Neben Angola gilt auch Äthiopien als Paradebeispiel für sowjetisches Engagement in Afrika. Das Jahrhunderte alte äthiopische Kaiserreich wurde nach der Revolution 1974 innerhalb von nur einem Jahrzehnt in einen sozialistischen Staat transformiert, der fast völlig auf die Hilfe und die Militärmacht der UdSSR angewiesen war. Die sowjetische Intervention im Horn von Afrika veränderte die geopolitische Situation der Region nachhaltig. In dieser Arbeit soll untersucht werden, in wie weit das sowjetische Engagement in Äthiopien unter Mengistu langfristig und geopolitisch geplant war und wie sich unter diesem Aspekt die Beziehungen zu Somalia entwickelten. Ferner soll die Tiefe des sowjetischen Einflusses auf die äthiopische Führung aufgezeigt werden. Der Ogadenkrieg als Schlüsselereignis der sowjetisch-äthio-somalischen Beziehungen soll hier besonders hervorgehoben werden. Durch diesen Krieg soll aufgezeigt werden, dass lokale und innerafrikanische Konfliktlinien und Gegebenheiten das Bild von afrikanischen "Stellvertretern" für die rivalisierenden Supermächte als nicht haltbar erscheinen lassen.
Nach einem kurzen Abriss der historischen Beziehungen Rußlands zu Äthiopien soll mit der Revolution 1974 und der gleichzeitigen Entmachtung des langjährigen äthiopischen Kaisers Menelik II. der Wandel weg vom Einfluß der USA hin zu einer Sowjetisierung beschrieben werden. Parallel zur endgültigen Machtübernahme Mengistu Haile Mariams 1976 und der gleichzeitigen Radikalisierung des äthiopischen Sozialismus verlief eine fortlaufende Eskalation des Ogadenkonflikts. Hier soll, als Hauptteil dieser Arbeit, der Fokus auf das Dilemma der Sowjetunion gelegt werden, die sich schließlich gezwungen sah, gewissermaßen wider Willen Somalia als ehemaligem sowjetischen Bruderstaat den Rücken zu kehren. Zur Zeit des Kalten Krieges sind eine Reihe von Publikationen zum Engagement und Interventionen der Sowjetunion im Horn von Afrika erschienen, die allerdings durch eine oftmals ungesicherte Quellenlage gekennzeichnet sind, vor allem militärische Aspekte betreffend. Hervorzuheben sind nichtsdestoweniger die Werke von Clapham, Henze sowie Patman, die nach wie vor als Standardwerke angesehen werden können. Mit dem Zerfall der Sowjetunion ließ auch das Interesse der Erforschung sowjetischer Afrikapolitik nach. Hervorzuheben ist allerdings das auf neuerem Forschungsstand ruhende Werk Ghebresillasies.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Beziehungen zwischen Äthiopien und der Sowjetunion
- Die Revolution - Machtkämpfe und Abkehr von den USA
- Der Ogadenkrieg als Wendepunkt - die Sowjetunion in einem Dilemma
- Nach dem Krieg
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sowjetische Kooperation mit dem sozialistischen Äthiopien unter besonderer Berücksichtigung des Ogadenkrieges von 1977 bis 1978. Sie zielt darauf ab, zu analysieren, inwieweit das sowjetische Engagement in Äthiopien unter Mengistu langfristig und geopolitisch geplant war und wie sich die Beziehungen zu Somalia unter diesem Aspekt entwickelten. Des Weiteren soll die Tiefe des sowjetischen Einflusses auf die äthiopische Führung aufgezeigt werden.
- Das sowjetische Engagement in Äthiopien unter Mengistu
- Die Entwicklung der Beziehungen zwischen Äthiopien und Somalia im Kontext des sowjetischen Engagements
- Der Einfluss der Sowjetunion auf die äthiopische Führung
- Der Ogadenkrieg als Schlüsselereignis in den sowjetisch-äthio-somalischen Beziehungen
- Die Rolle lokaler und innerafrikanischer Konfliktlinien im Kontext des sowjetischen und amerikanischen Engagements in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Kontext des sowjetischen Engagements in Äthiopien und Somalia dar.
- Kapitel 2 beleuchtet die historischen Beziehungen zwischen Äthiopien und der Sowjetunion, beginnend mit den ersten Kontakten im 19. Jahrhundert bis zur Etablierung diplomatischer Beziehungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
- Kapitel 3 befasst sich mit der Revolution von 1974 in Äthiopien, der Machtkonsolidierung Mengistus und der Abkühlung der Beziehungen zwischen Äthiopien und den USA. Es wird außerdem die wachsende Hinwendung Äthiopiens zum Sozialismus und die sowjetische Perspektive auf die äthiopischen Entwicklungen beschrieben.
- Kapitel 4 analysiert den Ogadenkrieg als Wendepunkt in den sowjetisch-äthio-somalischen Beziehungen. Es wird untersucht, wie die Sowjetunion in ein Dilemma geriet, als sie sich zwischen der Unterstützung ihres ehemaligen Verbündeten Somalia und dem neuen sozialistischen Regime in Äthiopien entscheiden musste.
Schlüsselwörter
Sowjetische Kooperation, sozialistisches Äthiopien, Ogadenkrieg, Mengistu Haile Mariam, Somalia, geopolitisches Engagement, Afrika, Kalter Krieg, Militärhilfe, Einfluss, Konfliktlinien, Supermächte.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2004, Sowjetische Kooperation mit dem sozialistischen Äthiopien unter besonderer Berücksichtigung des Ogadenkrieges 1977 - 1978, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29743