Diese Arbeit beginnt mit einer Übersicht zur Entstehung, Bedeutung und Methodik der Shell-Studie 2002. Im weiteren Verlauf werden wir auf die drei wichtigsten Lebensbereiche - Schule, Familie und Freizeit – eingehen, um uns dann mit den Werten und Wertehaltungen der Jugend auseinander zusetzen, die wir zum Abschluss durch ein Experteninterview hinterfragen bzw. bestätigen wollen.
Unsere Vorgehensweise in dieser Ausarbeitung wird dabei sein, dass wir ausgewählte Statistiken der Shell-Studie aufzeigen und auswerten, um abschließend jeweils Hypothesen oder mögliche Gründe bzw. Ursachen zu suchen, weshalb sich die Lebenslage der Jugendlichen so darstellt, wie sie die Statistiken der Shell-Studie verdeutlichen.
Die Werteanalyse der heutigen Jugend ist ein weiterer Bestandteil dieser Ausarbeitung, dabei werden die Wertetypen Idealisten, Materialisten, selbstbewusste Macher und die zögerlich unauffälligen betrachtet und ihre Wertehaltungen interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurzübersicht - Shell Jugendstudie
3. Lebenswelt der Jugend (von Anne Behrendt)
3.1. Schule
3.2. Familie
3.3. Freizeitverhalten
3.3. Fazit
4. Werteorientierung und Wertewandel nach der 14. Shell Jugendstudie 2002 (von Frank Mattioli-Danker)
4.1. Was ist der Jugend wichtig?
4.2. Typologie der Werteorientierung in der Jugend
4.2.1. Demographische und soziale Struktur der Wertetypen
4.2.2. Lebensstandart versus sozialem Engagement
4.2.3. Toleranz versus Durchsetzungskraft
4.2.4. Fleiß versus Lebensgenuss
5. Fazit - Experteninterview
6. Literatur
1. Einleitung
Diese Arbeit beginnt mit einer Übersicht zur Entstehung, Bedeutung und Methodik der Shell-Studie.
Im weiteren Verlauf werden wir auf die drei wichtigsten Lebensbereiche - Schule, Familie und Freizeit – eingehen, um uns dann mit den Werten und Wertehaltungen der Jugend auseinander zusetzen, die wir zum Abschluss durch ein Experteninterview hinterfragen bzw. bestätigen wollen.
Unsere Vorgehensweise in dieser Ausarbeitung wird dabei sein, dass wir ausgewählte Statistiken der Shell-Studie aufzeigen und auswerten, um abschließend jeweils Hypothesen oder mögliche Gründe bzw. Ursachen zu suchen weshalb sich die Lebenslage der Jugendlichen so darstellt, wie sie die Statistiken der Shell-Studie verdeutlichen.
Die Werteanalyse der heutigen Jugend ist ein weiterer Bestandteil dieser Ausarbeitung, dabei werden die Wertetypen Idealisten, Materialisten, selbstbewusste Macher und die zögerlich unauffälligen betrachtet und ihre Wertehaltungen interpretiert.
2. Kurzübersicht - Shell Jugendstudie
Die Deutsche Shell Jugendstudie ist ein regelmäßig erscheinender Bericht über Werte und die aktuelle Lebenssituation Jugendlicher in Deutschland.
Sie gilt aufgrund ihrer hohen Realibilität und der sorgfältig und umfassend erhobenen Daten als Basiswerk der Jugendforschung und Jugendarbeit in Deutschland und genießt sowohl in Politik als auch bei den Medien und in der Fachwelt große Anerkennung.
Die Idee, eine umfassende Jugendstudie für Deutschland zu erstellen, wurde im Jahr 1952 geboren. Durch die akute soziale Unsicherheit, welche sich in den Nachkriegsjahren besonders in der damals heranwachsenden Situation zeigte, waren die Menschen, welche mit Jugendlichen oder im Jugendbereich arbeiteten in besonderem Maße gefordert.
Auf einem 1952 stattfindenden Kongress von Erziehern, Jugendbetreuern, Leitern von Jugendgruppen etc. wurde mehrheitlich ein dringender Bedarf nach verlässlichen, wissenschaftlich fundierten Unterlagen und Daten über Meinungen, Ansichten und Verhaltensweisen der Nachkriegsjugend im Bundesgebiet geäußert, um auf dieser Basis zielorientierte Konzepte erstellen und in der Praxis besser und zielorientierter arbeiten zu können.
