[...] Im Vergleich dazu spielt der Streik von 1905 eher
eine untergeordnete Rolle, obwohl er sehr interessante Aspekte aufweist, nämlich das
Ausmaß des Streiks hinsichtlich der teilnehmenden Bergleute, die Differenzen zwischen
den Gewerkschaftsführern und den lokalen Funktionären bzw. Arbeitern sowie die Bewertung
des Streikabbruchs und der Ergebnisse des Ausstands.
In dieser Hausarbeit sollen deshalb im wesentlichen zwei Komplexe behandelt werden.
Zunächst werden die einzelnen Streikphasen beschrieben, um anschließend die Bewertung
des Streiks aus der Sicht der beiden größten Gewerkschaften, dem Deutschen Bergarbeiter-
Verband („Alter Verband“ genannt) und dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter,
darzustellen. Diese Beschränkung scheint auf Grund der Organisationsgrade der
einzelnen Gewerkschaften vertretbar, zumal von ihnen zahlreiche Publikationen vor liegen,
aus denen die Bewertung gewonnen werden kann. Dies bezieht sich allerdings ausschließlich
auf die Beurteilung des Verlaufs und der Ergebnisse aus einer „Post-Streik-
Sicht“, da die Veröffentlichungen unter dem Eindruck des Streikendes und der Kenntnis
der Folgen entstanden. Sie sind somit für die tatsächliche Einschätzung während des
Streiks nicht verwertbar.
Konkret geht es somit um die Fragestellung, wie es zu der geschlossenen gewerkschaftlichen
Aktionslinie trotz der bestehenden Rivalitäten kommen konnte. Desweiteren soll
gezeigt werden, welche Konsequenzen das einheitliche Vorgehen der Arbeitgeber gegen
die streikenden Bergle ute hatte und welche Konsequenzen die Regierung mit der Berggesetznovelle
aus dem Streik zog. Schließlich ist noch zu klären, welche organisatorischen
Änderungen vor allem bezüglich der Finanzierung die Gewerkschaften als Lehre
aus dem Streik vornahmen.
Nicht Bestandteil dieser Untersuchung sind die Positionen weiterer gesellschaftlicher
Gruppen, wie die Unternehmer und die Sozialdemokratische Partei, obwohl sich hier
einige reizvolle Ansätze ergeben. Erstere wäre vor allem als Gegendarstellung zu den
Gewerkschaften interessant. Eine Betrachtung der sozialdemokratischen Einschätzung
müßte insbesondere vor dem Hintergrund der zahlreichen personellen Überschneidungen
zwischen „Altem Verband“ und Sozialdemokratie sowie deren anerkannter Nähe erfolgen
und dabei die strittigen Positionen und die Vorwürfe der Sozialdemokratie an den „Alten
Verband“ vor allem wegen des Zusammengehens mit den „Christlichen“ untersuchen.
Dieses sprengte aber den Umfang dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Untersuchungsgegenstand
1.2 Diskussion der Fachliteratur
2 Der Streikverlauf
2.1 Die Vorgeschichte des Ausstands
2.2 Das Aufflammen des Streiks
2.3 Die Hochphase
2.4 Das Streikende
3 Streikfolgen aus der Sicht der Gewerkschaften
3.1 Aussperrungen nach dem Streik
3.2 Die Untersuchungskommissionen auf den Zechen
3.3 Die Novelle des preußischen Berggesetzes
3.4 Die Reorganisation der Gewerkschaften
4 Schlußbetrachtungen
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Untersuchungsgegenstand
Das Wilhelminische Deutschland erlebte insgesamt drei große Streiks der Bergleute im Ruhrgebiet: 1889, 1905 und 1912. Vor allem ersterer wird in der Literatur zur Arbeiterbewegung immer wieder diskutiert. Im Vergleich dazu spielt der Streik von 1905 eher eine untergeordnete Rolle, obwohl er sehr interessante Aspekte aufweist, nämlich das Ausmaß des Streiks hinsichtlich der teilnehmenden Bergleute, die Differenzen zwischen den Gewerkschaftsführern und den lokalen Funktionären bzw. Arbeitern sowie die Bewertung des Streikabbruchs und der Ergebnisse des Ausstands.
