Ausgehend von der Fragestellung, warum Projektwochen in der Gefahr stehen den Projektbegriff zu verfehlen, wird zunächst ein historischer Rückblick auf die vermutlichen Wurzeln des „Projektbegriffs“ bei John Dewey gegeben.
Darauf werden wir uns mit dem zweiten Kapitel des Buches „Projektunterricht“ von Ludwig Duncker und Bernd Götz beschäftigen und hierbei den Versuch einer möglichen Definition von „Projektunterricht“ unternehmen. Des weiteren sollen erste Probleme des Projektunterrichts dargestellt werden. In Folge dessen werden wir uns den Bedeutungsverlust des Projektunterrichts und die Unfähigkeit der Beteiligten einen Projektunterricht zu gestalten vor Augen führen. Hierauf sollen die Grundlagen des Projektunterrichts kritisch dargestellt werden und die nötige Vorbereitungszeit für einen gelingenden Projektunterricht verdeutlicht werden.
Im Anschluss daran wird das Fazit noch einmal die Probleme des Projektunterricht aufzeigen und die mögliche Utopie dahinter erklären.
Gliederung
1. Einleitung
2. Die Wurzeln der „Projektbegriffs“ bei John Dewey
2.1 Das Wesen der Erfahrung
2.2 Das Denken der Erfahrung
2.3 Die Stufen des Denkvorgangs
3. Der Projektunterricht und seine Probleme
3.1 Was bedeutet der Begriff „Projektunterricht“?
3.2 Erste Probleme des Projektunterrichts
3.3 Der Bedeutungsverlust des Projektunterrichts und die Unfähigkeit der Beteiligten
3.4 Die Grundlagen von Projektunterricht und die Vorbereitungszeit eines gelingenden Projektunterrichts
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ausgehend von der Fragestellung, warum Projektwochen in der Gefahr stehen den Projektbegriff zu verfehlen, wird zunächst ein historischer Rückblick auf die vermutlichen Wurzeln des „Projektbegriffs“ bei John Dewey gegeben.
Darauf werden wir uns mit dem zweiten Kapitel des Buches „Projektunterricht“ von Ludwig Duncker und Bernd Götz beschäftigen und hierbei den Versuch einer möglichen Definition von „Projektunterricht“ unternehmen. Des weiteren sollen erste Probleme des Projektunterrichts dargestellt werden. In Folge dessen werden wir uns den Bedeutungsverlust des Projektunterrichts und die Unfähigkeit der Beteiligten einen Projektunterricht zu gestalten vor Augen führen. Hierauf sollen die Grundlagen des Projektunterrichts kritisch dargestellt werden und die nötige Vorbereitungszeit für einen gelingenden Projektunterricht verdeutlicht werden.
Im Anschluss daran wird das Fazit noch einmal die Probleme des Projektunterricht aufzeigen und die mögliche Utopie dahinter erklären.
2. Die Wurzel des „Projektbegriffs“ bei John Dewey
John Dewey erwähnt im elften und zwölften Kapitel seines Buches „Demokratie und Erziehung“ mit keinem Wort den Begriff „Projektunterricht“. Dennoch können wir davon ausgehen, dass er den Grundstein für den Unterricht legt, welchen wir heute Projektunterricht nennen, aber warum?
2.1 Das Wesen der Erfahrung
John Dewey stellt am Anfang seines Kapitels über „Erfahrung und Denken“ die These auf:
„Durch Erfahrung lernen heißt das, was wir den Dingen tun, und das, was wir von ihnen erleiden, nach rückwärts und vorwärts miteinander in Verbindung zu bringen.“[1]
Mit „erleiden“ ist hier keineswegs etwas negatives gemeint, man könnte vereinfacht sagen: Was behalten wir von den Dingen, die wir durch Erfahrung machen fürs Leben? John Dewey geht davon aus, dass der Schüler von den Lehrern einer Schule in Geist und Körper getrennt betrachtet wird, wobei der Körper die geringere Rolle spielt. Nur der Geist als „reiner Intellekt“ ist von Bedeutung.
Die Folgen einer solchen Trennung von Körper und Geist sieht Dewey darin, dass Lehrer und Schüler die meiste Zeit damit beschäftigt sind die „körperlichen Betätigungen zu unterdrücken“[2] Daraus folgt, dass für Überlegungen, Denken und Erfahrungen die Zeit und die Energie fehlen. Am Ende bleibt ein Desinteresse am Stoff übrig, sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern.
Dewey betont deshalb, dass der Geist den Körper braucht, um zu Erkenntnissen durch Erfahrung zu gelangen. Der Geist braucht hierzu aber die sinnliche Erfahrung. Deshalb erfordern Erkenntnisse körperliche Betätigung (Muskeln).
