„Ich darf meiner Schrift zufolge ihrer merkwürdigen Katastrophe mit Recht einen Platz unter den moralischen Büchern versprechen; das nimmt den Ausgang, der seiner würdig ist. Der Verirrte tritt wieder in das Geleise der Gesetze. Die Tugend geht siegend davon.“ Diese Worte Friedrich Schillers aus seiner Vorrede zum Drama „Die Räuber“ implizieren eine Wandlung der beiden Hauptcharaktere des Werks, den Gebrüdern Moor, von lasterhaften, moralisch zweifelhaften zu als ehrwürdig und moralisch korrekt zu betrachtenden Handlungsweisen hin. Doch findet solch ein Wandel tatsächlich statt? Diese Frage soll am Beispiel des Karl Moor in der vorliegenden Hausarbeit geklärt werden.
Hierzu werden im Verlaufe der Arbeit drei Szenen des Stücks ausschnittsweise analysiert. Da ein moralischer Bezug zu verschiedenen Ebenen in Karls Handeln hergestellt werden und kann und diese darum nicht nur einseitig analysiert werden sollte, wird Karls Moral aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachtet werden: in Bezug zur patriarchalen Ordnung und in Bezug zum Recht. Unter der patriarchalen Ordnung verstehen wir die absolute Herrschaft und Macht des Mannes, sowohl in der Familie, als auch im Staat. Die Legitimierung dieser Macht erfolgt durch die Bibel. Feste Rollenmuster von Mann und Frau sind somit festgelegt und bestimmen das zwischenmenschliche Zusammenleben. Dass es bei der Handlungsanalyse zu Überschneidungen kommen kann, ist zu erwarten, da beide Komponenten im Stück Hand in Hand miteinander gehen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen im Anschluss mit den Formulierungen in Schillers Vorrede zu seinem Drama verglichen werden, um feststellen zu können, ob man der Behauptung über sein eigenes Werk zustimmen kann oder nicht, beziehungsweise mit welchen Einschränkungen. Doch zunächst möchte ich, wie beschrieben, mit der Handlungsanalyse beginnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Moralische Haltungen in Szene 1.2
- Vereitelte Wiederkehr in die väterliche Ordnung, Abkehr von dieser und Erstarken der Ideale
- Moralischer Umschwung das geltende Recht betreffend
- Moralische Haltungen in Szene 2.3
- Demonstration der moralischen Überlegenheit
- Kontrast zwischen Karls Moral und dem Recht
- Moralische Haltungen in Szene 5.2
- Keine Rückkehr in die väterliche Ordnung und Festhalten an Idealen
- Einklang von Moral und Recht
- Vergleich der Ergebnisse der Analysen mit Schillers Behauptung in der Vorrede
- Bezug zur patriarchalen Ordnung
- Bezug zum Recht
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die moralische Entwicklung des Karl Moor im Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Der Fokus liegt auf der Frage, ob sich Karl tatsächlich, wie Schiller in seiner Vorrede behauptet, von einem lasterhaften zu einem moralisch korrekten Charakter wandelt.
- Analyse der moralischen Haltungen Karls im Kontext der patriarchalen Ordnung.
- Betrachtung von Karls moralischen Ansichten im Bezug zum Recht.
- Beurteilung, ob und wie sich Karls Moral im Verlauf des Dramas wandelt.
- Vergleich der Ergebnisse mit Schillers Aussagen in der Vorrede.
- Bedeutung der patriarchalen Ordnung und des Rechts im Rahmen von Karls moralischer Entwicklung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit analysiert exemplarisch drei Szenen aus Schillers Drama „Die Räuber“, um die moralische Wandlung des Protagonisten Karl Moor zu beleuchten.
- Die erste Szene zeigt Karl Moor in seiner anfänglichen moralischen Position, geprägt von seiner Abneigung gegen die „tintenklecksenden“ Zeitgenossen und dem Wunsch, in die väterliche Ordnung zurückzukehren.
- Durch die Ablehnung seines Vaters und die Gründung der Räuberbande vollzieht sich ein Umschwung in Karls Moral. Er verstößt gegen die patriarchale Ordnung und schwingt Hasstiraden gegen die gesamte Menschheit.
- In weiteren Szenen wird die moralische Entwicklung Karls weiter verfolgt und es wird untersucht, ob und wie er sich zwischen der patriarchalen Ordnung und seinem eigenen moralischen Kompass bewegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Moral, Recht, patriarchale Ordnung, Idealismus, Rebellion, Macht, Freiheit und Verfehlung.
- Citar trabajo
- Konrad Altmann (Autor), 2015, Die moralische Wandlung des Karl Moor in Schillers Drama "Die Räuber", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301263