touren wie beispielsweise die besuchten Sehenswürdigkeiten, Gruppengröße und die verschiedenen Arten der Reiseveranstalter erläutert.
Der Inhalt des dritten Kapitels setzt den Schwerpunkt auf die unterschiedlichen neuen Tourismusformen. Anhand der Darstellung und Erläuterung der verschiedenen Konzepte und Strategien, sowie der Rolle der wichtigsten Stakeholder, sollen die Chancen und Möglichkeiten für eine langfristige Umsetzung des Township Tourismus aufgezeigt werden.
Anschließend werden im vierten Kapitel die Hürden und Potenziale aus Perspektive der verschiedenen Stakeholder erläutert. Insbesondere die durchgeführten Expertengespräche sollen die theoretischen Erkenntnisse ergänzen. Zudem werden im fünften Kapitel zwei Best Practice Beispiele genannt, welche das Potenzial und die Auswirkungen des Tourismus bei richtiger Handhabung aufzeigen.
Durch die dargelegten Hürden und Potenziale des Township Tourismus werden im darauffolgenden Kapitel sechs Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen beschrieben, welche somit die Fragestellung der Arbeit beantworten sollen. Das siebte Kapitel gibt einen kurzen Überblick über die vorliegende Arbeit und fasst alle wichtigen Aspekte zusammen, sodass abschließend ein Ausblick und ein Fazit bezüglich des Township Tourismus gegeben werden können.
2 Hintergrundinformationen über Südafrika
„Südafrika - die Welt in einem Land“ Mit diesem Slogan wirbt die südafrikanische Tourismusindustrie und begeistert Gäste aus aller Welt. Als Land der Kontraste vereint es kulturelle Vielfalt mit einer facettenreichen Landschaft und atemberaubender Tier- und Pflanzenwelt. Mit einer Größe von 1 213 090 km² ist Südafrika ungefähr dreimal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland (vgl. Destatis, 2014). Das Land besteht aus neun Provinzen, dem Western Cape, Eastern Cape, Northern Cape, North-West, Free State, Gauteng, Northern Province, Mpumalanga und Kwa-Zulu-Natal. In ganz Südafrika gibt es über 400 Wildparks und Wildtierreservate, sowie zwanzig unterschiedliche Nationalparks, in denen die Big Five2 beheimatet sind. Neben den vielfältigen touristischen Sehenswürdigkeiten, werden die Gäste zudem von den unterschiedlichen Kulturen des Landes angezogen. Nicht ohne Grund wird Südafrika als Regenbogennation bezeichnet. Heute leben in Südafrika ca. 53,7 Mio. Einwohner, darunter 70% Schwarze, 8 % Weiße, 8% Farbige und 2% Inder und Asiaten. Alle elf Landessprachen werden als offizielle Sprachen angesehen. Den größten Anteil besitzen hierbei Zulu (24%), Xhosa (18%), Afrikaans (14%) und Englisch (9%) (vgl. Auswärtiges Amt, 2014). Englisch wird hauptsächlich in den großen Städten wie Pretoria, Johannesburg und Kapstadt gesprochen. Im Landesinneren werden entweder die Stammessprachen oder Afrikaans verwendet.
Aufgrund des jahrelangen Apartheidregimes werden bestimmte Bevölkerungsgruppen immer noch stark benachteiligt. Zwar ist das Bruttoinlandsprodukt (kurz BIP) im Jahr 2012 mit 6.354 US-Dollar je Einwohner (vgl. Destatis, 2014) sehr hoch, jedoch ist anzumerken, dass von dieser wirtschaftlichen Stärke vorwiegend die weiße Bevölkerung sowie eine kleine Oberschicht der schwarzen Bevölkerung profitiert. Im Jahr 2012 betrug die Arbeitslosenquote 25,0% (vgl. Destatis, 2014). Nach wie vor bestehen insbesondere bei der schwarzen Bevölkerung große Bildungsdefizite. Jeder fünfte hat gar keine oder nur eine grundlegende Schulbildung (vgl. Margraf, 2006, S. 41).
