In der vorliegenden Arbeit soll die jeweilige Entstehungsgeschichte der beiden Werke im Mittelpunkt stehen. Es soll vor allem die Frage geklärt werden, warum sich Morus und Machiavelli, obwohl sie zur gleichen Zeit lebten, in ihren politischen Ansichten derart eklatant unterscheiden konnten, so dass sich Inhalt, Aussage und Wirkung der „Utopia“ und des „Fürsten“ annähernd antagonistisch gegenüberstehen. Um diesen Sachverhalt klären zu können, bedarf es zunächst einer einführenden Untersuchung, die sich mit dem Wesen und dem Geist der Renaissance befasst. Im Hauptteil der Arbeit steht schließlich das Leben von Morus und Machiavelli im Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand der Biographien beider Autoren sollen zudem auf wichtige politische und soziale Entwicklungen eingegangen werden, die einen Einfluss auf das Leben und Werk von Morus und Machiavelli hatten. Der Schlussteil der Arbeit befasst sich zunächst mit der Bedeutung der beiden Werke und versucht die gesammelten Ergebnisse in Form eines Fazits sinnvoll zusammenzufassen.
Die große Fülle an Literatur, die zu diesem Themenkomplex erschienen ist, ist nur ein Indiz für die große geistesgeschichtliche Bedeutung, die den Ideen und Theorien von Morus und Machiavelli im Bereich der politischen Theorie und Ideengeschichte zugesprochen wird. Zur Erstellung dieser Arbeit wurden sowohl Werke verwendet, die sich biographisch mit den beiden Autoren beschäftigen, als auch Literatur, die es ermöglicht einen grundlegenden Überblick über die Epoche der Renaissance zu erstellen. Anhand von Zitaten aus der „Utopia“ und dem „Fürst“ an den entsprechenden Stellen sollen die erarbeiteten Erkenntnisse zusätzlich belegt und verdeutlicht werden. Es muss zudem darauf hingewiesen werden, dass die inhaltliche Beschäftigung mit den Werken von Morus und Machiavelli im Rahmen dieser Arbeit nicht im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr die Beschäftigung mit dem Leben der Autoren und den Umständen der Zeit, in der sie gelebt und gearbeitet haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Renaissance
3. Das Leben des Thomas Morus
4. Die Utopia
5. Das Leben des Niccolo Machiavelli
6. Der Fürst
7. Fazit
8. Literaturverzeichniss
1. Einleitung
In der zweiten Dekade des 16. Jahrhunderts erschienen nahezu gleichzeitig zwei der wichtigsten Werke der politischen Theorie. Im Jahr 1516 erschien das Werk „Utopia“ des Engländers Thomas Morus. Bereits drei Jahre zuvor verfasste der Florentiner Niccolo Machiavelli seine berühmte Abhandlung „Il Principe“ (dt.: Der Fürst). Veröffentlicht wurde Machiavelli’s Werk erst nach dem Tod des Autors im Jahre 1523. Beide Werke entstanden während der Renaissance, also zu einer Zeit, in der es in ganz Europa zu weit greifenden geistigen, politischen und sozialen Veränderungen kam. Die Renaissance wird dabei im Allgemeinen als diejenige Epoche bezeichnet, in der sich in Europa der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit vollzog.
Die „Utopia“ des Thomas Morus und der „Fürst“ des Niccolo Machiavelli spiegeln dabei in augenfälliger Art und Weise wider, von welch unterschiedlichen geistigen und politischen Strömungen diese Phase des Übergangs geprägt wurde.
Die „Utopia“ und der „Fürst“ sind auf jeweils unterschiedliche Weise als Reaktion auf das politische und soziale Umfeld der beiden Autoren zu deuten. Morus und Machiavelli üben einerseits Kritik an den bestehenden politischen und sozialen Verhältnissen ihrer Heimat, auf der anderen Seite benutzen beide Autoren ihre Werke, um ihre Vorstellung einer in ihren Augen idealen Staatstheorie zu entwickeln. In diesem Punkt unterscheiden sich Morus und Machiavelli, so dass sie zwei Staatstheorien entwickeln, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
In der vorliegenden Arbeit soll die jeweilige Entstehungsgeschichte der beiden Werke im Mittelpunkt stehen. Es soll vor allem die Frage geklärt werden, warum sich Morus und Machiavelli, obwohl sie zur gleichen Zeit lebten, in ihren politischen Ansichten derart eklatant unterscheiden konnten, so dass sich Inhalt, Aussage und Wirkung der „Utopia“ und des „Fürsten“ annähernd antagonistisch gegenüberstehen. Um diesen Sachverhalt klären zu können, bedarf es zunächst einer einführenden Untersuchung, die sich mit dem Wesen und dem Geist der Renaissance befasst. Im Hauptteil der Arbeit steht schließlich das Leben von Morus und Machiavelli im Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand der Biographien beider Autoren sollen zudem auf wichtige politische und soziale Entwicklungen eingegangen werden, die einen Einfluss auf das Leben und Werk von Morus und Machiavelli hatten. Der Schlussteil der Arbeit befasst sich zunächst mit der Bedeutung der beiden Werke und versucht die gesammelten Ergebnisse in Form eines Fazits sinnvoll zusammenzufassen.
