Zusammenfassung des Buches "Geographiedidaktik. Grundriss Allgemeine Geographie" von Gisbert Rinschede


Resumen, 2015

114 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Geographiedidaktische Grundlagen des Geographieunterrichts 3
1.1 Definition und Standort des Geographiedidaktik
1.2 Entwicklung der Geographiedidaktik
1.3 Aufgaben der Geographiedidaktik für den Geographieunterricht
1.4 Forschungen in der Geographiedidaktik
1.5 Bedeutung der Geographiedidaktik für die Fachwissenschaft
1.6 Neuere Entwicklungstendenzen innerhalb der Geographiedidaktik

2. Allgemeindidaktische Grundlagen des Geographieunterrichts
2.1 Didaktische Modelle und Geographieunterricht
2.2 Didaktische Prinzipien im Geographieunterricht

3 Psychologische Grundlagen des Geographieunterrichts
3.1 Pädagogische Psychologie – eine Disziplin der angewandten Psychologie?
3.2 Lernpsychologie
3.3 Instruktionspsychologie
3.4 Entwicklungspsychologie (EP)
3.5 Sozialpsychologie (SP)

4 Fachwissenschaftliche Grundlagen des GeoU
4.1 Betrachtungsweisen der Geographie
4.2 System der Geographie
4.3 Fachmethoden der Geographie

5 Entwicklung und Aufbau geographischer Lehrpläne (LP)
5.1 Lehrplan und Curriculum
5.2 Entwicklung der geographischen LP
5.3 Aufbau des LP nach dem Spiralmodell
5.4 Grundsätze zukünftiger Lehrplangestaltung

6 Ziele des Geographieunterrichts
6.1 Geschichte der Lernzieltheorie
6.2 Begründung geographischer Lernziele (LZ)
6.3 Begriffsbestimmung Lehrziel / Lernziel
6.4 Taxonomie nach psychischen Lernbereichen oder –dimensionen
6.5 Klassifikation nach dem Abstraktionsgrad (Lernzielhierarchie)
6.6 Operationalisierung der LZ
6.7 Hierarchisierung innerhalb der Lernbereiche (LB)
6.8 Lernziele im U: Beispiel
6.9 Lernziele, Schlüsselqualifikationen, Kompetenzen und Schlüsselprobleme: Gebäude des Lernens

7 Methoden im Geographieunterricht
7.1 Didaktische Modelle und Unterrichtsmethoden
7.2 Definition und Klassifikation
7.3 Methodische Prinzipien
7.4 Sozialformen
7.5 Aktionsformen
7.6 Unterrichtsverfahren: Organisation der Unterrichtsinhalte
7.7 Artikulationsformen/Verlaufsformen
7.8 Exkursionen
7.9 Projekte
7.10 Moderationsbeispiele
7.11 Lernen durch Lehren (LdL)
7.12 Spiele
7.13 Stationenlernen oder Lernzirkel – eine Form der Freiarbeit
7.14 Experimente
7.15 Methodenwechsel im Geographieunterricht

8 Medien im Geographieunterricht
8.1 Didaktische Modelle und Medieneinsatz im Geographieunterricht
8.2 Definition und Klassifikation
8.3 Ziele und Funktionen des Medieneinsatzes
8.4 Auswahlkriterien für den Medieneinsatz
8.5 Personale Medien
8.6 Originale Gegenstände
8.7 Dreidimensionale Modelle
8.8 Bilder (Fotos)
8.9 Grafische Medien
8.10 Wortmedien (Sprachmedien)
8.11 Numerische Medien
8.12 Kartographische Medien
8.13 Filme
8.14 Verbundmedien
8.15 Digitale Medien
8.16 Medienverbund
8.17 Medienerziehung
8.18 Medienforschung

9 Lernkontrollen im GeoU
9.1 Phasen des Kontrollprozesses
9.2 Formen der Lernkontrollen

10 Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse
10.1 Didaktische Modelle und Unterrichtsplanung im Geographieunterricht
10.2 Stufen der Unterrichtsplanung
10.3 Dimensionen der Unterrichtsplanung – Bsp.: Planung einer Unterrichtseinheit
10.4 Unterrichtsanalyse und –beurteilung
10.5 Unterrichtsforschung

1. Geographiedidaktische Grundlagen des Geographieunterrichts

1.1 Definition und Standort des Geographiedidaktik

- Definition Geographiedidaktik:
Wissenschaft von der adressatenbezogenen Auswahl und Anordnung von Inhalten, die räumlich bestimmbar und raumwirksam sind, und ihrer optimalen Vermittlung in die Verständnisebene des Adressaten (Böhn) – zum Zweck des besseren Raumverhaltens.
- Geographiedidaktik hat eine Brückenfunktion zwischen dem Fach Geographie und der Allgemeinen Didaktik, wobei die wissenschaftlich fundierte Verknüpfung beider Bereiche als eine geographiedidaktische Aufgabe beschrieben wird.
à Geographiedidaktik steht in einem Spannungsfeld zwischen Erziehungswissenschaften (Allgemeine Didaktik, Pädagogische Psychologie) und Fachwissenschaft Geographie
- Definition Planungsdidaktik:
Hat die Aufgabe der zielorientierten Aufbereitung und Vermittlung von Maßnahmen der Raumplanung und deren Abläufen und Bedingungen in die Verständnisebene des Abnehmers der Planung (z.B. Stadträte, Interessierte). (Wieczorek)
à Geographiedidaktik muss auch an andere Lernorten/ -medien berücksichtigt werden (z.B. Massenmedien, Veranstaltungen an Hochschulen, Bücher etc.)

1.2 Entwicklung der Geographiedidaktik

- Einteilung der wichtigsten zeitlichen Einschnitte der Geschichte der Geographiedidaktik nach Böhn: - Von der Einführung des Schulfachs Geographie bis zu Beginn der 70er Jahre

- Vorwiegend Beschäftigung mit methodischen Fragen à Fachmethodik
- Inhalt war v. a. die Länderkunde und wurde von gesellschaftlichen Entwicklung bestimmt (deutsches Vaterland; Völkische Erdkunde)
- Der Umbruch von der Länderkunde zur lernzielorientierten Allgemeinen Geographie zu Beginn der 70er Jahre - Bildungsreform der 70er Jahre: Zusätzlich zur Methodenlehre ging es nun zusätzlich um eine begründete Auswahl und Anordnung von Inhalten für den Geographieunterricht

- Die Differenzierung von Zielen, Inhalten und Methoden seit den 70er Jahren - Änderung der geographiedidaktischen Leitvorstellungen: - 60er Jahre: Auseinandersetzung mit der Erde als Raum

- 70er und 80er Jahre: Inwertsetzung der Erde
- 90er Jahre: Bewahrung der Erde
- 2000: Überleben der Menschheit mit dem Blick auf global ökonomische Disparitäten, v. a. in den Industriestaaten

1.3 Aufgaben der Geographiedidaktik für den Geographieunterricht

1.3.1 Allgemeine Aufgaben der Geographiedidaktik im Bereich der Bezugswissenschaften

- Vermittlung zwischen der Fachwissenschaft Geographie und der Schulpraxis
à didaktische Reduktion: wissenschaftliche Verluste sind beim Informationstransport unvermeidbar, sollten aber bewusst und damit vertretbar einkalkuliert werden
- Berücksichtigung der inhaltsbestimmten Einfluss der Gesellschaft
à S sollen das erworbene Wissen nicht nur speichern und geographische Zusammenhänge erkennen, sondern auch die gesellschaftspolitischen Hintergründe aufdecken sowie selbstständig und verantwortlich handeln
- Konkretisierung der fachübergreifenden Aussagen der Allgemeinen Didaktik für die speziellen Anforderungen des Geographieunterrichts
- Rückmeldung der Geographiedidaktik an die allgemeine Didaktik: Sind die Methoden umsetzbar?
- Wechselwirkungsverhältnis zwischen Fachwissenschaft, Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik, jeweils einem speziellen Aufgabenfeld verpflichtet

1.3.2 Aufgaben der Geographiedidaktik auf den Ebenen der Unterrichtsplanung, -analyse und –evaluation

- Grundfragen und wesentliche Aufgabenbereiche (die Grundfragen stehen in Wechselbeziehung zueinander und helfen in möglichst vielen Bereichen des Unterrichts rationale und wissenschaftliche begründete Entscheidungen zu fällen): - Zielfragen: Wozu soll unterrichtet werden? - Auseinandersetzung mit den Zielen des Geographieunterrichts (Lehrplan: regulative Ziele und Richtziele)
- Auswählen von verschiedenen Lernbereichen und operationalisierten Lernzielen


- Inhaltsfragen: Warum soll Was unterrichtet werden? - Auswahl, Begründung und Anordnung geographischer Unterrichtsinhalte in Abhängigkeit von den Zielen
- Inhalte werden aus Geographie entnommen, von Erziehungswissenschaften gefordert, von der Gesellschaft gewünscht oder von der Schulverwaltung vorgegeben

- Milieufragen: Wo wird unterrichtet? - Situationsanalyse: sozialpsychologische Voraussetzungen

- Adressatenfragen: Für wen wird unterrichtet? - Analyse der spezifischen Lernvoraussetzungen des Schülers (Interessen, lernpsychologische Gegebenheiten, etc.)

