In seiner Einführung zu John Rawls listet Wolfgang Kersting dessen Theorie der Gerechtigkeit in einer Reihe mit den großen Texten der politischen Philosophie von Platon, Aristoteles, Hobbes, Locke, Rousseau und Kant auf. Kersting bewertet dieses bedeutende, wenn nicht sogar das bedeutendste philosophische Werk des 20. Jahrhunderts deshalb so hoch, da es Rawls damit gelungen sei, “alle Bereiche der praktischen Philosophie [...] und ihre benachbarten Einzelwissenschaften [...] in ein großes interdisziplinäres Gespräch zu verwickeln, das bis heute andauert”.
Dieses 'Gespräch' dient der “grundsätzliche[n] Verständigung darüber […], was politische und soziale Gerechtigkeit heißt”, schreibt Forster in seinem Zeit-Online-Artikel aus dem Jahre 2003 über die Hinterlassenschaft des kurz zuvor verstorbenen Philosophen, der mit seiner Theorie der Gerechtigkeit zwar keine “praktische Anleitung zur Reform des Sozialstaats” hinterließe, jedoch “eine Anleitung zum Nachdenken über die Grundsätze einer solchen Reform”.
Inhaltsverzeichnis
- I) Einleitung
- II) Das Differenzprinip in Rawls' Gerechtigkeitstheorie
- II. 1) Zwei Prinzipien der Gerechtigkeit
- II. 2) Einordnung des Differenzprinzips
- II. 3) Die Ungeeignetheit des Optimalitätsprinzips
- II. 4) Ungleichheit ≠ Ungerechtigkeit
- III) Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Differenzprinzip, ein Kernstück von John Rawls' Gerechtigkeitstheorie. Der Fokus liegt darauf, die Bedeutung des Prinzips im Rahmen der beiden Gerechtigkeitsgrundsätze zu verstehen und die von Rawls selbst favorisierte Interpretation zu erläutern.
- Die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze von Rawls
- Die Position des Differenzprinzips innerhalb dieser Grundsätze
- Zwei Interpretationen des Differenzprinzips
- Rawls' Ablehnung der einen Interpretation und die Begründung seiner eigenen Sichtweise
Zusammenfassung der Kapitel
I) Einleitung
Die Einleitung stellt John Rawls' Gerechtigkeitstheorie als ein bedeutendes Werk der politischen Philosophie vor und verweist auf dessen Einfluss auf das aktuelle gesellschaftliche und politische Diskurs. Rawls' Theorie konzentriert sich auf die Verteilungsgerechtigkeit und die Frage, wie die Früchte der gesellschaftlichen Zusammenarbeit fair verteilt werden sollen. In diesem Kontext werden zwei Hauptprinzipien eingeführt, die als Grundlage für die Verteilungsgerechtigkeit dienen.
II) Das Differenzprinip in Rawls' Gerechtigkeitstheorie
II. 1) Zwei Prinzipien der Gerechtigkeit
Rawls' Gerechtigkeitsgrundsätze werden im Kontext eines Gedankenexperiments eingeführt, in dem sich die Mitglieder einer Gesellschaft hinter einem Schleier des Nichtwissens auf Gerechtigkeitsgrundsätze einigen. Diese Grundsätze sollen die Grundstruktur der Gesellschaft, die Zuweisung von Rechten und Pflichten und die Verteilung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Güter, regeln. Die beiden Prinzipien, die in lexikalische Ordnung stehen, umfassen das Recht auf gleiche Grundfreiheiten und die gerechte Gestaltung sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten.
II. 2) Einordnung des Differenzprinzips
Das Differenzprinzip ist ein Bestandteil des zweiten Gerechtigkeitsgrundsatzes und bezieht sich auf die Frage, wie mit den tatsächlich vorhandenen Ungleichheiten in einer Gesellschaft umgegangen werden soll. Der zweite Grundsatz lässt Raum für zwei unterschiedliche Interpretationen, die jeweils zu vier möglichen Bedeutungsmöglichkeiten führen.
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- Christian Schlegel (Author), 2015, Das Differenzprinzip in John Rawls' Gerechtigkeitstheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303303