Die große Fülle an Literatur, die zu diesem Themenkomplex erschienen ist, ist nur ein Indiz für die große geistesgeschichtliche Bedeutung, die den Ideen und Theorien von Morus und Machiavelli im Bereich der politischen Theorie und Ideengeschichte zugesprochen wird. Zur Erstellung dieser Arbeit wurden sowohl Werke verwendet, die sich biographisch mit den beiden Autoren beschäftigen, als auch Literatur, die es ermöglicht einen grundlegenden Überblick über die Epoche der Renaissance zu erstellen. Anhand von Zitaten aus der „Utopia“ und dem „Fürst“ an den entsprechenden Stellen sollen die erarbeiteten Erkenntnisse zusätzlich belegt und verdeutlicht werden. Es muss zudem darauf hingewiesen werden, dass die inhaltliche Beschäftigung mit den Werken von Morus und Machiavelli im Rahmen dieser Arbeit nicht im Mittelpunkt steht, sondern vielmehr die Beschäftigung mit dem Leben der Autoren und den Umständen der Zeit, in der sie gelebt und gearbeitet haben.
2. Die Renaissance
Im ersten Abschnitt der Arbeit soll es darum gehen, die wichtigsten Charakteristika jener politischen, sozialen und wirtschaftlichen Welt zu beschreiben, in der Thomas Morus und Niccolo Machiavelli zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihre Werke verfasst haben. Bevor es im Einzelnen um die Biographien der beiden Autoren gehen soll, erfolgt zunächst eine Einführung, die sich grundlegend mit dem Geist und dem Wesen der Renaissance befasst. Dabei können nicht alle Aspekte behandelt werden, sondern nur diejenigen, die für das Thema dieser Arbeit von entscheidender Bedeutung sind.
Die Epoche der Renaissance wird im Allgemeinen mit dem Übergang Europas vom Mittelalter in die Neuzeit in Verbindung gebracht. In der Zeitspanne zwischen dem Ende des Spätmittelalters und dem 16. Jahrhundert vollzog sich in Europa ein gewaltiger geistiger, politischer und wirtschaftlicher Umbruch. Es war zudem das Zeitalter der großen Entdeckungen und des technischen Fortschritts.
Die geistige Überwindung der mittelalterlichen Dogmatik und Weltordnung war sowohl das Initial als auch das bedeutendste Charakteristikum der Renaissance. Die vor allem durch den Bischof Aurelius Augustinus[1] in seinem civitate dei begründete Vormachtstellung der Kirche und die damit verbundene Unterordnung des Individuums zu Gunsten der Gemeinschaft der Heiligen, befand sich bereits zur Mitte des 13. Jahrhunderts in einer schweren Krise. Stellvertretend sollen im Folgenden zwei Aspekte genannt werden, die maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt waren.
Zum einen wurde das gesellschaftliche Leben im Mittelalter von dem Verhältnis zwischen Kirche und Staat geprägt. Die Kirche war für lange Zeit die Kontrollinstanz der weltlichen Macht. Die weltlichen Herrscher des Mittelalters hatten sich ursprünglich dem Willen der Kirche unterzuordnen und ihre Regentschaft mußte im Sinne des Christentums und zum Wohle der Gemeinschaft geführt werden. Im Spätmittelalter begann sich die irdische Macht sukzessive von der kirchlichen Macht zu emanzipieren. Die christlichen Maßstäbe der Herrscher wurden abgelöst von einem eher an weltlicher Macht orientiertem Denken. Ihre Untertanen aber richteten ihr Leben immer noch an den christlichen Idealen aus. Um ihr Machtstreben, und damit ihre Kriege und Gewalttaten trotzdem legitimieren zu können, verbreiteten die Herrscher die Idee des „Gerechten Krieges“, um sich weiterhin die Gunst und die Unterstützung ihres Volkes zu sichern[2]. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Theorie und Wirklichkeit stürzte das politische Verständnis der mittelalterlichen Gesellschaft in eine schwere Krise. Die Kirche verlor immer mehr Einfluss auf das politische Geschehen, so dass es zu einer fortlaufenden Säkularisation kam. Auch das Ansehen und der Machteinfluss der weltlichen Herrscher wurde geringer. Der Erbadel wurde immer weiter vom neu entstandenen Geldadel verdrängt. Die feudalistische Ordnung musste der markt- und gewinnorientierten Maxime des beginnenden Frühkapitalismus weichen[3].