- Personalfragen: Wer unterrichtet? - Lehrer muss nötige Qualifikationen mitbringen

- Teilzielfragen: Was soll im Einzelnen erreicht werden? - Operationalisierung der Feinziele

- Methodenfragen: Wie soll unterrichtet werden? - Analyse und Verbesserung der Lehr- und Lernmethoden

- Medienfragen: Womit soll unterrichtet werden? - Effizienz des Einsatzes von verschiedenen Medien

- Zeitfragen: Wann, Wie lange, und In welcher Abfolge soll unterrichtet werden? - Zeitpunkt, Dauer und zeitliche Abfolge des Unterrichts müssen beachtet werden, v. a. auch beim Einsatz von Medien

- Evaluationsfragen: Welche Kontrollen / Wie wird der Unterricht kontrolliert? - Unterrichtserfolg/Lernleistung der S sollen kontrolliert & bewertet werden

1.4 Forschungen in der Geographiedidaktik

- Ausgewählte Schwerpunktgebiete geographischer Forschung (Haubrich & Köck):
- Grundlagenforschung: - Beschäftigung mit „allgemeine Phänomenen“ ohne direkten Bezug auf die didaktische Relevanz für den Unterricht zu nehmen (z.B. Interessen, Entwicklung des Raumverständnisses, etc.)

- Angewandte Forschung: - Praxisorientierte Erforschung der verschiedenen Momente und Faktoren des geographischen Lernprozesses

- Aktionsforschung: - Forschungsrichtung, bei der sich Forscher und Praktiker in einer pädagogischen Situation zusammentun, beide die Situation reflektieren und sofort nach ihren Erkenntnissen handeln (z.B. Umwelterziehung)

- Empirisch- analytische Forschung: - Beruht auf Theorien und Methoden der Erfahrungswissenschaft

- Hermeneutische Forschung: - Verstehen im Sinne der Interpretation des subjektiv Wahrgenommen und von Texten
- Das Verfahren ist hypothetisch und bedarf deshalb der empirisch-analytischen Nachprüfung

- Qualitative Forschung: - Ausrichtung auf Ideen und Strukturen ohne diese quantifizieren zu wollen

- Quantitative Forschung: - Statistische, mathematische Forschungsmethoden

- 3 Aufgabenbereiche geographiedidaktischer Forschung:
- Ziele und Inhalte geographischen Unterrichts und ihre Strukturierung - Normative Ausrichtung der Forschung à Suche nach Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen der Geschichte (z.B. Ideologien)
- Betonung methodischer Fähigkeiten, die durch handlungs-, schüler- und zukunftorientierten Geographieunterricht erreicht werden können, auf Grund zunehmender Verfallsgeschwindigkeit des Wissens
- Empirische Grundlagenforschung als Basis für eine wissenschaftlich begründete Curriculumskonstruktion

à Begründete Empfehlungen über Ziele, Inhalte, Aufbau, optimale Effizienz
à Um eine bestimmtes Ziel zu erreichen, müssen geeignete inhaltliche Bausteine gefunden werden, die mit verschiedenen Mitteln im Unterricht zu behandeln sind
- Planung, Durchführung und Evaluation des Geographieunterrichts - Muss empirisch fundiert sein
- Die besten Ergebnisse durch Aufgliederung des komplexen Unterrichtgeschehens in Teilaspekte (z.B. unterschiedliche Unterrichtsmethoden/ -medien, verschiedene Formen der Lernkontrolle und Leistungsbewertung)
- Meiste Effizienz durch handlungsorientierten Unterricht

- Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Handlungsmöglichkeiten von S und L im GeoU - Untersuchungen von geographischen Kenntnissen, Interessen und Einstellungen der Schüler
- Schulbuchanalysen/-evaluationen zur Ermittlung vorurteilsbehafteter Darstellungen fremder Kulturen/Regionen à Verbesserung der Schulbücher
- Empirische Untersuchungen zur Stellung der Geographie und der Öffentlichkeit à Verbesserung der Lage des Geographieunterrichts, Stärkung des Selbstwertgefühls der Lehrer

1.5 Bedeutung der Geographiedidaktik für die Fachwissenschaft

- Geographiedidaktik ist auf den von der Fachwissenschaft bereitgestellten Fundus an gesicherten geographischen Erkenntnissen angewiesen
- Wissenschaftliche Geographie ist auf die von der Geographiedidaktik zur Verfügung gestellten Fragestellungen und Kriterien angewiesen; außerdem kann die Geographiedidaktik Hilfestellung bei der Einordnung geographischer Erkenntnisse in gesellschaftliche Zusammenhänge leisten
- In Lehrplänen sollten die wichtigsten Teilbereiche der Allgemeinen Geographie und der Regionalen Geographie berücksichtigt werden

1.6 Neuere Entwicklungstendenzen innerhalb der Geographiedidaktik

- Seit Anfang der 90er Jahre gibt es eine Reihe von Fragestellungen, die in der Geographiedidaktik stark diskutiert werden und in der Lehrplan- und Unterrichtsgestaltung ihren Niederschlag finden:
- Zielfragen (Wozu?): - Vermittlung von Schlüsselqualifikationen: - in Geographie v. a. Entwicklung der Raumverhaltenskompetenz (d.h. Befähigung und Erziehung zu kompetentem, raumbezogenem Verhalten in der Welt)
- starke Orientierung auf die Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben der Schüler von heute (auch im Lehrplan)


à Vermittlung von Sach-, Methoden-, Sozial-, Gefühls-, Handlungskompetenz
- Berücksichtigung der Umwelterziehung im Geographieunterricht: - Leitbild der „nachhaltigen Entwicklung“

- Interkulturelles Lernen: - Förderung des Verständnisses für fremdkulturelle Orientierungssysteme und Reflektion des eigenen Orientierungssystems

- Globales Lernen und Bewahrung der Erde: - Berücksichtigung der wachsenden, weltweiten Zusammenhänge („Eine-Welt-Idee“)

- Werteerziehung im Geographieunterricht - Bildungsziele, die die Inhalte des Geographieunterrichts bestimmen, sind:

- Humanistische Werte (z.B. Völkerverständigung)
- Kritisch-emanzipatorische Werte (z.B. Mündigkeit)
- Ökologische Werte (z.B. Naturbewahrung)
- Religiöse Werte (z.B. Ehrfurcht vor der Schöpfung)
- Politische Werte (z.B. Demokratie)
- Inhaltsfragen: - Stellung der Allgemeinen und Regionalen Geographie - Stärkung der regionalen Komponente v. a. in Bayern
- Ideal: regional/global thematischer Ansatz

- Regionale Differenzierung - Differenzierung der Erde in geographische Lehrpläne nach verschiedenen Kriterien ist problematisch
- Differenzierung nach Entwicklungsstand, nach Kulturmerkmalen, nach der Gemeinsamkeit als inhaltlicher Lebensraum aller Menschen

- Wiederentdeckung des Heimatraums - Heimatraum ist der geographische Erlebnis- und Handlungsraum der SS
- Wichtiger Bezugsraum im Rahmen des räumlichen Transfers, in dem Nahes und Fernes stärker miteinander verglichen wird

- Europa: - Europäische Integration: Europa soll als Ganzes behandelt werden mit regionaler Differenzierung
- Jeder einzelne allgemeingeographische Themenbereich soll durch die europäische Dimension ergänzt werden

- Geowissenschaften: - Forderung nach einem stärkeren Verständnis der physiogeographischen Strukturen und Prozesse


à Impuls zur Stärkung durch die „Leipziger Erklärung zur Bedeutung der Geowissenschaften in Lehrerbildung und Schule“
- Adressaten/Milieufragen: - Veränderte Kindheit: S sind selbstständiger, aufgeschlossener, deutlich interessierter und informierter -> wollen U selbstbewusst, aktiv und ideenreich mitgestalten à offener Unterricht, außerschulische Lernorte, Handlungsorientierung

- Methodenfragen: - Fächerkooperation: - Geographie kann und darf nicht isoliert unterricht werden, denn die Welt und das Leben sind nicht durch Fächer unterteilt
- Im Lehrplan kann Fächerkooperation durch Verknüpfungshinweise zu anderen Fächern deutlich aufgezeigt werden à Projekte

- Perspektivenwechsel: - Behandlung eines Themas, Problems etc. nicht nur aus einer Perspektive (z.B. Tourismus: Reisende vs. Bereiste)

- Postmoderne: - Setzt an die Stelle der einen, allgemeingültigen Wahrheit der Wissenschaft eine Pluralität und Vielperspektivität
- individuelle Lebenserfahrung und persönliche Lebenswelt im Mittelpunkt


à Wiederentdeckung der Sinne, neue Verknüpfung von Rationalität und Emotionalität, von Verstand und Gefühl
à ästhetische Bildung/Erziehung
- Medienfragen: - S werden außerhalb der Schule mit neuen Technologien konfrontiert

