Jacques Coeur (1395- 1456) war der französische Großhandelskaufmann und ein Magnat des Mittelalters. Er avancierte zum wichtigsten Fernhandelsvertreter Frankreichs und tätigte erste Bankgeschäfte. Die vorliegende Arbeit untersucht inwieweit Coeur dem soziologischen Idealtypus des homo oeconomicus entspricht. Hat Coeur als Kaufmann, der aus kleinbürgerlichen Verhältnisse stammte, nur das gleiche getan wie seine Vorgänger, nur in größerem Maßstab? War Coeur darüberhinaus so etwas wie die Netzwerkzentrale in einem frühkapitalistischen Schaltkreis? Die Arbeit fragt letztlich auch danach ob Coeur ein vorzeitiger Mensch der Moderne und pragmatischer, nichtideologischer Kapitalist der ersten Stunde war.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Coeur als homo oeconomicus - Versuch einer Ortung
- Die Macht der Umstände - Herkunft
- Coeur im Weltsystem
- Coeur, der Finanzmagnat - der Bewegende oder der bewegt?
- Coeur, die "Universalspinne" im Netz
- "Der Klavierspieler des Tauschandels"
- Der Elektriker des kapitalistischen Schaltkreises
- Der Kaufmann als Individualist, Voraufklärer und das erste Individuum der Moderne?
- Gesichtsloser Kapitalist - die Abwesenheit der Mentalität
- ZUSAMMENFASSUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem französischen Großkaufmann Jacques Coeur (1395-1456) im Kontext des Frühkapitalismus, des Spätmittelalters, des Humanismus und der Renaissance. Sie untersucht, inwieweit Coeur diese neue Epoche mitgestaltete und welche Rolle der ökonomische Aspekt dabei spielte. Dabei wird die Frage nach der Modernität Coeurs im Sinne des Homo Oeconomicus beleuchtet.
- Coeurs Rolle als Merchant Banker und sein Verhältnis zum Homo Oeconomicus
- Die Bedeutung von Herkunft und sozialen Umständen für Coeurs Aufstieg
- Coeurs Einfluss auf das Weltsystem durch seinen Fernhandel und seine Finanzgeschäfte
- Coeurs Position als Individualist und seine Bedeutung als mögliches erstes Individuum der Moderne
- Die Abwesenheit einer spezifischen Mentalität bei Coeur und die Frage nach seiner "Modernität"
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Grundfrage, inwieweit Jacques Coeur die neue Ära des Frühkapitalismus mitgestaltete und welche Rolle er dabei spielte. Die Schwerpunkte liegen in der wirtschaftlichen, ethischen und soziologischen Perspektive. Die Frage der Modernität Coeurs wird in Bezug auf den Homo Oeconomicus aufgeworfen.
- Coeur als homo oeconomicus - Versuch einer Ortung: Jacques Coeur wird als Vertreter des "Merchant Banker" dargestellt, ein Typus, der im 13. Jahrhundert mit den toskanischen Handelsgesellschaften entstand. Coeur verband Fernhandel mit Bankgeschäften und profitierte von der Staatsnähe seiner Finanzgeschäfte. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Coeur den Homo Oeconomicus verkörperte, der mit minimalem Einsatz maximalen Nutzen erzielt.
- Die Macht der Umstände - Herkunft: Die Arbeit analysiert Coeurs Herkunft und soziale Umstände. Es wird untersucht, ob seine Herkunft im Klein-Handelsbürgertum seinen Aufstieg zum Großbürgerlichen prägte oder ob es einen entscheidenden "Ausschlag" auf seinem Lebensweg gab.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Frühkapitalismus, Spätmittelalter, Humanismus, Renaissance, Homo Oeconomicus, Merchant Banker, Fernhandel, Finanzgeschäfte, soziale Mobilität, Individualismus, Modernität und Mentalität. Zentral ist die Analyse von Jacques Coeurs Rolle als einflussreicher Kaufmann, seine Bedeutung für das Weltsystem und seine Relevanz im Kontext der Herausbildung der Moderne.
- Quote paper
- Marcus Fiebig (Author), 2003, Auf der Suche nach dem homo oeconomicus - am Beispiel des Großkaufmann Jaques Coeur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29831