Technisch und infrastrukturell bietet das Internet nie dagewesene Möglichkeiten der digitalen Selbstartikulation, Kommunikation und sozialen Vernetzung. Demgegenüber steht das Wissen um die flächendeckende Überwachung aller virtuellen Handlungen. Doch trotz der grundlegend veränderten Voraussetzung der Internetnutzung werden die Räume der Interaktion, Kollaboration und kreativen Produktion weiterhin ausgiebig genutzt.
Auf Facebook, Blogs und Unterhaltungs- und Popkulturplattformen wie 9GAG, reddit und 4chan werden vielfältige multimediale Inhalte und Selbstbekenntnisse erstellt, geteilt und diskutiert. Viele dieser Beiträge sind, in Bezug auf ihre Produktion und Rezeption, nicht allein im Rahmen der konventionellen Kommunikationskategorien (Schrift, Bild oder Ton, beziehungsweise in ihrer Verschränkung: Film) beziehungsweise ihrer Rezeptionsmodi zu fassen. Es handelt sich um sogenannte Internetmemes, „[…] eine Gruppe digitaler Einheiten, die gemeinsam Eigenschaften im Inhalt, in der Form und/ oder der Haltung aufweisen, die […] in bewusster Auseinandersetzung mit anderen Memen erzeugt und von vielen Usern im Internet verbreitet, imitiert und/ oder transformiert wurden.“
Memes können beispielsweise bearbeitete Fotos, Comics, Collagen oder selbst produzierte Videos sein. Sie transportieren Botschaften und Haltungen die sich, via Web 2.0-Strukturen, schnell mit großer Reichweite verbreiten können und Produzenten zu einer kreativen und individuellen, themenbezogenen Stellungnahme ermächtigen; je nach spezifischer Beschaffenheit des Memes kann diese Stellungnahme anonym sein. Die Tatsache, dass die memetischen Inhalte häufig politische, soziale oder kulturelle Normen und Realitäten verhandeln, macht sie zu einem neuartigen Modus der gesellschaftskritischen Artikulation.
Im Folgenden überprüfe ich an einem spezifischen Internetmeme, in welchem Verhältnis die Form des memetischen Sprechens, im Kontext der Web 2.0-Strukturen, zur Internetutopie Mark Posters steht. Inwiefern kann die Produktion und Rezeption von Memes dazu ermächtigen gesellschaftliche Normen zu verhandeln? Und lässt sich aus diesen Betrachtungen ein neues, optimistisches Internetnarrativ bilden?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Fragestellung
- 2. Merkmale der Plattform „9GAG“ und des Memes „Confession Bear“
- 2.1 Analyse I: Memetisches Sprechen und das Thematisieren gesellschaftlicher Normen
- 2.2 Analyse II: Einbettung des Memes in die kommunikative Infrastruktur von 9GAG
- 3. Fazit
- 4. Literaturverzeichnis
- 5. Meme Nachweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwieweit die Produktion und Rezeption des Internet-Memes „Confession Bear“ auf der Plattform 9GAG zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen ermächtigen kann. Sie analysiert das Meme im Kontext der Internet-Utopie von Mark Poster und hinterfragt, ob sich daraus ein neues Narrativ über das Internet ableiten lässt.
- Das memetische Sprechen als Medium gesellschaftlicher Normenverhandlung.
- Die Einbettung des Memes in die Kommunikationsstruktur von 9GAG.
- Der Vergleich des „Confession Bear“ mit der Internet-Utopie von Mark Poster.
- Die Möglichkeiten der anonymen Selbstäußerung und deren gesellschaftliche Relevanz.
- Die Rolle von Web 2.0-Strukturen in der Verbreitung und Wirkung des Memes.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Fragestellung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Ermächtigung zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen durch die Produktion und Rezeption des Memes „Confession Bear“ auf 9GAG. Sie verortet diese Frage im Kontext des historischen Diskurses über das Internet als Medium gesellschaftlicher Transformation, beginnend mit Mark Posters Überlegungen zur virtuellen Selbstkonstitution und den Möglichkeiten der politischen Selbstermächtigung im Internet der 1990er Jahre. Im Gegensatz dazu steht die heutige Realität großer, zentralisierter Plattformen und die Problematik der staatlichen Überwachung. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, anhand des „Confession Bear“ zu untersuchen, inwieweit trotz dieser Veränderungen das Internet weiterhin Räume für gesellschaftskritische Artikulation bietet.