à bereits im Lehrplan müssen neue Medien verankert sein, damit S einen kompetenten, kritischen und verantwortungsbewussten Umgang mit diesen lernen

2. Allgemeindidaktische Grundlagen des Geographieunterrichts

2.1 Didaktische Modelle und Geographieunterricht

2.1.1 Merkmale und Funktionen didaktischer Modelle

- Didaktische Modelle = erziehungswissenschaftliches Theoriegebäude zur Analyse/Modellierung didaktischen Handelns
- Versuch, Erscheinungsformen / Bedingungsfaktoren von U zu erklären und zu systematisieren à formulieren gleichzeitig Handlungskonsequenzen für die U-Planung, -durchführug, -analyse
- Merkmale (EIN Strukturmodell kann nicht alle Aspekte didaktischen Handelns erfassen):
- Reduktion: nicht alle Eigenschaften werden in Realität abgebildet, sondern vereinfachen und veranschaulichen
- Akzentuierung: betonen nur einen best. Aspekt der Wirklichkeit, weil gesamte Wirklichkeit in allen Dimensionen nicht fassbar ist
- Transparenz: durch Red. und Akz. wird Transparenz erhöht, v.a. für U-Planung und –Analyse
- Perspektivität: Modelle sind Perspektiven best. Menschen (deren Fragen und Interessen werden dargestellt)
- Produktivität: stellen immer neue Fragen, geben Anregungen zur Konzeption neuer Modelle
- Didaktische Modelle = Feiertagsdidaktiken, weil bei der U-Planung vieler L nicht zu Rate gezogen, jedoch bei einigen L nach Studium stets als „Idealvorstellung“ im Gedächtnis geblieben
- Praxis: Didaktische Modelle haben entscheidende Bedeutung; Funktionen:
- Strukturierung
- Veranschaulichung der zentralen Faktoren
- Systematische Planung und Gestaltung
- Bedingungszusammenhänge zw. L & S
- Auswirkungen des Verhaltens von L & S
- Verwendung mehrerer Modelle oft nicht möglich: Eigengesetzlichkeiten der einzelnen Modelle
- Schwerpunkte der wichtigsten Modelle à Auswirkungen auf den GeoU
- Inhaltlich: Leitbegriffe, denen die einzelnen Strömungen zugeordnet werden können:
- Bildung: bildungstheoretische Did+Weiterentwicklung zur kritisch -konstruktiven Did
- Lernen: Lehr-/lerntheoretische Did., Lernzielorientierte Did., Konstruktivistische Did., Kybernetisch-Informationstheoretische Did.
- Interaktion: Kritisch-kommunikative Did.

2.1.2 Bildungstheoretische / kritisch-konstruktive Didaktik

- In den 50er Jahren vertreten, in den 80er Jahren weiterentwickelt (durch Klafki)
- Mensch wird in seiner bildenden Tätigkeit gesehen
- Ziel = wertvolle, gebildete Persönlichkeit
Bildungstheoretische Didaktik:
- Von E. Weniger und W. Klafki erfunden, „ kategoriale Bildung “ (= Mensch ist in der Lage, durch Erkenntnis geprüfte Aussagen zu machen und dank der selbstvollzogenen kategorialen Einsichten, Erfahrungen etc. für diese Wirklichkeit offen ist) wird zum Grundanliegen
- Doppelseitiges Erschließen: Sichtbarwerden von allgem. Inhalten auf der objektiven Seite und Aufgehen allgem. Einsichten auf der subjektiven Seite
- Zentraler Bezugspunkt jeder U-Planung = didaktische Analyse: L soll erklären, ob U-Inhalt geeignet ist, damit S Inhalte der Wirklichkeit erschließen können und S für diese Inhalte empfänglich zu machen
- Dazu: 5 didaktische Grundfragen: Exemplarität, Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Struktur, Zugänglichkeit
- Aber: nur unzureichende Orientierung zur methodischen Planung des U
Kritisch-konstruktive Didaktik:
- „ kritisch “: Ziel = den Jugendlichen zu wachsender Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit zu verhelfen; gleichzeitig versteht man, dass Wirklichkeit diesem Ziel vielfach nicht entspricht
- „ konstruktiv “: durchgehenden Praxisbezug auf das Handlungs-, Gestaltungs-, und Veränderungsinteresse
- Inhalte von „Bildung“ = Friedensfragen, Umweltfrage, Entwicklungsländer, Ungleichheiten, informationstechnische Gefahren und Möglichkeiten
- Deshalb: heute noch fundierte Didaktik
- Klafki: Didaktik = Theorie vom U à alle U-Konstituenten sind unter „Didaktik“ vereint
- Kritisch-konstruktive Didaktik: systematisch, beschreibet Problem der U-Vorbereitung
- Aber: hoher Abstraktionsgrad (à muss von L mit konkreten Inhalten aufgefüllt werden), vom L in der Praxis (nach der Ausbildung) nur noch selten angewandt

2.1.3 Lehr-/ Lerntheoretische Didaktik

- Deutlicher Entwicklungsprozess vom Berliner Modell 1965 (Heimann, Otto, Schulz) zum Hamburger Modell 1980 (Schulz)
Berliner Modell (= lerntheoretisches Modell)
- Weg vom Bildungstheoretischen Modell à Zentrum = Leitbegriff Lernen
- Alle im U wirksamen Strukturmomente wissenschaftlicher Kontrolle unterwerfen à Checkliste der Elemente, die U beeinflussen & deshalb bei der Planung berücksichtigt werden müssen
- Unterscheidung zw. Anthropologisch-psychologisches Bedingungsfeld vs. Soziokulturelle Voraussetzungen
- Bedingungsfelder = Gegebenheiten, die in persönlicher und soziokultureller Hinsicht von allen Beteiligten in U-Planung eingebracht werden à beschreiben Adressatengruppe; beschreiben die Dimensionen, die L bei U-Planung berücksichtigen muss
- Intentionalität des U: konkrete Formulierung der Stundenziele und Teilziele
- Thematik des U: Inhalte, die zu bestimmten Zielen führen (und andersrum: Ziele, denen best. Inhalte vorhergehen müssen)
- Methoden: konsensfähige Entscheidungen bzgl. der im U verwendeten Methoden
- Medien: zunehmende Bedeutung, v. a. für GeoU sinnvoll, Medien und Methoden sind eng miteinander verbunden
Hamburger Modell
- S sollen stärker in Planung miteinbezogen werden
- Ausweitung des Modells durch Leitziele (= Kompetenz, Autonome, Solidarität, Sach-, Gefühls-, Sozialerfahrung)
- Mittelpunkt = Systematik der Strukturmomente des didaktischen Handelns
- Unterrichtsziele (UZ) = was soll gelehrt / gelernt werden?
- Ausgangslage (AL) = wer lernt hier was? Von wem belehrt?
- Vermittlungsvariablen (VV) = Auf welche Weise (welche Medien und Methoden)?
- Erfolgskontrolle (EK) = Wie stelle ich fest, ob U erfolgreich war?
à Implikationszusammenhang aller Elemente (siehe S. 43)
- Bedingungen (die 2 Ringe): innerer Ring = institutionellen Bed. (Vorgaben der Lehrpläne, Fachkonferenzen, U-Organisation, Technische Ausstattung, Zusammensetzung der Lerngruppe); äußerer Ring = gesellschaftlichen Bed. (Produktions- und Herrschaftsverhältnisse, Selbst- und Weltverständnis schulbezogenen Handelns)
- Vier zeitlichen Ebenen: - Perspektivenplanung: U wird über längeren Zeitraum hin geordnet à Abfolge von U-Reihen
- Umrissplanung: Planung einer U-Reihe, aus mehreren U-Einheiten zusammengesetzt
- Prozessplanung: zeitliche Abfolge der U-Schritte, welche Kommunikations- und Arbeitsformen (= alltägliche U-Planung)
- Planungskorrektur: reagiert während U auf nicht vorhergesehene Entwicklungen

- Im GeoU auf allen Ebenen etabliert, Elemente des Berliner Modells fester Bestandteil der U-Planung, Zeitliche Planungsebenen des Hamburger Modell finden sich in Richt -, Grob - und Feinzielen wieder

2.1.4 Kybernetisch-Informationstheoretische Didaktik:

- Ziele und Inhalte = Sollgrößen à Regelkreismodell
- Soll-Wert = Lehrziel; L = Regler, der eine best. Lehrstrategie zur Erreichung des Soll-Werts verfolgt
- Stellglieder = personale oder technische Medien
- Regelobjekt = Adressat, auf den Störgrößen von innen und außen einwirken können
- Messfühler = Lernkontrollen
- Ist-Wert = Ergebnis der Lernkontrollen, mit Soll-Wert zu vergleichen
- Lehr- und Lernprozesse verlaufen nicht geradlinig auf das gesetzte Ziel zu, sondern mit Hilfe einer Steuerung durch Rückkopplung
- Planung des U mit informationstechnischen Medien in 5 Schritten: Zielplanung, Strategieplanung, Medienplanung, Kontrollplanung, Verlaufsplanung
- F.v. Cube 1999: Verwendung dieser Methode trägt zur Präzisierung und Optimierung von Lernstrategien bei; Besonders erfolgsversprechend: Anwendung im Bereich der Mediendidaktik
- Kybernetische Didaktik: in Industrie/Bundeswehr häufig gebracht, in der Schule selten

