Einnässen, schwieriges soziales Verhalten, Lernschwierigkeiten, motorische Unruhe, fehlende Ausdauer oder Konzentrationsschwäche und andere Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, sind Phänomene, die ich in meiner beruflichen Praxis als Fachberater für Erziehungsstellen häufig antreffe. Meist sind die Bezugspersonen oder Fachleute - in meinem Fall die Facheltern von Erziehungsstellen- mit diesem Verhalten überfordert oder fragen sich, warum sich das Kind so verhält. Beschäftigt man sich näher mit den Biografien dieser Kinder, erfährt man zum Teil haarsträubende seelische und körperliche Misshandlungen und erhebliche Verlusterfahrungen.
In diesem Referat beschäftige ich mich mit den Folgen einer Frühtraumatisierung. Mir geht es hier nicht darum, welche Geschehnisse zu einer Traumatisierung führen. Auch die Bearbeitung der Folgen und die Fragen nach dem konkreten Handeln werde ich nur kurz am Ende behandeln. Es geht mir darum, auf zu zeigen, welche gravierenden und weitreichenden Folgen z.B. selbst eine einmalige seelische oder körperliche Misshandlung haben kann und was es zu einem frühkindliches Trauma werden lässt. In der Praxis erleben wir die Symptome einer Traumatisierung, ohne sie als solche zu erkennen. Hier geht es darum zu zeigen, wie dieses Verhalten entsteht, wie es sich aufgrund komplexer Vorgänge im Gehirn als Überlebensstrategie entwickelt.
Die Folgen einer Frühtraumatisierung zu verstehen und das Verhalten als Überleben zu begreifen, geht daher nicht ohne die hirnorganischen und neurobiologischen Prozesse zu betrachten. Dies wird der Schwerpunkt sein.
Nachdem ich im 3. Kapitel die neurobiologischen Zusammenhänge aufzeige, geht es im 4. Kapitel um die Auswirkungen im Verhalten der Kinder. Ich habe dabei bewusst auf konkrete Fallbeispiele verzichtet, um den Rahmen dieses Referats einhalten zu können. Auf die Frage, was das für unser sozialpädagogisches Handeln bedeutet, werde ich am Ende nur kurz eingehen und die m.E. wichtigsten 10 Interventionen vorstellen. Im Anhang füge ich für Interessierte eine umfangreiche Literaturliste an, auch mit Titeln die diesem Referat nicht zu Grunde liegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Trauma - Was ist das?
- 2.1 Definition und Abgrenzung
- 2.2 Kriterien für ein frühkindliches Trauma
- 3 Neurobiologische Auswirkungen eines Traumas
- 3.1 Hirnentwicklung als ein sich selbst organisierter aber durch Interaktion mit der Umwelt gelenkter Prozess
- 3.2 Hirnentwicklung als von außen störbarer Prozess
- 3.3 Auswirkungen eines traumatischen Geschehens auf die Hirnentwicklung
- 4 Auswirkungen im Verhalten
- 5 Die Bewältigung der Folgen: Sozialpädagogische Interventionen
- 6 Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat befasst sich mit den Folgen einer Frühtraumatisierung und untersucht die Auswirkungen auf die neurobiologische Entwicklung des Gehirns sowie auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Komplexität von Traumata und deren langfristige Folgen zu schaffen, um so die Notwendigkeit von frühzeitigen und gezielten Interventionen zu verdeutlichen.
- Die Definition und Abgrenzung des Begriffs "Trauma" im Kontext der frühen Kindheit
- Die Auswirkungen eines Traumas auf die neurobiologische Entwicklung des Gehirns
- Die Manifestation von Traumata in verschiedenen Verhaltensweisen
- Die Bedeutung sozialpädagogischer Interventionen bei der Bewältigung von Traumata
- Die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Verständnisses von Traumata und deren Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema des Referats vor und erläutert den Zusammenhang zwischen den Beobachtungen in der beruflichen Praxis des Autors und den Folgen einer Frühtraumatisierung. Das zweite Kapitel definiert den Begriff "Trauma" und beschreibt die Kriterien, die für die Diagnose eines frühkindlichen Traumas relevant sind. Das dritte Kapitel beleuchtet die neurobiologischen Auswirkungen eines Traumas auf die Hirnentwicklung und erklärt, wie traumatische Ereignisse die Entwicklung des Gehirns beeinflussen können. Im vierten Kapitel werden die Auswirkungen eines Traumas auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen näher betrachtet.
Schlüsselwörter
Frühtraumatisierung, Trauma, Neurobiologie, Hirnentwicklung, Verhalten, Sozialpädagogische Interventionen, Resilienz, Überlebensstrategien, Entwicklungspsychologie, Kindeswohl
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- Stefan Cornelius (Author), 2014, "Und nichts wird fortan so sein wie früher.“ Die Folgen einer Frühtraumatisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295328