Gemessen am BIP des Landes ist Südafrika das wirtschaftlich stärkste Land auf dem afrikanischen Kontinent. Besonders durch das gut ausgebaute Verkehrsnetz, sowie eine ausreichende Versorgung der Elektrizität und einem Telekommunikationsnetz bietet das Land viel Potenzial auch weiterhin stetig zu wachsen. Neben der Tourismusindustrie gelten auch die Automobilindustrie, sowie der Agrarsektor als wichtige Wirtschaftsfaktoren (vgl. Margraf, 2006, S. 46). Durch die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2010 hat der Tourismus noch einmal an Bedeutung gewonnen. Neben den stetig ansteigenden Besucherzahlen hat sich seitdem
auch der Prozentanteil der in Armut lebenden Bevölkerung signifikant verbessert. Im Jahr 2009 betrug der Anteil noch 56,8% und ist nur zwei Jahre später auf 45,5% gesunken (vgl. Statistics, 2014). Auch die Anzahl der im Tourismussektor erwerbstätigen Personen ist im Jahr 2010 auf 567.378 Personen gestiegen (vgl. City of Cape Town, 2013, S.17). Die stetig wachsenden Zahlen der WTTC3 zeigen, wie stark der Tourismus inzwischen das Wirtschaftswachstum beeinflusst. Im Jahr 2013, nur drei Jahre nach der Fußballweltmeisterschaft, betrug die Anzahl der direkten Arbeitsplätze durch die Tourismusindustrie bereits 645.500. Dies macht 4,5% der totalen Arbeitsplätze aus. Laut der WTTC wird erwartet, dass diese Anzahl bis 2024 auf 840.000 Arbeitsplätze ansteigt (vgl. WTTC, 2014). Laut der WTO4 und dem Fremdenverkehrsamt der Reise und Tourismusindustrie betrug das globale BIP im Jahr 2011 $ 6,346.1 Milliarden US-Dollar (9,1% des BIP) und soll um 4,3% pro Jahr bis 2022 steigen (vgl. Nkemngu, 2012, S.1). Ebenfalls profitiert Südafrika von dem allgemeinen Tourismus Boom. Im Jahr 2011 genoss das Land einen Anstieg von 4,8% des gesamten touristischen Beitrags des BIP. Im selben Jahr sind 4,5 % der Südafrikaner in der Tourismusindustrie beschäftigt (vgl. ebd., S.1).
Abschließend lässt sich sagen, dass Südafrika zwar das wirtschaftlich stärkste Land des afrikanischen Kontinents ist, aufgrund der Geschichte und extremen Vielfalt jedoch viele Probleme vorherrschen.
2.1 Definition und Entwicklung des Township Tourismus
Der in dieser Arbeit thematisierte Township Tourismus gehört definitorisch zum Slum Tourismus, er unterscheidet sich im Grunde nur durch die geschichtliche Entstehung und geographische Lage, welche im Kapitel 2.2 und 2.3 genauer erläutert werden. Der Slum Tourismus hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine große Entwicklung, mit einer wachsenden Anzahl an Destinationen im globalen Süden erfahren. Er gewinnt unverkennbar an Bedeutung im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung und die steigende Anzahl der interessierten Touristen. In vielen Städten sind sie inzwischen ein wichtiges Element der Tourismusindustrie geworden (vgl. Frenzel et al., 2012, S.51).
“Slums and townships are advertised as places that are culturally different and provide insights into the authentic backstage of the respective cities and add to the diversity of the place.”
(Frenzel et al., 2012, S. 56) Als Slums gelten Elendsviertel am Rand großer Städte, welche häufig als Not oder Auffangsquartiere für städtische Zuwanderer errichtet werden.
„Merkmale eines Slums sind Verfallserscheinungen der baulichen Substanz, niedrige Wohnstandards, schlechte Infrastruktur und ein hoher Anteil an Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern sowie Beschäftigten im informellen Sektor.“ (Haas & Neumair, o.J.)
Slum Touren haben ihren Ursprung in einer über 150-jährigen Tradition, die auf das sich damals entwickelnde London zurückzuführen ist. Durch die Industrialisierung und der damit verbundenen Hoffnung Arbeit zu finden, siedelten viele Menschen von den ländlichen Gebieten in die Städte. Da große Städte wie London oder Paris schnelles Wachstum erfuhren, entstanden auf diese Weise viele Arbeiter- und Armenviertel am Rande der Stadt. Der Begriff „Slumming“ beschrieb das damalige Praktizieren wohlhabender Gesellschaftsschichten in Begleitung von Polizisten, Geistlichen oder Journalisten, welche großes Interesse hatten, das „unmoralische Andere“ zu besichtigen (vgl. Schmidt, 2013, S. 15). In den darauf folgenden Jahren wurde „Slumming“ auch in New York praktiziert. Vermögende Touristen aus London waren begierig danach, die Armenviertel New Yorks zu besuchen, um diese mit ihren Slums aus London zu vergleichen (vgl. Frenzel et al., 2012, S. 2).