2.1.5 Lernzielorientierte Didaktik

- Besonderheit dieses Modells: folgende Voraussetzungen kommen zum Tragen: - L muss bei U-Gestaltung Ziele eigenständig erstellen
- Medium zum Erreichen des Ziels muss gesucht werden
- Eindeutige Zielbeschreibung
- Methodenwahl muss angegeben werden
- Erfolgsbestimmung nur anhand der Ziele

- „präskriptiver“ Ansatz; Funktion = Handlungsweisen für Planung, Durchführung und Analyse zu geben
- Anregungen werden aus der behavioristischen Theorie übernommen à beobachtbares Verhalten bietet Basis für empirische Untersuchungen
- Vorteile: Transparenz, Kontrollierbarkeit, Beteiligung der Betroffenen, Effizienz
- Vorteile gibt es allerdings nur insoweit, dass U erwünscht Verhaltensweisen schafft, weniger allerdings Verhaltensweisen im Sinne der Persönlichkeitsbildung schaffen soll
- Für Funktion des L als Organisator à gut für inhaltliche Zielerreichung, schlecht für Persönlichkeitsentwicklung

2.1.6 Kritisch-kommunikative Didaktik

- Bezieht sich auf Paradigmen der Kommunikations- und Interaktionstheorie
- Ziel: U-Praxis schaffen, deren Kommunikationsprozesse emanzipatorische Prozesse sind
- „ Kritisch “, weil das Modell die vorhandene Wirklichkeit (= Ist-Werte unserer Gesellschaft) hinterfragt und ständig zu verbessern versucht
- R. Winkel 1999 :fügt kommunikativem Ansatz die kritische Komponente hinzu
- „ Kommunikativ “, weil - U als kommunikativer Prozess angesehen wird, der durch viele Faktoren gekennzeichnet ist (Permanenz der Kommunikation, die Ökonomie, die Beziehungsebenen, die Regeln, etc. )
- Sieht Kommunikation nicht als gegeben an, sondern fordert Schülerorientierung, Transparenz, Mit- und Selbstbestimmungsrecht, Störungsarmut, etc.

- Grundlegende Bedeutung: Grundraster des U, Vierfache Akzentuierung des U: - Vermittlungsaspekt: alle lehrenden und lernenden Verfahren der Sachauseinandersetzung (Medien, Methoden, Gliederung, …)
- Inhaltsaspekt: das, was im U behandelt wird
- Beziehungsstrukturen: Interaktion zw. S und L, zw. S und S, Auflösung des Frontalunterrichts, Förderung des selbstgesteuerten Lernens, Teamfähigkeit (wichtig dabei: Metakommunikation, als Kommunikation über die Kommunikation, zw. S und L)
- Störfaktionale Gesichtspunkte: Störungsarten (Disziplin, Provokation, Lernverweigerung, neurotische Störungen), Störungsrichtung, -folgen, -ursachen

- Vorteil: komplexe Praxis besser zu verstehen, da zwischenmenschliche Kommunikation im Zentrum; Verbesserung der kommunikativen Fähigkeit ist wichtiges Richtziel

2.1.7 Konstruktivistische Didaktik

- Konstruktivismus: Lernen = eigene Konstruktionsleistung des Lernenden
- Ausgangspunkt = radikaler Konstruktivismus: direkte Erfassung der Wirklichkeit ist nicht möglich; Erkenntnis erfolgt subjektiv in den Köpfen der Individuen à eigene Realität
- Gegenübergestellt: objektive Realität, objektive Erkenntnis dieser Realität ist nicht möglich à als Grundlage für Lehre und Didaktik abgelehnt!
- Relevanter dagegen: sozialer Konstruktivismus: Konstruktionen entstehen nicht individuell, sondern in sozialen Gefügen, U = gemeinsames Entstehen von Wissen
- Moderater /gemäßigter Konstruktivismus = größerer Einfluss der objektiven Umwelt, lässt auch Instruktion zu; L = Wegbereiter des Lernens
- Insgesamt: S in konstruktivistischer Didaktik: nicht passive Rezipienten, sondern aktiv Lernende mit zunehmender Fähigkeit, Lernen selbst zu Planen, Organisieren, Durchzuführen und zu Bewerten
- Grundpfeiler der U-Methodik = Methodenvielfalt, Individualisierung, Differenzierung, Handlungsorientierung à nicht neu: Reformpädagogik (Dewey, Kerschensteiner, …)
Zusammenfassung:
- Lehr-/lerntheoretische Ansatz hat wegen praktischer Umsetzbarkeit den meisten Zuspruch gefunden
- Bildungstheoretische Modell hatte Einfluss auf die Auswahl der Inhalte des GeoU und der didaktischen Analyse
- Lernzielorientierter Ansatz: Aufstellen verbindlicher Ziel und deren Erfüllung
- Kybernetisch-informationstechnischer Ansatz: an Bedeutung verloren, evt. Wiederbelebung im PC-Zeitalter
- Kritisch-kommunikativer Ansatz: noch nicht zu beurteilen, inwieweit als Grundlage für die Auseinandersetzung mit negativen Schulaspekten geeignet
- Moderate-konstruktivistische Didaktik: betont Eigenanteil der S beim Lernprozess

2.2 Didaktische Prinzipien im Geographieunterricht

2.2.1 Begriff und Klassifikation von U-Prinzipien

- Unterschiedliche didaktische Modelle à unterschiedliche Prinzipien
- U-Prinzipien = regulative Grundsätze zur optimalen Auswahl, Anordnung, Vermittlung von den Inhalten des U
- Systematik von Prinzipien im GeoUà Unterteilung in
Didaktische Prinzipien Methodische Prinzipien
(= Fundierte Prinzipien) (= Regulierende Prinzipien)
Zielorientierung (Wert-. Relevanz- Realbegegnung
Zukunfts- & Verhaltensorientierung) Anschauung
S-Orientierung Heimat / Nahraum
Wissenschaftsorientierung Selbstständigkeit
Exemplarische Orientierung und dergleichen mehr J (S. 52)
- Alle Unterrichtsprinzipien stehen in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander
- Im Folgenden: einige Didaktische Prinzipien, die besonders wichtig sind!

2.2.2 Zielorientierung (Wert-, Relevanz-, Zukunfts-, Verhaltensorientierung

- Eines der wichtigsten Prinzipien, unverzichtbar für U-Planung
- Zielgerichtetheit: U als absichtsvolles Handeln muss Ziel haben
- Zielklarheit: L muss sich dieses Ziel gut überlegen
- Zielgemäßheit: U-Aufbau und Einzelmaßnahmen dürfen Ziel nicht widersprechen
- Zielangabe: S soll Ziel bekannt sein, so weit wie möglich bei Aufstellung mitwirken
- Letzten 3 Ebenen bestimmen Entscheidungen über Ziel und Inhalt der U-Einheit und über Methodik (ausgerichtet nach Leit- und Richtzielen)
- Obersten Ziele: von Eltern, Gesellschaft und Lernenden bestimmt (wichtig für die Erstellung von Lehrplänen)
- Teilbereiche des übergeordneten didaktischen Prinzips der Zielorientierung = Wert-, Relevanz-, Zukunfts-, Verhaltensorientierung - Wertorientierung: Ausrichtung der Ziele des U auf die Werte des Menschen
- Relevanzorientierung: Ausrichtung des U auf im Hinblick auf das Leben des Menschen relevant (sinnvoll) erscheinendem Etwas (Werte, Normen, Vorstellungen, etc.)
- Zukunftsorientierung: S soll durch Lernen befähigt werden, Zukunft zu bewältigen, Einsichten in die Lebenspraxis
- Verhaltensorientierung: Ziel des U soll auf verhaltensbezogene Qualifikationen hinarbeiten

- Wichtigstes Ziel im GeoU: Raumverhaltenskompetenz: aktionale Lernziele im U à aber: liegt in weiter Ferne, deshalb: keine Schritte!

