Die Wurzeln der Neuen Kulturgeographie liegen in der ,alten‘ Cultural Geography und den Cultural Studies. Sowohl US-amerikanische als auch britische Wissenschaftler beschäftigen sich mit den neo-marxistischen und anderen gesellschaftskritischen Ansätzen.
Seit Beginn des 21. Jahrhundert begleiten wissenschaftliche Entwicklungen ausschlaggebende Transformationen der Gesellschaft. So spielen zum einen die Politik, die den Spagat zwischen Wissen, Raum und Macht vollziehen muss, gesellschaftliche Umbrüche seit dem Kolonialismus u.a. bezüglich Ethnizität, Religion und der Rolle der Frau sowie die Frage der Identität, die Landschaftsprägung in der Moderne und jüngst auch kulturelle Transformationen der Konsumgesellschaft eine immer größere Rolle. Themen wie der Zusammenhang zwischen Kultur, Stadt und Ökonomie, das Verhältnis zwischen Kultur und Natur sowie die Debatte um space und place sind ebenfalls Bestandteil der Neuen Kulturgeographie (vgl. GEBHARDT et al. 2003). Im Rahmen dieser Hausarbeit wird auf viele dieser Themen sowie auf den Gesichtspunkt von McDowell bezüglich der Decodierung des Symbolgehalts anhand des Fallbeispiels Bahnhof näher eingegangen.
Kennzeichen der Cultural Geography sind zum einen die historische Orientierung, wobei der Mensch als Auslöser von Umweltveränderungen im Mittelpunkt steht sowie zum anderen die Kultur, die vor allem als Kollektiv von materiellen Artefakten angesehen wird (Mikesell 1978, S. 1ff.). Diese spiegeln sich im ökologischen Raum wider und sind weniger Ausdruck von Ideologie oder Herrschaftsverhältnissen. Carl Sauer (1889-1975) und die sog. Berkeley School, die sich in den 1920-er Jahren in den USA entwickelte, heben dabei die Kulturlandschaft als eine vermenschlichte Version der Naturlandschaften hervor, die durch menschliche Aktivität zu einer sinnvollen Veränderung der natürlichen Umwelt für die Akteure führt. Dem ausgeprägten Naturdeterminismus der damaligen Zeit stellt er den Relativismus gegenüber. Den Begriff der Landschaft versteht er bilateral. So ist sie für ihn zum einen eine Natur-, zum anderen eine Kulturlandschaft (vgl. Sauer 1925 zit. in Wucherpfennig 2006, S. 35f.).
Kritiker erheben Einwände, Sauer sei sehr konservativ eingestellt und werfe keinen Blick auf die Kulturen moderner Gesellschaften, die beispielsweise im Zeichen des Kapitalismus standen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Cultural Geography
- 3. Cultural Studies
- 4. Neue Kulturgeographie
- 5. Fallbeispiel Bahnhof
- 5.1 Bezug zur Neuen Kulturgeographie
- 5.2 Entwicklung des Raumbildes Bahnhof
- 5.3 Fazit Bahnhof
- 6. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Neue Kulturgeographie anhand des Fallbeispiels Bahnhof. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen der Neuen Kulturgeographie, ihre Wurzeln in der Cultural Geography und den Cultural Studies aufzuzeigen und diese auf ein konkretes Beispiel anzuwenden. Die Arbeit analysiert, wie der Bahnhof als Raum kulturell geprägt ist und welche Bedeutungen ihm zugeschrieben werden.
- Die Entwicklung der Cultural Geography und ihre Kritik
- Die gesellschaftlichen und kulturellen Perspektiven der Cultural Studies
- Die Anwendung der Neuen Kulturgeographie auf räumliche Phänomene
- Die Bedeutung von Raum und Ort (space und place)
- Die kulturelle Konstruktion von Raum am Beispiel des Bahnhofs
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einführung legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar und skizziert den Zusammenhang zwischen Cultural Geography, Cultural Studies und der Neuen Kulturgeographie. Sie hebt die Bedeutung gesellschaftlicher Transformationen und den Einfluss von Faktoren wie Politik, Ethnizität, Religion und Konsum auf die kulturelle Geographie hervor. Die Arbeit fokussiert auf die Decodierung des Symbolgehalts von Raum, am Beispiel des Bahnhofs, im Sinne von McDowell.
2. Cultural Geography: Dieses Kapitel beschreibt die Cultural Geography, ihre historische Orientierung und die Betrachtung von Kultur als ein Kollektiv materieller Artefakte. Carl Sauer und die Berkeley School werden vorgestellt, mit ihrem Fokus auf die Kulturlandschaft als vermenschlichte Naturlandschaft. Die Kritik an Sauer, der als zu konservativ und blind für die Dynamiken moderner Gesellschaften betrachtet wird, wird ebenfalls angesprochen, ebenso wie die Weiterentwicklung der Cultural Geography durch die Humanistische Geographie.