Durch stures Einpauken der Begriffe lernt der Schüler die Bedeutung der Dinge nicht kennen, er lernt zwar, dass es diesen Begriff in der Welt gibt, aber sein Zweck in der Welt bleibt ihm verborgen. Kant sagte einmal:
„Wollen wir die Rezeptivität unseres Gemüts, Vorstellungen zu empfangen, so fern es auf irgend eine Weise affiziert wird, Sinnlichkeit nennen: so ist dagegen das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen, oder die Spontaneität des Erkenntnisses, der Verstand. Unsre Natur bringt es so mit sich, dass die Anschauung niemals anders als sinnlich sein kann, d.i. nur die Art enthält, wie wir von Gegenständen affiziert werden. Dagegen ist das Vermögen, den Gegenstand sinnlicher Anschauung zu denken, der Verstand. Keine dieser Eigenschaften ist der andern vorzuziehen. Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Daher ist es eben so notwendig, seine Begriffe sinnlich zu machen (d.i. ihnen den Gegenstand in der Anschauung beizufügen), als, seine Anschauungen sich verständlich zu machen (d.i. sie unter Begriffe zu bringen)..“[3]
Dieses Zitat greift gewisser maßen auch Dewey auf, wenn er sagt:
„Ein Gramm Erfahrung ist besser als eine Tonne Theorie, einfach deswegen, weil jede Theorie nur in der Erfahrung lebendige und der Nachprüfung zugängliche Bedeutung hat.“[4]
Dewey appelliert geradezu an seine Leser, dass eine Theorie ohne Erfahrung unzugänglich für Lernende sei.
2.2 Das Denken in der Erfahrung
Im Folgenden erläutert Dewey die Erfahrung durch stetiges Probieren. Probieren, im Sinne von Handeln, erzeugt bestimmte Ergebnisse, aber der Lernende benötigt dazu auch die Theorie als Grundbaustein, um sich die Verknüpfungen zu verdeutlichen und dadurch urteilsfähig („Unterscheidungsfähig“[5]) zu werden.
Der Lehrende muss in seinem Unterricht bestimmte Methoden anwenden, welche ein verständliches Handeln ermöglichen. Der Unterricht soll keine Routine sein, aber er soll auch nicht ein aus „Einfällen des Augenblicks folgendes Verhalten“[6] sein.
Der Schüler muss lernen denkend und verständig zu handeln, um später autonom und verantwortungsbewusst handeln zu können. Deshalb spricht Dewey von der „denkenden Erfahrung“[7]. Der Schüler soll begreifen Interesse an Dingen zu entwickeln, die ihn nicht unmittelbar berühren. Zudem beruht Denken auf Unparteilichkeit, man soll einen gewissen Zweifel an den Dingen des eigenen Interessengebietes haben, aber auch an anderen Gebieten.
Dewey betont die Wichtigkeit des Zweifels für die Wissenschaft und Forschung. Indem er die „Züge der denkenden Erfahrung“[8] schildert, legt er gleichsam den Grundstein für den Projektunterricht.
In seiner Zusammenfassung verdeutlicht Dewey, dass „wir nicht in einer abgeschlossenen und fertigen Welt leben, sondern in einer, die sich ständig wandelt“[9].
2.3 Die Stufen des Denkvorgangs
Zunächst wird verdeutlicht, dass Schule die Denkfähigkeit des Schülers entwickeln soll. Dewey beschreibt deshalb, dass der Anfangszustand des Denkens in der Erfahrung liegt. Er wirft den Lehrern den Irrtum vor, zu denken, dass der Schüler schon Erfahrung mit dem Lehrstoff hat. Die Lösung dieses Problems sieht er darin, dass der Schüler im Unterricht Erfahrungen mit dem Lehrstoff sammeln kann, durch ein „blindes Herumprobieren und Versuchen auf gut Glück“[10]. Die Unterrichtsituation soll Erfahrungen ermöglichen, die das Denken ermöglichen.
Interessant ist an dieser Stelle auch, dass Dewey die ungünstige Ausstattung der Schulzimmer bedauert, weil diese auch heute für heftige Diskussionen sorgt.
Dewey kritisiert, dass in der Schule nur unzureichende Erfahrungen (mit der Welt und dem wirklichen Leben) gemacht werden können. Die Probleme der „Menschen“ werden in der Schule zu wenig berücksichtigt, viel wichtiger ist es geworden, den „Maßstäben und Wertungen der Schule und der Schulbehörde“[11] zu entsprechen. Dewey bedauert, dass das Interesse für die Lehrgegenstände mehr und mehr in den Hindergrund gerückt wird.
Dabei appelliert Dewey wiederum (und durchweg sehr beständig), dass die Erfahrung die wichtigste Rolle spielen sollte.
[...]
[1] Dewey, John: Demokratie und Erziehung. S. 187.
[2] Ebenda, S. 189.
[3] Kant, Immanuel: Gesammelte Werke. Kritik der reinen Vernunft. Dortmund 1995, S. 115f.
[4] Dewey, John: Demokratie und Erziehung, S. 193.
[5] Ebenda, S. 194.
[6] Ebenda, S. 195.
[7] Ebenda, S. 196.
[8] Ebenda, S. 201.
[9] Ebenda, S. 203.
[10] Ebenda, S. 205.
[11] Ebenda, S. 209.
- Quote paper
- Jasmin Weitzel (Author), 2003, Utopie Projektunterricht?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30034
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