2.2.3 Schülerorientierung

- Viele andere Begriffe in der Literatur gängig, die aber oft nur Teilbereich ausmachen: Angemessenheit, Kindgemäßheit, Altersgemäßheit, …
- Schülerorientierung = Bezogenheit des U auf best. Lerngruppe / auf einzelnen S
- Lernen soll Lernbereitschaft und Lernmöglichkeiten der S entsprechen: - U am entwicklungspsychologischen Durchschnitt der Klasse orientiert (didaktische Reduktion, Individualisierung, Differenzierung)
- Idealfall aus lernpsychologischer Sicht: S nicht über- oder unterfordern, sondern gerade noch machbar sein (= mittlerer Schwierigkeitsgrad; vom Nahen zum Fernen etc. )
- Berücksichtigung der soziokulturellen Situation der S (z. B. Herkunft, Religion)
- Wissensstand / Fähigkeitsentfaltung: bisheriges Wissen wird in U-Planung einbezogen
- Interessenslagen: Beobachtungen, Rücksprachen, Empirie
- Rücksichtsnahme auf Gefühlslage und Belastbarkeit: bei U-Planung Rücksicht auf Gefühle oder Einstellungen der S zu Konflikten beachten
- Möglichkeit der Mitbestimmung: v. a. bei offenen U-Methoden (z. B. Projekt)

- Zielauswahl und Inhaltsbestimmung: im Bezug auf Interessen und Bedürfnisse der S, Dominanz der Gegenwartsbedeutung
- Methodengestaltung: Vielfalt von Möglichkeiten, Schülerorientierung zu entsprechen: - Thematisierung / Problematisierung für den einzelnen S
- Ermunterung der S, eigene Vorgehensweisen zu realisieren
- Berücksichtigung individueller Geschwindigkeiten / Schwierigkeitsgrad
- Neigungen der S
- Kommunikation und Metakommunikation

- Grenzen der Schülerorientierung: Leistungsdruck, überfüllte Lehrpläne, zu große Klassen, Erziehungsschwierigkeiten, außerschulische Gegebenheiten, …
- Gegenpol = Wissenschaftsorientierung (kein unvereinbarer Widerspruch, sondern Ergänzung)

2.2.4 Wissenschaftsorientierung

- Viele Synonyme: Wissenschaftlichkeit, Objektivität, Sachorientierung, …
- besagt, dass U an verschiedenen Aspekten der Wissenschaft orientiert sein soll
- Forderungen: - Lerninhalte korrekt darstellen: Anspruch auf Wahrheit, aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen, keine veralteten Erklärungen, keine ideologischen Akzentsetzungen, … à aber Vorsicht: bei didaktischer Reduktion nicht so viel weglassen, dass Gegenstand verfälscht wird
- Lerninhalte strukturieren: Strukturierung von Teilaspekten zu einem wissenschaftlichen Ganzen, Möglichkeit für S, wissenschaftliche geklärtes Wissen und den Erkenntnisweg dorthin zu begreifen
- Fachwissenschaftliche Methoden erproben: GeoU: Infobeschaffung, -darstellung-, -auswertung, Aufgeschlossenheit gg. Gegenargumenten, eigene Position vertreten und evt. revidieren können
- Gesellschaftliche Bezüge herstellen: S auf Möglichkeiten, Grenzen, Konsequenzen vorbereiten, fachwissenschaftliche Inhalte auch auf außerhalb der Schule beziehen

- Also: nicht nur den S wissenschaftl. Arbeiten beibringen, sondern auch die Bedeutung der Wissenschaft für Gegenwart und Zukunft zu klären
- Wissenschaftsorientierung im GeoU: kommt v.a. bei Lehrplangestaltung und der didaktischen Analyse zum Tragen
- Grenzen: - Personale Repräsentation der wissenschaftlichen Inhalte durch die Lehrperson
- Fähigkeit der S, das Gelernte in ihren persönlichen Bedeutungshorizont einzuordnen

2.2.5 Exemplarische Orientierung

- Prinzip der Stoffauswahl
- An repräsentativen Bsp. sollen übertragbare, grundlegende, allgemeingeographische Erkenntnisse gewonnen werden
- Auswahlkriterien: - Zielsignifikanz und Merkmalprägnanz: Bsp. müssen geeignet sein, Ziel zu erreichen und allgemeingeographische Merkmale deutlich machen
- Subjektadäquanz: Bsp. sollen den anthropogenen und soziokulturellen Vorrausetzungen der S entsprechen (Heimatbezug und Aktualität)
- Zieladäquate Steuerung der Bsp.: Bsp. vom Nahraum bis zur globalen Ebene, alle Kulturerdteile, räumlicher Transfer muss möglich sein
- Methodische Ergiebigkeit: Bsp. so auswählen, dass S mit vielen Methoden dazu arbeiten können

- Exemplarisches Prinzip auch für U-Planung sinnvoll: an Einzelfallbsp. erworbenen Kenntnisse à Transfer auf Fernraum/Nahraum à Regelhafte Zusammenhänge der Allgemeinen Geo werden sichtbar!

3 Psychologische Grundlagen des Geographieunterrichts

3.1 Pädagogische Psychologie – eine Disziplin der angewandten Psychologie?

- PädPsy = Verknüpfung von psychologischen und pädagogischen Problemfeldern
- Bedient sich Theorien und Methoden der Psycho., um sie auf Phänomene in der Pädagogik zu übertragen
- Ziel = Erforschung der Erziehungswirklichkeit von der psychologischen Seite her
- Vielfältige Wechselbeziehungen, die U so komplex machen à verlangt eigenständigen Forschungsansatz für die PädPsy
- Allgemeine Aufgaben: Entwicklung, Vermittlung, Anwendung psychol. Wissens à Optimierung von Erziehungs-, U-, Sozialisationsprozessen
- Versucht zu erklären, was auf psychol. Ebene beim U passiert, welche Komponenten U bestimmen, wie und warum er wirkt
- Teildisziplinen: - Lernpsycho: erforscht Verhalten des Menschen als Lernenden
- Instruktionspsycho: Handlungsempfehlungen für psycholo. fundierte Maßnahmen und Akte des Lehrens
- Entwicklungspsycho: zeitliche Dimensionen im menschlichen Leben und dessen Entwicklungen
- Sozialpsycho: Verhalten des Menschen in Abhängigkeit von seiner Umwelt, Wechselbeziehungen zwischen den beiden Komponenten
- Testpsycho: Messung und Interpretation von Schulleistungen

3.2 Lernpsychologie

3.2.1 Definition „Lernen“

- Prozess, der zu relativ stabilen Verhaltensänderungen führt & auf Erfahrungen aufbaut; nicht direkt beobachtbar, nur aus dem Verhalten zu erschließen
- Manchmal auch „nur“Potential für Verhaltensveränderungen erworben (Werte, die Einfluss auf Verhalten nehmen), dann nicht im Verhalten sichtbar
- Relativ stabile Verhaltensänderungen, weil man Sachen vergisst, oder zu einer Sache mehr dazulernt
- Individuum muss sich aktiv mit Umwelt auseinandersetzten (= Erfahrungen machen)
- Lernen bezieht sich auf alle Verhaltensbereiche: kognitiv, affektiv, emotional, in Wertorientierung, Sozialverhalten und Handlungskategorien

3.2.2 Grundlegende Lernformen und Aspekte des Lernprozesses im U

- Bei Lerntheorien: bestimmt Muster wiederholen sich und sind für Geo wichtig:
- Lernformen: - Assoziatives Lernen = alle Lernprozessen entstehen durch Bildung von Koppelungen zw. Reiz und Reaktion; Individuum verbindet mehrere psychische Inhalte miteinander; Verbindungen können im U oder zufällig entstehen; Anwendungsbsp.: Brainstorming
- Kognitives Lernen = Lernen ist Prozess der Selektierung, Strukturierung, Differenzierung und Beziehungserfassung, Lernen = aktiv, Anwendungsbsp: problemlösendes Lernen

- Aspekte des Lernprozesses im U: Lernprozess gliedert sich in 3 Phasen: Akquisition – Retention – Reproduktion; Folgende Aspekte sind wichtige Bestandteile des Lernprozesses im U: Lernmotivation, Brainstorming, Lernstrategien, entdeckendes Lernen, problemlösendes Lernen, Kreativität, Begriffslernen, Transfer

3.2.3 Lernmotivation:

Sammelbezeichnung für psychische Prozesse im Menschen, die Lernprozess zulassen
Funktionen:
- Auslösefunktion: S identifiziert Themengebiet als etwas zu Erlernendesà stellt sich auf Informationsaufnahme ein
- Energieversorgungsfunktion: Lernmotivation versorgt S mit Energie à bedingt Nachhaltigkeit des Lernprozesses
- Steuerungsfunktion: von Motivation abhängig: Perfektions- und Leistungsansprüche des S, ebenso: Zielstrebigkeit
- Arten der Lernmotivation: - Intrinsische Motivation: Lernantrieb aus Motiven, die S aus sich heraus aktiviert (z. B. Neugier), aber auch aus Motiven, die Lerninhalt selbst und dessen Darbietung bringen
- Extrinsische Motivation: Verhalten, das durch von außen kommende Reize veranlasst wird, die nicht im Lerninhalt oder dem S verankert sind, sondern künstlich damit in Zusammenhang gebracht werden (z.B. Angst vor Strafe)

- I. d. R.: Motivation = Wechselspiel aus intrinsischer und extrinsischer Mo., im Verlauf des Lernens unterschiedlich stark gewichtet
- Im U: immerwährende MO. erforderlich, um dauerhaften Lernerfolg zu garantieren
- Also: nicht nur zum Einstieg MO., sondern auch zwischendurch (auf Lernziel bezogen)

