Da Sprache von Sprechen kommt und nicht von Schreiben (vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München S. 9) ist gerade der Erwerb der Sprechkompetenz die klassische Motivation, eine Sprache lernen zu wollen (vgl. Nadorf S. 15). Bedenkt man, dass die Voraussetzung, in einer Fremdsprache erfolgreich zu kommunizieren vor allem in der Fähigkeit besteht, diese sprechen zu können, erscheint diese Annahme einleuchtend. Da die mündliche Sprachkompetenz entscheidend für den Erfolg in vielen Lebensbereichen ist, sollte der Erwerb und die Förderung von kommunikativen Kompetenzen ein übergeordnetes Ziel des modernen Fremdsprachenunterrichts sein, vor allem im Hinblick auf den beruflichen Kontext, in dem Heranwachsende besonders dann Erfolg verzeichnen werden, wenn sie in der Lage sind, in der Fremdsprache mündlich sach- und adressatengerecht zu kommunizieren. Auf Grund der besonderen Stellung des Englischen als Weltsprache und den damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen sieht der Kernlehrplan Englisch für den verkürzten Bildungsgang des Gymnasiums – Sekundarstufe I (G 8) Nordrhein-Westfalen den Aufbau kommunikativer Kompetenzen, insbesondere der mündlichen Kommunikationsfähigkeit zusammen mit der interkulturellen Handlungsfähigkeit, als ein Leitziel des Englischunterrichts an (vgl. KLP S. 11).
Vergleicht man diese Zielsetzungen jedoch mit der Realität, so sind die Ergebnisse aus der Unterrichtspraxis erschütternd. Denn „ein Drittel aller Schüler macht in einer Englischstunde kein einiges Mal den Mund auf“ (vgl. Kieweg S. 14), sodass sogar von einer Sprachlosigkeit im Klassenzimmer die Rede ist. Die Ergebnisse der DESI Videostudie belegen, dass vor allem die Sprechanteile der Lehrkräfte und der Lerner der oben genannten Zielsetzung nicht gerecht werden. Häufig unterschätzen Lehrkräfte ihren eigenen Sprechanteil im Englischunterricht, obwohl dieser im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch ist wie der aller Schülerinnen und Schüler zusammen. Da die Sprechzeit der Lernenden somit eindeutig zu gering ist, können der progressive Aufbau und die Förderung der Sprechkompetenz nicht gewährleistet werden. Betrachtet man zudem, dass bei der bereits geringen mündlichen Sprachproduktion der Schülerinnen und Schüler kaum zusammenhängende Äußerungen, die über die Satzgrenze hinausgehen, festgestellt werden, erscheinen die Ergebnisse der DESI-Studie noch schockierender (vgl. Helmke et al. S. 40f)...
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Genese des Themas
- 2. Anliegen der Referendarin
- 3. Verknüpfung der Lehrerfunktionen
- II. Thematisierung des Handlungsbedarfs
- 1. Legitimation des Konzepts
- 2. Beobachtung der Lerngruppe
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- 3. Fokus und Zielformulierung
- III. Planung des Konzepts und praktische Umsetzung
- 1. Bedingungen und Voraussetzungen zur Durchführung des Konzepts
- 2. Organisation und Ablauf der mündlichen Prüfung
- 3. Aufgabenformate und -inhalte
- 4. Bewertungskonzept
- IV. Dokumentation
- 1. Einblick in die Prüfungsvorbereitung
- 2. Prüfungsergebnisse
- V. Evaluation
- 1. Reflexion der Ziele
- 2. Reflexion der planerischen Entscheidungen
- VI. Fazit
- VII. Literaturverzeichnis
- VIII. Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit stellt ein Konzept zur Ersetzung einer schriftlichen Leistungsüberprüfung durch eine mündliche Prüfung in einer 8. Klasse im Fach Englisch vor. Ziel ist es, die kommunikativen Kompetenzen der Lernenden im Bereich Sprechen nachhaltig zu schulen und die Bedeutung der mündlichen Sprachproduktion im Englischunterricht aufzuwerten. Das Konzept soll den Anforderungen der Berufswelt gerecht werden, in der die englische Sprache zu 95 % mündlich verwendet wird.
- Aufwertung der Mündlichkeit im Englischunterricht
- Förderung der interaktiven Gesprächsfähigkeit
- Entwicklung eines Konzepts zur Ersetzung einer schriftlichen Klassenarbeit durch eine mündliche Prüfung
- Sensibilisierung der Lernenden für die Voraussetzungen erfolgreicher mündlicher Sprachproduktion
- Integration von authentischen Sprechaufgaben in den Alltagsunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Genese des Themas, das Anliegen der Referendarin und die Verknüpfung der Lehrerfunktionen im Kontext der Konzeption einer mündlichen Prüfung. Im zweiten Kapitel wird der Handlungsbedarf für die Entwicklung eines solchen Konzepts thematisiert, indem die Legitimation des Konzepts aus der Sicht des Schulministeriums NRW und die Beobachtung der Lerngruppe im Hinblick auf die mündliche Sprachproduktion erläutert werden. Der Fokus und die Zielformulierung des Konzepts werden ebenfalls dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich der Planung und praktischen Umsetzung des Konzepts. Es werden die Bedingungen und Voraussetzungen zur Durchführung der mündlichen Prüfung, die Organisation und der Ablauf der Prüfung, die Aufgabenformate und -inhalte sowie das Bewertungskonzept vorgestellt.
Im vierten Kapitel wird die Dokumentation der Prüfungsvorbereitung und der Prüfungsergebnisse behandelt. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Evaluation des Konzepts, indem die Reflexion der Ziele und der planerischen Entscheidungen im Mittelpunkt steht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die mündliche Sprachkompetenz, die kommunikative Kompetenz, die mündliche Prüfung, die Ersetzung einer schriftlichen Klassenarbeit durch eine mündliche Prüfung, die Förderung der Sprechfähigkeit, die Integration von authentischen Sprechaufgaben, die Sensibilisierung der Lernenden für die Voraussetzungen erfolgreicher mündlicher Sprachproduktion, die Lehrerfunktionen Organisieren und Verwalten, Leistung messen und beurteilen, Unterrichten, die Legitimation des Konzepts aus der Sicht des Schulministeriums NRW, die Beobachtung der Lerngruppe im Hinblick auf die mündliche Sprachproduktion, die Planung und praktische Umsetzung des Konzepts, die Organisation und der Ablauf der Prüfung, die Aufgabenformate und -inhalte, das Bewertungskonzept, die Dokumentation der Prüfungsvorbereitung und der Prüfungsergebnisse, die Evaluation des Konzepts, die Reflexion der Ziele und der planerischen Entscheidungen.
- Quote paper
- Jenny Kallenborn (Author), 2011, Konzept zur Ersetzung einer schriftlichen Klassenarbeit durch eine mündliche Prüfung in einer 8. Klasse im Fach Englisch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294817