Er ist englischer Historiker australischer Herkunft. Er ist ausgewiesener Preußenkenner und populärer Autor zweier großer, „konsequent gegen die „Sonderweg“-These gerichteten […] und verständnisvollen“ Bücher über Preußens Aufstieg und Niedergang und Wilhelm II. Und er ist Moderator der Doku-Reihe „Deutschland-Saga“ im ZDF, in der er mit Fliege und einem roten VW-Käfer-Cabriolet durch Deutschlands Geschichte fährt. Es ist Christopher Clark, in Cambridge lehrender Geschichtsprofessor für Neuere Europäische Geschichte, der seit der Publikation „Die Schlafwandler“ 2012 in England und wenig später 2013 in Deutschland Bestsellerautor ist. Seine umfangreiche, 718seitige Monographie mit 112seitigen Anmerkungen, schrieb in Deutschland fünf Monate nach ihrer Publikation, pünktlich zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, ca. 170.000 verkaufte Exemplare in der 12. Auflage. Mittlerweile existiert sogar auf der Internetplattform youtube ein Buchtrailer zu den „Schlafwandlern“, in dem der Autor persönlich zu den Inhalten seines Buches Stellung nimmt. Die Verkaufs- und Auflagenzahlen sowie die mediale Präsenz in Deutschland sind Sinnbild für die starke Aufmerksamkeit durch Zeitungen und Fernsehen, die Öffentlichkeit und vielfaches Forschungsinteresse an dem neuen Bestseller, der eine Ursachengeschichte des Ersten Weltkriegs aus internationaler Perspektive für die Vorkriegsgeschichte von 1914 darlegt.Die Kriegsursachenforschung beschäftigt sich seit Beginn der Julikrise 1914 mit der entscheidenden Frage nach Ursachen, Verantwortung und Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Christopher Clark liefert nun mit den „Schlafwandlern“ eine diskussionswürdige Interpretation, in der ein „Hauch von Entlastung“ für die deutschen Verantwortlichen wehe, so der jüngst verstorbene Historiker Wehler. Diese Lesart stört vornehmlich jene Grundposition in der aktuellen, generational-historiographischen Debatte, die von einer deutschen Hauptverantwortlichkeit für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs ausgeht. Dem gegenüber steht eine den clark´schen Thesen wohlgesonnene Position, vertreten durch Cora Stephan, Sönke Neitzel etc., die auf eine Neuverhandlung bzw. Ausklammerung der „Kriegsschuldfrage“ abzielt. Für sie gilt: „An das Selbstverständnis der Deutschen als schuldige Nation ist eine Mine gelegt.“ .
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursachen, Verantwortung, Haupt-Mit-Alleinschuld in der Kriegsursachenforschung
- Clarks Hauptthesen in „Die Schlafwandler“
- Die historiographische Rezeption der Schlafwandler in Deutschland.
- Die Schlafwandler als Auslöser einer generationalen Kontroverse mit zwei Grundpositionen
- Der Clark-Effekt als Sinnbild von „schlafwandlerischem“ Erfolg?
- Fischer und Lloyd George reloaded
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit analysiert die Rezeption von Christopher Clarks Monographie „Die Schlafwandler“ in der deutschen Geschichtsschreibung. Sie untersucht die Entstehung und die Entwicklung der historiographischen Debatte, die durch Clarks Werk ausgelöst wurde. Die Arbeit betrachtet insbesondere die unterschiedlichen Interpretationen von Clarks Thesen und die Kontroversen, die sich aus diesen Interpretationen ergeben.
- Die Rezeption von Christopher Clarks „Die Schlafwandler“ in der deutschen Geschichtswissenschaft
- Die Kontroverse um Clarks Thesen über die Ursachen des Ersten Weltkriegs
- Die Rolle von Nationalismus und Machtpolitik im Vorfeld des Ersten Weltkriegs
- Die Debatte über Verantwortung und Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs
- Die Bedeutung von „schlafwandlerischem“ Verhalten in der deutschen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt Christopher Clark sowie dessen Werk „Die Schlafwandler“ vor. Sie beleuchtet die Bedeutung des Ersten Weltkriegs und die aktuelle Debatte um seine Ursachen. Kapitel 2 widmet sich der Kriegsursachenforschung und den verschiedenen Theorien, die sich mit der Frage nach Verantwortung und Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs beschäftigen. Kapitel 3 stellt Clarks Hauptthesen in „Die Schlafwandler“ vor und diskutiert die zentralen Argumente des Buches. Kapitel 4 analysiert die Rezeption von Clarks Werk in der deutschen Geschichtswissenschaft. Hier werden die unterschiedlichen Positionen und Kontroversen, die durch Clarks Buch ausgelöst wurden, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe der Arbeit sind Christopher Clark, „Die Schlafwandler“, Erster Weltkrieg, Kriegsursachenforschung, historiographische Kontroverse, Nationalismus, Machtpolitik, Verantwortung, Schuld, „schlafwandlerisches Verhalten“, deutsche Geschichte.
- Quote paper
- Laura Baier (Author), 2015, Schlafwandelnd in den Ersten Weltkrieg? Die deutsche historiographische Kontroverse um Christopher Clarks Monographie "Die Schlafwandler", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302639