Gegen Ende des 18. Jahrhundert kann die Entwicklung eines „biologisch fundierten Zweigeschlechtermodells“ konstatiert werden, der sich gleichsam darauf basierend eine Militarisierung von Männlichkeit anschließt. Durch die Konstruktion und diskursive Präsenz von „Antitypen“ findet über stete Abgrenzungsprozesse eine Bestätigung und Bestärkung dieser hegemonialen Männlichkeit statt.
„In den Literaturen des 19. Jahrhunderts werden aber auch andere, neue […] Geschichten moderner Männlichkeit erzählt, in denen (un-)männliche Neurasthenie, Einfühlsamkeit und Fragmentierung dominieren.“
Als solche Geschichte kann Fontanes "Irrungen, Wirrungen" aufgefasst werden, insofern der Roman die Geschichte einer brüchigen militärischen Männlichkeit, einer marginalen Leistungsmännlichkeit und einer variativen Männlichkeit erzählt.
Ausgehend von der Annahme einer Pluralisierung spezifischer Männlichkeitsentwürfe soll anhand ausgewählter Figuren herausgestellt werden, welche Männlichkeiten konstruiert werden und mittels welcher Strategien diese Konstruktionen vorgenommen werden. Grundlage der Untersuchung bildet das Konzept der hegemonialen Männlichkeit nach Connell sowie die Untersuchungen Meusers, die sich ebenfalls auf Connell beziehen, allerdings eine sinnvolle Erweiterung darstellen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methodologischer Rahmen - Männlichkeit als soziale Praxis
- 3. Historischer Hintergrund – Männlichkeiten im 19. Jahrhundert
- 4. Konstruktionen von Männlichkeit in Irrungen, Wirrungen
- 4.1. Kurt von Osten - brüchige hegemoniale Männlichkeit
- 4.2. Gideon Franke – marginale Männlichkeit
- 4.3. Botho von Rienäcker – variative Männlichkeit
- 5. Schlussbetrachtung
- 6. Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Konstruktion von Männlichkeiten im 19. Jahrhundert anhand Theodor Fontanes Romans „Irrungen, Wirrungen“. Ziel ist es, die verschiedenen Männlichkeitsentwürfe des Romans mithilfe des Konzepts der hegemonialen Männlichkeit nach Connell zu analysieren und zu beschreiben.
- Hegemoniale Männlichkeit und ihre Konstruktion
- Marginale und variative Männlichkeitsentwürfe
- Die Rolle sozialer Praktiken in der Konstruktion von Männlichkeit
- Die Darstellung von Männlichkeit im Kontext des 19. Jahrhunderts
- Literarische Inszenierung und ästhetische Gestaltung von Männlichkeitsentwürfen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext des Romans "Irrungen, Wirrungen" im 19. Jahrhundert dar, in dem sich ein „biologisch fundiertes Zweigeschlechtermodell“ etablierte und eine Militarisierung von Männlichkeit vorherrschte. Fontanes Roman erzählt die Geschichte von verschiedenen Männlichkeitsentwürfen, die von einer brüchigen militärischen Männlichkeit bis hin zu einer marginalen und variativen Männlichkeit reichen. Die Arbeit analysiert die verschiedenen Männlichkeitskonstruktionen anhand ausgewählter Figuren und untersucht die Strategien, die diese Konstruktionen hervorbringen.
Kapitel 2: Methodologischer Rahmen - Männlichkeit als soziale Praxis
Dieses Kapitel stellt das theoretische Fundament der Arbeit vor, insbesondere das Konzept der hegemonialen Männlichkeit nach Connell. Connell versteht Männlichkeit als eine soziale Praxis, die in ständiger (Re-)Produktion innerhalb heterosozialer und homosozialer Interaktionen stattfindet. Die Arbeit erweitert dieses Konzept um Meusers Weiterentwicklung, die die Bedeutung der Machtbeziehungen in der Konstruktion von Männlichkeit hervorhebt.
Kapitel 3: Historischer Hintergrund – Männlichkeiten im 19. Jahrhundert
Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Kontext des 19. Jahrhunderts, in dem Fontanes Roman entstanden ist. Es bietet einen Einblick in die damaligen Männlichkeitsentwürfe und die prägenden gesellschaftlichen Normen und Erwartungen, die das Geschlechterverhältnis prägten.
Kapitel 4: Konstruktionen von Männlichkeit in Irrungen, Wirrungen
Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse der Männlichkeitskonstruktionen im Roman "Irrungen, Wirrungen". Es untersucht die Figuren Kurt von Osten, Gideon Franke und Botho von Rienäcker und analysiert ihre Handlungsweisen, ihre sozialen Interaktionen und die ästhetische Inszenierung ihrer Männlichkeiten.
Schlüsselwörter
Hegemoniale Männlichkeit, Männlichkeitsentwürfe, soziale Praxis, Geschlecht, Geschlechterverhältnis, Interaktion, 19. Jahrhundert, Fontane, "Irrungen, Wirrungen", Literatur, Analyse, Konstruktion, Konfiguration.
- Quote paper
- Helena Drewa (Author), 2015, Männlichkeit als soziale Praxis in "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301135