3.2.4 Brainstorming

- Zunächst: alle Einfälle sammeln, ohne auf Brauchbarkeit überprüft zu werden
- Anschließend: Einfälle kritisch reflektieren, ordnen, gliedern
- Besonders als Einstieg in ein neues Thema gut geeignet
- V. a. aus Sicht der konstruktiven Didaktik sinnvoll und erforderlich, da S merken, dass ihr Vorwissen die Konstruktion einer subjektiven Wirklichkeit ist

3.2.5 Lernstrategien / Lösungsstrategien

- Planmäßige Verfahren und Techniken, die den Lernprozess erleichtern und das Erreichen der Lernziele gewährleisten sollen
- Mental präsentierte Schemata, aus einzelnen Handlungssequenzen zusammengesetzt
- Im U-Verlauf: im Anschluss an Themen-/Problemstellung
- Aus bereits vorhandenen Erfahrungen à Lösungsmöglichkeiten; untaugliche Möglichkeiten zu Gunsten neuer Ansätze aufgeben

3.2.6 Entdeckendes Lernen

- J. S. Bruner (1970/73): Lernprozesse sind besonders effektiv, wenn sich S den Stoff selber erarbeitet à Lerninhalt wird entdeckt; wichtig: eigenes Nachforschen und Finden von Lösungen
- Zunächst definiert als Lernen an Beispielen: abstraktes Wissen soll anhand von Gemeinsamkeiten verschiedener Bsp. erarbeitet werden
- Entdeckendes Lernen als Problemlösen: vom L unterstützt und gelenkt; Anfang = Problem, dann: Hypothesenbildung, erst dann: Wissen erarbeiten
- Lernen durch Experimente: selbstgesteuerter Erwerb von kausalem Wissen
- Vorteile: Verstehen struktureller Beziehungen, Einsicht in forschendes Lernen, höherer Behaltenswert, höhere intrinsische Motivation
- Kritik: nicht alles muss neu entdeckt werden, unökonomisch, weil zeitaufwändig
- Sowohl kurzfristig (in 1 U-Stunde), als auch langfristig (stundenübergreifend) möglich
- V.a. in Geo super: so oft wie möglich S mit Realsituationen in Kontakt bringen à Medien

3.2.7 Problemlösendes Lernen

- Sonderfall des entdeckenden Lernens à zusätzlich: produktives Denken - Wichtigsten Fragen der Zukunft = Schlüsselprobleme:
- Umwelt-, Ressourcengefährdung
- Soziale Ungleichheit
- Friedenssicherung
- Demokratisierung
- Arbeitslosigkeit
- Umgang mit Minderheiten

- GeoU kann Qualifikationsbereiche fördern
- Idealtypischer Ablauf problemlösenden Lernens: - Erkennen des Problems: S mit Problem konfrontieren/für Konflikt sensibilisieren, möglichst natürlicher Kontext; Bewusstmachung des Problems z. B. durch Brainstorming, Neugier wecken
- Hypothesenbildung: S-Vermutungen, wenn Verständnis erworben wurde: Produktion von Hypothesen zur Lösung des Problems
- Lösungsstrategien: Durchspielen verschiedener Möglichkeiten à Entwerfen 1es Lösungsplanes, Entscheidung für 1 Weg
- Problemlösung: Überprüfen der Hypothese durch Einholung relevanter Infos
- Verifikation/Falsifikation/Modifikation der Hypothese: Bewertung der Hypothese
- Reflexion: Gültigkeit, Anwendbarkeit, Brauchbarkeit werden überprüft

- Vorteile: Anleitung zur Selbstständigkeit, Erlernen von Kompetenzen zur Bewältigung von Problemen, stärker motivierend, Kreativität
- Kritik: dauert zu lange (rezeptives Lernen = effektiver), schafft Unruhe, ist unkalkulierbar, nur für besonders begabte S geeignet
- Voraussetzung für Problemlösenden U: S müssen bereits ein Repertoire an Begriffen, Methoden, Verfahren beherrschen

3.2.8 Entfaltung von Kreativität

- Kreativität = neue Beziehungen zw. Elementen einer Situation zu sehen, ungewöhnliche Ideen zu produzieren, von den gewohnten Denkschemata abweichen
- Im GeoU: primär als interkulturelle Kreativität verstanden
- Förderung durch folgende Maßnahmen: - S muss wissen, dass seine Kreativität gefordert ist
- L muss Neugier wecken
- L muss neue Ideen belohnen
- L darf S mit irrelevanten Fragen nicht sofort zurückweisen
- L: Stufen des schöpferischen Prozesses zeigen
- L muss zu abweichenden Lösungen ermutigen
- S soll zur Imagination angeregt werden
- L muss wissen, dass Kreativität gefördert werden kann

- Methoden im U: Brainstorming, Planspiele, Projekte, Experimente
- Einschränkung: wenn Kreativität als oberstes Lernziel genommen wird (fehlendes Sachwissen darf nicht durch Kreativität begründet werden!!!)

3.2.9 Begriffslernen:

- Begriffe = sprachliche Darstellungen, Bezeichnungen von Sachverhältnissen
- 2 Hauptklassen von Begriffen: - Eigenschaftsbegriffe: entstehen durch Kategorisierung, z. B. Hochgebirge, Mittelgebirge, Tiefland
- Erklärungsbegriffe: zusätzliche Eigenschaft = Erklärung, z. B. Mondfinsternis

- Doppelte Funktion fürs Lernen: Komprimierte Einsichten, die Lernvorgänge ökonomisch verdichten, konservieren, speichern óInstrumente eines Weiterschreitenden Lernens, die Unbekanntes durch Rückgriff auf Bekanntes verständlich machen
- 3 Entwicklungsstadien: - aktionales Entwicklungsstadium (GS-Alter): Begriffe entstehen in Anlehnung an Handlungen, z. B. „Spielplatz“
- ikonisches Stadium (ca. mit 10 Jahren): Begriffsbildung aufgrund anschaulich-figurativer Merkmale (Kirche wird wegen Architektur erkannt)
- Stadium der formalen Operation: symbolische Repräsentation, logische Beziehungen führen zu Begriffsbildungen (Kirche = Sakralbau + Symbol für Religion)

- Erlernen von Geo-Begriffe: Stadien berücksichtigen!
- Relevanz für U-Planung: - Anfang: Einordnung des zu lernenden Begriffs in eine Hierarchie à welche Begriffe sind über-/untergeordnet? (z.B. Geomorph – endogene Prozesse – Erdbeben)
- Der zu lernende Begriff muss durch relevante Merkmale definiert werden
- Daraus dann: Repräsentative Bsp. und nichtrepräsentative Bsp.
- Übungen entwerfen, die jeweils 1 Problem des Begriffs zum Inhalt haben
- Liste mit „Grundwissens-Wörtern“ zusammenstellen

- Bedingungen: - Anfang: Definition: alle darin vorkommenden Begriffe müssen bekannt sein, leichter verständlich, wenn Bsp. vorhanden ist
- Begriffserhellung aus genetischer und etymologischer Sicht: Wortursprung?
- Hervorhebung relevanter Merkmale
- Positive und negative Beispiele: am Anfang nur positive Bsp. , erst später auf negatives eingehen
- Auswahl einer ausreichenden Anzahl von Beispielen: S muss Begriff begreifen
- Verbalisierung des erreichten Begriffsverständnisses: an Bsp. wahrgenommene Merkmale werden eingeübt, nicht sture „Nachplapperei“
- Anknüpfen der neuen an bereits bekannte Begriffe: in größeren Zusammenhang,
- Lernzielüberprüfung: Testfragen sollen klären, ob S mit Begriff umgehen kann

- Untersuchungen von Schulbüchern: oft werden Begriffe verwendet, ohne sie im Text oder in einem Glossar erklärt zu haben! à SCHLECHT!