Touren in die „Armenviertel“ der Städte gibt es inzwischen weltweit. Insbesondere in Südafrika und Brasilien ist diese Art des Tourismus zu einem hoch professionalisierten Geschäft geworden. Schätzungsweise nehmen jährlich über 300.000 Touristen an einer Township Tour in Kapstadt und 400.000 Touristen an einer Tour in Rio de Janeiro teil (vgl. Steinbrink, 2012, S. 214). Neben Südafrika werden auch in Brasilien seit Mitte der 90er Jahre Touren in die sogenannten Favelas der Stadt angeboten. Der Ursprung des Favela-Tourismus ähnelt der Geschichte des Township Tourismus in vieler Hinsicht. Das Interesse die Favelas zu besichtigen, entstand während einer Konferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro. Viele der Teilnehmer u.a. NGO-Vertreter, Aktivisten oder Medienreporter, hatten ein großes Interesse, die Favelas zu besichtigen. Da diese zum Zeitpunkt der Konferenz von der Polizei abgeriegelt wurden, war die Rocinha5 nur schwer zugänglich. Infolgedessen wurden die Konferenzbesucher von Reiseveranstaltern durch die Slums geführt, woraufhin sich die Favela-Touren zu einem langfristigen Tourismusprodukt entwickelten (vgl. Schmidt, 2013, S. 15).
Auch in den indischen Städten wie Kalkutta, Neu Delhi und Mumbai werden seit 2006 Slum Touren angeboten (vgl. Frenzel et al. S.7). Die folgende Grafik zeigt die Entstehungsphase der verschiedenen Slums im globalen Süden (s. Abb.1). Zudem wird erkenntlich gemacht, dass Slums in Südafrika und Brasilien in den 90er Jahren entstanden sind und bis dato ein großes Ausmaß angenommen haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entstehung des Slum Tourismus im globalen Süden 1991 bis 2010 Quelle: (Frenzel et al., 2012, S. 6)
Township Tourismus
„Township Tourismus ist der Besuch eines Townships, der von In- oder Ausländern, entweder als Tagesausflug oder mit Übernachtung/en, unternommen wird. Er dient dem Zweck von Freundes- oder Verwandtenbesuchen, kulturellem, sozialem oder geschichtlichen Austausch, Bildung, Unterhaltung, Shopping oder Essen und Trinken. Township-Tourismus involviert dabei alle Leistungserstellung benötigten Gruppen (Vorzugsweise die lokale Bevölkerung).“ (Quark & Steinecke, 2012, S. 281)
Was als Nischenmarkt für Touristen mit politischem Interesse entstand, hat sich inzwischen zu einem Massenphänomen entwickelt. Der Township Tourismus gehört in der heutigen Zeit zum festen Bestandteil der Tourismusindustrie in Südafrika. Ursprünglich lag das Interesse der Touristen Südafrika zu bereisen, am Klima des Landes und seinen natürlichen Attraktionen wie beispielsweise den Nationalparks, Berglandschaften, Stränden und Weingebieten. Inzwischen ist das Interesse am kulturellen Austausch groß, sodass die Zahlen der Township Touristen kontinuierlich ansteigen. Laut Frenzel et al. besuchen jährlich 250.000 bis 500.000 Touristen die Townships rund um Kapstadt (vgl. Frenzel et al, 2012, S. 83). Vor allem internationale Touristen aus Europa und den USA haben großes Interesse daran die Armenviertel zu besichtigen.