Die zu einer solch umfassenden Datenerhebung notwendigen Schritte, zu denen z.B. die Durchführung von Umfragen gehört, genauso wie die Entwicklung entsprechender Methoden und die Auswertung von Fragebögen sind natürlich mit hohen Kosten verbunden. Die Deutsche Shell AG erklärte sich in diesem Fall bereit, das Projekt finanziell zu stützen und gab der Deutschen Shell Jugendstudie ihren Namen.
Nachdem der Wunsch nach einer umfassenden Jugendstudie also konkret formuliert und auch ein Finanzier gefunden war, wurde das Meinungsforschungsinstitut Emnid beauftragt, eine solche Studie durchzuführen. Diese erschien unter dem Titel „Jugend zwischen 15 und 24“. Diese erste Shell Studie war auch gleichzeitig die erste Repräsentativerhebung dieser Art auf dem Jugendsektor, und bis dahin auch die größte und umfassendste. Seitdem sind insgesamt 14 Shell Studien veröffentlicht worden. Seit 1952 also beauftragt die Deutsche Shell führende Forschungsinstitutionen mit der Erstellung von Jugendstudien. Das jeweils beauftragte Meinungsforschungsinstitut hinterlegt die Ergebnisse im Zentralarchiv für empirische Sozialforschung der Universität Köln, wo die Basisdaten dann für jedermann zugänglich sind, z.B. für eigene Forschungszwecke etc. .
Die Deutsche Shell beschränkt sich bei der Jugendstudie auf die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel und die Veröffentlichung der Ergebnisse und nimmt natürlich keinen Einfluss auf die Fragestellungen oder die Auswertung.
Mit der aktuellen Ausgabe, erschienen unter dem Titel „Jugend 2002“, feiert die Shell Studie ihr 50jähriges Jubiläum. Sie ist wie immer herausgegeben von der Deutschen Shell und im Fischer Taschenbuchverlag erschienen. Verantwortlich für die Konzeption und die Projektleitung der Shell Studie 2002 ist Klaus Hurrelmann. Die erhobenen Daten dieser 14. Shell Jugendstudie generieren sich aus einer Stichprobe von ca. 2.500 Jugendlichen aus alten und neuen Bundesländern im Alter von 12 bis 25 Jahren, die im Zeitraum von März bis April 2002 mittels eines standardisierten Fragebogens von geschulten Infratest Interviewern bezüglich ihrer Einstellungen und Orientierungen befragt wurden. Zur spezifischen Vertiefung wurden ergänzend 20 qualitative Portraits von systematisch ausgewählten Jugendlichen erstellt, welche besondere Formen von persönlichem Engagement aufweisen.
Die 14. Shell Studie hat vor allem zwei Themenschwerpunkte, zum einen das besondere Politikverständnis Jugendlicher und zum anderen den Wertewandel der Jugend in Deutschland. Sie beschäftigt sich umfassend mit den Werten und der Lebenssituation Jugendlicher und konzentriert sich dabei intensiv auf die Felder Schule, Familie und die Wünsche und Erwartungen der Jugend an die Zukunft.
Abschließend möchte ich noch auf das Erscheinen eines speziellen Jubiläumsbandes hinweisen, welcher den Titel trägt „50 Jahre Shell Jugendstudie, von Fräuleinwundern bis zu neuen Machern“. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenfassung der Entwicklung und der Daten der bisher erschienenen Shell Studien mit einem Überblick von 1952 bis heute, gestützt von zahlreichen Fotos und Illustrationen. Erschienen ist dieser Jubiläumsband im Ullstein Verlag.