In dieser Hausarbeit sollen deshalb im wesentlichen zwei Komplexe behandelt werden. Zunächst werden die einzelnen Streikphasen beschrieben, um anschließend die Bewertung des Streiks aus der Sicht der beiden größten Gewerkschaften, dem Deutschen Bergarbeiter-Verband („Alter Verband“ genannt) und dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, darzustellen. Diese Beschränkung scheint auf Grund der Organisationsgrade der einzelnen Gewerkschaften vertretbar, zumal von ihnen zahlreiche Publikationen vorliegen, aus denen die Bewertung gewonnen werden kann. Dies bezieht sich allerdings ausschließlich auf die Beurteilung des Verlaufs und der Ergebnisse aus einer „Post-Streik-Sicht“, da die Veröffentlichungen unter dem Eindruck des Streikendes und der Kenntnis der Folgen entstanden. Sie sind somit für die tatsächliche Einschätzung während des Streiks nicht verwertbar.
Konkret geht es somit um die Fragestellung, wie es zu der geschlossenen gewerkschaftlichen Aktionslinie trotz der bestehenden Rivalitäten kommen konnte. Desweiteren soll gezeigt werden, welche Konsequenzen das einheitliche Vorgehen der Arbeitgeber gegen die streikenden Bergleute hatte und welche Konsequenzen die Regierung mit der Berggesetznovelle aus dem Streik zog. Schließlich ist noch zu klären, welche organisatorischen Änderungen vor allem bezüglich der Finanzierung die Gewerkschaften als Lehre aus dem Streik vornahmen.
Nicht Bestandteil dieser Untersuchung sind die Positionen weiterer gesellschaftlicher Gruppen, wie die Unternehmer und die Sozialdemokratische Partei, obwohl sich hier einige reizvolle Ansätze ergeben. Erstere wäre vor allem als Gegendarstellung zu den Gewerkschaften interessant. Eine Betrachtung der sozialdemokratischen Einschätzung müßte insbesondere vor dem Hintergrund der zahlreichen personellen Überschneidungen zwischen „Altem Verband“ und Sozialdemokratie sowie deren anerkannter Nähe erfolgen und dabei die strittigen Positionen und die Vorwürfe der Sozialdemokratie an den „Alten Verband“ vor allem wegen des Zusammengehens mit den „Christlichen“ untersuchen. Dieses sprengte aber den Umfang dieser Arbeit.
1.2 Diskussion der Fachliteratur
Der Streik von 1905 spielt in der Literatur eine sehr untergeordnete Rolle. Da er zwischen dem großen, spontan ausgebrochenen Streik von 1889 und den radikalen, anarchistischen Strömungen der 1910er Jahre liegt, widerfährt ihm mindere Beachtung.
Die meisten Werke zur Arbeiterbewegung, die den entsprechenden Zeitraum, die Region und/oder die Branche betrachten, ignorieren den Ausstand völlig oder streifen ihn nur in sehr wenigen Sätzen. Dies gilt für die Schriften von Berg, Boll, Fritsch, Geyer, Grebing, Jäger, Klönne, Mattheier, Matthias/Schönhoven, Schönhoven, Schröder, Steinisch, Tenfelde/Schönhoven/Schneider/Peukert, Tenfelde und Tennstedt.[1]
Daneben betrachten einige Autoren den Streik zumindest soweit, daß sie den Verlauf und die unmittelbaren Streikfolgen, d. h. in der Regel die Berggesetznovelle von 1905, kurz darstellen ohne eine nähere Bewertung vorzunehmen. Dies trifft auf Brüggemeier, Gladen, Hickey, Kealey, Mommsen und Tenfelde zu.[2]
Als dritter Block sind diejenigen Schriften zu nennen, die (teilweise neben dem Streik selbst) spezielle Aspekte beleuchten: Adelmann, Brakelmann, Feige, Kirchhoff, Neumann und Weisbrod.[3] Bei diesen Autoren spielen aber die Gewerkschaften und deren Bewertung noch keine Rolle. Vor allem für die älteren Abhandlungen aus den fünfziger bzw. sechziger Jahren ist eine Betonung der Arbeitgeber- und Behördensichten festzustellen.
