Mit dem Regierungsantritt Ludwigs des Frommen im Jahre 814 startete eine Welle von Reformen. Die Renovatio imperii Francorum umfasste den staatlichen und den kirchlichen Bereich zugleich. Um dieses zu verwirklichen traten in rascher Folge Versammlungen zusammen in denen die Grundsätze der Reform erarbeitet wurden. 1 Eine Reform war nötig, denn Ludwigs Vater, Karl der Große, hinterließ seinem Sohn ein Reich, das keineswegs eine Einheit bildete. Schon Karl versuchte mit Hilfe der Kirche und der Klöster sein neu geschaffenes Großreich zu einen. Im Süden beispielsweise gewann er die Spanische Mark, sein Vater und Großvater gewannen Aquitanien und Septimanien. Der Adoptianismusstreit zu Ende des 8. Jahrhunderts zeigte, dass er hier in den ehemals westgotischen Gebieten genauso wenig einen einheitlichen Staat 2 vorfand, wie in den Gebieten östlich des Rheins, in denen Karl die dortigen Klöster durch reiche Schenkungen so sehr stärkte 3 , dass sie fähig waren, die Stabilisierung und Missionierung der neuen Reichsteile in großem Maße zu tragen.
In meiner Arbeit möchte ich versuchen den Anteil herauszustellen, den Benedikt von Aniane hierfür geleistet hat. Zunächst werde ich seinen Lebensweg nachzeichnen, vor allem sein Wirken in seiner Heimat Septimanien und später in Aquitanien mit seinem Unterkönig Ludwig bis zum Jahr 814. Danach möchte ich versuchen, seine Rolle im Adoptianismusstreit zu erklären, und schließlich werde ich versuchen aufzuzeigen, wie er die Reformen, die er im Süden des Reiches vornahm, in den restlichen Teilen des Reiches fortführte und wie die Reformen aussahen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Das Leben des Benedikt von Aniane
III. Der Adoptianismusstreit
IV. Die Klosterreform
V. Reichseinheit
VI. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Mit dem Regierungsantritt Ludwigs des Frommen im Jahre 814 startete eine Welle von Reformen. Die Renovatio imperii Francorum umfasste den staatlichen und den kirchlichen Bereich zugleich. Um dieses zu verwirklichen traten in rascher Folge Versammlungen zusammen in denen die Grundsätze der Reform erarbeitet wurden.[1] Eine Reform war nötig, denn Ludwigs Vater, Karl der Große, hinterließ seinem Sohn ein Reich, das keineswegs eine Einheit bildete. Schon Karl versuchte mit Hilfe der Kirche und der Klöster sein neu geschaffenes Großreich zu einen. Im Süden beispielsweise gewann er die Spanische Mark, sein Vater und Großvater gewannen Aquitanien und Septimanien. Der Adoptianismusstreit zu Ende des 8. Jahrhunderts zeigte, dass er hier in den ehemals westgotischen Gebieten genauso wenig einen einheitlichen Staat[2] vorfand, wie in den Gebieten östlich des Rheins, in denen Karl die dortigen Klöster durch reiche Schenkungen so sehr stärkte[3], dass sie fähig waren, die Stabilisierung und Missionierung der neuen Reichsteile in großem Maße zu tragen.
In meiner Arbeit möchte ich versuchen den Anteil herauszustellen, den Benedikt von Aniane hierfür geleistet hat. Zunächst werde ich seinen Lebensweg nachzeichnen, vor allem sein Wirken in seiner Heimat Septimanien und später in Aquitanien mit seinem Unterkönig Ludwig bis zum Jahr 814. Danach möchte ich versuchen, seine Rolle im Adoptianismusstreit zu erklären, und schließlich werde ich versuchen aufzuzeigen, wie er die Reformen, die er im Süden des Reiches vornahm, in den restlichen Teilen des Reiches fortführte und wie die Reformen aussahen.
Als Quelle diente mir vornehmlich die Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis[4] die Benedikts Schüler Ardo von Aniane einige Jahre nach dem Tode Benedikts auf Wunsch der Indener Mönche anfertigte.
Als Literatur dienten mir hauptsächlich die Arbeiten von Josef Semmler, der sich äußerst intensiv mit der Person Benedikt von Aniane beschäftigt hat. Darüber hinaus halfen mit Arbeiten von Friedrich Prinz, Wilhelm Heil und Egon Boshof sehr weiter. Der Hauptteil dieser Literatur ist allerdings vor gut 40 Jahre entstanden, was zeigt, dass das Thema in der Forschung insgesamt eher stiefmütterlich behandelt wurde.
