Würde man in der Bankenbranche nach einem „Wort des Jahres“ suchen, so stieße man mit dem Begriff "Geschäftsmodell" schnell auf ein aktuell in der Bankenpresse viel zitiertes Wort. Das von allen Seiten aufkommende Interesse an den Geschäftsmodellen der Banken basiert nicht zuletzt auf der gespannten Haltung der Finanzmarkteilnehmer, wie die traditionellen Finanzhäuser auf den vielseitigen Wandel in der Branche durch Anpassung ihrer Geschäftstätigkeit reagieren.
In nahezu allen Bereichen der klassischen Banktätigkeit haben sich alternative, eigenständige Geschäftsmodelle im Finanzsektor entwickelt, die die traditionellen Institute im Kampf um den Kunden herausfordern. Und auch die verschärfte nationale und europäische Bankenregulierung sowie die Finanzmarktkrise haben traditionelle Banken dazu veranlasst, die Zukunftsfähigkeit ihres Geschäftsmodells zu überdenken.
Der digitale Wandel, wie er schon im Verlagswesen und im Handel zu beobachten war, macht auch vor der Finanzbranche keinen Halt. Zweifelsohne hat sich durch die Entwicklung des Internets ein radikaler Wandel in nahezu allen Bereichen des Finanzalltags vollzogen. So ist das Zahlen mit der Kreditkarte beim Obsthändler auf dem Wochenmarkt per Smartphone-Aufsatz möglich; Kredite können bequem per Mausklick abgeschlossen werden; Beratungsleistungen werden durch die Community erbracht; und auch die Akquirierung von Eigenkapital in kurzer Zeit von einer anonymen Masse für ein Start-up-Unternehmen ist längst keine Zukunftsvision mehr.
“Banking is necessary, banks are not.” Mit diesem Zitat provozierte Bill Gates bereits im Jahre 2000 und sagte dem Finanzsektor aufgrund der Entwicklung des Internets einen radikalen Wandel voraus. Durch die Herausbildung von Online-Finanzdienstleistern, deren Lösungsangebote sich nahtlos in den digitalen Alltag der Kunden integrieren, scheint dieses Zitat aktuelle Brisanz zu erlangen.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die alternativen Geschäftsmodelle dieser Branche systematisch darzustellen und zu überprüfen, ob die traditionellen Bankgeschäfte tatsächlich ohne die Institution Bank als solche abgewickelt werden können. Fraglich ist daher, ob die Herausbildung der neuen Akteure zu einer Verdrängung der Banken, also einer Disintermediation führt, oder ob diese eher eine Inspiration für die Banken von morgen sein können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Ziele der Arbeit
- 1.2 Gang der Untersuchung
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Das Geschäftsmodell
- 2.1.1 Definition und Funktion von Geschäftsmodellen
- 2.1.2 Analyserahmen zur Gestaltung von Geschäftsmodellen
- 2.1.2.1 Market-based View
- 2.1.2.2 Resource-based View
- 2.1.3 Elemente von Geschäftsmodellen
- 2.1.3.1 Selbstverständnis, Rahmenbedingungen und Ressourcen
- 2.1.3.2 Wertschöpfungsidee
- 2.1.3.3 Wertschöpfungsarchitektur
- 2.1.3.4 Wertschöpfungsergebnis
- 2.2 Funktionen und Charakteristika traditioneller Banken
- 2.2.1 Banken als Intermediäre
- 2.2.2 Funktionen und Charakteristika von Banken
- 3 Entwicklung alternativer Geschäftsmodelle im Finanzsektor
- 3.1 Herausbildung innovativer alternativer Geschäftsmodelle im Finanzsektor - Ursachen und Konsequenzen
- 3.1.1 Online-Bezahlsysteme - Wettbewerb für den traditionellen Zahlungsverkehr
- 3.1.1.1 Das Geschäftsmodell von Online-Bezahlsystemen
- 3.1.1.2 Chancen und Risiken von Online-Bezahlsystemen im Vergleich zu traditionellen Banken
- 3.1.2 Peer-to-Peer-Lending - Konkurrenz in der klassischen Kreditvergabe
- 3.1.2.1 Das Geschäftsmodell von Peer-to-Peer-Lending-Plattformen
- 3.1.2.2 Chancen und Risiken von Peer-to-Peer-Lending im Vergleich zu traditionellen Banken
- 3.1.3 Crowdfunding - Wagnisfinanzierung durch den Schwarm
- 3.1.3.1 Das Geschäftsmodell von Crowdinvesting-Plattformen
- 3.1.3.2 Chancen und Risiken von Crowdinvesting-Plattformen im Vergleich zu traditionellen Wagniskapitalgebern
- 3.1.4 Sonstige alternative Modelle - Vermittlung, Verwaltung & Beratung - Ausgewähltes Beispiel: Das Geschäftsmodell der Fidor Bank
- 3.1.4.1 Chancen und Risiken im Vergleich zu traditionellen Banken
- 3.1.5 Zwischenfazit – Eine systematische Übersicht
- 3.2 Reaktionsmöglichkeiten und Handlungsoptionen für traditionelle Banken im Umgang mit Wettbewerbern
- 3.2.1 Kooperation zwischen Banken und Innovatoren
- 3.2.2 Banken als Innovatoren
- 4 Fazit
- 5 Summary
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor und deren Auswirkungen auf traditionelle Banken. Ziel ist die Systematisierung dieser alternativen Modelle und die Analyse ihres Wettbewerbsdrucks.
