Man hat sich einander mehrfach bekriegt, größtes Leid in beiden Reihen gesät, die Länder des Anderen ausgebeutet, und man kann das derzeitige Verhältnis zueinander wohl mit Fug und Recht als angespannt bezeichnen. Vor mehr als eintausend Jahren haben sich christlich-europäische und islamisch- orientalische Kultur zum ersten mal berührt und sind heute vielleicht weiter voneinander entfernt denn je. Die Nachrichten, die Europa aus der islamischen Welt erreichen, sind fast durchgehend schlechter Natur. Angefangen mit Selbstmordanschlägen in Israel über grausamsten Scharia- Strafvollzug im Sudan und den menschenverachtenden Gottesregime im ehemaligen Afghanistan der Taliban, setzte der 11. September 2001 nur den traurigen Höhepunkt. Die Idee der universalen Menschenrechte ist eine, die in einem westlichen Kulturkreis gewachsen ist. Und blickt der westliche Mensch oberflächig auf die islamischen Länder, so wird es ihm schwerfallen, diese seinen universalen Menschrechte durchgesetzt zu sehen. Nichtsdestotrotz waren viele islamische Länder in der Vergangenheit nicht nur bereit, die Allgemeine Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen zu ratifizieren, sie haben sogar eigene Ansätze kreiert und auf diesem Wege versucht, die Menschenrechte in ihre Kultur einzubinden. Das Ziel dieser theoretischen Arbeit ist es nun, herauszufinden, warum sich die Implementierung der Menschenrechte, die für einen großen Teil der Menschheit eine Selbstverständlichkeit darstellen, gerade in der islamischen Welt so schwer gestaltet, und wie es möglich ist, ihre Durchsetzung zu beschleunigen. Angefangen mit einer allgemeinen Einführung in die kulturrelativistische Debatte dieses Thema betreffend, wird anschließend die Geschichte und Ethik des Islams offengelegt, um schlußendlich die offensichtliche Problematik anhand der aktuellen Situation des Islams, seiner Politik und seiner Bedeutung einzugrenzen. Auf wirtschaftliche Faktoren, wie die zunehmende Globalisierung oder das für die arabische Großregion enorm wichtige Erdöl, wird weitestgehend nicht eingegangen, da sie den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Universalismus und kultureller Relativismus
- Der Islam
- Historisches
- Die Bedeutung des Islam in der modernen Welt
- Mohammeds ethische Hinterlassenschaft
- Islamisches Recht
- Kulturrelativistische Debatte
- Die Menschenrechte in Koran und Sunna
- En detail: Islamische Demokratie und Artikel 21
- Umma und Schura als frühe Formen der Demokratie
- Die Realität: Demokratiedefizite in arabischen Staaten....
- Offizielle Erklärungen zu den Menschenrechten und der Islam
- Eingrenzung des Problems und Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der schwierigen Implementierung der Menschenrechte in der islamischen Welt und untersucht, warum diese für einen großen Teil der Menschheit so selbstverständlich scheinenden Rechte in dieser Region problematisch sind. Sie analysiert die kulturrelativistische Debatte rund um das Thema und beleuchtet die Geschichte und Ethik des Islams, um die Problematik anhand der aktuellen Situation in islamischen Ländern, ihrer Politik und ihrer Bedeutung im globalen Kontext einzugrenzen.
- Die Debatte um Universalismus und kulturellen Relativismus im Kontext der Menschenrechte
- Die Geschichte des Islams und die Rolle des islamischen Rechts
- Die ethischen Grundprinzipien des Islams und deren Relevanz für die Menschenrechtsfrage
- Die konkrete Situation der Menschenrechte in islamischen Ländern
- Die Rolle islamischer Staaten in der internationalen Menschenrechtsdiskussion
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Ausgangssituation dar: die scheinbare Diskrepanz zwischen der westlichen Idee von Menschenrechten und der Situation in islamischen Ländern, sowie die Notwendigkeit der Untersuchung dieser Problematik.
- Das Kapitel über Universalismus und kulturellen Relativismus analysiert die beiden konkurrierenden Denkschulen und ihre Auswirkungen auf die Menschenrechtsdebatte. Es wird aufgezeigt, dass sowohl eine zu starre Universalismus-Position, als auch ein extremer Kulturrelativismus zu Problemen führen kann.
- Das Kapitel „Der Islam“ befasst sich mit der Geschichte des Islams, seinen ethischen Grundprinzipien und dem islamischen Recht. Es bietet einen Überblick über die Entwicklung der islamischen Kultur und beleuchtet die Bedeutung des Islams in der modernen Welt.
- Das Kapitel „Kulturrelativistische Debatte“ analysiert, wie die Menschenrechtsproblematik im Kontext des islamischen Glaubens und der islamischen Kultur diskutiert wird. Es untersucht die Relevanz von Koran und Sunna für die Menschenrechtsdiskussion und beleuchtet die Debatte um Islamische Demokratie und die Rolle von Umma und Schura.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen Universalismus und kulturellem Relativismus, insbesondere im Kontext der Menschenrechte und des Islams. Weitere wichtige Themen sind die Geschichte des Islams, das islamische Recht, die Menschenrechte in Koran und Sunna, islamische Demokratie, die Rolle islamischer Staaten in der internationalen Politik und die aktuelle Situation der Menschenrechte in islamischen Ländern.
- Quote paper
- Tobias Senzig (Author), 2004, Universalismus der Menschenrechte und kultureller Relativismus: Islam, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29821