2. Merkmale der Plattform „9GAG“ und des Memes „Confession Bear“: Dieses Kapitel analysiert die Plattform 9GAG und das Meme „Confession Bear“. Es untersucht die spezifischen Eigenschaften des Memes als „Stock Character Macro“, bei dem ein wiederkehrendes Bildmotiv mit individuellen Texten gefüllt wird, um persönliche Erfahrungen und soziale Situationen auszudrücken. Die Analyse fokussiert auf die Art und Weise, wie gesellschaftliche Normen in den Nutzerbeiträgen thematisiert und verhandelt werden, und beleuchtet, wie diese Beiträge in die kommunikative Infrastruktur von 9GAG eingebunden sind, inklusive der Reaktionen und Kommentare anderer Nutzer. Die Analyse legt den Grundstein für die spätere Verknüpfung der Ergebnisse mit der Internet-Utopie von Mark Poster.
Schlüsselwörter
Internet-Meme, Confession Bear, 9GAG, gesellschaftliche Normen, Web 2.0, Memetisches Sprechen, digitale Selbstermächtigung, Mark Poster, anonyme Kommunikation, gesellschaftskritische Artikulation, Stock Character Macros.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Analyse des Memes „Confession Bear“ auf 9GAG
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit analysiert das Internet-Meme „Confession Bear“ auf der Plattform 9GAG. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit die Produktion und Rezeption dieses Memes zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen beiträgt und ob dies im Kontext der heutigen, von großen, zentralisierten Plattformen geprägten Internetlandschaft möglich ist.
Welche Forschungsfrage wird untersucht?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Ermächtigt die Produktion und Rezeption des Internet-Memes „Confession Bear“ auf der Plattform 9GAG zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen? Diese Frage wird im Kontext der Internet-Utopie von Mark Poster diskutiert und untersucht, ob sich daraus ein neues Narrativ über das Internet ableiten lässt.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Memetisches Sprechen als Medium gesellschaftlicher Normenverhandlung, die Einbettung des Memes in die Kommunikationsstruktur von 9GAG, den Vergleich des „Confession Bear“ mit der Internet-Utopie von Mark Poster, die Möglichkeiten der anonymen Selbstäußerung und deren gesellschaftliche Relevanz sowie die Rolle von Web 2.0-Strukturen in der Verbreitung und Wirkung des Memes.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung mit Fragestellung, ein Kapitel zur Analyse von 9GAG und dem Meme „Confession Bear“ (unterteilt in zwei Unterkapitel), ein Fazit, ein Literaturverzeichnis und einen Nachweis der verwendeten Memes. Die Einleitung verortet die Forschungsfrage im historischen Diskurs über das Internet als Medium gesellschaftlicher Transformation.
Was wird im Kapitel zur Analyse von 9GAG und „Confession Bear“ untersucht?
Dieses Kapitel analysiert die Plattform 9GAG und das Meme „Confession Bear“ als „Stock Character Macro“. Es untersucht, wie gesellschaftliche Normen in den Nutzerbeiträgen thematisiert und verhandelt werden und wie diese Beiträge in die kommunikative Infrastruktur von 9GAG eingebunden sind. Die Analyse legt den Grundstein für den Vergleich mit der Internet-Utopie von Mark Poster.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Internet-Meme, Confession Bear, 9GAG, gesellschaftliche Normen, Web 2.0, Memetisches Sprechen, digitale Selbstermächtigung, Mark Poster, anonyme Kommunikation, gesellschaftskritische Artikulation, Stock Character Macros.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit? (Fazit)
Das Fazit der Arbeit wird im Text nicht explizit wiedergegeben. Es ist aber zu erwarten, dass es die Ergebnisse der Analyse von 9GAG und "Confession Bear" zusammenfasst und die Forschungsfrage im Hinblick auf die Ermächtigung zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen beantwortet. Die Beziehung zu Mark Posters Internet-Utopie wird ebenfalls diskutiert.
- Quote paper
- Sandra Mühlbach (Author), 2015, Produktion und Rezeption des Memes „Confession Bear“ als Ermächtigung zur Verhandlung gesellschaftlicher Normen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302704