Jedoch hat jüngst Dieter Geuenich in einer Arbeit[5] herausgestellt, dass man nun ebenso wenig von der „anianischen Reform“[6], wie von einem „Reichs- oder Generalabt“[7] sprechen kann. In diesem Punkt stimmt Josef Semmler heute auch zu, denn er selbst bevorzugt jetzt den Terminus „Karolingische Klostereform“.[8] Man verallgemeinert also die Bezeichnungen, was zeigt, dass man davon Abstand nimmt die Reformen nur auf eine Person oder einen kurzen Zeitraum zu beschränken. Damit würde man schon den Bemühungen Karls des Großen[9] nicht gerecht. Nichts desto weniger drückte Benedikt von Aniane der Reform deutlich seinen Stempel auf und trieb sie voran.
II. Das Leben des Benedikt von Aniane
Benedikt von Aniane oder Witiza, wie sein wirklicher Name lautete, wurde um das Jahr 750 als Sohn eines Westgotischen Grafen in Septimanien in der Grafschaft Magulone geboren. Die ehemals westgotische Region gehörte seit 737 zu Franken. Erzogen wurde er am karolingischen Königshofe Pippins des Jüngeren und später Karls des Großen.[10] In seiner Vita wird er von seinem späteren Schüler Ardo von Aniane als ein begabter Schüler beschrieben, der von seinen Kameraden hochgeschätzt wurde.[11] Er Übernahm das Amt des Mundschenks und leistete Kriegsdienst unter Karl dem Großen im Langobardenfeldzug in Italien im Jahre 773. Seit langem schon von „göttlicher Gnade erleuchtet“ (illustrante divina gratia[12] ) lebte er in höchstem Grade maßvoll. Er entzog sich Schlaf, aß nur sehr wenig und mied den Wein.
Ein einschneidendes Erlebnis hatte er dann, als er Zeuge an dem tragischen Tod seines Bruders wurde, der auf dem Rückweg von Langobardenfeldzug in einem Fluss ertrank.[13] Die Konsequenz für Benedikt war nun sich von dem weltlichen Leben abzuwenden. Er trat in das Kloster St. Seine bei Dijon ein. Jedoch stellte sich die Lebensführung des Klosters für Benedikt als zu lax heraus, denn er selbst führte ein Leben mit eiserner Disziplin, vergleichbar mit dem der frühchristlichen Anachoreten. Die Regel des Benedikt von Nursia war für ihn zu diesem Zeitpunkt noch eine Regel für Anfänger und Schwächlinge.[14] Infolge dessen verließ er das Kloster nach etwa 5 Jahren wieder.
In der Grafschaft seines Vaters am Bach Aniane (bei Montpellier) gründete er 782 ein eigenes Kloster. Seine anachoretische Lebensweise verstieß jedoch bald seine ersten Jünger wieder, so dass er sich nun voll und ganz der Regel des Benedikt von Nursia zuwandte. In der Folgezeit wuchs sein Kloster rasch an und 787 begann er mit dem Bau einer weiträumigen Klosteranlage.[15] Um Ansprüche von Verwandten an sein Kloster von vornherein auszuschalten, übertrug er es 792 an Karl. Dieser gewährte dafür Immunität, das Recht auf freie Abtswahl und Königsschutz.[16]
Sein Kloster zählte nun über 300 Mönche, was ihm die Möglichkeit gab, seine Mönche ins Land zu entsenden und seine Vorstellungen in Septimanien und Aquitanien[17] zu verbreiten. Genauso nahm er Mönche aus anderen Klöstern auf, um sie in seinem Sinne zu unterrichten und auch er selbst reiste in die umliegenden Klöster und verbreitete seine Ideen.[18] Wohl schon zu dieser Zeit tritt Benedikt von Aniane in engen Kontakt zu Ludwig dem Frommen. Einige Reformierungen im Sinne Benedikts gehen direkt auf königlichen Auftrag zurück.[19] Die Früchte dieser Reformen erntete schon 799 Karl der Große, als er auf dem Höhepunkt des Adoptianismusstreites in den reformierten Gebieten großen Rückhalt erhielt. Benedikt von Aniane wirkte hier aktiv an der Seite Alkuins mit.[20]
Im Jahre 814 stirbt Karl der Große und sein Sohn Ludwig übernimmt die Macht. Von ihm wird Benedikt zum Abt von Maursmünster im Elsass ernannt. Nachdem Benedikt auch in diesem Kloster die Benediktregel eingeführt hatte, berief ihn Ludwig schon kurze Zeit später in das eigens neu gebaute Kloster Inden[21] bei Aachen. Es diente als „Musteranstalt“[22] von der aus die Reform auch in die restlichen Reichsteile getragen werden sollte. Nun wurden auch hier wieder Mönche und Äbte aus anderen Klöstern in der Regel Benedikts unterrichtet.
