Die Arbeit untersucht die Umstände und Auswirkungen von Policy Change in der EU am Beispiel der Rohstoffpolitik. Da die europäische Union ein politisches Mehrebenensystem ist, kann ein Policy Change verschiedene Ursachen auf regionaler, nationaler oder supranationaler Ebene haben. Im Bereich der Rohstoffpolitik konnte man ab 2008 mit der „Raw Materials Initiative“ (RMI) einen grundlegenden Policy Change beobachten. Ein Feld, in dem bislang nationale Strategien verfolgt wurden, ist durch die europäische Kommission auf die Agenda der EU gesetzt worden. Während die heimische Produktion den Bedarf von Metallen, Steinen und Erden weitgehend decken kann, fällt die Bilanz bei Hochtechnologiemetallen schlechter aus. Es besteht eine starke Importabhängigkeit von einigen wenigen Produzenten.
Die erste Frage die sich an dieser Stelle formulieren lässt, ist: Wie kommt es zu einem Policy Change im Mehrbenensystem der EU? Welche Faktoren und Akteure führen zur Implementation der RMI?
Die RMI wurde 2012 als „European Innovation Partnership“ (EIP) in die Leitiniative „A resource-efficient Europe“ eingegliedert. Diese ist Teil der Wachstumsstrategie Europe 2020, welche für eine intelligente, nachhaltige und integrative Wirtschaft sorgen soll. Durch die Implementierung der RMI könnte sich die Ausrichtung der Leitinitiative wandeln. Daraus lässt sich folgende Fragestellung ableiten:
Führt die Raw Materials Initiative zu Widersprüchen mit den Policies der anderen EIP's und der Leitinitiative „A resource-efficient Europe“?
Es wird eine zweiteilige Analyse zur Beantwortung der Fragestellung angestrebt. Zunächst wird der Ursprung des Policy Changes analysiert. Dabei wird die in Kapitel 2 vorgestellte Theorie des Advocacy-Coalition Frameworks (ACF) von Sabatier angewandt. Sie gibt Aufschluss über die relevanten Akteure, den konkreten Auslöser sowie die dominanten Wertvorstellungen, die einem Policy Change zugrunde liegen. Die folgenden Hypothesen werden bei der Analyse überprüft:
Die Raw Materials Initiative ist ein Produkt der industriellen Interessen und beruht auf einem anderen System von Wertvorstellungen als die anderen EIP's.
Die Raw Materials Initiative führt zu einer Verwässerung der umweltpolitischen Agenda Leitinitiative „A resource-efficient Europe“ und kann negative Folgen für die Effektivität der anderen EIP's haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie
- Advocacy Coalitionen Framework
- Policy-Subsysteme
- Advocacy-Koalitionen
- Belief-Systems
- Policy-orientiertes Lernen und Policy Change
- ACF auf der europäischen Ebene
- Environmental Policy Integration
- Advocacy Coalitionen Framework
- „Europe 2020“ und die „Raw Materials Initiative“
- Raw Materials Initiative
- Advocacy-Koalitionen der RMI
- Advocacy-Koalition der industriellen Interessen
- Advocacy-Koalition der Interessen des Umweltschutzes
- Policy-Vermittler und die Rolle der Kommission
- Auswirkungen der RMI
- EIP on Active and Healthy Ageing
- EIP 'Agricultural Productivity and Sustainability'
- EIP on Smart Cities and Communities
- EIP Water
- Die RMI und Environmental Policy Integration
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Policy Change der Rohstoffpolitik in der EU anhand der „Raw Materials Initiative“ (RMI). Dabei werden die Ursachen des Wandels auf verschiedenen politischen Ebenen untersucht, die relevanten Akteure identifiziert und die Auswirkungen der RMI auf andere europäische Politikbereiche betrachtet. Die Analyse erfolgt im Rahmen des Advocacy Coalition Frameworks (ACF), um die dominanten Wertvorstellungen und Interessen hinter dem Policy Change zu verstehen. Darüber hinaus wird der Einfluss der RMI auf die „Environmental Policy Integration“ (EPI) untersucht, um potenzielle Konflikte und Synergien mit anderen europäischen Politikbereichen zu beleuchten.
- Die Ursachen des Policy Change in der europäischen Rohstoffpolitik
- Die Rolle verschiedener Advocacy-Koalitionen bei der Implementation der RMI
- Die Auswirkungen der RMI auf die anderen EIP's und die Leitinitiative „A resource-efficient Europe“
- Der Einfluss der RMI auf die Environmental Policy Integration
- Die Anwendung des Advocacy Coalition Frameworks im Kontext von Policy Change in der EU
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problematik des Policy Change in der EU am Beispiel der Rohstoffpolitik vor und erläutert die Bedeutung der RMI als grundlegenden Wandel in diesem Bereich. Die zentralen Forschungsfragen werden formuliert und der methodische Ansatz der Arbeit skizziert.
- Theorie: Das Advocacy Coalition Framework (ACF) wird als theoretischer Rahmen der Analyse eingeführt und seine zentralen Elemente wie Policy-Subsysteme, Advocacy-Koalitionen und Belief-Systems werden erläutert. Darüber hinaus wird das Konzept der Environmental Policy Integration (EPI) vorgestellt.
- „Europe 2020“ und die „Raw Materials Initiative“: Die „Raw Materials Initiative“ wird als Teil der „Europe 2020“ Strategie und als „European Innovation Partnership“ (EIP) vorgestellt. Die relevanten Akteure und ihre Interessen werden identifiziert und in Advocacy-Koalitionen eingeteilt.
- Auswirkungen der RMI: Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der RMI auf andere europäische Politikbereiche, insbesondere auf die anderen EIP's und die Leitinitiative „A resource-efficient Europe“.
Schlüsselwörter
Policy Change, Advocacy Coalition Framework (ACF), Raw Materials Initiative (RMI), Environmental Policy Integration (EPI), Europa 2020, European Innovation Partnership (EIP), Rohstoffpolitik, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Industrieverbände, Nichtregierungsorganisationen (NRO), EU-Kommission.
- Quote paper
- Jan Broekmans (Author), 2014, Die Raw Materials Initiative. Advocacy Koalitionen, Ursachen und Auswirkungen von Policy Change im Mehrebenensystem der EU, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301585