Zygmunt Bauman sieht sich selber als „outsider“, ist jedoch einer der wichtigsten Soziologen, der aus postmoderner Sicht die Ordnung der Moderne, sowie die damit verbunden Ambivalenz betrachtet. Diese Arbeit setzt es sich zum Ziel die zentralen Aussagen Baumans aus den Werken Dialektik der Ordnung und Moderne und Ambivalenz herauszuarbeiten und die Rezeption dieser Werke in der Literatur darzustellen. Kernfragen werden hierbei die ordnenden Ambitionen der Moderne und den Nationalstaat behandeln. Hierbei gilt es die Begriffe Nation und Moderne genauer zu betrachten und zu definieren. Im Anschluss werden die Folgen der Charakteristika dieser beiden Begriffe erläutert und in Verbindung mit dem Antisemitismus und dem Holocaust gestellt. Warum gelang es in dieser Epoche ein so massives Feindbild zu schaffen? Wie konnte es nach Bauman gelingen, eine Bevölkerung zum Massenmord zu bewegen? Kritikpunkte zu all diesen Themen werden an den passenden Stellen angefügt und kommentiert werden. Themenübergreifende oder themenexterne Kritik wird zusätzlich in einem einzelnen Kapitel, dem Fazit vorausgestellt, dargestellt werden. Eine eigene Einschätzung der Werke Baumans und somit auch der in der Literatur geäußerten Kritik wird im Rahmen des Fazits folgen.
Innerhalb der Schriften Baumans sind Parallelen zu erkennen, laut Salzborn zu viele, um sie als eigenständige Werke aufzufassen. Dieser Kritikpunkt wird gleich zu Beginn dieser Arbeit aufgegriffen, da sich weitreichende Parallelen nicht abstreiten lassen, sie sich aber in der Verzahnung der Fragestellungen und Probleme erklären. Es ist gar unmöglich diese Arbeit so zu strukturieren, dass linear einem roten Faden gefolgt wird, ohne Rück- und Vorgriffe auf andere Kapitel zu vollziehen. Dies führt auch die massive Kritik, die Baumans Werk nah an die Schwelle des Eigenplagiats rückt, ad absurdum: Lars Rensmann wies auf die massiven Übereinstimmungen zwischen „Modernity and the Holocaust“ und „Dialektik der Aufklärung“ hin, wobei Bauman selbst nicht auf diese Gemeinsamkeiten eingeht. Es ist zwar richtig ist, dass Bauman selber keine Begründung dieser Doppelungen anführt – sie aber wahrscheinlich für selbsterklärend hält.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Nationalstaat
- Ordnung und Ambivalenz der Moderne
- Der Garten
- Die Wissenschaft
- Das Fremde
- Antisemitismus in der Moderne
- Inkongruenz der Juden
- Das prismatische Bild der Juden
- Moderne als Mittel der Vernichtung
- Unsichtbarkeit - der Feind der Moral
- Weitere Kritik an Baumans Ausführungen
- Fazit und eigene Einschätzung
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den zentralen Aussagen von Zygmunt Bauman in seinen Werken "Dialektik der Ordnung" und "Moderne und Ambivalenz". Sie analysiert Baumans Sichtweise auf die Ordnung der Moderne und die damit verbundene Ambivalenz. Die Arbeit untersucht insbesondere die ordnenden Ambitionen der Moderne, die Rolle des Nationalstaats und die Verbindung dieser beiden Themen mit Antisemitismus und dem Holocaust. Dabei werden die Begriffe Nation und Moderne definiert und die Folgen ihrer Charakteristika im Kontext des Antisemitismus und des Holocaust beleuchtet.
- Die ordnenden Ambitionen der Moderne
- Die Rolle des Nationalstaats in der Moderne
- Die Entstehung von Antisemitismus in der Moderne
- Die Ambivalenz der Moderne und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
- Die Frage, wie es in der Moderne möglich war, ein so massives Feindbild zu schaffen und eine Bevölkerung zum Massenmord zu bewegen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort stellt die Arbeit und ihre Zielsetzung vor. Es wird auf die zentrale Rolle von Zygmunt Bauman in der Soziologie der Moderne hingewiesen und die Bedeutung seiner Werke "Dialektik der Ordnung" und "Moderne und Ambivalenz" hervorgehoben. Das Kapitel "Nationalstaat" erläutert Baumans Konzept des "Universalisierungsehrgeizes", der durch die Aufklärung und die Französische Revolution entstand. Bauman argumentiert, dass die Moderne und der Nationalstaat bestrebt waren, die Gesellschaft zur "Gleichförmigkeit" zu bringen, indem sie eine strikte Ordnung und ein einheitliches kulturelles Ideal durchsetzten. Das Kapitel "Ordnung und Ambivalenz der Moderne" untersucht Baumans zentrale These, dass die Moderne durch einen Drang nach Ordnung geprägt ist, der jedoch mit der Ambivalenz der menschlichen Existenz kollidiert. Bauman argumentiert, dass die Moderne versucht, die Welt in ein Raster zu zerren, um Ordnung und Kontrolle zu erlangen, aber diese Ordnung letztendlich fragil und ambivalent bleibt. Das Kapitel "Antisemitismus in der Moderne" befasst sich mit der Rolle der Juden in Baumans Theorie der Moderne. Er argumentiert, dass die Juden aufgrund ihrer geografischen Zerstreuung und ihrer Nicht-Nationalität als eine "Inkongruenz" innerhalb der entstehenden Nationalstaaten wahrgenommen wurden. Diese Inkongruenz wurde in der Moderne als Bedrohung der Ordnung betrachtet und trug zur Entstehung von Antisemitismus bei.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Themen der Moderne und ihrer Ambivalenz. Zu den Schlüsselbegriffen gehören: Moderne, Nationalstaat, Ordnung, Ambivalenz, Antisemitismus, Holocaust, Inkongruenz, Fremde, Gleichförmigkeit, Kultur, Identität, Nation, Gesellschaft, und Differenz. Die Arbeit untersucht, wie die Moderne bestrebt war, eine Ordnung zu schaffen, die jedoch immer wieder durch Ambivalenz und Inkongruenz herausgefordert wurde. Besonders die Frage, wie sich Antisemitismus und der Holocaust im Kontext dieser ambivalenten Moderne entwickelten, steht im Mittelpunkt der Arbeit.
- Quote paper
- Robin Kramme (Author), 2015, Die Ambivalenz der Moderne bei Zygmunt Bauman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294771