von Axel Tilebein, LA GHR
3. Lebenswelt der Jugend
In diesem Kapitel soll erläutert werden, wie Jugendliche ihre Lebenswelt sehen. Dabei geht es insbesondere um die Bereiche Schule, Familie und Freizeit, welches nach Hurrelmann die drei wichtigsten sind für die Entwicklung in der Jugendphase und das Politik- und Werteverständnis prägen.[1]
3.1. Schule
Die Jugendphase wird heutzutage zum großen Teil in der Schule verbracht, da sich durch die „Bildungsexpansion“ die Schulzeit prägend verlängert hat. Aber trotz dieser ausgedehnten Ausbildungszeiten und den immer höheren Qualifikationsanforderungen stellte man in der Shell-Studie 2002 eine höhere Bildungsaspiration[2] fest. Mehr und mehr Schüler[3], unabhängig welcher bisherigen Schulform angehörig, streben nach einem hohen bzw. dem höchstem Schulabschluss das Abitur. Sie sind ambitioniert, ehrgeizig und sind sich bewusst, dass man einfache schulische Abschlüsse entwertet und somit hohe bzw. höchste Qualifikationen notwendig werden. Allerdings fand man heraus, dass die Bildungsaspiration vom sozialen Hintergrund der Jugendlichen beeinflusst wird. Während in den oberen Schichten das Abitur schon als fast selbstverständlich gilt, überwiegen bei den Unterschichtangehörigen eher die mittlere Reife oder der Hauptschulabschluss als Bildungsziel.[4] Somit ist Schule nicht nur eine gesellschaftliche Institution, die mit der Bildung und auch Sozialisation Jugendlicher beauftragt ist, sondern wird von Hurrelmann als „Vorentscheidungsinstanz“ über die zukünftigen Berufschancen gesehen und die damit verbundene soziale Stellung in der Gesellschaft.[5]
Dieses Streben nach einem hohen Bildungsabschluss stellte man bei den Mädchen verstärkt fest. Sie haben ihre Benachteiligung im Bildungsbereich tadellos beseitigt und überholen heute schon die Männer auf ihrem Bildungsweg. Dadurch haben sie auch „die besseren Ausgangspositionen für den Arbeitsmarkt“ und können optimistischer in die Zukunft blicken.[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die obige Abbildung stellt die Verteilung der Jungen und Mädchen in den jeweiligen Schulformen dar, wobei zur Übersicht noch in Altersstufen differenziert wird.
In der ersten Spalte, die die Gesamtzahlen der Schüler aufzeigt, ist erkennbar, dass die Jungen mehr auf den Hauptschulen vertreten sind und Mädchen auf den Gymnasien. Besonders ab dem 15. Lebensjahr zeigt sich eine Signifikanz zwischen der Anzahl der Mädchen (43%) auf den Gymnasien im Vergleich zu den Jungen (37%). Insgesamt stellt man fest, dass je älter die Schüler werden, desto häufiger sind sie laut dieser Statistik auf den Gymnasien zu finden.
Laut der Shell-Studie ist die besuchte Schulform aber nicht nur abhängig vom Geschlecht oder vom Alter, sondern auch von der sozialen Herkunft. Trotz verbesserter und grundsätzlich gleichverteilter Bildungschancen in unserem Land, ist die besuchte Schulform abhängig vom Bildungshintergrund der Schüler.[7]
Die nachstehende Abbildung macht dies erkennbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Abbildung zeigt auf, welche Schulform von welchen Schichtmitgliedern am häufigsten besucht wird. Die soziale Herkunft wird hier in fünf Schichten unterteilt, wobei sich unsere Erläuterungen zur Vereinfachung hauptsächlich auf die Unterschicht, Mittelschicht und Oberschicht beziehen. Die Zuordnung der Jugendlichen in eine der aufgeführten Schichten in der obigen Abbildung basiert in erster Linie auf dem Schulabschluss des Vaters, wobei der Wohnraum der Eltern, die geschätzte Anzahl der Bücher und die finanzielle Lage des Elternhauses auch eine Rolle spielen, um die soziale Herkunft zu bestimmen.
Laut dieser Statistik sind knapp die Hälfte der Jugendlichen aus der Unterschicht auf den Hauptschulen vertreten. Auf den Realschulen hingegen nur zu 22% und auf den Gymnasien noch weniger mit nur 15%.
Die Jugendlichen der Mittelschicht besuchen nur mit 20% die Hauptschulen. Sie sind häufiger auf den Realschulen (30%) und den Gymnasien (41%) zu finden.
Die Oberschichtangehörigen sind mit 65% mit Abstand am häufigsten auf den Gymnasien vertreten. Nur zu 18% besuchen diese die Realschule und an der Hauptschule (8%) ist die Anzahl noch geringer.
