„[...] da sagte er leise aus tiefstem Grunde der Seele: Herr Gott, laß mich nicht verloren gehen in der Welt!“
Florio wird während seines Aufenthalts in Lucca auf die Probe gestellt, sowohl in religiöser, als auch moralischer Sicht. Auf der einen Seite stehen die zurückhaltende, unschuldige Bianka und der Sänger Fortunato und „sein frisches keckes Wesen“ (SE, S. 25), welche das Helle, Klare, Christliche und vor allem die Wirklichkeit widerspiegeln. Auf der anderen Seite wird er von der heidnischen Verführerin Venus, die als wunderschönes Marmorbild dargestellt wird, welches in Florios Vorstellung lebendig wird und ihn in ihren Bann zieht, und dem dunklen, mysteriösen Ritter Donati in eine Traumwelt gelockt, sodass er sich immer weiter von der realen Welt entfernt und fast verloren geht.
In Joseph von Eichendorffs Novelle „Das Marmorbild“ durchlebt der Protagonist Florio die für die Literaturepoche der Romantik kennzeichnende Verwirrung, Täuschung und heftige Gefühlsbewegung, welche insbesondere in Verbindung mit dem andauernden Zwist zwischen Christentum und Heidentum stehen. Diese Kollision der Mythen und die Symbolik sind die wichtigsten Merkmale, die in Eichendorffs Werken verwendet werden. Die Symbolik, die Eichendorff nutzt, um den Kontrast zwischen heidnisch-christlich, unmoralisch-moralisch, Sexualität-Keuschheit und auch Traum und Wirklichkeit herauszustellen, beginnt schon bei der Namensgebung der Protagonisten, hinzu kommen noch charakteristische und äußerliche Merkmale, sowie die Inszenierung der jeweiligen Figuren durch ihre Umgebung. Bei Alewyn und Seidlin heißt es:
Der neueren Forschung verdanken wir durch ihre intensive Textanalyse wertvolle Einsichten in die Eichendorffsche Dichtung, deren Haupteigenschaft Magie und Symbolik, deren Bilder Hieroglyphen, deren Landschaften sichtbare Theologie sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakteristische Eigenschaften und das Erscheinungsbild der Frauenfiguren
- Venus
- Bianka
- Vergleich der Inszenierung der Frauenfiguren
- Zum Wiederholungsstil im Marmorbild
- Die Wirkung der Frauenfiguren auf Florio
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Fokus dieser Analyse liegt auf der Funktion und Bedeutung der Frauenfiguren in Joseph von Eichendorffs Novelle „Das Marmorbild“. Die Arbeit beleuchtet die charakteristischen Eigenschaften und das Erscheinungsbild von Venus und Bianka im Kontext der Romantik und der sich widersprechenden Strömungen von Christentum und Heidentum.
- Die Darstellung der Frauenfiguren als Verkörperung von christlichen und heidnischen Idealen
- Die Funktion der Symbolik in Eichendorffs Werk, insbesondere in Bezug auf die Gegensätze von Traum und Wirklichkeit, Moral und Unmoral
- Die Rolle der Frauenfiguren in der Gestaltung der Gefühlswelt des Protagonisten Florio
- Die Bedeutung der Namensgebung und Inszenierung der Frauenfiguren für die Interpretation der Novelle
- Die Analyse des Wiederholungsstils und seine Auswirkungen auf die Gestaltung der Figuren und die narrative Struktur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Florio als Protagonisten vor und erläutert seine innere Zerrissenheit zwischen religiösen und moralischen Werten. Die Analyse der Frauenfiguren beginnt mit einer detaillierten Betrachtung von Venus und Bianka, ihrer charakteristischen Eigenschaften und ihrem Erscheinungsbild. Venus wird als Verkörperung des Heidentums und der erotischen Verführung dargestellt, während Bianka die Reinheit und Unschuld des Christentums verkörpert. Der Vergleich der Inszenierung der Figuren beleuchtet den wiederkehrenden Stil in Eichendorffs Werk und dessen Bedeutung für die Interpretation. Abschließend wird die Wirkung der Frauenfiguren auf Florio untersucht, um deren Funktion innerhalb der Novelle aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die Analyse von Eichendorffs "Das Marmorbild" konzentriert sich auf die Funktion und Bedeutung der Frauenfiguren. Dabei werden die zentralen Themen der Romantik, die Symbolik, der Kontrast zwischen Christentum und Heidentum, sowie die Gestaltung der Gefühlswelt des Protagonisten Florio beleuchtet. Wichtige Begriffe sind Venus, Bianka, Traum und Wirklichkeit, Moral und Unmoral, sowie die Rolle der Frauenfiguren als Verkörperungen von Idealen und Mythen.
- Quote paper
- Kim Do (Author), 2014, Eichendorffs „Das Marmorbild“. Zur Funktion und Bedeutung der Frauenfiguren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298319