- Analyse alternativer Geschäftsmodelle (Online-Bezahlsysteme, Peer-to-Peer-Lending, Crowdfunding)
- Vergleich der alternativen Modelle mit traditionellen Banken
- Bewertung der Chancen und Risiken der alternativen Modelle
- Untersuchung der Reaktionsmöglichkeiten traditioneller Banken
- Systematisierung der Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein, beschreibt die Problemstellung bezüglich des Wettbewerbs zwischen traditionellen Banken und alternativen Geschäftsmodellen im Finanzsektor und benennt die Ziele der Untersuchung. Es skizziert den Aufbau und den methodischen Ansatz der Arbeit. Die Problemstellung wird durch die zunehmende Konkurrenz für traditionelle Banken durch innovative digitale Finanzdienstleistungen begründet, was die Notwendigkeit einer umfassenden Analyse dieser neuen Modelle hervorhebt. Die Ziele sind die Systematisierung der alternativen Geschäftsmodelle und die Untersuchung ihrer Auswirkungen auf den traditionellen Bankensektor.
2 Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse der alternativen Geschäftsmodelle. Es definiert und beschreibt den Begriff des Geschäftsmodells und präsentiert relevante Analyse-Rahmen, darunter den Market-based View und den Resource-based View. Im Anschluss werden die zentralen Elemente eines Geschäftsmodells detailliert erläutert (Selbstverständnis, Ressourcen, Wertschöpfungsidee, Wertschöpfungsarchitektur und -ergebnis). Der Abschnitt über traditionelle Banken beschreibt deren Funktionen und Charakteristika als Intermediäre im Finanzsystem. Die theoretischen Grundlagen bilden die Basis für die anschließende empirische Untersuchung der alternativen Geschäftsmodelle.
3 Entwicklung alternativer Geschäftsmodelle im Finanzsektor: Dieses Kapitel analysiert verschiedene alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor, darunter Online-Bezahlsysteme, Peer-to-Peer-Lending und Crowdfunding. Für jedes Modell wird das Geschäftsmodell selbst detailliert beschrieben, die Chancen und Risiken im Vergleich zu traditionellen Banken bewertet, und die Auswirkungen auf den traditionellen Finanzmarkt analysiert. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Identifizierung von Stärken und Schwächen der jeweiligen Modelle und ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Zusätzlich werden Reaktionsmöglichkeiten und Handlungsoptionen für traditionelle Banken im Umgang mit dem Wettbewerb diskutiert, wie beispielsweise Kooperationen oder interne Innovationsprozesse.
Schlüsselwörter
Alternative Geschäftsmodelle, Finanzsektor, Banken, Online-Bezahlsysteme, Peer-to-Peer-Lending, Crowdfunding, Innovation, Wettbewerb, Risikomanagement, Geschäftsmodellanalyse, Digitalisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor und deren Auswirkungen auf traditionelle Banken. Der Fokus liegt auf der Systematisierung dieser Modelle und der Analyse ihres Wettbewerbsdrucks.
Welche alternativen Geschäftsmodelle werden analysiert?
Die Arbeit analysiert detailliert Online-Bezahlsysteme, Peer-to-Peer-Lending und Crowdfunding. Zusätzlich wird ein ausgewähltes Beispiel einer innovativen Bank (Fidor Bank) betrachtet, um weitere alternative Modelle zu beleuchten.
Wie werden die alternativen Geschäftsmodelle untersucht?
Für jedes alternative Geschäftsmodell wird das jeweilige Geschäftsmodell beschrieben, die Chancen und Risiken im Vergleich zu traditionellen Banken bewertet und die Auswirkungen auf den traditionellen Finanzmarkt analysiert. Die Stärken und Schwächen der Modelle sowie ihre Wettbewerbsfähigkeit werden dabei besonders hervorgehoben.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf den Begriff des Geschäftsmodells, relevante Analyse-Rahmen wie den Market-based View und den Resource-based View, sowie die Funktionen und Charakteristika traditioneller Banken als Intermediäre. Die zentralen Elemente eines Geschäftsmodells (Selbstverständnis, Ressourcen, Wertschöpfungsidee, Wertschöpfungsarchitektur und -ergebnis) werden detailliert erläutert.
Wie werden die Reaktionen traditioneller Banken auf den Wettbewerb behandelt?
Die Arbeit untersucht die Reaktionsmöglichkeiten traditioneller Banken auf den Wettbewerb durch alternative Geschäftsmodelle. Dabei werden insbesondere Kooperationen zwischen Banken und Innovatoren sowie die Rolle von Banken als Innovatoren selbst diskutiert.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor zu systematisieren, ihren Wettbewerbsdruck auf traditionelle Banken zu analysieren und die Chancen und Risiken dieser Modelle zu bewerten. Zusätzlich werden Handlungsoptionen für traditionelle Banken im Umgang mit dem Wettbewerb aufgezeigt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den theoretischen Grundlagen, ein Kapitel zur Analyse alternativer Geschäftsmodelle, ein Fazit und ein Summary. Die Kapitel enthalten detaillierte Analysen der einzelnen Geschäftsmodelle und deren Auswirkungen auf den Finanzsektor.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Alternative Geschäftsmodelle, Finanzsektor, Banken, Online-Bezahlsysteme, Peer-to-Peer-Lending, Crowdfunding, Innovation, Wettbewerb, Risikomanagement, Geschäftsmodellanalyse, Digitalisierung.
- Quote paper
- Nina Katharina Wolf (Author), 2014, Alternative Geschäftsmodelle im Finanzsektor als Konkurrenz traditioneller Banken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303218