Die Geschichte der psychoanalytischen Technik ist die Geschichte ihrer Konstrukteure. Hinter den verschiedenen Ideen von Technik verbergen sich – neben den soziohistorischen Einflüssen - all die verschiedenen Persönlichkeiten, die verpassten Gelegenheiten, Hoffnungen und unerfüllten Wünsche derer, die sie konstruieren. Vielleicht ist gerade das der Grund dafür, warum z.B. so häufig Fallbeispiele, die für die Beschreibung spezifischer Behandlungstechniken herangezogen werden, verschleierte Autobiographien darstellen. Die Liste ist lang und findet ihren Anfang schon bei FREUD, der, im Vergleich zu seinen späteren Anhängern, noch relativ offen, wenn auch in verschleierter und verfälschter Manier, eigene biographische Elemente in seine Schriften einbaute. Die Träume in der Traumdeutung sind nur die Spitze des Eisberges. Die Schrift „Ein Kind wird geschlagen. Beitrag zur Kenntnis der Entstehung sexueller Perversionen“ von 1919 beinhaltet z.B. ein Analysefragment aus ANNA FREUDs Behandlung durch ihren Vater. JAMES JACKSON PUTNAM unternahm eine Falldarstellung seiner selbst 1921, was anhand des FREUD-JONES-Briefwechsels nachvollzogen werden kann. Weitere analytische Selbstoffenbarungen sind bei MARIE BONAPARTE (unter dem Pseudonym A. E. NARJANI veröffentlicht), HELENE DEUTSCH, KAREN HORNEY, MELANIE KLEIN, EDUARDO WEISS und andern zu finden. Die Liste derer, die bis heute unentdeckt blieben, ist wahrscheinlich länger als viele sich das vorstellen mögen. Eine der wohl interessantesten Selbstoffenbarungen in verschleierter Form findet sich in dem Fallbericht von HEINZ KOHUT: „The Two Analyses of Mr. Z“ (IJP 60, 1979, S. 3-27), in dem ein angeblicher Patient von KOHUT zweimal analysiert wurde: zum einen aus der Sicht eines noch in der Ich-Psychologie tief verwurzelten Analytikers, nämlich KOHUT, zum anderen von einem durch die Veränderungen eines selbstpsychologischen Blickes beeinflussten Analytikers, zu dem KOHUT später wurde: KOHUT mit KOHUT erfahren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitende Bemerkungen
- Elemente der Behandlungstechnik nach KOHUT
- Rahmenbedingungen für eine psychoanalytische Behandlung
- Das selbstpsychologische Setting
- Physische Merkmale des Settings
- Analytische Haltung
- Theoriegeleitete und erfahrungsspezifische Behandlungstechniken
- Fragen nach der Analysierbarkeit
- Umgang mit Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung
- Widerstand und Übertragung - Grundlagen
- Formen der Selbstobjektübertragung
- Gegenübertragung
- Deutung
- Traumdeutung in der Selbstpsychologie
- Nachbearbeitung der Sitzungen
- Ziele der analytischen Behandlung
- Abschluss der analytischen Behandlung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Behandlungstechnik in der Selbstpsychologie Heinz Kohuts. Er analysiert die wichtigsten Elemente dieser Technik und beleuchtet die Besonderheiten im Vergleich zu anderen psychoanalytischen Schulen.
- Die Bedeutung des selbstpsychologischen Settings und seiner physischen Merkmale.
- Der Umgang mit Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung in der selbstpsychologischen Behandlung.
- Die Rolle von Deutung und Traumdeutung in der Selbstpsychologie.
- Die Ziele und der Abschluss einer selbstpsychologischen Behandlung.
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der selbstpsychologischen Behandlungstechnik im Vergleich zu anderen psychoanalytischen Schulen.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die einleitenden Bemerkungen zum Thema Behandlungstechnik in der Selbstpsychologie und stellt die verschiedenen Persönlichkeiten und Einflüsse heraus, die die Entwicklung dieser Technik prägten.
Das zweite Kapitel widmet sich den Elementen der Behandlungstechnik nach Kohut. Es behandelt die Rahmenbedingungen für eine psychoanalytische Behandlung, einschließlich des selbstpsychologischen Settings, der Grundregel und der analytischen Haltung. Darüber hinaus werden theoriegeleitete und erfahrungsspezifische Behandlungstechniken wie Fragen nach der Analysierbarkeit, der Umgang mit Widerstand, Übertragung und Gegenübertragung, Deutung und Traumdeutung, die Nachbearbeitung von Sitzungen, die Ziele der analytischen Behandlung und der Abschluss der Behandlung erörtert.
Schlüsselwörter
Selbstpsychologie, Heinz Kohut, Behandlungstechnik, Psychoanalyse, Setting, Widerstand, Übertragung, Gegenübertragung, Deutung, Traumdeutung, Ziele, Abschluss.
- Quote paper
- Dr. phil. Knuth Müller (Author), 2004, Behandlungstechnik in der Selbstpsychologie Heinz Kohuts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/296012