In Norditalien vollzog sich dieser Umbruch früher als nördlich der Alpen. Die Trennung von Staat und Kirche war in den norditalienischen Republiken eher erfolgt als in den europäischen Flächenstaaten. Die politische Landschaft südlich der Alpen wurde seit Mitte des 13. Jahrhunderts durch den Machteinfluss vermögender Kaufmannsfamilien geprägt. Durch den Aufbau von Finanz- und Handelsimperien setzten sich Familien wie die Medici in Florenz oder die Sforza in Mailand an die politische Spitze ihrer Stadtrepubliken. Die Konkurrenz und die dauernden Machtkämpfe zwischen den einzelnen Stadtstaaten verhinderten für lange das Aufkommen eines nationalen Gemeinschaftsgefühls. Das Streben nach Macht und Gewinn verdrängte die Ideale der christlichen Moral. Niccolo Machiavelli bedauerte diesen Zustand des
Neben den politischen Veränderungen zeichnete sich die Renaissance vor allem durch große geistige Errungenschaften aus. Der zunehmende Bedeutungsverlust der Kirche führte unter den führenden Gelehrten Europas zu einer Glaubenskrise. Die Gelehrten suchten nach Antworten, die ihnen den Verfall der christlichen Ideale und das vermehrte Aufkommen von Habsucht, Gier und Machstreben erklären konnten. Sie fanden diese Antworten in den Schriften und Werken der klassischen griechischen Philosophie. Vor allem in den Ideen und Theorien Platons oder Aristoteles´ fanden die Gelehrten Anregungen und Erkenntnisse, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu einem gewaltigen geistigen Umbruch führten. Charakterisierend für diesen Umbruch war vor allem die Wiederentdeckung des Individualismus. Hatten die Menschen in der geistigen Enge des Mittelalters ihr Leben nahezu vollständig der Religion und der Gemeinschaft untergeordnet, verbreiteten die Gelehrten und Denker der Renaissance ein neues Bild des Menschen. Der einzelne Mensch, als vernunftbegabtes Wesen, sollte fortan nicht mehr gezwungen werden, sein Leben in den Schatten der allgegenwärtigen Macht Gottes zu stellen, sondern sich selber als aktiver Gestalter seiner Umwelt und seines Schicksals neu entdecken.
Ihren Anfang nahm diese Entwicklung zu Beginn des 14. Jahrhunderts in den Stadtrepubliken Norditaliens. An den dortigen Akademien und Universitäten entstand das neue Bildungsideal des Humanismus[4]. Der uomo universale der Renaissance sollte umfassend gebildet, dem Griechischen und Lateinischen mächtig und sein Leben im Einklang mit der Schönheit der Natur und positiver Lebensfreude führen. Von den italienischen Akademien aus verbreitete sich der Humanismus zu Beginn des 15. Jahrhunderts auf dem gesamten europäischen Kontinent. Nördlich der Alpen entwickelte sich jedoch eine andere Form der humanistischen Lehre. Während diese in Norditalien allmählich dazu führte, dass die christliche Lehre ihren Absolutheitsanspruch verlor, versuchten die Humanisten nördlich der Alpen, die neuen Erkenntnisse im Einklang mit dem christlichen Glauben zu interpretieren. In Bezug auf den Humanismus in Norditalien sprachen viele Kritiker sogar von der Rückkehr in ein neues Heidentum. Nördlich der Alpen war es vor allem der Niederländer Erasmus von Rotterdam, der mit seiner Neuinterpretation des neuen Testaments im Sinne der griechischen Philosophie für eine Stärkung des christlichen Bewusstseins sorgte[5].
[...]
[1] Ergänzend dazu: Stammen et al, S. 34
[2] vergl.: Ritter, S. 29ff.
[3] vergl.: Hilgemann , S. 215
[4] vergl.: Hirschberger, S.9 ff.
[5] vergl. : Ritter, S. 68 f.
- Arbeit zitieren
- Frank Hoffmann (Autor:in), 2004, Zur Entstehungsgeschichte von Thomas Morus' Utopia und Niccolo Machiavelli's Der Fürst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29878
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