Eine Sonderstellung nimmt Koch[4] ein, da er sich nur mit der Bergarbeiterbewegung im Ruhrgebiet des wilhelminischen Deutschlands beschäftigt. Bei ihm werden Ursachen und Verlauf des Streiks von 1905 verhältnismäßig ausgiebig dargestellt, Die Folgen sind aber recht knapp und ohne Berücksichtigung der Gewerkschaftssicht gehalten. Allerdings betrachtet er neben der Berggesetznovelle und den Ausschußwahlen auch die Reorganisation der Verbände. Als Quellen verwendete er vornehmlich Behördenakten, für die Streikursachen auch die Standardwerke von Hue[5] und Imbusch[6].
Die einzige Monographie zu diesem Thema hat Fricke[7] vorgelegt. Diese ist jedoch nicht ganz unproblematisch. Um zu begründen, daß es sich bei diesem Streik um den Ausdruck von heroischem Kampfeswillen der unterdrückten Arbeiterklasse gegen die ausbeuterische Bourgeoisie handelte, vertauscht Fricke häufig Ursache und Wirkung. Dies gilt z. B. für das Ausrufen des Generalstreiks, bei der Begründung der Streikteilnahmeziffern und bei der Bewertung der Betriebseinstellungen auf den Hüttenwerken.[8]
Da die angeführte Literatur die Bewertungen der Gewerkschaften bislang nicht berücksichtigt, beschränkt sich diese Arbeit auf die im Literaturverzeichnis genannten Quellen. Für den Streikverlauf selbst wurde auch auf nichtgewerkschaftliches Material zurückgegriffen, um eine konsistentere Darstellung zu erzielen.
2 Der Streikverlauf
2.1 Die Vorgeschichte des Ausstands
Zu Beginn des Streiks im Jahre 1905 waren auf den Steinkohlenzechen des Oberbergamtsbezirks Dortmund etwa 270.000 Bergleute angelegt.[9] Insgesamt kann inklusive der Familienangehörigen von etwa einer Million direkt vom Bergbau abhängigen Menschen ausgegangen werden.
Zwar kam für viele Zeitgenossen der Streik der Bergarbeiter im Januar und Februar 1905 scheinbar ohne Vorwarnung, tatsächlich aber gab es schon im Vorfeld eine ganze Reihe von Anzeichen für wachsende Unruhe unter den Belegschaften. Einen wesentlichen Punkt stellte die Lohnentwicklung im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten dar. Im Jahr 1900 hatten die Nettolöhne der Bergarbeiter (d. h. nach Abzug von Sprengmaterial, Gezähe, Knappschafts- und Invalidenversicherungsbeiträgen) ihren vorläufigen Höchststand erreicht, der Jahresdurchschnittslohn im Ruhrbergbau betrug 1332 Mark, für die eigentlichen Bergleute (Hauer und Lehrhauer) sogar 1592 Mark. In den nächsten Jahren fielen die Löhne im Gefolge der allgemeinen Wirtschaftskrise 1901/02 und lagen im Jahr 1904 bei 1208 bzw. 1415 Mark.[10] Gleichzeitig waren die Preise für wichtige Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Fleisch gestiegen, ebenso Steuern und Mieten.[11]
