Philosophen, denen die Aufgabe gestellt wird, sich Theorien großer Philosophen (wie Platon) mit Zeitbezug zu nähern, haben es nicht leicht. Einer philosophischen Theorie Überholtheit vorzuwerfen ist etwas, das Philosophen nicht können. Theorie bleibt Theorie! Schließt man sich ihr nun an oder widerlegt man sie. Sie ist nicht 'zeitgenössisch' anders zu sehen. Historiker haben es da einfacher: Sie ordnen ein, aus welchen Gründen sich Vordenker um etwas Gedanken machten.
Kai Trampedach sieht es zutreffend:
"Platon hatte kein Verhältnis zur Politik seiner Zeit. Von aktuellen politischen Ereignissen und Entwicklungen ist in seinen Dialogen niemals die rede. Weder der Aufstieg Spartas noch die Wandlungen Athens seit dem Peleponnesischen Krieg werden thematisiert. Auch Fragen der Außenpolitik, der zwischenstaatlichen Beziehungen, der äußeren Friedensordnung usw. haben den Philosophen offenbar nicht interessiert. Und für Politik als Kunst, Macht zu erwerben und zu behaupten, hatte Platon nur Verachtung übrig." [Trampedach: Platon - Stuttgart 1994. S.278]
Dennoch darf Platon nicht als unpolitisch uninteressiert gesehen werden. Er äußert sich in seinen Dialogen zwar nie konkret zu speziellen historischen Ereignissen, setzt sich aber durchaus mit einer Krise seiner Zeit auseinander. Diese sieht Platon aber weder außenpolitisch noch innenpolitisch, denn die Polis an sich ist auch für ihn die höchste Form des menschlichen Zusammenlebens. [Vgl: Ebd.] Vielmehr deckt er durch die Gespräche SEINES Sokrates mit Männern verschiedener Geisteshaltung eine moralische Krise auf. [Vgl. Ebd.] Unterschiedliche Moralvorstellungen und Wertbegriffe unter den Bürgern führen zu einer Spaltung ebendieser und haben so eine die Polis schwächende Wirkung. Mit einer gewissen Leidenschaft führt Platon die Diskussion um Werte und Moral innerhalb des doch recht abstrakten Staatswesens. Platon baut sich einen Staat, der einer der Grundtugenden genügen soll: Er soll gerecht sein!
Aus der Frage: Was ist ein gerechter Staat nach Platon? lässt sich herleiten, was nach Ansicht Platons Gerechtigkeit ist, woraus sie entstammt und was die Probleme in der zeitgenössischen Politik waren, ohne dass sie Platon explizit benannte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe und Grundannahmen
- Gott und gut als regulative Idee
- Gerechtigkeit bei Platon
- Gerechtigkeit und Bildung in Polis und Familie
- Gerechtigkeit im Staat
- Gerechtigkeit im Einzelnen
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist es, Platons Philosophie der Gerechtigkeit zu untersuchen und die verschiedenen Aspekte seiner Theorie in den Kontext seiner Zeit zu stellen. Die Arbeit beleuchtet insbesondere Platons Konzept der Gerechtigkeit im Staat, in der Familie und im Einzelnen. Sie zeigt auf, wie Platon die moralische Krise seiner Zeit diagnostizierte und wie er sich für ein gerechtes und harmonisches Zusammenleben einsetzte.
- Platons Konzept der Gerechtigkeit im Kontext seiner Zeit
- Die Bedeutung von Bildung und Erziehung für die Gerechtigkeit
- Die Struktur und Organisation des idealen Staates nach Platon
- Die Beziehung zwischen Gerechtigkeit und Tugend im Einzelnen
- Platons Kritik an bestehenden Staatsformen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Platons philosophische Position gegenüber der Politik seiner Zeit dar und beleuchtet seine Kritik an der moralischen Krise Athens. Sie führt in Platons Konzept der Gerechtigkeit ein und zeigt auf, wie er diese durch den Dialog mit Sokrates erörtert.
Begriffe und Grundannahmen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den grundlegenden Begriffen und Annahmen der platonischen Philosophie, insbesondere mit dem Konzept der Gerechtigkeit und ihrer Verbindung zu anderen wichtigen Tugenden. Es werden Mythen und historische Figuren herangezogen, um die Entwicklung des Gerechtigkeitsbegriffs im antiken Griechenland zu beleuchten.
Gott und gut als regulative Idee
In diesem Kapitel wird Platons Theorie der Ideen eingeführt, die für sein Verständnis der Gerechtigkeit von großer Bedeutung ist. Es werden die Konzepte der göttlichen Idee, des Schönen, Wahren und Guten sowie das Höhlengleichnis vorgestellt.
Gerechtigkeit bei Platon
Dieses Kapitel widmet sich Platons Konzept der Gerechtigkeit im Staat, in der Familie und im Einzelnen. Es analysiert die einzelnen Elemente des platonischen Staates und beleuchtet die Bedeutung von Bildung und Erziehung für die Gerechtigkeit.
Schlüsselwörter
Platon, Gerechtigkeit, Staat, Politik, Bildung, Tugend, Ideenlehre, Höhlengleichnis, Polis, Familie, Einzelner, moralische Krise, Sokrates, Gerechtigkeitsempfinden, antike Philosophie, Werte, Idealstaat.
- Quote paper
- Oliver Neumann (Author), 2014, Gerechtigkeit in Platons "Der Staat" aus zeitgenössischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301523