Die saudische Monarchie steht immer wieder im Blickpunkt der Debatten, wenn es darum geht, den Islamismus in seiner Entstehung, seiner Ausrichtung und seiner Gefährlichkeit für sowohl die westliche als auch die islamische Welt zu untersuchen. Das Königreich Saudi-Arabien bietet bei Betrachtung der letzten siebzig Jahre seit seiner Gründung die Palette der signifikanten Entwicklungen der Problematik des Islamismus. Es ist Ursprungsland der strengsten und rückständigsten islamischen Lehre, des Wahhabismus und steht für den Ausgangsort ihrer Verbreitung. Es wird von einer Dynastie beherrscht, die von einem Kurs abkam, den sie währenddessen weiter propagierte. Es steht für die Widersprüche seiner Herrscher, die sich bis heute einer Gefahr ausgesetzt sehen, die sie mit einem entscheidendem Anteil selbst erzeugten. So soll das Hauptinteresse der vorliegenden Arbeit darin bestehen, die Paradoxie darzustellen, die sich in der Tatsache offenbart, daß das wahrscheinlich islamischste Land der Erde islamistischer Opposition, die bis zum Terror reicht, ausgesetzt ist. Die einzelnen Kapitel bedie nen sich dabei einer fast chronologischen Beschreibung der Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Bezugnahme auf die jüngere Geschichte des Landes, der das Hauptaugenmerk dieser Arbeit gilt, ist notwendig, um die heutige Situation des Staates, das seit dem 11. September 2001 in Erklärungsnot geraten ist – siehe Spiegel-Interview mit dem ehemaligen saudischen Geheimdienstchef Prinz Turki Ibn al- Feisal in der Ausgabe 11/2004 -, darzustellen. Diese Arbeit verzichtet weitestgehend auf die Beschreibung aktueller Entwicklungen seit dem 11. September 2001, es soll nur hier kurz erwähnt werden, daß Saudi-Arabien den USA ihre Unterstützung im Anti-Terror-Kampf zugesagt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die wahhabitische Ideologie
- Die Geschichte des Hauses Saud bis zur Staatsgründung
- Das politische System und das Regime heute
- Ist Saudi-Arabien ein Gottesstaat?
- Islamistische Strömungen gegen das Königshaus
- Wie stabil ist das Regime?
- Vom Wahhabismusexport zur Terrorismusförderung
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Paradoxie, dass Saudi-Arabien, das Land mit der strengsten und rückständigsten islamischen Lehre, dem Wahhabismus, gleichzeitig islamistischer Opposition ausgesetzt ist. Sie analysiert die Geschichte Saudi-Arabiens von der Entstehung des Wahhabismus bis zur Gegenwart, wobei der Fokus auf der Entwicklung der letzten siebzig Jahre liegt.
- Die Geschichte des Wahhabismus und seine Bedeutung für die Entwicklung Saudi-Arabiens
- Die Rolle des Hauses Saud in der Verbreitung und Durchsetzung des Wahhabismus
- Das politische System Saudi-Arabiens und seine Herausforderungen durch islamistische Strömungen
- Die Ambivalenz der saudischen Politik gegenüber dem Wahhabismus und den daraus resultierenden Konflikten
- Die Rolle des Wahhabismus bei der Förderung von Terrorismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit untersucht die Paradoxie Saudi-Arabiens als islamischstes Land der Erde, das gleichzeitig islamistischer Opposition ausgesetzt ist.
- Die wahhabitische Ideologie: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des Wahhabismus als strenge islamische Reformlehre, die auf eine Rückbesinnung auf den "wahren" Islam zielt. Der Wahhabismus ist geprägt von einem strikten Monotheismus und lehnt jede Form der Heiligenverehrung sowie Neuerungen und Hinzufügungen ab, die nach dem 3. Jahrhundert der Hidschra eingeführt wurden. Die Verbreitung des Wahhabismus erfolgte durch die enge Verbindung mit dem Haus Saud und die militärische Durchsetzung der Lehre.
- Die Geschichte des Hauses Saud bis zur Staatsgründung: Dieses Kapitel zeichnet die Geschichte der saudischen Herrschaft nach, die eng mit der Verbreitung des Wahhabismus verbunden ist. Von der ersten Allianz zwischen Abd al-Wahhab und Muhammad Ibn Saud im 18. Jahrhundert, über die Eroberung von Mekka und Medina, bis zur Gründung des ersten wahhabitischen saudischen Staates, der durch die Osmanen wieder zerstört wurde. Die Wiederherstellung der saudischen Herrschaft im 19. Jahrhundert erfolgte ebenfalls durch die Unterstützung des Wahhabismus. Das Kapitel beschreibt die verschiedenen Herrscher des Hauses Saud und ihre Bemühungen, die Herrschaft zu sichern und zu erweitern.
- Das politische System und das Regime heute: Dieses Kapitel behandelt die politische Struktur Saudi-Arabiens und die Rolle des Wahhabismus in der Regierungsführung. Es untersucht, ob Saudi-Arabien als Gottesstaat bezeichnet werden kann und analysiert die Herausforderungen für das Regime, die sich aus den unterschiedlichen Ansprüchen auf politische und religiöse Macht ergeben.
- Islamistische Strömungen gegen das Königshaus: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Auftreten islamistischer Strömungen, die das saudische Regime kritisieren und verändern wollen. Es analysiert die Ursachen für diese Strömungen, ihre Ziele und die Frage, wie stabil das Regime angesichts dieser Bedrohungen ist.
- Vom Wahhabismusexport zur Terrorismusförderung: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Wahhabismus bei der Förderung von Terrorismus. Es untersucht die internationale Verbreitung der wahhabitischen Lehre und deren Einfluss auf die Entwicklung des globalen Terrorismus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Islamismus, Wahhabismus, Saudi-Arabien, Geschichte, Politik, Gesellschaft, Religion, Islamische Strömungen, Terrorismus, Gottesstaat, Dynastie, Macht, Reform, Ideologie, Islamistische Opposition.
- Quote paper
- Benjamin Klimaschewski (Author), 2004, Islamismus und Saudi-Arabien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30335