Zusätzlichen Sprengstoff hatte das 1893 gegründete Kohlensyndikat in die Belegschaften getragen. Innerhalb des Syndikats wurden feste Beteiligungsziffern für die Gruben vergeben. Dies hatte einen beträchtlichen Konzentrationsprozeß zur Folge, weil größere Gesellschaften die kleineren zur Erhöhung ihrer eigenen Beteiligungen aufkauften. Die Förderquoten dieser aufgekauften Gruben wurden auf die profitablen Großschachtanlagen verschoben und die betreffenden Kleinzechen, die sich vor allem im Ruhrtal befanden, stillgelegt. Davon waren neben den Gemeinden, die Finanzausfälle zu verkraften hatten, auch tausende Bergleute betroffen. Für diese bedeutete es Arbeitsplatzverlust oder mindestens Wohnortwechsel, da die Großzechen überwiegend in der Emscher- bzw. Lippezone lagen. Den traditionell bodenständigen Bergleuten der Ruhrzone, schon seit vielen Generationen im Bergbau tätig und noch mit eigenem kleinen, landwirtschaftlich genutzten Grundbesitz zur Ergänzung des Lohns ausgestattet, war dies ein Greuel. Die Bergarbeiterverbände hatten schon seit längerem staatliche Maßnahmen gefordert, so die Verstaatlichung der Bergbaubetriebe. Sie drangen mit diesen Forderungen aber nicht durch, obwohl die Reichsregierung selbst begonnen hatte, Bergbaubesitz zu erwerben, um die Macht des Kohlensyndikats zu schwächen. Spektakulär war der sog. Hibernia-Kampf im Jahr 1904, bei dem der preußische Staat versucht hatte, die Aktienmehrheit an der Hibernia (einer der größten Beteiligungsgesellschaften des Syndikats) zu erwerben.[12]
Im Jahr 1903 weigerten sich die Grubenverwaltungen, Lohnersatz an wurmkranke Bergleute zu zahlen. Diese Krankheit war vermutlich von ausländischen Bergarbeitern eingeschleppt worden und konnte sich wegen der unzureichenden hygienischen Verhältnisse schnell verbreiten. Bei Antritt eines Arbeitsverhältnisses mußte ein Gesundheitszeugnis zur Wurmfreiheit vorgelegt werden. Trotzdem lehnten viele Bergleute die Behandlung wegen der damit verbundenen körperlichen Belastungen ab. In Verbindung mit dem allgemeinen Krankenstand, den Unfallziffern und den Invaliditätsfällen lag hier weiteres Konfliktpotential.[13]
Dazu kamen die alltäglichen Streitigkeiten um immer wieder aufbrechende Themen: willkürliche Gedingesetzung, Wagennullen, Mißhandlungen durch Vorgesetzte, verlängerte Schichtzeiten wegen der weitläufiger gewordenen Untertagebetriebe und der damit verbundenen längeren Seilfahrtzeiten.
[...]