3.2.10 Lernübertragung/Transfer

- Transfer = Übertragung von bereits Gelerntem auf einen anderen Sachzusammenhang, auf ein anderes Bsp., auf eine andere Situation
- Verschiedene Transferarten: räumlicher, inhaltlicher, methodischer Transfer, Transfer von Verhaltensweisen und Einstellungen (kognitive, instrumentale, aktionale, affektive Lernziele) - Räumlicher (lateraler/horizontaler Transfer): Sachverhalt von Raum A wird auf Raum B übertragen, Fallbeispiele werden generalisiert, Vorgehensweise: Nah à Fern; Fern à Nah à „Fenster in die Welt, Lupe in den Nahraum“
- Ziel = Widererkennen ähnlicher Elemente, allgemeingeographische Erkenntnisse
- Inhaltlicher (inhaltlich-kognitiver/vertikaler) Transfer: Erkenntnisse einer einsichtigen Gegebenheit werden in komplexere Strukturen eingeordnet
- Methodischer Transfer: Instrumentale Fähigkeiten/Fertigkeiten werden an Bsp. eingeübt und auf anderes übertragen à Intensivierung geogr. Fachmethoden
- Transfer von Einstellungen und Verhaltensweisen: Übertragung von Einstellungen, Vorurteilen etc. auf andere Situationen um Verhaltensweise zu ändern

- Positiver Transfer: fördernde Auswirkung der erworbenen Lernerfahrung
- Negativer Transfer: erworbene Lernerfahrung behindert frühere Kenntnisse
- L muss Umgebung gestalten, in der positiver Transfer möglich ist (Übertragungseffekt); Dazu: - S müssen in effektive Lernmethoden eingeführt werden
- Hoher Grad an Übereinstimmung zw. Lern- und Übertragungssituation
- Einsatz ähnlich strukturierten Materials
- Übertragungsmöglichkeiten im Alltag der S finden
- S bei Übertragung selbstständig Selbstständigkeit entwickeln

- GeoU: Transfer eng mit exemplarischem Lernen verbunden: Vgl. mit anderen Bsp. à Generalisierungsleistung à Allgemeingeographisches Wissen
- Unterrichtlicher Lernprozess: alle Transferarten können verwendet werden: Erarbeitung: inhaltlicher + methodischer Transfer; Anwendungsphase: Transfer von Einstellungen und Verhaltensweisen, räumlicher Transfer

3.3 Instruktionspsychologie

3.3.1 Definition und Merkmale

- Auch U-Psychologie im engeren Sinn genannt
- Behandelt Auswirkungen der Art des Lehrens oder U auf den Lernprozess der S
- Ziel = Beschreibung von Bedingungskomponenten des Lehr-Lernprozesses
- Merkmale: - Erforschung von Vermittlungsprozessen in den einzelnen Fächern
- Konzentration darauf, wie Wissen erworben wird

- Beschränkt auf die Erforschung der Lehrstoffdarbietung - Deskriptiv: wie werden S Instruktionen dargeboten?
- Explizit: von welchen Darbietungsformen hängen Erfolg/Misserfolg ab?
- Präskriptiv: wie muss Instruktion gestaltet werden, um Lernerfolg zu erleichtern?

3.3.2 Förderung der Instruktion:

- Angemessene Lernziele und Informationen der S über Lernziele:
- L: Lernziel vor U festsetzen; z. B. expressives Lernziel (= S setzten sich mit Problem auseinander, L setzt nicht genau fest, was sie lernen sollen)
- Den S Lernziele klar und verständlich mitteilen; Vorteil: Strukturierung; Nachteil: Aufmerksamkeit wird auf best. Infos gerichtet, anderes wird übersehen
- Angemessene U-Methoden und –Medien: - S profitieren am meisten, wenn U Abwechslung bietet
- Unterschiedliche Aktionsformen und unterschiedliche Sozialformen
- Aber: nicht zu viele Methoden; nicht 1 Aktionsform als Allheilmittel ansehen!
- Ebenso: Medienwechsel, aber nicht zu viel davon!
- Größte Attraktivität und größten Lernerfolg versprechen multimediale U-Methoden

- Individuelle Unterschiede:
- Nicht jede Instruktion ist für jeden S geeignet
- Unterschiede hinsichtlich Interesse, Intelligenz, Lernstil, …

3.4 Entwicklungspsychologie (EP)

3.4.1 Ältere und heutige EP

- Aufgabe: Erforschung der altersbezogenen physischen und psychischen Veränderungen des Menschen
- Ältere EP: - Entwicklung des Menschen in Phasen unterteilt und systematisiert
- Beschränken sich allerdings auf die reine Beschreibung von Zuständen
- Keine einheitliche Entwicklung: täuschen einheitliche Entwicklungsstände bei Gleichaltrigen vor à falsche Annahmen über Lernkompetenz von S
- Entwicklungswandel vollzieht sich eher permanent und individuell
- Alter = unsicherer Faktor für den kognitiven, emotionalen, sozialen, instrumentellen Stand eines S

- Heutige differenzierte Theorien der EP - Interessen, Lernbereitschaft, Lernfähigkeit eines Menschen wichtiger als Alter
- Umwelt und Veranlagung haben wechselseitige Beziehung

3.4.2 Entwicklung der räumlichen Intelligenz

- Insgesamt 7 Arten von Intelligenz: u.a. verbale, logisch-mathematische, interpersonale, emotionale, …
- Räumliche Intelligenz = Fähigkeit, die visuell-räumliche Welt wahrzunehmen und zu transformieren
- „räumliches Denken“ = bezieht sich nur auf das Wahrnehmen und das Verarbeiten
- für Geo wichtig: Fähigkeit, 3-dimensional zu denken, Erkennen von kausalen und funktionalen Zusammenhängen, zeitlicher und genetischer Prozesse
- Geschlechtsspezifische Unterschiede: gelten beim Kartenlesen und Raumverständnis als gesichert à ABER: durch neuere zum Teil Forschungen widerlegt J
- Untersuchungen von Raumerleben von S: Piaget: 4 kognitive Stufen der Entwicklung, aber auch auf räumliche Intelligenz übertragbar (dann nur 3 Stufen):

1. Stufe = dynamische Ordnung; 6-8 Jahre: Raumerleben beschränkt sich auf einzelne Pläne ohne Zusammenhang, Weg ist noch nicht Verbindungslinie zw. verschiedenen Orten
2. Stufe = gegenständliche Ordnung; 9-11 Jahre: Kind will dinghafte Gestalt des Weges wiedergeben, Weg = Bahn im Raum
3. Stufe: figurale Ordnung, 12-15 Jahre: äußere Distanzierung, Überschau über den Weg, Präzisierung im Hinblick auf Lage, Entfernung, Struktur ist möglich

- andere Ansätze: Raumerfassungsvermögen der S ist variable und kann durch U stark beeinflusst werden (vgl. Aebli 1969)
- gegenwärtiger Stand: es sind verschiedene Leistungen bei gleichem Alter und gleiche Leistungen bei verschiedenem Alter erkennbar
- Zusammenfassung: räumliches Verständnis bei Grundschülern stark egozentrisch, geringe Abstraktionsfähigkeit; bis 15: S konzentrieren sich auf Dinge, die interessant erscheinen; ab 16: größere Abstraktionsfähigkeit, Überblicke
- Einführung in Kartenverständnis: Engelhardt: Kartenarbeit muss schon vor der 6. Klasse begonnen werden (Widerspruch zu Piaget)

3.5 Sozialpsychologie (SP)

3.5.1 Gegenstand und Aufgaben der SP im U

- Gegenstand = soziale Einflussfaktoren auf individuelles und gruppendynamisches Verhalten und Erleben
- Wechselseitige Beeinflussung zw. Individuum und Umwelt
- Problembereiche: soziale Einflüsse, Interaktion, Kommunikation, soziale Motivation, Emotionen, soziales Lernen, Sozialisation, …
- Aufgaben: Einsichten vermitteln (Einfluss des Individuums auf die Umwelt, Einfluss der Umwelt auf das Verhalten des Individuums); Entwickeln von gruppendynamischen Trainingsmethoden und die Schulung der Fähigkeit zur individuellen Selbstverwirklichung

3.5.2 Interaktion und Kommunikation

- Kommunikation wird erleichtert durch Vorhandensein kognitiver Strukturen, sinnvoll dabei: Erinnerung strukturieren
- GeoU: Kommunikation mit Partner/in Gruppe wird durch Medien und Methoden gefördert

3.5.3 Motive und Interessen

- Primäre Motive = angeborene, altersbezogene, emotionale Dispositionen
- Sekundäre Motive = durch soziale Kontakte erworbene Dispositionen
- Interesse der S: in bestimmten Klassen gehört Geo zu den beliebtesten Fächern; generell: in der 5. Klasse Interesse am größten, in der 7./8 Klasse Tiefststand, steigt wieder in der 9. Klasse
- Grund: altersspezifische Entwicklung und Themen im LP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Deutsche S: mehr Interesse an Umwelt und Topographie, in D geborene Ausländer: Bev-Wanderung, Leben von Ausländern in D; Ausländer: Leben der Menschen in fremden Kulturen
- Folgerungen für die U-Praxis: - Stärkere Einbeziehung des Umweltbereichs und „Menschen und Länder in fremden Kulturen“
- Regionalgeogr. Schwerpunkt muss auf außerhalb D verlegt werden
- Anschauliche, handlungsorientierte Methoden

3.5.4 Soziale Wahrnehmung

- Basiert auf gesellschaftlich-kulturellen Normen und Wertesystemen, wird geprägt durch Zugehörigkeit zu Gesellschaftsschicht/-system
- Objektive Umwelt wird auf dem Weg zum subjektiven Raum vielen Filterwirkungen ausgesetzt à soziale Wahrnehmung = subjektiv
- Ablauf des menschlichen Verhaltens im Wahrnehmungsvorgang: - Aufstellen einer Hypothese über ein bevorstehendes Wahrnehmungsereignis
- Wahrnehmung = Infoaufnahme und –verarbeitung
- Bewertung = Vergleich der Infos mit seinen Erwartungen
- Entscheidung = Hypothese bestätigt à Info gespeichert; wenn nicht: Aufstellen einer neuen Hypothese
- Verhalten = raumwirksame Aktivität