2.2 Geschichte Südafrikas
Um die Entwicklung des Township Tourismus zu verstehen, ist es wichtig, einen Einblick in die Geschichte des Landes zu werfen. Das Leben der schwarzen Bevölkerung änderte sich schlagartig mit dem Eintreffen der Niederländer im Jahr 1652 (vgl. Quark & Steinecke, 2012, S. 277). Mit ihnen kamen viele Europäer ins Land und begannen die Afrikaner als Sklaven zu halten. Nach und nach wurden immer größere Teile des Landes eingenommen, sodass 1910 zusammen mit den Engländern, welche ebenfalls Teile des Landes besaßen, die Südafrikanische Union gegründet wurde (vgl. Lux, 2007, S. 55). Beide Parteien hatten eine sehr konservative und rassistische Denkweise und somit dieselben Interessen, „die schwarze Bevölkerung […] vom politischem und sozialem Leben auszuschließen.“ (Lux, 2007, S. 55). Dieser Zusammenschluss hatte weitreichende Folgen, denn es „ […] wurden immer mehr Gesetze erlassen, die zu den Ausschluss der schwarzen Bevölkerung führten.“ (Quark & Steinecke, 2012, S.277) Im Jahr 1948 wurde das Land endgültig zu einem weißen Unrechtstaat erklärt. Gesetze der strikten Rassentrennung wurden erlassen und die Zeit der Apartheid begann (vgl. Quark & Steinecke, 2012, S. 277). Durch die neue Rechtsordnung war es nur der weißen Bevölkerung erlaubt in den Städten zu wohnen. Die Einheimischen wurden des Landesinneren verwiesen und wohnten in den sogenannten Homelands (vgl. Lux, 2007, S. 56). Während des Apartheidregimes wurden auf diese Weise ungefähr 3,5 Millionen Menschen aus ihren Häusern und Stadtteilen vertrieben (vgl. Margraf, 2006, S. 52). So auch die Menschen aus dem damals sehr bekannten Stadtteil „District Six“ in Kapstadt. Dieser war vor allem als Zentrum für Künstler und durch die Vielfalt an verschiedenen Kulturen bei vielen Menschen sehr beliebt. Aufgrund der Apartheid wurden die Einwohner in den 60er Jahren jedoch aus diesem Stadtteil in die Townships verdrängt. Heute gibt es hier weder Wohnsiedlungen noch Bäume. Über den Schutt des ehemaligen Stadtteils ist mittlerweile nur eine grüne Fläche gewachsen.
Durch den erbitterten Kampf gegen die Apartheid seitens der Schwarzen, wurde diese im Jahr 1989 offiziell für gescheitert erklärt. Im Jahr 1994 wurde der bekannte Widerstandskämpfer Nelson Mandela zum neuen Präsidenten ernannt und erließ 1997 neue Gesetze, welche die sozialen Ungleichheiten beheben und den Lebensstandard der schwarzen Bevölkerung erhöhen sollten. Diese neuen politischen Maßstäbe beinhalteten beispielsweise festgelegte Regelungen der Arbeitsplatzverteilungen, welche der schwarzen Bevölkerung neue Zuversicht und Aufstiegsmöglichkeiten geben sollten. Des Weiteren hatten „schwarz geführte“ Unternehmen die Möglichkeit Förderungen durch staatliche Kredite zu bekommen (vgl. Lux, 2007, S. 62).
2.3 Entstehung der Townships
„Townships sind ein Erbe oder auch ein Produkt der Apartheid, dessen Entstehung und Entwicklung spezifisch auf die südafrikanische Vergangenheit zurückzuführen ist.“ (Quark & Steinecke, 2012, S. 278)
Durch die Macht des Apartheidregimes gelang es der Regierung, die schwarze Bevölkerung der Städte zu verweisen und diese in die Townships ins Landesinnere umzusiedeln. Zu dieser Zeit war es den Schwarzen verboten, die Städte zu besuchen und auch die weiße Bevölkerung durfte nur mit einer Genehmigung in die Townships (vgl. Quark & Steinecke, 2012, S. 278). Erst in den 60er Jahren wurden Township Touren erstmals als Mittel zur Annäherung zwischen Schwarz und Weiß gesehen. Vermehrt besuchten politisch interessierte Weiße die Townships. Diese inoffiziellen Touren wurden von Nichtregierungsorganisationen kurz NGO’s und politischen Gruppen organisiert, um der weißen Bevölkerung die unwürdigen und diskriminierenden Lebensbedingungen zu zeigen. „Ziel war es, ein Verständnis zu erzeugen, dass die Rassentrennung und Diskriminierung keinesfalls der richtige Weg für eine gemeinsame Zukunft sein kann.“ (Margraf, 2006, S. 55) und so wurde der „Township Tourismus zu einem Instrument im Kampf gegen die Apartheid.“ (ebd., S. 55) Viele wichtige Anti-Apartheid Proteste fanden in den Townships statt, wo unter anderem gegen die schlechten Lebensbedingungen protestiert wurde.