Insgesamt ist eine deutliche Korrelation[8] zwischen der sozialen Herkunft und der Schulform erkennbar, denn je höher die Schichtzugehörigkeit, desto höher die Schulform die man besucht und somit auch der Abschluss, den man erhält, was noch von folgender Statistik bestätigt wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hier ist es signifikant[9], dass von allen aufgeführten Schulabschlüssen die Jugendlichen aus der Unterschicht am häufigsten den Hauptschulabschluss (53%), aus der Mittelschicht den Realschulabschluss (46%) und der Oberschicht das Abitur (62%) erreichen.
Hier scheint es auch eine Korrelation zwischen der sozialen Herkunft und dem zu erlangenden Schulabschluss zu geben, der wiederum eng mit der zukünftigen beruflichen Laufbahn des Jugendlichen verknüpft ist.[10]
Wenn man sich diese Statistiken anschaut, scheint unter den Jugendlichen aufgrund ihrer Schichtzugehörigkeit eine Chancenungleichheit zuherrschen nicht nur im Bezug auf ihren sozialen Status in unserer Gesellschaft, sondern auch auf ihren schulischen Erfolg und somit auf ihre berufliche Laufbahn.
Schulischer Erfolg ist laut Shell-Studie von mehreren Faktoren geprägt. Zum einen spielt das Schulklima für die Jugendlichen eine wichtige Rolle, dass heißt fühlen sich die Jugendlichen wohl in der Schule, sind sie im Schulalltag integriert und haben sie Freunde mit denen sie gemeinsam Erfolg erleben oder auch Leistungsversagen verarbeiten können.
Zum anderen ist auch das soziale Netzwerk außerhalb der Schule wie z.B. die Familie von großer Bedeutung, welche den Jugendlichen unterstützen und stärken kann, um mit dem gesellschaftlichen Leistungsdruck umzugehen.[11]
Außerdem hat man in der Shell-Studie anhand von Daten erkannt, dass sich eine Gruppe (31%) von Jugendlichen mit einem sogenannten Bildungsrisiko entwickelt.
Merkmale der Jugendlichen, welcher zu dieser Gruppe zählen, sind fehlende oder nicht auszureichende Schulabschlüsse und persönliche Unsicherheit bzw. mangelndes Selbstbewusstsein angestrebte Schulabschlüsse und Berufswünsche zu erreichen.[12]
Die soziale Herkunft, sprich die Schichtzugehörigkeit der Familie des Jugendlichen, spielt meiner Meinung nach beim Bildungsrisiko eine bedeutende Rolle, da sie laut Shell-Studie im Zusammenhang mit der besuchten Schulform und dem damit verbundenen Abschluss steht, welcher wiederum die zukünftige Berufsausbildung bestimmt. Genau dieser „Teufelskreis“ beeinflusst dann erneut, je nach Erfolg bzw. Misserfolg, den Selbstwert und die persönliche Zielstrebigkeit des Jugendlichen. Außerdem spielt auch die Peergroup eine beachtliche Rolle, da sich auch hier beispielsweise mangelnde Integration auf das Schulverhalten und die innere Psyche des Jugendlichen negativ auswirken kann.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden wir auf die Bereiche Familie und Freizeit eingehen und deren Bedeutung für den Jugendlichen näher erläutern.
[...]
[1] Linssen, Leven, Hurrelmann; 2002; S. 53
[2] Bestrebung, Hoffnung, ehrgeiziger Plan
[3] Nur zur Vereinfachung für den Leser wählen wir hier ausschließlich die männliche Schreibweise, wobei die weibliche Geschlechterform je nach Textzusammenhang natürlich mit inbegriffen ist.
[4] ebd.; S. 65
[5] ebd. ; S. 54
[6] Linssen, Leven, Hurrelmann; 2002; S. 62f
[7] ebd. ; S. 64
[8] wechselseitige Beziehung
[9] bedeutsam, typisch
[10] Linssen, Leven, Hurrelmann; 2002; S. 74
[11] Linssen, Leven, Hurrelmann; 2002; S. 72
[12] ebd.; S. 71f
- Arbeit zitieren
- Frank Mattioli-Danker (Autor:in), Anne Behrendt (Autor:in), 2004, Sozialisation im Jugendalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29562
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