[1] Als Publikationen, in denen das Thema behandelt werden könnte, kämen in Betracht:
Werner Berg: Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland und Großbritannien im Übergang zum „organisierten Kapitalismus“. Unternehmer, Angestellte, Arbeiter und Staat im Steinkohlenbergbau des Ruhrgebietes und von Südwales, 1850-1914, Berlin 1984
Friedhelm Boll: Arbeitskampf und Region. Arbeitskämpfe, Tarifverträge und Streikwellen im regionalen Vergleich 1871-1914, in: Gerhard A. Ritter (Hg.): Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung. Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs, München 1990, S. 379 - 414
Johann Fritsch: Eindringen und Ausbreitung des Revisionismus im deutschen Bergarbeiterverband (bis 1914), Leipzig 1967
Martin H. Geyer: Die Reichsknappschaft. Versicherungsreformen und Sozialpolitik im Bergbau 1900-1945, München 1987
Helga Grebing: Arbeiterbewegung. Sozialer Protest und kollektive Interessenvertretung bis 1914, 3. Aufl., München 1993
Wolfgang Jäger: Bergarbeitermilieus und Parteien im Ruhrgebiet. Zum Wahlverhalten des katholischen Bergarbeitermilieus bis 1933, München 1996
Arno Klönne: Die deutsche Arbeiterbewegung. Geschichte, Ziele, Wirkungen, Düsseldorf/Köln 1980
Klaus J. Mattheier: Werkvereine und wirtschaftsfriedlich-nationale (gelbe) Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet, in: Jürgen Reulecke (Hg.): Arbeiterbewegung an Rhein und Ruhr. Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheinland-Westfalen, Wuppertal 1974, S. 173 - 204
Erich Matthias/Klaus Schönhoven (Hg.): Solidarität und Menschwürde. Etappen der deutschen Gewerkschaftsgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bonn 1984
Klaus Schönhoven: Die regionale Ausbreitung der deutschen Gewerkschaften im Kaiserreich 1890-1918, in: Gerhard A. Ritter (Hg.): Der Aufstieg der deutschen Arbeiterbewegung. Sozialdemokratie und Freie Gewerkschaften im Parteiensystem und Sozialmilieu des Kaiserreichs, München 1990, S. 345 - 378
Klaus Schönhoven: Expansion und Konzentration. Studien zur Entwicklung der Freien Gewerkschaften im Wilhelminischen Reich 1890-1914, Stuttgart 1980
Wilhelm Heinz Schröder: Arbeitergeschichte und Arbeiterbewegung. Industriearbeit und Organisationsverhalten im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1978
Irmgard Steinisch: Der Gewerkverein Christlicher Bergarbeiter, in: Hans Mommsen/Ulrich Borsdorf (Hg.): Glück auf, Kameraden! Die Bergarbeiter und ihre Organisationen in Deutschland, Köln 1979, S. 273 - 299
K. Tenfelde/K. Schönhoven/M. Schneider/D. Peukert: Geschichte der deutschen Gewerkschaften von den Anfängen bis 1945, hrsg. von Ulrich Borsdorf unter Mitarbeit von Gabriele Wieden, Köln 1987
Klaus Tenfelde: Sozialgeschichte der Bergarbeiterschaft an der Ruhr im 19. Jahrhundert, Bonn 1977
Florian Tennstedt: Vom Proleten zum Industriearbeiter. Arbeiterbewegung und Sozialpolitik in Deutschland 1880 bis 1914, Köln 1983
[2] Vgl. folgende Veröffentlichungen:
Franz-Josef Brüggemeier: Leben vor Ort. Ruhrbergleute und Ruhrbergbau 1889-1918, München 1983
Albin Gladen: Die Streiks der Bergarbeiter im Ruhrgebiet in den Jahren 1889, 1905 und 1912, in: Jürgen Reulecke (Hg.): Arbeiterbewegung an Rhein und Ruhr. Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Rheinland-Westfalen, Wuppertal 1974, S. 111 - 148. Hier wird vor allem auf die Berggesetznovelle und insbesondere die Arbeiterausschüsse abgestellt. Einige kleinere Ungenauigkeiten bei den Daten sind zu verzeichnen.
S. H. F. Hickey: Workers in Imperial Germany. The miners of the Ruhr, Oxford 1985. Betrachtet wird schwerpunktmäßig der Raum Bochum. Die Darstellung des Streiks von 1905 und seiner Folgen leidet unter einer sachlichen Aufsplitterung, bei der die drei großen Streiks bruchstückhaft einander gegenübergestellt werden.
Maura Kealey: Kampfstrategien der Unternehmerschaft im Ruhrbergbau seit dem Bergarbeiterstreik von 1889, in: Hans Mommsen/Ulrich Borsdorf (Hg.): Glück auf, Kameraden! Die Bergarbeiter und ihre Organisationen in Deutschland, Köln 1979, S. 175 - 197. Die Untersuchung beschränkt sich auf die Formierung der Unternehmerschaft gegen die Arbeiterforderungen.