Alle Townships wurden nach dem Prinzip der Rassentrennung in Sektoren für Schwarze, Farbige und Inder eingeteilt. Darüber hinaus waren sogar die „Schwarzen Townships“ in verschiedene ethische Gruppen wie beispielsweise Zulu und Xhosas aufgeteilt (vgl. Ladd, o.J., S. 405). Auch heute noch sind einzelne Sektoren mit Namen, Buchstaben oder Nummern versehen. Zudem wird zwischen illegalen und legalen Siedlungen unterschieden. Die legalen Siedlungen wurden größtenteils von der Regierung gebaut. Ein typisches Township Haus wurde damals „Matchbox“ genannt und verfügte über rudimentäre Sanitäreinrichtungen. Bis in die 80er Jahre gab es jedoch auch in diesen Häusern keine Elektrizität. Auch heute leben noch viele Menschen in den illegalen Siedlungen der Townships, den sogenannten „Shacks“. Zwar hat die Regierung nach dem Ende der Apartheid 1994 allen benachteiligten Bevölkerungsgruppen ein festes Haus versprochen, aber dies wurde bis dato nur zum Teil realisiert. Laut Experten warten viele Familien schon seit über 10 Jahren auf ein festes Haus (s. dazu Kapitel 4.3.5). Insbesondere die Townships am Rande großer Städte sind von einer starken Zuwanderung geprägt, da sich viele Menschen aus ländlichen Regionen ein besseres Leben erhoffen (vgl. Margraf, 2006, S. 53). Diese haben jedoch vorerst kein Anrecht auf ein festes Haus und leben daher in den Shacks. Das Bild der Wellblechhütten wird also in den nächsten Jahren oder wahrscheinlich für immer bestehen bleiben.
2.4 Tourismus in Südafrika
Durch die Jahre lange Apartheid begann der internationale Tourismus erst in den 60er Jahren eine wachsende Bedeutung für die südafrikanische Volkswirtschaft zu haben. Bereits in den 70er Jahren war der Tourismus neben Gold und Wolle einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Landes. Ein bedeutendes Wachstum erfuhren zudem die Jahre nach dem Ende der Apartheid. Zwischen 1993 und 1998 stieg der Tourismus um etwa 41% und wurde somit zum einzigen Wirtschaftszweig mit einem stetig steigenden Anteil am BIP (vgl. Demhardt 2007, S. 666). Im Jahr 2013 betrug die Zahl der Touristenankünfte 9,6 Millionen Touristen (vgl. Annual Tourism Performance Report, 2013). Die nachfolgende Grafik verdeutlicht den signifikanten Anstieg der internationalen Touristenankünfte (s. Abb. 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: internationale Ankünfte in Südafrika 1966 bis 2007
Quelle: (Rolfes et al., 2009, S. 13)
Viele der Hauptattraktionen Südafrikas befinden sich in der Provinz Western Cape, in Kapstadt. Die Stadt ist im Laufe der Jahre zu einem wichtigen Ort für internationale Meetings in ganz Südafrika geworden. Sehenswürdigkeiten wie der Tafelberg, Robben Island und Kap der guten Hoffnung sind das Hauptziel vieler Touristen aus aller Welt. Mehrere Millionen internationale Besucher verzeichnet die Stadt pro Jahr. Der Tourismus hat im Laufe der Jahre einen bedeutenden Anstieg vernommen. Im Jahr 2009 besuchten rund 7 Millionen Touristen die Stadt, 2010 waren es 8 Millionen und 2011 8,4 Millionen (vgl. City of Cape Town, 2013). Die Mehrheit der Touristen kommt aus Europa. Die zwei größten Quellmärkte sind traditionell Deutschland und Groß-Britannien (vgl. Rolfes et al., 2009, S. 14).
Townships sind zwar das Hauptproblem der städtischen Entwicklung, jedoch wurden sie in der Zwischenzeit als wichtige Ressourcen in der Tourismusindustrie verwendet. Sie gelten als eine der drei wichtigsten Attraktionen der Stadt. Mehr als 300.000 Touristen nahmen im Jahr 2006 an einer Township Tour teil (vgl. Rolfes et al., 2009, S. 17).
