"Nationen […] sind große, mächtige Lebensgemeinschaften, die geschichtlich in langer Entwicklung entstanden und in unausgesetzter Bewegung und Veränderung begriffen sind […] Gemeinsamer Wohnsitz, gemeinsame Abstammung […] gemeinsame oder ähnliche Blutmischung, gemeinsame Sprache, gemeinsames geistiges Leben, gemeinsamer Staatsverband […] alles das können wichtige und wesentliche Merkmale einer Nation sein."
So stellt sich ein Auszug der Definition des Begriffs „Nation“ durch den deutschen Historiker Friedrich Meinecke am Anfang des 20. Jahrhunderts dar. Doch wie ist die deutsche Nation entstanden? Meinecke war Zeitgenosse im ersten deutschen Nationalstaat der langen deutschen Geschichte – dem Kaiserreich, welches in Folge der - im Nachhinein aus kleindeutscher Sicht als Einigungskriege betitelten - nationalen und internationalen militärischen Auseinandersetzungen deutscher Staaten begründet wurde. Warum kam es überhaupt zu den so genannten Einigungskriegen? Und wie verhält es sich mit dem (kriegerischen) Mythos dieser deutschen Vereinigung? Inwieweit kann man sagen, dass diese Einigungskriege und der Reichsgründung ein deutsches Zusammengehörigkeitsgefühl ausgelöst und bestärkt haben? Und inwiefern wurde mit Hilfe dieses Mythos eine deutsche Identität geschaffen? Die Mythosfrage ist insofern interessant, da unter Historikern immer wieder festgestellt wird, dass Deutschland ein Mythendefizit besitzt. All diese Fragen werden Leitfragen für die folgende wissenschaftliche Arbeit sein. Zuerst werden kurz die historischen Ereignisse, die zur Reichsgründung führten, dargelegt. Dann wird der Fokus auf die Mythenhaftigkeit dieser historischen Ereignisse gerichtet, indem sowohl der der kriegerischen Einigung entsprungene Mythos, als auch bereits vorhandene Mythen, die im Zusammenhang mit der Reichsgründung wieder aufgegriffen wurden, untersucht werden. Ein Fazit, das sich auf die erarbeiteten Resultate bezieht und diese kurz zusammenfasst, schließt die Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Von den Einigungskriegen bis zur Reichsgründung
- 1. Ausgangslage im deutschen Bund und deutscher Dualismus
- 2. Der deutsch-dänische Krieg 1864
- 3. Der deutsch-deutsche Krieg 1866
- 4. Der deutsch-französische Krieg 1870/71
- III. Mythengehalt der Einigungskriege und der Reichsgründung
- 1. Der Mythos der aus dem Krieg entstandenen Nation
- 2. Der französische Erbfeind als gemeinschaftsstiftender Mythos
- 3. Wiederaufgreifen des Barbarossa-Mythos
- 4. Zusammenfassung
- IV. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entstehung des deutschen Kaiserreichs im Kontext der sogenannten Einigungskriege und analysiert den damit verbundenen Mythosbildungsprozess. Ziel ist es, die Rolle dieser Mythen bei der Schaffung eines deutschen Nationalbewusstseins und einer gemeinsamen Identität zu beleuchten. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit die kriegerischen Ereignisse zum Zusammengehörigkeitsgefühl beigetragen haben und ob ein "Mythendefizit" Deutschlands widerlegt werden kann.
- Die Ausgangslage im Deutschen Bund und der deutsche Dualismus vor den Einigungskriegen.
- Die militärischen Auseinandersetzungen (Deutsch-Dänischer, Deutsch-Deutscher Krieg) und ihre Bedeutung für die Reichsgründung.
- Die Rolle von Mythen (z.B. der aus dem Krieg entstandenen Nation, des französischen Erbfeindes) im Prozess der nationalen Identitätsbildung.
- Das Wiederaufgreifen historischer Mythen (z.B. Barbarossa-Mythos) im Kontext der Reichsgründung.
- Die Frage nach dem "Mythendefizit" Deutschlands und der Beitrag der Einigungskriege zur nationalen Identität.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung definiert den Begriff "Nation" nach Friedrich Meinecke und stellt die zentralen Forschungsfragen der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Entstehung des deutschen Nationalstaates im Kontext der Einigungskriege und fragt nach dem Mythos dieser Vereinigung, seinem Beitrag zur nationalen Identität und der Bedeutung der kriegerischen Auseinandersetzungen für das deutsche Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Arbeit wird einen historischen Überblick über die Ereignisse geben und den Fokus auf den Mythengehalt der Reichsgründung legen.