Hans Mommsen: Soziale Kämpfe im Ruhrbergbau nach der Jahrhundertwende, in: Hans Mommsen/Ulrich Borsdorf (Hg.): Glück auf, Kameraden! Die Bergarbeiter und ihre Organisationen in Deutschland, Köln 1979, S. 249 - 272. Zwar stehen Protestformen der Ruhrbergarbeiter im Mittelpunkt, allerdings vornehmlich in der Zeit ab 1912.
Klaus Tenfelde: Linksradikale Strömungen in der Ruhrbergarbeiterschaft 1905 bis 1919, in: Hans Mommsen/ Ulrich Borsdorf (Hg.): Glück auf, Kameraden! Die Bergarbeiter und ihre Organisationen in Deutschland, Köln 1979, S. 199 - 223. Tenfelde untersucht hier innergewerkschaftliche Opposition und Bewegungen von 1910-1918.
[3] Gerhard Adelmann: Die soziale Betriebsverfassung des Ruhrbergbaus vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung des Industrie- und Handelskammerbezirks Essen, Bonn 1962. Die Arbeit betrachtet vor allem die Änderungen am Berggesetz unter einem amtlichen Blickwinkel, der sich durch die verwendeten Quellen (Behördenakten) ergibt.
Günter Brakelmann: Evangelische Pfarrer im Konfliktfeld des Ruhrbergarbeiterstreiks von 1905, in: Jürgen Reulecke/Wolfhard Weber (Hg.): Fabrik - Familie - Feierabend. Beiträge zur Sozialgeschichte des Alltags im Industriezeitalter, Wuppertal 1978, S. 297 - 314. Erklärungen verschiedener Synoden zum Streik werden in ihren Gemeinsamtkeiten und Unterschieden diskutiert.
Ullrich Feige: Bergarbeiterschaft zwischen Tradition und Emanzipation. Das Verhältnis von Bergleuten und Gewerkschaften zu Unternehmern und Staat im westlichen Ruhrgebiet um 1900, Düsseldorf 1986
Hans Georg Kirchhoff: Die staatliche Sozialpolitik im Ruhrbergbau 1871-1914, Köln/Opladen 1958
Walter Neumann: Die Gewerkschaften im Ruhrgebiet. Voraussetzungen, Entwicklung und Wirksamkeit, Köln 1951. Die Darstellung endet vor dem Streikausbruch. Feige betrachtet für den Raum Duisburg-Mülheim-Oberhausen die Lage auf den Zechen und mögliche Streikursachen.
Bernd Weisbrod: Arbeitgeberpolitik und Arbeitsbeziehungen im Ruhrbergbau. Vom „Herr-im-Haus“ zur Mitbestimmung, in: Gerald D. Feldmann/Klaus Tenfelde (Hg.): Arbeiter, Unternehmer und Staat im Bergbau. Industrielle Beziehungen im internationalen Vergleich, München 1989, S. 107 - 162. Schwerpunktmäßig betrachtet werden die Arbeitsbeziehungen auf den Zechen unter Berücksichtigung der Akademisierung der Unternehmensführung, der Elitenbildung und des Aufstiegsbewußtseins.