3. Cultural Studies: Das Kapitel befasst sich mit den Cultural Studies, ihren Ursprüngen in der Erwachsenenbildung Großbritanniens und den Arbeiten von Hoggart und Williams. Die gesellschaftkritische Perspektive der Cultural Studies und ihre Verbindung von Gesellschaft und Kultur werden betont. Die Bedeutung der Arbeiterklasse für die britischen Cultural Studies und der Unterschied zu den US-amerikanischen Ansätzen werden herausgestellt. Der Fokus auf die Interpretation von Kultur als Alltagspraxis und die Einbeziehung von Minderheiten und Subkulturen werden ebenfalls behandelt, mit Bezug auf die Arbeiten von Williams und Thompson.
4. Neue Kulturgeographie: Dieses Kapitel beschreibt die Neue Kulturgeographie und ihre Verbindung zu den vorherigen Kapiteln. Es werden die Kernthemen wie der Zusammenhang zwischen Kultur, Stadt und Ökonomie, das Verhältnis zwischen Kultur und Natur, und die Debatte um space und place erläutert. Das Kapitel bereitet den Boden für die detaillierte Fallstudie im nächsten Kapitel.
5. Fallbeispiel Bahnhof: Dieses Kapitel analysiert den Bahnhof als Fallbeispiel für die Neue Kulturgeographie. Es untersucht die Entwicklung des Raumbildes Bahnhof und dessen kulturelle Bedeutung. Die einzelnen Unterkapitel befassen sich mit dem Bezug zur Neuen Kulturgeographie, der Entwicklung des Raumbildes und einem Fazit zu den gewonnenen Erkenntnissen. Das Kapitel verbindet die theoretischen Konzepte der vorhergehenden Kapitel mit der konkreten Analyse des Bahnhofs als Raum.
Schlüsselwörter
Neue Kulturgeographie, Cultural Geography, Cultural Studies, Raum, Ort (space, place), Bahnhof, Kulturlandschaft, Symbolgehalt, gesellschaftliche Transformation, Kultur und Ökonomie, Identität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Neue Kulturgeographie am Beispiel des Bahnhofs
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Neue Kulturgeographie anhand des Fallbeispiels Bahnhof. Sie beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Neuen Kulturgeographie, ihre Wurzeln in der Cultural Geography und den Cultural Studies und wendet diese auf ein konkretes Beispiel an. Die Arbeit analysiert, wie der Bahnhof als Raum kulturell geprägt ist und welche Bedeutungen ihm zugeschrieben werden. Sie beinhaltet eine Einführung, Kapitel zu Cultural Geography und Cultural Studies, eine Darstellung der Neuen Kulturgeographie und eine detaillierte Fallstudie zum Bahnhof mit Schlussbetrachtung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Cultural Geography und ihre Kritik, die gesellschaftlichen und kulturellen Perspektiven der Cultural Studies, die Anwendung der Neuen Kulturgeographie auf räumliche Phänomene, die Bedeutung von Raum und Ort (space und place) und die kulturelle Konstruktion von Raum am Beispiel des Bahnhofs. Schwerpunkte sind der Zusammenhang zwischen Kultur, Stadt und Ökonomie, das Verhältnis zwischen Kultur und Natur und die Debatte um space und place.
Welche Autoren/Schulen werden erwähnt?
Die Arbeit erwähnt Carl Sauer und die Berkeley School im Kontext der Cultural Geography, Hoggart und Williams im Kontext der Cultural Studies und bezieht sich auf die Arbeiten von McDowell im Hinblick auf die Decodierung des Symbolgehalts von Raum. Die Bedeutung der Arbeiterklasse für die britischen Cultural Studies und der Unterschied zu den US-amerikanischen Ansätzen werden ebenfalls thematisiert, mit Bezug auf die Arbeiten von Williams und Thompson.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Eine Einführung, Kapitel zu Cultural Geography und Cultural Studies, ein Kapitel zur Neuen Kulturgeographie, eine Fallstudie zum Bahnhof (mit Unterkapiteln zum Bezug zur Neuen Kulturgeographie, zur Entwicklung des Raumbildes und einem Fazit) und eine Schlussbetrachtung. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter.
Was ist das zentrale Fallbeispiel?
Das zentrale Fallbeispiel ist der Bahnhof. Die Arbeit analysiert den Bahnhof als Raum, untersucht seine Entwicklung und die ihm zugeschriebene kulturelle Bedeutung. Die Analyse verbindet die theoretischen Konzepte der vorhergehenden Kapitel mit der konkreten Analyse des Bahnhofs als Raum.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Neue Kulturgeographie, Cultural Geography, Cultural Studies, Raum, Ort (space, place), Bahnhof, Kulturlandschaft, Symbolgehalt, gesellschaftliche Transformation, Kultur und Ökonomie, Identität.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke konzipiert und eignet sich für Leser, die sich mit Cultural Geography, Cultural Studies und der Neuen Kulturgeographie auseinandersetzen möchten. Sie ist insbesondere für Studierende relevant, die sich mit diesen Themen im Rahmen ihres Studiums befassen.
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- Erla Schweitzer (Author), 2015, Neue Kulturgeographie. Der Raum Bahnhof als Beispiel für die Betrachtungsweise der Neuen Kulturgeographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300453