2.5 Informationen über Township-Touren in Kapstadt
Allein in Kapstadt gibt es mittlerweile rund 40-60 Reiseveranstalter, die alle Touren in die Townships rund um die „Mother City“ anbieten. Eine große Anzahl dieser Reiseveranstalter wurde zwischen 2001 und 2005 gegründet (vgl. Rolfes et al., 2009, S. 19).
Zu Beginn der Entwicklung des Township Tourismus wurden die Touren von den Einwohnern aus den jeweiligen Townships organisiert. Mittlerweile sind es überwiegend die großen „weißen“ Reiseveranstalter, welche die Touren in ihre Produktpalette aufgenommen haben. Der Ablauf und die Struktur der Touren sind weitgehend bei allen Anbietern ähnlich. Die Durchschnittskosten betragen ca. R200 pro Person. Dies sind umgerechnet 16 Euro. Die Anzahl der Touristen variiert je nach Saison von zwei Personen in einem Kleinwagen, bis zu 30 Personen in einem Reisebus. Seit 2003 haben die Touristen zudem die Möglichkeit, per Stopp mit dem Sightseeing „hop-on hop-off“ Bus eine geführte Tour durch das Township „Izamu yetu“ zu machen. Viele große Reiseveranstalter bieten Halbtagesausflüge über vier bis fünf Stunden an. Diese beginnen vorwiegend in der Innenstadt mit einem Besuch des District Six Museums. Hier wird die Geschichte der Apartheid, sowie die Vertreibung der schwarzen Bevölkerung in die Townships erklärt. Anschließend wird die Gefängnisinsel Robben Island besucht, auf der Nelson Mandela viele Jahre in Gefangenschaft verbrachte. Auch die Touren von kleineren Reiseveranstaltern verlaufen ähnlich. Allerdings werden hier häufig gezielt die Familien, Freunde oder Bekannte der Reiseveranstalter oder Reiseleiter besucht, welche dann gegen ein kleines Entgelt bezahlt werden. Des Weiteren ist die Dauer der Ausflüge auf zwei bis drei Stunden begrenzt. Das District Six Museum, sowie Robben Island werden bei kleineren Veranstaltern nicht besucht. Der Höhepunkt der Touren ist der Besuch der Townships Langa, Gugulethu oder Khayelitscha. Hierbei sei zu erwähnen, dass Langa mit ca. 1 Mio. Einwohner das größte und älteste Township Kapstadts ist. Diese drei Townships verfügen alle über Sehenswürdigkeiten, welche für die Entwicklung der kapstädtischen Townships von großer Bedeutung sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten6 7
Abbildung 3: zentrale Sehenswürdigkeiten der Townships in Kapstadt Quelle: (Rolfes et al, 2009, S.22) eigene Darstellung
Unabhängig von dem Besuch des Townships beinhalten alle Touren ähnliche Elemente, wie beispielsweise den Besuch von Schulen, Haushalten einheimischer Familien, Führungen durch die illegalen Siedlungen der Shacks und verschiedenen Viertel der Townships, sowie ein Besuch der „Hostels“ in Langa (der Begriff Hostel wird im Kapitel 4.2 näher erläutert). Während der Touren wird den Touristen die Möglichkeit geboten, verschiedene Souvenirs wie Kunst und Handwerk der lokalen Bevölkerung zu kaufen. Zudem haben sie die Gelegenheit bei einem Besuch von sozialen Einrichtungen Spenden abzugeben.
Die zweite Komponente des Township Tourismus sind Bed & Breakfasts oder auch sogenannte Homestays. Diese ermöglichen den Touristen den Aufenthalt im Township auf mehrere Stunden auszudehnen. In den letzten Jahren wurde eine positive Entwicklung bezüglich der Tourismusindustrie und den Township Unternehmen beobachtet.
Gastgeberverzeichnis, welches neben den weißen Unterkünften auch eine Reihe von Bed & Breakfasts in den Townships führt. Darüber hinaus werden die Geschäftsideen der benachteiligten Bevölkerung zunehmend von der weißen Bevölkerung anerkannt. Im Jahr 2001 gewann das oben beschriebene Vicky’s Bed & Breakfast den „AA Travel Guide accommodation award“. Hinzukommend wurde ein weiterer Reiseveranstalter als Touristikunternehmen des Jahres gekürt (vgl. Margraf, 2006, S.58).