[4] Max Jürgen Koch: Die Bergarbeiterbewegung im Ruhrgebiet zur Zeit Wilhelms des II. (1889-1914), Düsseldorf 1954
[5] Otto Hue: Die Bergarbeiter. Historische Darstellung der Bergarbeiter-Verhältnisse von der ältesten bis in die neueste Zeit. Zweiter Band, Stuttgart 1913, ND Berlin/Bonn 1981
[6] Heinrich Imbusch: Arbeitsverhältnis und Arbeiterorganisationen im deutschen Bergbau. Eine geschichtliche Darstellung, Essen 1908
[7] Dieter Fri>
[8] Dafür lassen sich mehrere Beispiele anführen. Auf S. 71 sagt Fricke, daß die Gewerkschaftsführer nach eigener Darstellung den Generalstreik wegen der ablehnenden, in verletzendem Ton gegebenen Antwort des Bergbaulichen Vereins ausgerufen hätten. Dies sei „eine völlige Verdrehung der Tatsachen“. Um nicht von den Mitgliedern aus ihren Ämtern abgesetzt zu werden, hätten die Gewerkschaftsführer „dem Druck der Massen nach(ge)geben“. Letzteres hat zwar auch eine Rolle gespielt, war aber nicht allein ausschlaggebend. Die Teilnehmerzahlen am Streik beweisen lt. Fricke, daß die von den Gewerkschaftsführern empfohlene Zurückhaltung (das „Bremsen“) unnatürlich gewesen sei und nicht, daß die Disziplin der Arbeiter gegenüber den Verbänden besonders groß gewesen sei (S. 71). Auf S. 85 äußert er, daß die Behauptung, die Betriebseinstellungen bei den Hüttenwerken seien wegen eines angeblichen Kohlenmangels erfolgt, vorgeschoben sei. Außerdem habe es genügend Kohlenimporte gegeben, um den Hüttenbedarf zu decken. In Wirklichkeit ging es um Aussperrungen, um die streikenden Bergleute zu demoralisieren und Streikbrecher an die Zechen abgeben zu können. Dabei übersieht er, daß Hochhöfen auf eine sehr gleichmäßige Kohlequalität in engen Toleranzen angewiesen sind, die vom Ausland nicht geliefert werden konnte.
[9] Die Zahlenangaben in den einzelnen Quellen differieren. Für 1904 werden 272.407 (H. Lindemann: Wen trifft die Schuld? Betrachtungen über Ursachen und Entstehung des Ausstandes der Ruhrbergleute im Januar und Februar 1905, Essen 1905, S. 16) bzw. 275.219 und 270.259 (Johann Effert: Zur Geschichte der Bergarbeiterbewegung im Ruhrrevier, Essen 1906, S. 4 bzw. S. 30) genannt. Übereinstimmend sind 267.798 Bergleute für 1905 angegeben (Imbusch: Arbeitsverhältnis, S. 3 und Effert: Bergarbeiterbewegung, S. 30)
[10] Imbusch: Arbeitsverhältnis, S. 567. Diese Jahreslöhne entsprachen einem durchschnittlichen Schichtlohn von 4,18 bzw. 5,16 Mark 1900 und 3,98 bzw. 4,78 Mark 1904. Besonders interessant ist dabei die Verteilung auf die drei höchsten Lohnklassen in der Knappschaftsversicherung: 1900 waren es 122.380 von 235.226 Mitgliedern (= 52 %, davon 68.255 in der höchsten Klasse über 5,80 Mark), 1903 94.057 von 260.341 (= 36,1 %, davon 24.319 über 5,80 Mark) und 1904 116.151 von 272.407 (= 42,6 %, davon 28.597 über 5,80 Mark), also ein deutlicher Rückgang gegenüber 1900 (Lindemann: Schuld, S. 26).
[11] Hue: Bergarbeiter. Zweiter Band, Stuttgart 1913, ND Berlin/Bonn 1981, S. 582.
[12] Hue: Bergarbeiter. Zweiter Band, S. 579 f.
[13] Nicht nur die Anzahl der Krankheitsfälle lag höher als im allgemeinen Reichsdurchschnitt, auch die Krankheitsdauer war höher. Zudem sank das Eintrittsalter in die Invalidität ebenso kontinuierlich wie die Rentenbezugszeit (trotz schwierigerer Invaliditätsanerkennung). Die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle war ebenfalls die höchste im Deutschen Reich. Vgl. Imbusch: Arbeitsverhältnis, S. 127-139
- Arbeit zitieren
- Susanne Menzel (Autor:in), 2000, Der Bergarbeiterstreik an der Ruhr 1905 in der Bewertung des "Alten Verbands" und des Christlichen Gewerkvereins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29615
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