„Wenn der Ehrliche immer der Dumme ist, wird es in dieser Gesellschaft bald keine Ehrlichkeit mehr geben.“ Diese Aussage von HOMANN beschreibt sehr schön das Grundproblem der Wirtschaftsethik: In Zeiten der Globalisierung und dem damit einhergehenden, erhöhten Wettbewerbsdruck für Unternehmen, ist die vorherrschende Meinung, dass Moral und Rentabilität bzw. Gewinnstreben in Konflikt zueinander stehen. Handelt ein Unternehmen moralisch gut und bringt deshalb kostenintensive Mehrleistungen, besteht das Risiko, dass es gegenüber seinen Konkurrenten einen wirtschaftlichen Nachteil erleidet und u. U. sogar aus dem Markt austreten muss. Es besteht also die Gefahr der Ausbeutung jener Akteure, die moralische Vorleistungen bringen. Dieser weitläufigen Auffassung, dass Moral und Gewinnstreben nicht Hand in Hand gehen können, wollen HOMANN, PIES und SUCHANEK mit ihrem Ethikkonzept entgegentreten.
Das Konzept baut auf der These auf, dass Wettbewerb solidarischer ist als Teilen und Wirtschaft und Ethik nicht getrennt betrachtet werden dürfen, sondern als zwei Seiten einer Medaille gesehen werden müssen. Zur Lösung des Konfliktes wird die Ordnungsethik herangezogen. Zentral ist hierbei das Aufstellen einer Rahmenordnung, innerhalb derer es Regeln gibt, nach denen die Akteure handeln. Dabei wird darauf geachtet, die Interessen und Anreize der einzelnen Parteien zu berücksichtigen, um Kooperationsgewinne zu realisieren. So versuchen die Autoren, das Problem der Ausbeutbarkeit in den Griff zu bekommen, da alle Wettbewerber demselben Regel- und Anreizsystem unterliegen.
Im Rahmen der folgenden Arbeit soll geklärt werden, ob das Konzept „Ökonomik als Ethik mit besseren Mitteln“ nützlich sein kann, um moralökonomische Probleme zu lösen. Die Anwendbarkeit soll dabei im Besonderen am Fall „Enron“ überprüft werden. Der Energiekonzern Enron war im Jahr 2002 das siebtgrößte Unternehmen der USA und wurde als innovatives, erfolgreiches Unternehmen gefeiert. Allerdings zeigte sich bald, dass die guten Ergebnisse durch Tricks - wie beispielsweise Bilanzmanipulationen - erzielt wurden. Auch die vorhandenen ethischen Richtlinien wurde nicht eingehalten und stattdessen eine agressive „breaking-the-rules-Kultur“ gelebt. Es stellt sich also die Frage, welchen Beitrag das Konzept von HOMANN, PIES und Suchanek zum Fall ENRON hätte leisten können.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Bedeutung der Ökonomik für die Ethik
- 2.1 Der Konflikt von Moral und Wirtschaft bzw. Rentabilität
- 2.2 Dualismus
- 2.3 Ökonomische Theorie der Moral
- 3. Institutionenethik als Primat für ethisches Handeln
- 3.1 Zweistufigkeit der Ethik: Ordnungs- vs. Handlungsethik
- 3.2 Der systematische Ort der Moral
- 3.2.1 Die Rahmenordnung als Ort der Moral
- 3.2.2 Spielregeln vs. Spielzüge am Beispiel des Sportes
- 3.2.3 Verfall der Moral durch Moralisieren
- 3.3 Bedeutung von Dilemmastrukturen
- 3.3.1 Funktionsweise von Dilemmata am Beispiel des Gefangenendilemmas
- 3.3.2 Der Wettbewerbsprozess als typische Dilemmasituation
- 3.3.3 Ambivalenz von Dilemmastrukturen
- 3.3.4 „Tit for Tat“: Wie sich Normen selbständig entwickeln können
- 3.4 Anreizethik als Mittel zur Überwindung von Dilemmastrukturen
- 4. Der Fall Enron
- 4.1 Aufstieg und Verfall
- 4.2 Hintergründe des Unterganges
- 4.3 Enron Ethics
- 4.4 Anwendung des Konzeptes von HOMANN, PIES und SUCHANEK auf den Fall Enron
- 5. Fazit
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Konzept "Ökonomik als Ethik mit besseren Mitteln", das von Karl Homann, Ingo Pies und Andreas Suchanek entwickelt wurde. Ziel ist es, die Nützlichkeit des Konzeptes bei der Lösung moralökonomischer Probleme zu untersuchen. Dazu wird der Fall Enron als Praxisbeispiel herangezogen.
- Die Bedeutung der Ökonomik für die Moral
- Der Konflikt zwischen Moral und Wirtschaft
- Die Rolle der Institutionenethik als Primat für ethisches Handeln
- Die Bedeutung von Dilemmastrukturen im Wettbewerbsprozess
- Die Anreizethik als Mittel zur Überwindung von Dilemmastrukturen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die zentrale Problemstellung der Wirtschaftsethik, den Konflikt zwischen Moral und Rentabilität, aufzeigt. Kapitel 2 beleuchtet die Bedeutung der Ökonomik für die Moral, wobei die ökonomische Theorie der Moral eine zentrale Rolle spielt. Kapitel 3 erläutert das Konzept "Ökonomik als Ethik mit besseren Mitteln", wobei der Fokus auf der Ordnungsethik und ihrer Abgrenzung zur Handlungsethik liegt. Kapitel 4 analysiert den Fall Enron, ein Unternehmen, das durch Bilanzmanipulationen und Regelverstöße gescheitert ist. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, das die Nützlichkeit des Konzeptes im Hinblick auf den Praxisfall Enron kritisch beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Wirtschaftsethik, wie dem Konflikt zwischen Moral und Wirtschaft, der Rolle der Institutionenethik und der Bedeutung von Dilemmastrukturen im Wettbewerbsprozess. Zudem werden wichtige Konzepte wie die ökonomische Theorie der Moral, Anreizethik und das Gefangenendilemma behandelt. Der Fall Enron dient als Beispiel für moralökonomische Probleme und deren Auswirkungen.
- Quote paper
- Doris Scheuerle (Author), 2014, Das Ethikkonzept von Homann, Pies und Suchanek. Ökonomik als "Ethik mit besseren Mitteln", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295463