Das künstlerische Werk Edward Hoppers bietet viele Anhaltspunkte psychologischer, aber auch rein künstlerisch-technischer Natur, die eine Verbindung zur Theorie Niklas Luhmanns herzustellen, sinnvoll erscheinen lassen. Es wird z. B. zu fragen sein, wie dieser Maler „beobachtet“ und was als Hinweis auf Vorgänge der Beobachtung angesehen werden kann: die Wahl der Perspektive, oder die Setzung von inhaltlichen Schwerpunkten im Bild (Dominanz von Details, Erzeugung von bildimmanenten Widersprüchen).
Ebenfalls wichtig wird die Frage sein, wie der Betrachter in das Bild integriert wird, d. h.: Handelt es sich um eine verdeckende, oder eine entdeckende Perspektive? Korrespondiert die im Bild dargestellte Situation mit dem durch formale Mittel erzeugten und miteinbezogenen Außenstandpunkt des Betrachters?
Weniger wichtig, aber trotzdem relevant erscheint mir die Thematisierung von im Bild erscheinenden Aspekten, die dem Betrachter Aufschluss über die Persönlichkeit des Malers geben. Hier wird zu fragen sein, wie die „Aura“ der Maler-Persönlichkeit in Kommunikation (besser: in Zwiegespräch) mit der Betrachter-Persönlichkeit tritt: Verhüllt sich der Künstler im Werk, schützt er sein Werk womöglich vor dem Zugriff des „Zu-Schauers“, also dessen, der etwas hinzugibt oder abzieht, der das Bild interpretiert?
Inhaltsverzeichnis
- Edward Hopper und Niklas Luhmann
- 1.) Einleitende Fragen
- 2.) Eine Charakterisierung des Werkes von Edward Hopper
- 3.) Kurze Rekapitulation von Luhmanns Theorieansatz
- 4.) Verschiedene Aspekte der Luhmann´schen These, angewandt auf Bildbeispiele. Diskussion der These
- 4.1. Was ist eigentlich Beobachtung?
- 4.2. Beobachtung und Wahrnehmung
- 4.3. Die Spaltung der Realität – Beobachtung erster, zweiter und dritter Ordnung
- 5.) Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Werk des amerikanischen Malers Edward Hopper und dessen möglicher Relevanz im Kontext der soziologischen Theorie von Niklas Luhmann. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, inwiefern Hoppers künstlerische Praxis und die theoretischen Ansätze Luhmanns zueinander in Beziehung gesetzt werden können.
- Die Rolle der Beobachtung in Hoppers Bildern
- Die Bedeutung der Wahrnehmung und ihre Beziehung zu den dargestellten Personen und Szenen
- Die Analyse der Bildsprache Hoppers im Lichte von Luhmanns Theorie der sozialen Systeme
- Die Frage nach dem Verhältnis von „Weltkunst“ und „Kunstwelt“ in Hoppers Werk
- Die Einordnung von Hoppers Kunst in einen kunstgeschichtlichen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die zentralen Fragestellungen der Arbeit vor und legt den Fokus auf die möglichen Verbindungen zwischen Hoppers Kunst und Luhmanns Theorie. Es werden relevante Aspekte wie Beobachtung, Perspektive, Kommunikation und das Verhältnis von Künstler und Betrachter in den Vordergrund gerückt.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel bietet eine Charakterisierung des Werkes von Edward Hopper. Es beleuchtet die Spezifika seiner Malweise und stellt fest, dass Hoppers Figuren häufig klischeehaft und repräsentativ wirken.
- Kapitel 3: In diesem Kapitel werden die zentralen Elemente von Luhmanns soziologischem Theorieansatz zusammengefasst, um einen Bezugspunkt für die anschließende Analyse zu schaffen.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel widmet sich der Anwendung der Luhmannschen Theorie auf ausgewählte Bildbeispiele von Edward Hopper. Es wird die Frage der Beobachtung, Wahrnehmung und der Spaltung der Realität in Hoppers Werk analysiert.
Schlüsselwörter
Edward Hopper, Niklas Luhmann, Beobachtung, Wahrnehmung, Realität, soziale Systeme, Weltkunst, Kunstwelt, Bildanalyse, Kunstsoziologie
- Quote paper
- Frederik Schlenk (Author), 1999, Edward Hopper und Niklas Luhmann. Bestätigt der Künstler den Theoretiker?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302655