So verschwand, vornehmlich durch die Reichssynode von 816, die sogenannte „columbanisch-benediktinische Mischregel“[23]. Benedikt von Aniane war auf den Synoden 816 und 818/819 in Aachen die treibende Kraft. Ohne die bisherigen Regeln der Klöster zu überrollen setzte er seine Vorstellungen zu einem Großteil durch.[24] Von nun an war die Benediktinerregel die absolut vorherrschende, der Wandel vom Mönch zum Benediktiner war vollzogen und bis ins Hochmittelalter blieb Mönchtum nur noch in Benediktiner Ausprägung möglich.[25]
Kurz nach Beendigung der monastischen Gesetzgebung verstarb Benedikt von Aniane am 11. Februar 821 in Korneliamünster.
[...]
[1] Semmler, Josef: Die Beschlüsse des Aachener Konzils im Jahre 816, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte (ZKG) 74 (1963), S. 16 – 17.
[2] Heil, Wilhelm: Der Adotianismus, Alkuin und Spanien, in: Karl der Große, Leben und Nachleben, Bd. II: Das geistige Leben, (Hg.) Bernhard Bischoff, Düsseldorf 31967, S95 – 155.
[3] Prinz, Friedrich: Schenkungen und Privileg, in Karl der Große, Persönlichkeit und Geschichte, Bd.IV: Das geistige Leben, (Hg.) Helmut Beumann, Düsseldorf 31967, S.488f.
[4] Ardo, Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis, MG SS. XV, S.198ff.
[5] Geuenich, Dieter: Kritische Anmerkungen zur sogenannten „anianischen Reform“, in: Mönchtum – Kirche – Herrschaft 750 – 1000, (Hg.) Dieter Bauer, Sigmaringen 1998, S. 99 – 112.
[6] Ebd. S.100
[7] Ebd. S. 103
[8] Ebd. S.104
[9] Semmler, Josef: Karl der Große und das fränkische Mönchtum, in: Karl der Große, Leben und Nachleben, Bd. II: Das geistige Leben, (Hg.) Bernhard Bischoff, Düsseldorf31967,S.262.
[10] Semmler, Josef: Art. Benedikt von Aniane, in: LexMA, Bd.1, Sp. 1864.
[11] Ardo, Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis, MG SS. XV, S. 198.
[12] Ebd. S.199.
[13] Semmler, Josef: Art. Benedikt von Aniane, in LexMA, Bd.1, Sp. 1864.
[14] Ardo, Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis, MG SS. XV, S. 198.
[15] Semmler, Josef: Art. Benedikt von Aniane, in LexMA, Bd.1, Sp. 1864.
[16] Boshof , Egon: Ludwig der Fromme, Darmstadt 1996, S. 46.
[17] In Semmlers Aufsatz (Semmler, Josef: Karl der Große und das fränkische Mönchtum, in: Karl der Große, Leben und Nachleben, Bd. II: Das geistige Leben, (Hg.) Bernhard Bischoff, Düsseldorf 31967.) findet man eine detaillierte Auflistung der von ihm reformierten Klöster
[18] Ardo, Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis, MG SS. XV, S. 208.
[19] Boshof , Egon: Ludwig der Fromme, Darmstadt 1996, S. 47.
[20] Heil, Wilhelm: Der Adotianismus, Alkuin und Spanien, in: Karl der Große, Leben und Nachleben, Bd. II: Das geistige Leben, (Hg.) Bernhard Bischoff, Düsseldorf 31967, S. 133.
[21] Später Kloster Korneliamünster
[22] Geuenich, Dieter: Kritische Anmerkungen zur sogenannten „anianischen Reform“, in: Mönchtum – Kirche – Herrschaft 750 – 1000, (Hg.) Dieter Bauer, Sigmaringen 1998, S. 100.
[23] Prinz, Friedrich: Askese und Kultur, Vor- und Frühbenediktinisches Mönchtum an der Wiege Europas, München 1980, S. 36.
[24] Ardo, Vita Benedicti Abbatis Aniensis et Indensis, MG SS. XV, S. 218.
[25] Semmler, Josef: Art. Benedikt von Aniane, in LexMA, Bd.1, Sp. 1865.
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