"[D]ie Psychoanalyse sei ein Verfahren, wie man nervös Kranke ärztlich behandelt, […]“ So stellt Sigmund Freud die Psychoanalyse vor und impliziert damit eine aktive Behandlungsmethode durch den Psychoanalytiker. Unbeantwortet bleibt allerdings, ob sich das psychoanalytische Behandlungs- und Analyseverfahren auch auf fiktive Beispiele oder historische Überlieferungen anwenden lässt.
Der in dieser Arbeit behandelte Fall des Malers Christoph Haitzmann stellt ein solches historisch-literarisches Beispiel dar. Zum allgemeinen Verständnis ist zu erklären, dass Freud die Behandlung und die damit verbundenen Aufzeichnungen nicht selbst durchgeführt hat. Sein Fall bezieht sich auf schriftliche Überlieferungen eines „Herrn Hofrats Dr. R. Payer-Thurn, Direktor der ehemals k.k. Fideikommißbibliothek in Wien“. Freud betitelt den Fall Haitzmann als „Teufelsneurose“, womit er eine neurotische Erkrankung bei Haitzmann diagnostiziert. Freud vermerkt beim Fall Haitzmann, dass es ihm nicht um eine reine Anwendung seiner psychoanalytischen Theorie geht.
Fragwürdig ist jedoch, worauf Freud seine Diagnose einer Teufelsneurose stützt, wenn er, wie oben genannt, keine psychoanalytischen Thesen beweisen will, aber letztendlich ein psychoanalytisches Phänomen diagnostiziert. Es sei auch gar nicht seine [Freuds] Absicht, diesen Fall als Beweismittel für die Gültigkeit der Psychoanalyse zu verwerten, er setze vielmehr die Psychoanalyse als gültig voraus und verwende diese dazu, um die dämonologische Erkrankung des Malers aufzuklären.
Freud nutzt somit, wie oben aufgeführt, die psychoanalytische Technik als Zweckmittel, um ein Phänomen [den Teufel] erklären und verstehen zu können. Dies impliziert zwangsläufig psychoanalytische Thesen, womit Freud indirekt die Psychoanalyse und ihre Technik herausstellt und ihre Allgemeingültigkeit hervorhebt. Hieraus ergibt sich die Fragestellung der Arbeit. Inwieweit lässt sich Sigmund Freuds Krankheitsschema der Neurose auf den Fall Christoph Haitzmann anwenden und in die vier Formen neurotischer Deformierung einordnen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Psychoanalyse und die Neurose allgemein
- Die Psychoanalyse im Allgemeinen
- Die Neurose im Allgemeinen
- Die 4 Formen neurotischer Deformierung
- Der Krankheitsverlauf des Christoph Haitzmann
- Die Falldarstellung
- Freuds Analyse des Falls
- Anwendung der Neurosenlehre und Versuch der Einordnung in eine Form neurotischer Deformierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Fall des Malers Christoph Haitzmann aus psychologischer Sicht, indem sie Freuds Krankheitsschema der Neurose auf diesen Fall anwendet. Dabei wird der Fokus auf die Einordnung des Falles in die vier Formen neurotischer Deformierung gelegt.
- Anwendung der Psychoanalyse auf historische Fälle
- Analyse des Falles Haitzmann anhand Freuds Krankheitsschema
- Einordnung des Falles in eine der vier Formen neurotischer Deformierung
- Kritische Betrachtung der psychoanalytischen Interpretation des Falles
- Untersuchung der Grenzen und Möglichkeiten der Psychoanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Psychoanalyse und ihre Anwendung auf den Fall Haitzmann. In Kapitel 2 werden die Grundlagen der Psychoanalyse, der Neurose und die vier Formen neurotischer Deformierung erläutert. In Kapitel 3 wird der Fall des Christoph Haitzmann detailliert dargestellt, inklusive seiner Krankheitsgeschichte. Kapitel 4 wendet Freuds Krankheitsschema auf den Fall an und versucht, Haitzmann in eine der vier Formen neurotischer Deformierung einzuordnen. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und hinterfragt Freuds Analyse kritisch.
Schlüsselwörter
Psychoanalyse, Neurose, Teufelsneurose, Christoph Haitzmann, Sigmund Freud, Krankheitsverlauf, Falldarstellung, neurotische Deformierung, freie Assoziation, kathartisches Verfahren, Breuersche Fund, Triebregungen.
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- Anonym (Author), 2015, Neurose bei Sigmund Freud und deren Anwendbarkeit auf den Fall Haitzmann und die Teufelsneurose, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301545