Der Beruf des Arztes war von jeher ein Heilberuf. Der Arzt sollte seinem Patienten kein Leid zufügen, sein Vertrauen nicht missbrauchen und er sollte immer zum Wohle des Patienten und der Gesellschaft allgemein arbeiten. Dies ist auch das Bild, das wir auch heute noch vom idealen Arzt haben. Der Beruf des Mediziners war schon immer ein sehr geachteter, dies ist bis heute noch so. Die Begriffe „Halbgott in Weiß“ oder „Onkel Doktor“ zeigen uns einerseits den Respekt und andererseits das Vertrauen, das man gemeinhin dem ärztlichen Beruf entgegenbringt. Wie es diese Arbeit allerdings zeigt, ist dieses weitläufige Bild des ärztlichen Berufes in der Geschichte nicht immer richtig gewesen. Kann man noch von einem „Halbgott in Weiß“ sprechen, wenn dieser seine Fähigkeiten und sein Wissen zum Töten aus ideologischen Gründen verwendet? Kann das Kind den Arzt noch vertrauensvoll „Onkel Doktor“ nennen, wenn dieser das ihm entgegengebrachte Vertrauen rücksichtslos missbraucht?
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle der Mediziner in einem der dunkelsten Kapitel des vergangenen Jahrhunderts. Wie kam es dazu, dass die Kunst des Heilens dermaßen „entarten“ konnte? Um diese Frage näher zu beleuchten, wenden wir uns zunächst einer kurzen Geschichte der deutschen Medizin bis 1933 und der Begrifflichkeit der „Eugenik“ zu. Danach beschäftigen wir uns mit der Frage, welche Rolle die Mediziner im sog. „Dritten Reich“ spielten. Die anschließende Betrachtung des Medizinstudiums zeigt die Entwicklung der medizinischen Lehre an den Universitäten während der Herrschaft der Nationalsozialisten. In diesem Zusammenhang wird auch das Schicksal jüdischer Ärzte und Medizinstudenten kurz beleuchtet. Im Anschluss wird schließlich der Frage nachgegangen, inwieweit es Widerstand gegen das Unrechtsregime und den Gräueltaten der Nationalsozialisten unter der Ärzteschaft und den Medizinstudenten gab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Die Geschichte der deutschen Medizin bis 1933
- 2 Eugenik – eine kurze Einführung
- 3 Die Rolle der Ärzte im „Dritten Reich“
- 4 Das Studium der Medizin
- 5 Das Schicksal jüdischer Ärzte
- 6 Das Schicksal jüdischer Medizinstudenten
- 7 Opposition und Widerstand in der Ärzteschaft und bei den Medizinstudenten
- 8 Zwei Ärztekarrieren
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der Mediziner im Nationalsozialismus. Sie untersucht, wie die Kunst des Heilens im „Dritten Reich“ zu einem Instrument der Vernichtung wurde und welche Rolle die Ärzte bei den Verbrechen des Regimes spielten.
- Die Geschichte der deutschen Medizin bis 1933 und die Entstehung der Eugenik
- Die Rolle der Ärzte im Nationalsozialismus, einschließlich ihrer Beteiligung an der „Euthanasie“ und den medizinischen Experimenten
- Das Medizinstudium unter der Herrschaft der Nationalsozialisten und das Schicksal jüdischer Ärzte und Medizinstudenten
- Opposition und Widerstand gegen das Unrechtsregime in der Ärzteschaft und bei den Medizinstudenten
- Zwei Beispiele für Ärztekarrieren im Nationalsozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der Arbeit dar und beleuchtet den Wandel des ärztlichen Berufes im Nationalsozialismus. Sie stellt die Frage, ob der Arzt noch als „Halbgott in Weiß“ betrachtet werden kann, wenn er seine Fähigkeiten und sein Wissen zur Verfolgung und Vernichtung von Menschen einsetzt.
- 1 Die Geschichte der deutschen Medizin bis 1933: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung der deutschen Medizin im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es behandelt die Einflüsse des Sozialdarwinismus und der Eugenik auf die Medizin sowie die Radikalisierung dieser Ideen im Ersten Weltkrieg. Außerdem werden die Auswirkungen der Weimarer Republik auf die Ärzteschaft beleuchtet.
- 2 Eugenik – eine kurze Einführung: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in die Eugenik, eine Denkrichtung, die die Selektion und Verbesserung der menschlichen Rasse durch genetische Manipulation und Selektion befürwortet. Es zeigt die Anfänge und Entwicklung dieser Ideologie auf und beleuchtet ihre Auswirkungen auf die Medizin im frühen 20. Jahrhundert.
- 3 Die Rolle der Ärzte im „Dritten Reich“: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Ärzte im Nationalsozialismus und beleuchtet ihre Beteiligung an der „Euthanasie“, den medizinischen Experimenten, und den Verbrechen an den Juden. Es analysiert die Ideologie und die Praktiken der nationalsozialistischen Medizin und zeigt auf, wie diese zur Verfolgung und Vernichtung von Menschen eingesetzt wurden.
- 4 Das Studium der Medizin: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Medizinstudiums unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Es beschreibt die Veränderungen in der Lehrinhalte und die Anpassung des Studiums an die nationalsozialistische Ideologie. Darüber hinaus werden die Auswirkungen auf jüdische Medizinstudenten diskutiert.
- 5 Das Schicksal jüdischer Ärzte: Dieses Kapitel beleuchtet die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus. Es beschreibt die Diskriminierung, Entrechtung und Ermordung jüdischer Ärzte sowie die Enteignung und Zerstörung ihrer Praxen.
- 6 Das Schicksal jüdischer Medizinstudenten: Dieses Kapitel beschreibt die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Medizinstudenten im Nationalsozialismus. Es beleuchtet die Ausschlusspolitik an den Universitäten und die Ermordung von jüdischen Studenten.
- 7 Opposition und Widerstand in der Ärzteschaft und bei den Medizinstudenten: Dieses Kapitel untersucht, inwieweit es Widerstand gegen das Unrechtsregime und die Verbrechen der Nationalsozialisten unter den Ärzten und Medizinstudenten gab. Es beleuchtet die Formen des Widerstands, die einzelnen Akteure und die Bedeutung des Widerstands für die Opfer.
- 8 Zwei Ärztekarrieren: Dieses Kapitel stellt zwei Beispiele für Ärztekarrieren im Nationalsozialismus vor. Es analysiert die Entscheidungen und Handlungen der Ärzte im Kontext der Zeit und beleuchtet die Spannungen zwischen medizinischer Ethik und nationalsozialistischer Ideologie.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen des Nationalsozialismus, der Medizin, der Eugenik, der „Euthanasie“, der medizinischen Experimente, der Verfolgung jüdischer Ärzte und Medizinstudenten, und dem Widerstand gegen das Unrechtsregime.
- Quote paper
- Gergely Kapolnasi (Author), 2004, Medizin im Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29909