- Es folgen: für GeoU wichtige Vorstellungen, die auf subjektiver Wahrnehmung aufbauen:
Mental Maps
- Geistige Landkarten, subjektive Vorstellung einer räumlichen Situation
- Wahrnehmung eines Raumes wird von individuellen und sozialpsychologischen Faktoren geprägt à subjektive Wahrnehmung der Realität
- Speicherung der Infos auf Karten/Bildern/Raumbeschreibungen oder im Gedächtnis
- Aufgabe des GeoU: lückenhafte Raumvorstellungen erweitern/ergänzen; falsche Infos korrigieren; S beibringen, dass jede Person andere mental maps hat; Medienkritik
Vorurteile und Stereotype
- Ergebnisse der subjektiven Wahrnehmung
- Vorurteile = vorgefasste Meinungen meist negativer Art
- Stereotype = klassifizierende oder verzerrende Kognitionen und Einstellungen
- GeoU: Abbau von Vorurteilen = zentraler Bestandteil à U muss offen sein gegenüber anderen Kulturen in der Klasse; schon blad damit beginnen
Weltbilder
- Wissen über Größen- und Lageverhältnisse, Natur, Kultur, Politik, Wirtschaft
- Entstehen durch Medien à abhängig von der Ideologie des Medienproduzenten
- Kartographische-räumliche, aber auch ikonisch-bildhafte Darstellungen
- Ziel des GeoU: Objektivierung des subjektiv entstandenen Weltbildes bei den S bewirken
- Aufgabe des L: auf verschiedene Karten mit verschiedenen Zentren hinzuweisen (dt. Atlas, ami-Atlas, japanischer Atlas à verschiedene Länder im Zentrum)
- Fächerübergreifend: religiöse Weltbilder

3.5.5 Soziales Lernen und Sozialisation

- Soziales Lernen: die durch soziale Erfahrungen gemachten Verhaltens- und Einstellungsänderungen
- Übungsfelder des sozialen Lernens:
- Themen, die an das Interesse der S anknüpfen
- Interaktionsspiele / Rollenspiele
- Konfliktlösen, evt. im Rahmen eines Projektes

4 Fachwissenschaftliche Grundlagen des GeoU

4.1 Betrachtungsweisen der Geographie

- Def. Geo = erfasst, beschreibt, erklärt die Geosphäre im Ganzen und in ihren teilen nach Lage, Stoff, Form und Kräften, Genese, die zu den heutigen Erscheinungsformen geführt haben; beinhaltet auch Zukunftsprognosen, Evaluationen und Planung

4.1.1 Physiognomische (formale/strukturale) Betrachtungsweise

- Äußere Erscheinungsformen und ihre Verbreitung werden erfasst (stoffliche Beschaffenheit, Struktur, Größe)
- Bsp: kegelförmiger Berg, Höhenstufen im Gebirgen, Grund- & Aufriss einer Stadt, …
- wird heute fast nur noch als Einstieg verwendet, um sich dann mit den Kräften, Akteuren, Prozessen und Entwicklungen auseinander zu setzten

4.1.2 Funktionale Betrachtungsweise

- erfasst räumliche Beziehungen, Einflüsse und Abhängigkeiten
- Elemente stehen in einem Verhältnis von Ursache und Wirkung à kausale Beziehungen
- Im GeoU: durch Geländebeobachtungen, Experimente nachweisbar
- Mensch-Natur-Beziehung = pseudokausale Beziehung (Basis ist Geodeterminismus)
- Funktionale Beziehungen = bestimmte Nutzungen/Leistungen werden auf bestimmten Raum bezogen (v. a. Sozialgeo), z.B. Daseinsgrundfunktionen

4.1.3 Zeitliche Betrachtungsweise

- Lässt sich in verschiedene Bereiche gliedern (siehe folgende Punkte)
- Historisch-genetische Betrachtungsweise:
- Entstehung und Entwicklung räumlicher Phänomene
- Verschiedene Interpretationsmöglichkeiten
- Prozessuale Betrachtungsweise:
- Analysiert aktuelle Abläufe und Veränderungen
- Raum = Prozessfeld, das sich durch menschlichen Einfluss verändert
- V. a. in der Sozialgeo zu finden
- Prognostische Betrachtungsweise:
- Zukünftige Entwicklungen geographischer Phänomene
- Z.B. Bevölkerungsentwicklung, Klimaveränderung
- Planerische Betrachtungsweise
- Ist aktiv in die Zukunft gerichtet
- Baut auf Prognosen und darauf folgende Evaluationen auf à raumplanerische Maßnahmen (hier: Angewandte Geo)

4.1.4 Bedeutung der Betrachtungsweisen im GeoU

- Alle Betrachtungsweisen greifen ineinander, führen zu einem befriedigendem Ergebnis
- Geschichte des GeoU:
- Länderkunde: physiognomisch-formale BW
- Seit mehr Allgemeine Geo: funktionale BW
- Projektorientierter U: planerische/prognostische BW
- Gegenwärtig: funktionale BW
- Strukturierung geographischer Inhalte: Vorschlag: Lehrplan in den ersten Lehrjahren schwerpunktmäßig auf physiognomisch-formale, prozessuale und funktionale BW, erst später prognostische und planerische BW
- Strukturierung von U-Inhalten: nicht nur Ebenen der Erscheinung und Erklärung unterrichten, sondern auch Ebene der Entscheidung bzw. Handlung

4.2 System der Geographie

- Gegenstand der Geo = Geosphäre à zu groß für eine vollständige Behandlung àeinzelne Untersuchungsobjekte
- Geosphäre in einzelne Sphären auflösen und diese dann untersuchen (= Allgemeine Geo); oder: vertikaler Schnitt durch à alle Sphären anteilmäßig enthalten (= Regionale Geo)

4.2.1 Allgemeine Geographie

- untersuchen bestimmten Geofaktor à „Geofaktorenlehre“;
- Physische Geographie: betrachtet die natürlichen Geofaktoren, umfassen die abiotischen/anorganischen(Relief, Wasser, Klima, Boden) und die biotischen/organischen Faktoren (Pflanzen, Tiere, (Menschen)) - Geomorphologie = Reliefbildung der Erde
- Klimageographie = Interaktion zw. Atmosphäre und Erdoberfläche, Mikro-, Meso-, Makroklima, Klimawandel
- Hydrogeographie = Verbreitung und Erscheinungsformen des Wassers
- Bodengeographie = Verbreitung der Böden und die Ursachen dafür, forscht nach Kultureinflüssen, Zusammenhänge mit Klima, Relief
- Vegetationsgeographie = Pflanzengemeinschaften, Wo? Warum?
- Zoogeographie = Verbreitung der Tiere und Erklärung dafür
- Geoökologie = Wechselbeziehungen zw. Morpho-, Klima-, Hydrogeo
- Bioökologie = Systeme von Pflanzen- und Tiergemeinschaften

- Anthropogeographie: Ergebnisse menschlicher Tätigkeiten im Raum, Verhältnis Mensch-Gesellschaft-Raum, wie wird Wirklichkeit aus Sicht verschiedener Kulturen konstruiert? - Bevölkerungsgeo = Bevölkerungsdichte und Wachstum
- Siedlungsgeo = Physiognomie, Lage, Genese, Funktionen von Siedlungen, Stadtgeo
- Wirtschaftsgeo = räumliche Verbreitungs- & Verknüpfungsmuster des wirtschaftenden Menschen, Agrargeo, Industriegeo, Geographie des III. Sektors
- Verkehrsgeo = Verkehr als räumliche Erscheinung, funktionale Bedeutung für Mensch und Gesellschaft
- Politische Geo = räumliche Situation von Staaten, auf Kulturlandschaft einwirkenden Kräfte, Globalisierung
- Historische Geo = geographische Verhältnisse der Vergangenheit im Vgl. zur Gegenwart
- Sozialgeographie = räumliche Organisationsformen und raumbildende Prozesse
- Religionsgeo/Ideologiegeo = Einfluss von Religion auf den Raum, räumliche Auswirkungen von Ideologien (z. B. Kommunismus)
- Bildungsgeo = räumliche Prozesse/Strukturen/Disparitäten von Bildung
- Humanökologie = Lebensraum des Menschen und dessen Nutzung

[...]

Final del extracto de 114 páginas

Detalles

Título
Zusammenfassung des Buches "Geographiedidaktik. Grundriss Allgemeine Geographie" von Gisbert Rinschede
Autor
Año
2015
Páginas
114
No. de catálogo
V301719
ISBN (Ebook)
9783668007659
ISBN (Libro)
9783668007666
Tamaño de fichero
762 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
zusammenfassung, buches, geographiedidaktik, grundriss, allgemeine, geographie, gisbert, rinschede
Citar trabajo
Martin Eder (Autor), 2015, Zusammenfassung des Buches "Geographiedidaktik. Grundriss Allgemeine Geographie" von Gisbert Rinschede, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301719

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