II. Von den Einigungskriegen bis zur Reichsgründung: Dieses Kapitel beschreibt den historischen Kontext der deutschen Einigung. Es beginnt mit der Darstellung des deutschen Dualismus im Deutschen Bund nach 1815, gekennzeichnet durch den Konflikt zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft. Die gescheiterte Revolution von 1848/49 verstärkte die Forderung nach nationaler Einigung. Bismarcks Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten markierte einen Wendepunkt, da er Preußens Hegemonie mit militärischen Mitteln durchsetzen wollte. Der Deutsch-Dänische Krieg (1864) um Schleswig-Holstein wird als erster Schritt zur Einigung dargestellt, gefolgt vom Deutsch-Deutschen Krieg (1866) gegen Österreich, der Preußens Vorherrschaft sicherte. Das Kapitel beschreibt die strategischen und militärischen Aspekte dieser Kriege und ihre Bedeutung für die spätere Reichsgründung.
FAQ: Seminararbeit zur Deutschen Reichsgründung
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Entstehung des deutschen Kaiserreichs im Kontext der Einigungskriege und analysiert den damit verbundenen Mythosbildungsprozess. Sie beleuchtet die Rolle dieser Mythen bei der Schaffung eines deutschen Nationalbewusstseins und einer gemeinsamen Identität. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, inwieweit die kriegerischen Ereignisse zum Zusammengehörigkeitsgefühl beigetragen haben und ob ein "Mythendefizit" Deutschlands widerlegt werden kann.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Ausgangslage im Deutschen Bund und den deutschen Dualismus vor den Einigungskriegen, die militärischen Auseinandersetzungen (Deutsch-Dänischer, Deutsch-Deutscher Krieg) und ihre Bedeutung für die Reichsgründung, die Rolle von Mythen (z.B. der aus dem Krieg entstandenen Nation, des französischen Erbfeindes) im Prozess der nationalen Identitätsbildung, das Wiederaufgreifen historischer Mythen (z.B. Barbarossa-Mythos) im Kontext der Reichsgründung und die Frage nach dem "Mythendefizit" Deutschlands und dem Beitrag der Einigungskriege zur nationalen Identität.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: I. Einleitung, II. Von den Einigungskriegen bis zur Reichsgründung, III. Mythengehalt der Einigungskriege und der Reichsgründung und IV. Fazit. Die Einleitung definiert den Begriff "Nation" und stellt die zentralen Forschungsfragen vor. Kapitel II beschreibt den historischen Kontext der Einigung, einschließlich des deutschen Dualismus und der Kriege. Kapitel III analysiert den Mythengehalt der Reichsgründung. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird der Begriff "Nation" in der Arbeit definiert?
Die Arbeit definiert den Begriff "Nation" nach Friedrich Meinecke (genaue Definition wird im Text der Einleitung erläutert).
Welche Rolle spielen Mythen in der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Mythen im Prozess der nationalen Identitätsbildung. Sie analysiert verschiedene Mythen, die im Kontext der Reichsgründung entstanden sind oder aufgegriffen wurden, wie den Mythos der aus dem Krieg entstandenen Nation, den französischen Erbfeind und den Barbarossa-Mythos. Die Arbeit fragt nach dem Beitrag dieser Mythen zur Schaffung eines deutschen Nationalbewusstseins und einer gemeinsamen Identität.
Wie werden die Einigungskriege in der Arbeit dargestellt?
Die Einigungskriege (Deutsch-Dänischer Krieg 1864, Deutsch-Deutscher Krieg 1866, Deutsch-Französischer Krieg 1870/71) werden als zentrale Ereignisse dargestellt, die zur Reichsgründung führten. Die Arbeit beschreibt die strategischen und militärischen Aspekte dieser Kriege und ihre Bedeutung für den Prozess der nationalen Einigung.
Was ist das Fazit der Arbeit?
(Das Fazit ist im Text der Kapitelzusammenfassung nur kurz angedeutet und wird im vollständigen Text der Seminararbeit detailliert ausgearbeitet.)
- Quote paper
- Dennis Schmidt (Author), 2011, Die Einigungskriege und die Gründung des deutschen Kaiserreichs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295917