Nachdem nun alle für die Arbeit notwendigen Definitionen und Informationen gegeben wurden, soll nun betrachtet werden, welche neuen touristischen Entwicklungen es gibt und wie diese den Township Tourismus beeinflussen können.
3 Neue Tourismusformen
Tourismus ist weltweit ein steigender Sektor mit rapidem Wachstum in den Ländern der Dritten Welt. Laut Nkemngu steigert der Tourismus nicht nur das Einkommen, sondern schafft zudem Arbeitsplätze, stimuliert das Wachstum der Tourismusindustrie und erhöht somit das Wirtschaftswachstum der Länder (vgl. Nkemngu, 2012, S. 3).
Neue Tourismusformen sind eine Alternative zum Massentourismus. Speziell durch die Veränderungen der touristischen Verhaltensweisen ist die Nachfrage nach diesen Formen innerhalb der letzten Jahre stetig gewachsen. Die „neuen Touristen“ sind sensibler geworden was die Auswahl der Produkte und Dienstleistungen betrifft. Für viele soll das Gekaufte einen nachhaltigen Mehrwert schaffen. Das Reisen hat eine steigende signifikante Rolle angesichts des kulturellen Austausches und der individuellen Interessen übernommen. Insbesondere die Dritte Welt stellt hierbei eine wichtige Rolle dar und liefert ein vielfältiges Kulturgut (vgl. Mowforth & Munt, 2009). Auch Südafrika steht unter dem Druck, dass ökonomische Wachstum und die sozialen Ungleichheiten zu begleichen. Es ist eines der Länder mit dem größten ungleichmäßigen Einkommen weltweit. Dieses wirkt sich sowohl auf die Bildung als auch auf die Gesundheit der Menschen und die Infrastruktur aus (vgl. Saayman, et al., 2012, S. 464). Die Strategie der neuen Tourismusformen ist es, die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbessern, indem der wirtschaftliche Nutzen maximiert wird. Dabei spielen die Auswirkungen auf die ökonomischen, ökologischen und sozialen Umwelteinflüsse eine bedeutende Rolle. Im Laufe dieses Kapitels werden die neuen Tourismusformen mit ihren Strategien und Konzepten definiert und erläutert. Anschließend soll festgestellt werden, welche der Formen als Maßnahme für die im Kapitel 6 beschriebenen Handlungsempfehlungen verwendet werden können.
Die Begriffe Pro-Poor Tourism, Community-Based Tourism und Responsible Tourism werden im Laufe der Arbeit nicht sinngemäß ins Deutsche übersetzt. Grund hierfür ist die angloamerikanische Herkunft und die Transparenz der jeweiligen Begriffe mit den damit verbunden Konzepten und Strategien jeder einzelnen Tourismusform.
3.1 Pro-Poor Tourism
In den vergangenen Jahren zeigte die Pro-Poor Tourism Bewegung verstärktes Interesse im Hinblick auf die Verwendung des Tourismus als Entwicklungsstrategie. Pro-Poor Tourism ist Part der Auseinandersetzung, welche Mitte der 90er Jahre entstanden ist. Diese beschäftigt sich mit der Erreichung wichtiger Entwicklungsziele und der Einbeziehung in diese Prozesse durch die Unterstützung des privaten Sektors.
[...]
1 Aufgrund der großen sozialen Unterschiede in Südafrika wird in dieser Arbeit von schwarzer und weißer Bevölkerung geredet. Dies soll jedoch in keiner Weise die rassistische Denkweise unterstützen.
2 Als Big Five werden die Großtiere Afrikas bezeichnet. Zu ihnen gehören der Elefant, das Nashorn, der Büffel, der Löwe und der Leopard.
3 World Travel and Tourism Council. Forum für internationale Tourismuswirtschaft, mit dem Ziel Arbeitsplätze zu schaffen.
4 Die World Trade Organization ist für Überwachung der weltweiten Handelspolitik zuständig.
5 Rocinha ist der Name eines bekannten Stadtviertels in Rio de Janeiro, welches sich aus einer Favela entwickelt hat.
6 hier wurden 1986 sieben politische Aktivisten von der Polizei erschossen
7 Vicky’s Bed & Breakfast war das erste seiner Art in den Townships von Kapstadt
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- Anna Asendorf (Author), 2015, Hürden und Potenziale des Township Tourismus am Beispiel von Kapstadt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303599
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